Nai-publish: 17.04.2019
Eine Altstadt wie aus der Zeit gefallen. Geheimnisvoll, entrückt, unbegreiflich. Man schlendert durch eine mittelalterliche Filmkulisse. Die zweitälteste Stadt der Welt weist eine wechselvolle Geschichte auf, hat ihre Blütezeit Mitte des 16. Jahrhunderts erlebt, ist bis 1945 in Vergessenheit geraten. Ganze Familien einschließlich dem Vieh lebten in den Fels gehauenen Höhlenzimmern, in unbeschreiblich bedauernswerten hygienischen und gesundheitlichen Umständen. Ein Maler und Schriftsteller, vor allem aber seine Frau machte die Öffentlichkeit auf diese "nationale Schande" aufmerksam: "Und Christus kam nur bis Eboli" von Carlo Levi beschreibt das ganze Ausmaß des Elends. Jede Familie hatte vier bis fünf Kinder, die Kindersterblichkeit lag bei 50%! Als man die Höhlen öffnete, waren fast alle Kinder krank bis schwerkrank. Die Weltöffentlichkeit erfuhr von der "Schande Italiens" - die Basilikata, wie diese Gegend heißt, war eine von der Politik vernachlässigte, verdrängte Region irgendwo in Süditalien.
Die Höhlen verfielen, nachdem alle Bewohner zwangsumgesiedelt wurden. Im Casa Noha gibt es eine 45 minütige Videovorführung, die in einem Raum beginnt und dann in anderen Kammern dieser Höhle fortgesetzt wird - sehr beeindruckend.
Seit Matera als Kulturhauptstadt Europas ausgewählt wurde, hat man die Stadt mit großem Aufwand restauriert. Die Abendstimmung ist faszinierend, man fühlt sich in eine völlig andere Zeit versetzt.