DoHaRad‘nRoll
DoHaRad‘nRoll
vakantio.de/doharadnroll

Griechenland

Foilsithe: 17.06.2023

ICT-Radtag 19: Agkistro - Kato Nevrokopi  60 km 1000 hm - Drama 40 km 200 hm

Der griechische Teil des EV 13 ist eines europäischen Radweges nicht würdig und größtenteils kaum befahrbar. Die Steilheit der Anstiege und die Beschaffenheit der Wege bringen uns körperlich an unsere Grenzen und führen teilweise zu emotionalen Diskussionen zwischen uns. Dominique stellt zu Recht  mehrmals die Sinnfrage, die ich nicht schlüssig beantworten kann und will. Historisch ist die Wegführung nachvollziehbar, führt sie doch entlang der Metaxas-Linie, die ähnlich der Maginot-Linie in Frankreich ein Verteidigungswall an der bulgarisch-griechischen Grenze zur Verteidigung gegen die deutschen Angreifer war. Sie geht zurück auf den griechischen Diktator Ioannis Metaxas und besteht aus 21 Befestigungsanlagen, von denen einige wie das Fort Kallis noch erhalten sind. Den deutschen Angreifern gelang es jedoch, die Metaxas-Linie zu durchbrechen, die griechischen Truppen zu umzingeln und zur Kapitulation zu zwingen. Wir radeln bergaufwärts Richtung Fort Kallis, der Weg ist lang und mühsam, mehr als die Hälfte ist wegen Steilheit oder Wegbeschaffenheit nicht befahrbar. Oben sehen wir in der Ferne Teile der Befestigungsanlage. Nach einigen zusätzlichen Höhenmetern geht es wieder steil ins Tal.Der Weg ist grob geschottert und fordert in der Abfahrt höchste Konzentration. Dominique dreht es nach wenigen Metern das Rad weg und sie fällt hin - die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt. Inzwischen sind wir schon fast zwei Stunden unterwegs. Nach einigen km konzentrierter und anstrengender Abfahrt erreichen wir eine asphaltierte Straße, auf der wir im Anstieg durch  zwei Dörfer kommen. Nun beginnt der nächste 9 km lange Anstieg, auf einem Weg, der zu 80 % nicht befahrbar ist. Wir versuchen immer wieder zu fahren, steigen mindestens 30 Mal auf und ab. Auch das Schieben der Räder auf dem steilen, sandigen Boden und die vielen Mücken verlangen uns alles ab. Mehrmals müssen wir uns beim Schieben gegenseitig helfen. Nach rund 2h30 min sind wir nach 32 km auf dem höchsten Punkt bei 1200 m angelangt. Es ist 15.30 Uhr und unser Tagesziel Drama ist noch fast 70 km entfernt. Es ist ein Armutszeugnis für Griechenland, dass es dieses nicht einmal 100 km lange Teilstück des EV 13 nicht besser pflegt. Die Abfahrt auf der Sandpiste bis zur asphaltierten Straße gestaltet sich auch nicht einfach, und wir sind froh, dass es im Kafenion in der nächsten kleinen Ortschaft außer Kaffee auch etwas zu essen gibt. Es fängt nun auch noch zu regnen an, doch da müssen wir durch, sind es doch noch 55 km bis nach Drama. Die meisten km geht es bergab, nur noch ein Anstieg fordert uns, so dass wir um 20 Uhr im Hotel in Drama sind. Nach Bier, Ouzo, Tsatsiki und leckerem Fisch sind ein Teil der Strapazen des Tages vergessen. Während Harald den Tag verarbeitet und wie jeden Abend seinen Bericht schreibt, sinke ich todmüde ins Bett: ich bin fertig für heute und so froh, dass wir die heutige Etappe geschafft haben . 

Radtag (weg vom EV 13): Drama - Kavala 40 km

Morgens lassen wir es gemütlich angehen, es scheint mal richtig schön die Sonne. Beim Frühstück schauen wir dem Treiben auf den Wegen und Straßen zu. Heute haben wir nur eine kurze Strecke bis zur Küste nach Kavala, wo wir unseren treuen Begleiter Lothar treffen werden. Die ersten 25 km radeln wir durch kleine Dörfer - in einem machen wir eine Kaffeepause und treffen im Kafenio auf eine Besitzerin, die von ihrer Kindheit und Jugend in Erlangen schwärmt. Am Nebentisch sitzt ein Grieche, der in St. Gallen lebt und zwischen Griechenland und der Schweiz hin und her pendelt. Wir treffen auf zahlreiche Griechen mit Beziehungen zu Deutschland - der Hotelbesitzer hat sieben Jahre in Deutschland gelebt und dort studiert, der Mann, der die kleine Taverne in Kavala betreibt, war zwanzig Jahre in Villingen-Schwenningen und Düsseldorf. Alle denken gerne an die Zeit in Deutschland zurück und beklagen die schlechte wirtschaftliche Situation hier. Am Hotel treffen wir Lothar, der mit dem Flugzeug aus Stuttgart gekommen ist, sein Klapprad mitgebracht hat und uns auf zwei Etappen begleiten wird. Wir freuen uns sehr und sind begeistert. Es gibt viel zu erzählen. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt besuchen wir einige der Sehenswürdigkeiten wie das 270 m lange und 25 m hohe Kamares-Aquädukt aus dem 16. Jahrhundert, die über der Stadt thronende Burg und die Halil Bey Moschee. 

Freitag, 16. Juni: Ruhetag in Kavala

Nach mehr als 1000 km ohne Pause gönnen wir uns einen Tag Ruhe und Erholung bevor wir über Komotini wieder ins Rhodopen-Gebirge nach Bulgarien zurückkehren. Am Morgen nutzen wir die Zeit für Planungen und zum Lesen der Zeitung. Dann schwingen wir uns doch aufs Rad (es geht einfach nicht mehr ohne) und fahren 15 km auf der Küste Richtung Westen. In einem kleinen Ort am Meer setzen wir uns ins Strandcafé, schauen aufs Meer und haben Zeit zum Schwätzen. Am Abend sind wir in einer sehr guten Taverne in der Altstadt, wo Dominique und Lothar wie gewünscht Moussaka und ich Fisch bekommen. 

Radtag (ohne EV 13): Kavala - Komotini 100 km flach

Lothar ist schon etwas aufgeregt, was das Fahren einer so langen Strecke mit dem Dahon-Klapprad angeht. Doch um es vorweg zu nehmen, es ist für solch einen fitten Menschen und Radfahrer wie Lothar gar kein Problem. Er übernimmt sogar von sich aus bei den Passagen mit starkem Gegenwind Führungsaufgaben. Insgesamt ist die Strecke gut zu befahren, bietet aber landschaftlich nicht viel. Von der Küste ist außer in der Nähe von Kavala und bei einem Abschnitt nach 80 km nichts zu sehen. Es hat auch nur ganz wenig Verkehr, so dass wir uns mit einem Holländer, der auf dem Weg nach Georgien ist, während des Fahrens bequem unterhalten können. Eine seiner ersten Fragen ist, ob wir auch schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht haben. Er hat richtig Angst und versucht, die Dörfer zu meiden. Unterwegs machen wir Pause in Xanthi und bei einer Edelkonditorei in einem Dorf, wo uns die Augen angesichts des Angebots an Törtchen, Sahnestücken und Torten überlaufen. Wir wundern uns, wer das alles kauft, doch während der Zeit, die wir vor dem Geschäft beim Kaffee verbringen, halten zahlreiche Autos an. Lothar meint, dass hier nur die Oberschicht einkauft, die mit teilweise seltsamen Fahrzeugen von weit her anreisen (siehe Foto). Kurz vor Komotini machen wir doch noch ein paar Höhenmeter, da wir umgeleitet werden - ein großes Stück der Hauptstraße hat es einfach weggespült. 
Freagra (2)

Larissa
Das hört sich nach einer harten Etappe bis Drama an.. zum Glück habt ihr es mit Eurer Willenskraft wieder einmal geschafft. Auch wieder ein ‘Bravo’ an Lothar, der einfach mit dem Klapprad vorsus fährt.. - Wahnsinn(ige?) ❤️ 😋

Harald
Die Tour nach Drama war besonders hart, auch im psychischen Bereich. Und Lothar ist einfach der Beste!