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Caminata de otoño

Publicado: 22.10.2024

Herbstwanderung

Viele Wetter-Apps verwirren den Wanderer. Was so ähnlich für Köche gilt, kann auch an diesem Sonntag für unsere Wandergruppe gelten. Es liegt eine Nebelfront über dem Kraichgau. Schade!

Nach einem nahrhaftem Frühstück machen wir uns mit unserem Besuch aus Westfalen auf den Weg, um an der diesjährigen Herbstwanderung teilzunehmen. Es wird nur ein Teil der Himmelfahrtgruppe dabei sein. Macht nichts, wir freuen uns auf jeden Fall. Wanderführer ist wieder Thomas, der Mundartdichter und Kenner des Kraichgau. Er ist vorher mit seiner Frau Michaela jeden Kilometer schon einmal abgeschritten und kennt bestimmt jeden Baum auf der Strecke persönlich. Zudem bleibt er uns Neugierigen keine Antwort schuldig – er kennt sich wirklich sehr gut aus. Dazu kommen  Geschichten, Anekdoten und die jeweiligen örtlichen Besonderheiten.

Als Startpunkt war der Parkplatz des „ZfP“ (Zentrum für Psychiatrie Nordbaden) Wiesloch auserkoren. Platz für sehr viele Autos. Auch die Geschichte zu diesem riesigen Gelände wurde uns von Thomas erklärt. Obwohl es hier sehr schöne Häuser aus dem Gründungsjahr 1903 gibt - deren Nutzung war nicht immer „schön“ zu nennen.

Wir spazieren durch den Park des ZfP zum Friedhof hoch. Durch den Nebel entstand eine merkwürdige Stimmung. Hier ist unter anderem auch eine „Berühmtheit“ beigesetzt worden: der Blumen-Peter. Der wurde in Mannheim als armer Blumenverkäufer durch die Gaststätten geschickt, um etwas zum Unterhalt der Familie beizutragen. Leider hat er nie eine Schule besuchen können. Da er kleinwüchsig war und unter Asthma litt, war er wohl auch oft ein Opfer für Spott. Sein Spruch: „Kaaf mer ebbes ab“ ist aber in Mannheim und Umgebung noch immer bekannt. Auch er war  Patient in der ZfP und starb dort. Sein Grab wird noch immer mit Blumen geschmückt.

Dann kam der wohl schönste Abschnitt dieser Wanderung, ein Hohlweg der besonderen Art: die „Weiße Hohle“ ist ein bis zu acht Meter tiefer Einschnitt im Lössboden am Ortsrand von Nussloch. Der Weg wird heute nicht mehr als direkte Ortsverbindung Nussloch – Maisbach genutzt. Wurzelwerke diverser Bäume sowie die Höhlen kleiner und großer Tiere wirken auch im Nebelgrau beeindruckend. Zudem geht der Weg ständig bergauf. Etwas anstrengend, aber wunderschön.

Beeindruckend auch der riesige Nusslocher Steinbruch. Der Kalkstein wurde hundert Jahre lang für das Leimener Zementwerk gebraucht und mit einer fünf Kilometer langen Seilbahn dorthin transportiert. Heute ist die Bahn weitgehend abgebaut. Es gibt einen Verein "Materialseilbahnfreund Nußloch“, der sich seit 2017 um dieses historische Erbe der Region kümmert.

Wir sind am Hofgut Lingental pünktlich zu unserer Mittagspause eingetroffen. Eine Ansammlung diverser Gebäude, die heute alle für Veranstaltungen verschiedener Größen genutzt werden. Dazu ein See, der zwar künstlich angelegt wurde, aber ungeachtet dessen sehr schön romantisch im Nebel lag und umrundetet werden kann.

Uns war in OG ein Raum reserviert worden, mit einem beheiztem Ofen – sehr angenehm. Der Himmel wurde im Laufe des Mittags immer klarer und bot eine schöne Aussicht auf den Teich und den dahinter liegenden Hügel. Das Essen war sehr gut und ausreichend für hungrige Wanderer. Einige Menschen aus der Gruppe waren neugierig auf die große Kuchenauswahl – ich schaffte nach dem reichhaltigen Mahl nur einen Espresso.

Dann folgte noch ein kürzeres Stück Wanderung nach Leimen, um dort in den Bus zu steigen und wieder zum ZfP-Parkplatz in Wiesloch zu gelangen. Bestimmt waren nicht nur meine Füße dankbar für diesen Abschluss einer sehr schönen Wanderung. Und als wollte sie uns noch einen Gefallen erweisen, tauchte auf den letzten Kilometern doch noch die Sonne auf.

Vielen Dank wieder an Thomas für diese schöne Wanderung mit vielen Erklärungen und Hinweisen, die wir Nordlichter sonst nie erfahren hätten.

Bis bald!

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