Publié: 21.11.2016
Hat ein bisschen länger gedauert aber hier liebe Leute:
Hallo ihr Lieben! Habe es geschafft, bin wieder in Freiheit :)
Es war ne strenge, lange,irgendwie unangenehm aber gleichzeitig auch angenehme Zeit!
Aaalso ich Berichte jetzt mal ausführlich und wem das zu lang ist, der kann rznterscrollen, da Fass ich dann noch malkurz zusammen!
Am ersten Tag kamen wir an und jeder hat Bett und Platz im Essensraum und der Meditationen alle zugeteilt bekommen, alles war sehr einfach und klein (hatte was von Knast aber gemütlich, so offener Vollzug :D) dann gabs ne leckere Mahlzeit, ne Einführung und ne Meditation und schwupps ging es am nächsten morgen los!
Also so sah unser Tagesablauf für 10 Tage aus:
4.00 Morning Bell
4.30.- 6.30 Meditation
6.30 - 7.30 Frühstück
8 - 9 Gruppen Meditation
9 - 11 Meditation im Saal oder Zimmer
11 - 12 Mittagessen
12 - 1 Ruhezeit
1 - 2.30 Meditation in der Halle oder im Zimmer
2.30 - 3.30 Gruppen Meditation
3.30 - 5 Meditation in der Halle oder am Platz
5 - 6 Teepause
6 - 7 Gruppen Meditation
7 - 8.30 Diskurs
8.30 - 9 Letzte Meditation
9.30 Schlafen
Wie ihr seht, 10 Stunden Meditation pro Tag. Also das meditieren was ich vorher gemacht hab verhält sich ungefähr so dazu wie einmal im Jahr mit Freunden ins Freibad planschen zu Olympia Hoch Leistungs schwimmen..
Für die ersten drei Tage, haben wir nur Anapana Meditation geübt, dabei geht es darum Fokus und Konzentration zu lernen und man konzentriert sich auf Atmung und den Bereich zwischen Nase und Mund und nimmt jede kleine Sensation dort aktiv wahr. Danach folgt für die restlichen Tage die Vipassana Meditation - die Meditation mit der man lernt die Aufmerksamkeit auf externes komplett umzukehren und in sich hinein zu blicken. Man nimmt ganz bewusst jedes Sensation auf der Haut am ganzen Körper wahr (sei es nun prickeln, kitzeln, Luft, brennen, pochen, die Kleidung die darauf liegt..einfach alle echten Wahrnehmungen die halt dort sind). Und bei jeder Wahrnehmung bleibt man innerlich neutral.
Fürs Verständnis; was ist die ganze Theorie dahinter? Kurz gefasst: die Menschen leben im Leid, denn sie können die Realität nicht nehmen wie sie ist. Sie Verlangen nach Dingen die sich nicht haben und Vermeiden Dinge die ihnen nicht gefallen. Das führt zu Negativität und Leiden. In der Vipassana Mediation geht es um innere Reinigung, den Pfad zur Erleuchtung, dem Dhamma. Das erreicht man indem man Moralisch handelt (keinem Lebewesen Schaden, keine Drogen oder Alkohol), Konzentration und Weisheit erlangt. Die Weisheit die man erlangen soll ist das Erkennen der Wahrheit durch direkte Erfahrung und nicht nur auf intellektuellem Niveau. Nämlich das universelle Gesetz der Natur, dass alles impermanent ist (wie zum Beispiel der Windstoß, der gerade die Haut an meinem Arm streift). Wenn man das erkennt, verlieren die Dinge ihre Wertung, dann sieht man die Realität wie sie ist, ohne sie sich anders zu wünschen. Zum Beispiel Sitz ich da ne Stunde zum meditieren und hab keinen Bock. Wenn ich jetz aber schon die Weisheit erlangt hätte, dass alles vergänglich ist und die Realität ist wie sie ist, würde ich akzeptieren dort zu sitzen ohne mich wegzuwünschen oder negative Gefühle zu bekommen. Diese Wahrheit der Vergänglichkeit hat Buddha vor über 2000 Jahren entdeckt und anderen Menschen den Weg gezeigt. Es geht aber nicht darum dass man jetzt Buddha anbeten soll (Buddha heißt übrigends übersetzt 'erleuchtete Person', sprich Vllt bin ich auch bald Buddha haha) sondern, dass er einem helfen kann den Weg zu finden, gehen muss man ihn aber komplett selbst.
Interessanterweise hat die Wissenschaft mittlerweile raus gefunden, dass alle Materie aus subatomischen Partikeln besteht, die ständig auftauchen und verschwinden bzw dann ersetzt werden. Sprich die Welt wie wir sie wahrnehmen (fest und stetig) existiert so nur in unseren Köpfen um uns das Leben zu erleichtern. Genau wie ein Fluss, dem wir einen Namen geben und als etwas festes ansehen, im Endeffekt ist er eine einzige Bewegung. Somit steckt hinter dem ganzen abstrakten spirituellen Kram,schon ne ganze Menge Wahrheit und das was Buddha vor 2000 Jahren durch eigene Erfahrung herausgefunden hat wurde von der modernen Wissenschaft mit Hilfe von Messinstrumenten bestätigt.
Ich schreib jetzt einfach mal so meine innere Entwicklung von Tag zu Tag auf:
Tag 1: morgens Neugier, was kommt da auf mich zu?, langsam kommen die Rückenschmerzen, still sitzen geht gar nicht,Konzentration geht andauernd Flöten und ich erwische mich nach 15 Minuten nachdenken - ich soll doch nur auf meine Atmung achten!
Tag 2: langsam klappte besser mit der Konzentration, etwas weniger Gedanken kommen und wenn doch finde ich schnell zur Wahrnehmung der Atmung zurück, Rückenschmerzen werden immer schlimmer, Füße schlafen ein, Knie tun weh, still sitzen geht gar nich
Tag 3: Konzentration klappt wunderbar, Rückenschmerzen sind bestialisch, langweilig ist mir eigentlich nie, bin etwas ungeduldig und hab keinen Bock mehr mich auf meinen Atem zu konzentrieren! Erste Zweifel kommen auf - wenn ich kein Verlangen mehr nach Dingen habe, was wird mich denn dann motivieren? Ich verstehe das alles noch nicht so richtig. Ist doch gut wenn man Dinge schön finden kann,Negativität hin oder her!
Tag 4: Zweifel werden immer größer, das rumgesinge von dem Typen der den Kurs erfunden hat geht mir so krass auf die Nerven, bin gereizt, hab auch noch meine Tage, Ola (die Freundin die auch dort war) kommt mir so weit weg vor obwohl sie immer neben mir sitzt. Eine lustige Situation und wir müssen heimlich lachen - schön zu wissen, dass sie nicht nur eine leere Hülle ist haha. Heute lernen wir die richtige Vipassana Technik. Man erspürt Stück für Stück seine Körper und bleibt bei jeder empfundenen Sensation neutral, balanciert und ruhig.
Tag 5: Mein Rücken killt mich, ich hab keinen Bock mehr, ich denke dass das alles nichts für mich ist, ich glaube nicht daran dass ich erleuchtet werde, ich hab keinen Bock für immer auf alle Rauschmittel zu verzichten.. Ich will ein Bier! Ich will mein Verlangen nach Dingen nicht verlieren, ich will auch mal traurig, wütend und scheiße sein! Ist doch voll langweilig ohne.. Und was soll der ganze Scheiß,ich hab auch so voll viel Liebe und Mitgefühl in mir, dafür muss ich nicht erst alles Verlangen und Vermeiden ausradieren.. Ich flipp innerlich aus, mir tut alles weh und ich check nich warum die einerseits einen so dicht labern aber andererseits sagen man soll nicht glauben, erst wenn mans selbst erfahren hat.. Ich nehme alles ziemlich ernst an diesem Tag hahhah. Ich gehe zum Gespräch mit dem Lehrer, verdrücke ein paar Tränen und fühle mich erleichtert
Tag 6: es wird besser, Rücken Unterstützung bringts, Meditation läuft gut, Essen ist lecker, Ola und ich brechen das Schweigen, ich spüre dass dieMeditationstechnik etwas bringt und Beschliessemeine Zweifel beiseite zu legen
Tag 7: wieder Zweifel an dem ganzen Gequassel über 'misery' und cravings, als würde alles was uns gefällt uns süchtig machen - aber ich bin langsam total entspannt und gelassen, irgendwie fast gleichgültig hahah
Tag 8: alles ruhig alles easy, ich habe einen luziden Traum (einen Traum in dem man weiss dass man träumt und den !an steuern kann), langsam reichte mir mit dem Vipassana meditieren aber dank meiner neuen Gelassenheit komm ich damit zurecht.kann zum ersten Mal mein Bewusstsein von meinen Gefühlen und Gedanken unterscheiden (etwas woran ich vorher schon glaubte aber es nie geschafft hab es zu spüren - man sagt nämlich in spirituellen Kreisen der Beobachter, also dass was hinter dem ganzen steht und wahrnimmt, ist das wahre selbst, bzw so etwas wie die Seele)
Tag 9: heute noch mal ein Tiefpunkt, mittlerweile reden voll viele heimlich und mir fällt auf dass ich alles zu eng sehe und jeder einzelne so seine eigenen Problemchen mit der Situation hat. Ich fühle mich voll ausgelaugt und erschöpft - ich will nicht mehr meditieren.. Fühle mich fast depressiv und bin froh wenns morgen vorbei ist. Gegen abend hab ich noch mal ne gute Meditation
Tag 10: ich wache erleichtert uns glücklich auf, ab 10 dürfen wir sprechen und der Tag verläuft anders als üblich - alle sind gut gelaunt, alle lachen, Wehmut kommt auf, Erleichterung und Stolz. Wir habens so gut wie geschafft!
Nachts gibt es so ein heftiges Gewitter dass ich bei jedem Blitzeinschlag einen Elektroschock in meinem Herzen fühle :o
Tag 11: 4.30-6.30Unr, letzte Meditation, danach Früstück und putzen und dann ist es schon vorbei. Ich kann es nicht glauben, es kommt mir vor als wär ich einen Monat da drin gewesen
Zusammenfassend:
Jede Menge auf & Abs, generell bin ich aber wirklich immer ruhiger, konzentrierter und so weiter geworden! Mal abgesehen an den Zweifeln an der ganzen Theorie dahinter hab ich doch direkt gespürt wie gut die Meditation für mich ist, vor allem da ich ja tendenziell ein impulsiver Mensch bin. Ich hab viel weniger Ängste und das Gefühl mit der gewonnen Ruhe könnte ich alles durchstehen. Darum werd ich das auch definitiv weiter durchziehen!