Melanie
Trinkt ein Gläschen Boschendal für uns mit ;-)Publié: 22.02.2019
Ich frag mich was sich wohl die Pinguine am Boulder Beach denken müssen. Da sitzen, stehen oder lümmlen diese niedlichen Viecher an diesem wunderschönen mit großen Bouldern (wer hätts gedacht) gesäumten Strand und fragen sich bestimmt wer jetzt hier wohl eingesperrt ist bzw. wer hier wohl wen beobachtet. Man kann die Szenerie nur schwer beschreiben. Man zahlt nach südafrikanischen Verhältnissen ein erkleckliches Sümmchen um in einen abgezäunten Bereich zu gelangen um dann wiederum über angelegte Wege zu den Holzplattformen zu gelangen um dort eben die Pinguine zu beobachten. Dort steht man dann mit ca. 150 weiteren Touris und versucht ein ganz besonderes Bild zu knipsen auf dem nach Möglichkeit alles so aussieht als wäre es NICHT so wie oben beschrieben. Daheim zeigt man die Bilderchen dann seinen Freunden und alle sind sooo Beeindruckt von der wunderbaren Natur. Wie hätt der Monaco dazu gesagt: A rechter Scheißdreck is'! Wir haben das glücklicherweise nicht gemacht, sind einfach am Strand weitergelaufen hin zum öffentlichen Teil und siehe da, viiieeeel weniger Menschen und Pinguine die einem vor die Füße schwimmen. Wie immer ist es so dass diese abgepackten Touri-Veranstaltungen nicht viel mehr hinterlassen als einen faden Nachgeschmack.
Ähnlich aber weitaus weniger schlimm war es beim Trip nach Robben Island - das Gefangnis in dem Mandela einen großen Teil seines Lebens mit dem Klopfen von Steinen verbracht hat. Hier geht's natürlich um ein wichtiges Stück Menschheitsgeschichte und der Ort vermittelt schon eine gewisse Grausamkeit und Trostlosigkeit. Auch hier war eine Stadtführung mit einem der Free Walking Tour Guides in Kapstadt weitaus interessanter, da hier der Guide einfach Geschichten aus dem Leben erzählt und nicht einfach nur ein Skript runtergebetet hat.
Das Land und unser Trip ist bisher wirklich ein Traum und ich kann kaum erwarten was als nächstes kommt. Allerdings fehlt mit hier ein bisschen die Möglichkeit Dinge selbst zu erkunden. Gerne wäre ich in Noordhoek einen der schönen Berge hochgestiegen oder mit dem MTB hochgefahren. Davon wird einem aber wirklich von jedem abgeraten. Gefahr des Überfalls zu groß! Somit war auch der geplante Aufstieg auf den Tafelberg passe. Zu mindest hab ich mir mal das MTB unseres AirBNB Gastgebers geschnappt und bin den Chapmans Peak Asphaltpass hochgekurbelt - sicherlich auch eine der beeindruckendsten Küstenstraßen der Welt.
Inzwischen sitzen wir in einem traumhaften alten Gutshaus (Baujahr 1685) in Paarl (der Weinregion Südafrikas) mit Swimmingpool und wunderschönem Garten der von Obstplantage und Weingärten umgeben ist. Dahinter ragen dann Berge wie im alpinen hochgebrige empor. Sobald man das Anwesen verlässt findet man sofort wieder ziemlich runtergekommene Townships der übleren Sorte (richtige Blechhütten). Das gilt im übrigen für die meisten Weingüter hier in der Gegend. Nie in meinem Leben haben ich einen größeren Gegensatz von absolutem Reichtum und umwerfender landschaftlicher Schönheit zu erbärmlicher Armut gesehen. Das ganze macht aber insofern Sinn als dass die meisten Schwarzen wohl für sehr wenig Lohn eben diese Weingüter in Schuss halten. Nicht selten unterhalten die Weingüter selbst noch riesige Parks mit Gärten, Spielplätzen, Restaurants und der gleichen. In diesen kann man dann easy ganze Tage wie im Schlarraffenland verbringen. Ich will hier nicht meckern.... es gibt wirklich schlimmeres. Der Realitätscheck kommt dann aber wieder abrupt bei der Ausfahrt aus den meist sehr pompösen Gates. Oder eben wenn man mitten bei der Einnahme eines vorzüglichen Mahls zweimal von seinem Kind (Jonah) in vollem Strahl angekotzt wird - Jup das ist passiert. War wohl eine der bekannten 24 Stunden-Viren.
Abschließend komm ich nochmal zur Überschrift. Manchmal stellt man sich die Frage, wer hier eingesperrt ist: Der Pinguin oder der Mensch. Man ist hier mitten im Paradies aber dies eben zu dem Preis, dass man sich selbst dafür die meiste Zeit wegsperren muss.