Publié: 07.08.2021
1.8. Mahahual
Amelia kann ihren Bikini nicht finden. Damit fällt zumindest für sie der Morgenschwumm ins Wasser. Ich suche in der Lagune nach dem guten Stück, da wir vermuten, dass sie ihn am Stuhl am Steg liegengelassen hat und es ihn wegen des andauernden starken Windes ins Wasser geweht hat. Da der Wind zur Küste bläst, ist das Gebiet überschaubar und ich rechne mir doch einige Chancen aus, ihn zu finden. Doch des war nix. Später vor der Abreise findet sie ihn, oh Wunder, im Zelt wieder. Er hat sich wie ein Chamäleon an ihren Ruchsack geschmiegt und wurde bei der Suche vor meiner Tauchexpedition nicht entdeckt. Tja, nur gingen wir inzwischen schon einen Neuen kaufen, da wir morgen in Mahahual tauchen gehen wollen und dieses Unterfangen ohne Bekleidung doch eher provokativ wäre ;) Na ja, ein Ersatzbikini ist ja auch nicht übel…
Die Anfahrt nach Mahahual ist nicht gerade kurvenreich: die Strecke von ca. 120km kommt nur mit drei von ihnen aus, plus einmal Abbiegen. Wir fahren die erste Hälfte der Strecke lustigerweise auch dreimal, da wir unsere Wäsche in der Lavanderia in Bacalar vergessen haben… :) So, nun ist es das aber mit Urlaubsflops und wir beziehen ein wunderschönes kleines Häuschen mit Meerblick im Ökohotel Bluekay und machen uns auf, die Strandpromenade zu entdecken und nach Tauchanbietern Auschau zu halten. Von denen gibt es genug und wir hören vom schönsten Tauchplatz in Mexico, dem Atoll Chinchorro, welches ca. 30km vor Mahahual inklusive Leuchturminsel im Karibischen Meer liegt. Korallen und Unterwasserfauna sollen ihresgleichen suchen. Leider haben wir etwas Pech mit Buchen und verpassen gleich zweimal die letzten Plätze auf den Booten für Morgen. Somit buchen wir noch zwei weitere Nächte hier und hoffen, dass wir übermorgen mit einem bis jetzt noch nicht vollen Boot (fingers crossed) dann doch noch gehen können. Mahahual ist total entspannt. Genau die richtige Mischung aus Holbox und Celestun. Sehr wenig Touristen, ein Hausriff zum Schnorcheln und genügend Restaurants und Bars (ohne zu nervige Musik) um etwas Auswahl zu haben. Wir fühlen uns wohl und freuen uns auf den morgigen Day off ohne Programm und Pläne.
Zum Tagesabschluss bläst noch ein krasses Unwetter durch den Ort, das wir im Hotelrestaurant unter einem Vordach hautnah mitkriegen. Da der Regen und der Wind so laut auf das Dach prasseln, müssen wir uns ab und zu die Ohren zuhalten. Wir bestellen die wohl grösste Portion Nachos ever, ein Berg aus allem was man mit Nachos verdrücken kann. Die Portion würde für vier Erwachsene als Hautspeise reichen und wurde als Snack angepriesen! Zudem hat Amelias Suppenschale gefüllt mit Sopa de Lima ungefähr die gleichen Ausmasse wie eine Schüssel für 6 Personen in einer SAC Hütte! Wir reiben uns die Augen und überessen uns masslos, bevor wir uns nach ungefähr der Hälfte geschlagen geben müssen. Schade dass die Portionen völlig überdimensioniert sind und wohl vieles im Eimer landet… Immerhin, den Rest Nachos lassen wir uns als Mittagessen für Morgen einpacken. Etwas Foodwaste minimiert, dennoch sind die Portionen sinnlos zu gross.
2.8.-6.8. Mahahual
Roman schläft aus und ich nutze den Morgen um am Strand Yoga mit Carolina zu machen. Carolina ist so um die 60 Jahre alt, herzlich und sehr charismatisch. Ihre tägliche Yogastunde um 7:00 Uhr passt sie dem Können und Wissen ihrer Mityoginis an. Heute bin ich die einzige Person und so fliessen wir gemeinsam durch die Ashtangas. Den feinkörnigen weissen Sand unter der Matte spürend, eine leichte Brise den Körper umspielend und das Rauschen des Meeres in den Ohren, dazu die aufgehende Sonne mit allen orange und rosa Farbtönen am Himmel…. Nach diesem Fest für die Sinne fühle ich mich bis ins Innerste entspannt und wach zugleich. Breathe in … breathe out.
Danach frühstücken wir am Strand, schreiben, lesen und machen uns parat für unseren Schnorchelausflug am Hausriff. Wir werden nicht enttäuscht: das Leben unter Wasser in Mahahual ist reich und farbenfroh! Wir sehen Muränen, Porcupinefische, Steinfische, eine Seeschnecke mit imposantem Haus beim Futtern (sooo cool!), scheue Stingrays, ein Schlängchen und Langusten, nebst einer Vielzahl bunter tropischer Fische. Es macht einem glücklich und wir schnorcheln mehrere Stunden lang. :)
In Mahahual werden wir Zeuge, das mit „Gesetzesbrechern“ nicht zimperlich umgegangen wird: Bei einem späteren Promenandespaziergang sehen wir, dass ein paar Locals dabei sind zwei neue Verkaufshäuschen aus massivem Holz zu bauen. Wir sind bitzli erstaunt darüber – erstens hat es schon so viele und zweitens bauen sie die Stände in der „Seegras-Zone“: Mahahual und eigentlich die ganze Ostküste Mexicos „leidet“ gerade sehr unter einem Schwall von Seegras welches tagtäglich an die Strände gespült wird. Es hat massenhaft davon, das die Anwohner mit Schubkarren Ladung für Ladung wegtragen, eine Sisiphusbüetz. Das „Sargaso“ im Wasser ist an sich nicht so schlimm, man muss für ein paar Meter hindurchwaten und danach hat man freie Sicht. Aber einmal am Strand – und falls niemand das Seegras wegräumt – beginnt es sich mit der Hitze der Sonne in eine braune, (sorry) kackähnliche Masse zu verwandeln, die so richtig übel daherstinkt! In Mahahual hat es zwei Promenadenabschitte an denen du dir die Nase zuhalten musst, jedenfalls wenn du einen empfindlichen Riecher und Magen hast. Und eben, diese 2 neuen Verkaufsbuden wurden genau zwischen den beiden Seegraszonen aufgestellt. Nun gut. Den ganzen Tag werkelten sie daran herum und bis am Abend stand jeweils das ganze Grundgerüst und ca. 2 Seitenwände. Am nächsten Morgen auf dem Weg zu unserem Tauchabenteuer sehen wir das beide Buden grobschlächtig mit der Säge abgeholzt wurden. Wir fragen bei ein paar Anwohnern nach und uns wird erklärt, dass die Erbauer keine Genehmigung hatten für die Stände. Ergo wurden sie kurzerhand von der Polizei in der Nacht zersägt.
Wir tauchen an 2 Tagen mit dem Tauchteam von Amigos del Mar. (Wir mussten fast diesen Tauchshop wählen, denn sie haben 6 Katzen die dort wohnen und die ganzen heissen Tage verschlafen). ;)
Elin aus der Bretagne und Juan aus Argentinien sind unsere Guides. Am 1. Tag machen wir 2 Tauchgänge am Hausriff. Während wir die Unterwasserwelt geniessen, geht Juan mit einem Kollegen in die Tiefe um Lionfish zu jagen. Lionfish sind diese wunderschönen, aber giftigen Fische, die ein bisschen wie Korallenblumen aussehen. Sie sind jedoch hier in Mahahual nicht heimisch und vermehren sich, da natürliche Fressfeinde fehlen, invasiv. Wenn man den Lionfisch aber filetiert – schön vorsichtig, denn auch die Innereien enthalten Gift – kann man ihn essen. Und anscheinend macht er sich sehr gut in einem Ceviche, wie uns Elin erklärt. Sie isst nur Lionfish, da es der einzig ethisch vertretbare Fisch ist in Mahahual. Juan und Lucas machen grosse Jagdbeute! Es hat so viel Fisch, dass sie uns kurzerhand zum Ceviche einladen. Dazu sagen wir gerne ja. Leider werde ich wieder seekrank, bzw. Benzingeruchskrank und habe schwersten Wellengang an Land. Ich gehe also nach Hause um zu schlafen und Roman geht ins Divecenter um das Ceviche ohne mich zu geniessen. Gegen Abend geselle ich mich wieder zur Truppe und es kommt aus, dass sie noch gar nicht essen konnten, da eine grosse Touristengruppe auftauchte, die tauchen wollte.
So werden wir kurzerhand zum Abendessen bei ihnen zu Hause eingeladen. So schön! In der gemütlichen WG lernen wir einen ganzen Haufen sympathischer und interessanter Menschen kennen: Emilio, Koch und Kindergartenfreund von Juan, Maria die Kombucha-Queen von Mahahual die ihre Kreationen in Feinkostläden und -restaurants verkauft und mir wertvolle Tipps gibt, René Spitzenkoch aus Chile, der als letztes „Chef der Fermentation“ war und genauso gerne über Kochgenuss diskutiert wie wir. Südamerikanische Weltenbummler und der Abend und das Essen um 22:00 Uhr sind herrlich lecker, gemütlich, bunt und laut – so wie es sein soll. Wir geniessen den Austausch sehr.
Nach einem weiteren Schnorcheltag mit Yoga am Morgen (diesmal ist auch Roman mit von der Partie) verlängern wir unseren Aufenthalt nochmals um eine Nacht und danach geht es auf ans Atoll von Chinchorro. Hier machen wir 3 Tauchgänge. Und was für welche! Auf Chinchorro schwimmen Ammenhaie mit dir mit. Sie verhalten sich ein bisschen wie Hunde: legst du dich auf den Sand, schwimmen sie unter deinen Bauch oder legen sich vor dir auf den Boden. Juan füttert sie mit Lionfish, die er frisch erlegt. Dieses Prozedere kennen die Ammenhaie natürlich schon und wissen, dass es Futter gibt, wenn Juan da ist. Die Idee dahinter ist unter anderem die Haie auf den Geschmack der Lionfish zu bringen, damit sie mit der Zeit selbst diese Eindringlinge jagen und fressen. Diese „Erziehung“ wird auch an anderen Orten so praktiziert und scheint zu funktionieren. Ausser diesem Wahnsinnserlebnis sehen wir einen riesigen Lobster! Er ist fast ein Meter gross und wirkt wie von einem anderen Planeten. Der muss schon ewig dort leben. Auch an Land sehen wir wieder allerlei lustige Tiere und Insekten. Um unsere Cabaña herum wohnen Einsiedlerkrebse, zum Teil auch in stattlicher Grösse. Oder es hat 3cm lange wespenartige Insekten, denen man beim Sandlöcher buddeln zuschauen kann. Natürlich hat es auch hier viele Hunde die allen zu gehören scheinen und einfach zum Dorfbild gehören. Manche haben auch Namen, gehen mit den einen Touristen auf Joggingtour um mit anderen am Strand Kokosnuss-Apportieren zu spielen.
Was uns bleibt von Mahahual ist die absolute Gemütlichkeit und Ruhe die wir hier geniessen und tanken konnten. Dazu tragen auch die vielen Fahrräder bei, das Fortbewegungsmittel Nummer eins.
Wie auch Tierra verde, das wohl schönste vegane Restaurant am Äquator mit hervorragendem Essen.
Und die Menschen die wir kennenlernen durften und uns so herzlich aufgenommen haben, und sei es nur für 5 Tage. Wir sagen Danke!