Published: 02.11.2017
31.10.
wer nichts mehr über technische dinge hören und lesen will...
obwohl das hostel direkt an der
hauptstraße liegt, die von huancayo nach ayachucho führt, war die nacht
einigermaßen ruhig.
Das zimmer ist zwar sehr warm mit schwarzen kleinen
quälgeistern, aber dank mückenspray blieb ich in der nacht
verschont.
heute erst in der peruanischen presse, obwohl schon vor zwei tagen passiert.
Heute will ich strecke schaffen und
fahre früh los. Alles pista, wird mir gesagt.
Es ist schon sehr
warm. Kein wölkchen am himmel. Schon nach einer halben stunde kommt
der hinweis „obras“ - das lässt nichts gutes vermuten. Die
pista wird umgeleitet und dort, wo eine brücke über den rio mantero
führen soll, ist nichts.
Das sind dinge, die mir nicht widerfahren dürfen.
Umgestürzte und die fahrbahn versperrende bäume und
brücken, die es nicht mehr gibt und deren fehlen große umwege
erfordern.
Also mache ich mich in schotter und spuirrillen auf die
suche nach der brücke. Keine hinweisschilder, niemand, der mit
grünen seite seines schildes die weiterfahrt erlaubt – fantasie
ist gefragt. Ich folge einfach mal einem ausgefahren weg in der
hoffnung, dass dieser auch noch anderen autofahrern benutzt wird und
mich zur brücke führtt.
Ich lande vor der haustür eines
lehmhauses. Hier will ich nicht hin. Und bevor hunde mich bemerken
mache ich mich schnell wieder auf den rückweg.
Hier ist alles sehr
trist. Die häuser sind der prallen sonne ausgesetzt, keine
gemüsegärten, kein leben. Nur die baumaschinen, die im hintergrund
ihre geräusche machen.
Ich fahre wieder ein stück zurück und sehe
tatsächlich eine schotterstraße, die richtung fluss und zu einer
behelfsbrücke führt.
Sie sieht ganz stabil aus und verlangt von mir
einen guten gleichgewichtssinn. Es gibt zwei holzbohlen, die für die
autos gedacht sind, dazwischen liegen dünnere bretter, die mehr der
statik dienen, als dass sie befahren werden solllten. Also höchste
konzentration und zügig rüber, bevor die vepse einen linksdrall
kriegt und zwischen den bohlen landet. Dann noch etwas schotter und
es gibt wieder „pista“!
Die landschaft im tal ist wieder grün
und frühlingshaft, die berge um mich rum werden nur noch von
büschelgras bedeckt. Es kommt mir vor, als ob ich in einer anderen
klimazone gelandet bin. Endlich wieder pista! Es lässt sich sehr gut
fahren, angenehme kurven, die vepse schnurrt. Mein navi sagt mir,
dass ich gegen 17:00 uhr an meinem ziel andahuaylas ankommen werde.
Doch davon soll bald keine rede mehr sein. Das ruckeln macht sich
wieder bemerkbar. Ich bin noch guten mutes. Es gab ja wieder kräftige
höhenunterschiede, also muss wohl die düse wieder ausgetauscht
werden. Doch das hilft nicht richtig. Die ruckler kommen in
unregelmäßigen abständen wieder, einmal geht der motor kurz aus,
die wegfahrsperre leuchtet auf, dann aber ist der motor wieder da.
So
kann es nicht bleiben. Meine vermutung ist, dass ich das zündkabel,
das zum kerzenstecker führt, nicht weit genug abgeschnitten habe und
die zündkerze nicht ausreichend strom versorgt ist.
Ok – ich
nehme mir dafür huanta vor, das auch schon nach der nächsten kurve
die autofahrer begrüßt. Eine tankstelle ist gleich beim
ortseingang. Tanken muss ich sowieso. Es gibt sogar 95iger gasohol.
Das wird die vepse freuen. Ich darf im schatten der überdachung
werkeln. Das wird schnell gehen, denn ich muss nur den
zündkerzenstecker abnehmen, das kabel etwas verkürzen,
draufschrauben und das wars.
Dem ist nicht so. der motor ist heiß
und der stecker lässt sich nicht lösen - auch nach vierzig minuten noch nicht. meine hände sind von den scharfen kanten lädiert, aber darauf nehme ich keine rücksicht. Ich fluche und verliere
viel zeit.
Als der tankwart nichts zu tun hat, bitte ich ihn um
hilfe. Wie das bei marmeladengläsern so ist, die sich nicht öffnen
lassen und der andere es versucht, so ist es auch hier. Ihm gelingt
es nach drei versuchen.
Endlich geht es weiter.
Ayacucho ist die
nächste stadt, die ich erreiche. Sie bringt mich zum schieren wahnsinn. Miserable
straßen und dazu noch buckel, eingelassene vertiefungen, gitter, die
zwischen zwei kurz hintereinander liegenden buckeln liegen, um zu
verhindern, dass der eilige autofahrer sofort wieder gas gibt – es
ist eine einzige qual.
Das navi ist völlig orientierungslos, schickt
mich gegen einbahnstraßen und dann zu allem überfluss, fängt die
ruckelei wieder an, nach einem buckel geht der motor aus und ich
stehe ziemlich im weg. Das ist mir egal. Es ist für ein auto genug
platz. Mir geht jetzt wirklich langsam der hut hoch!
Als sie wieder
anspringt, frage ich zwei wartende motorradfahrer nach einem
mechanico. Sie eskortieren mich dort hin.
Die mechanicos – ein
maestro, ein geselle und ein azubi arbeiten in einer dunkeln garage.
Nicht gerade vertrauenserweckend. Der maestro vertraut die vepse dem
gesellen an, dessen handlungen mich zu beginn sehr an das desaster in
calama erinnern. Ich stehe dabei, helfe ihm. Der maestro schaut sich
den ausgebauten und total verstaubten vergaser an und sieht die ursache in
einer falschen ventileinstellung.
Dieser zusammenhang ist mir völlig
neu, und ich winke erst einmal ab. Auch der luftfilter ist wieder
total verdreckt, obwohl ich ihn erst vor einigen tagen gereinigt
habe. Bei der demontage verliert die vepse wieder einmal ihr
kühlwasser. Eine zange, um den schlauch abzuklemmem liegt nicht
bereit, die schläuche werden mit verpackungstüten zugestopft.. Mir wird ganz
anders, ob der unprofessionalität. Ich lasse den gesellen nicht aus
den augen, greife ein, wenn er unbeholfen wirkt.
Ich schicke wilfried
eine sprachnachricht, die er umgehend beantwortet. Die sollen bloß
die finger von den ventilen lassen, die werden nur alle 20 tsd km
eingestellt, ausserdem gibt es da keinen zusammenhang. vergaser,
zündung, benzinzufuhr, mehr kann es nicht sein.
der
vergaser ist wieder zusammengebaut, über ventile wird nicht mehr
gesprochen, die vepse springt wieder an und tuckert still vor sich
hin. Ich bezahle 10 sol für den chef und 5 sol für den gesellen.
Nach längerem hin
und her komme ich endlich aus dieser stadt raus. Es ist halb vier –
bis nach andahuaylas schaffe ich es nicht mehr, unterwegs werden aber
dörfer mit hotels kommen. Die vepse fährt sauber und zügig - aber
nicht lang.
Das theater geht wieder los und der motor aus. Ich
befinde mich auf einer passstraße schon außerhalb von ayacucho. Der
vepse gefallen die steigungen nicht.
Ich lasse sie auf einem grünen
platz ausrollen und mache mich wieder an die arbeit. Leichter
gesagt... der maestro hat die schrauben des vergaserdeckels, unter dem sich
die düse befindet, so fest zugeschraubt, dass mein schraubenzieher
schon den dienst versagt. Drei schrauben lassen sich öffnen, die
vierte mit viel geduld und feingefühl.
Dann sehe ich kühlwasser
austreten. Nicht viel. Scheinbar hat der geselle die schraube nicht
fest genug zugezogen. Ich behelfe mir mit kupferdraht, baue wieder
alles zusammen und lasse die vepse mit vollgas laufen. Der motor
ruckelt, er kommt nicht auf touren. Es ist mittlerweile halb sechs.
Ich fahre in die stadt zurück und merke unterwegs, dass die
temperatur steigt. Zwar moderat, aber ungewöhnlich. An einer ampel
frage ich einen motorradfahrer, der mich auch zur werkstatt
eskortiert dort ist feierabend.
Ich steige von der vepse und sehe
schon den grünen fleck unter ihr.
Es wird schon dämmrig und dann
dunkel. Ich stehe auf einer stark befahrenen straße vor der
werkstatt, nehme das helmfach raus, finde meine kopflampe, lasse die
luft aus dem wasserbehälter und nähere mich mit vorsicht den
schläuchen. Die eine schelle hat einen grünen schimmer, sonst sieht
alles gut und fest aus. Ich nehme sie ab, setze eine andere schelle drauf und
hoffe, dass es dabei bleibt.
Um mich rum gehupe, dicht an mir vorbeifahrende mototaxis, busse und lkw – ein mordsgetöse. Das geräusch einer kreissäge in unmittelbarer säge ist fast eine erholung. Die kopflampe ist ein guter kauf. Ich bin nach einer stunde fertig. Bevor ich fahre schenke ich dem , der für heute keine aufträge mehr annehmen will, die zwei verstrebungen aus cajamarca und erzähle ihm von meinem problem. Er versteht mich und vermittelt mir den eindruck, dass er die ursache kenne. Ich verabrede mich für morgen 08:00 uhr. In der benachbarten ferreteria, in der ich die schelle gekauft habe, sah ich auch schläuche, die eine textilummantelung haben und die auf mich einen sehr handfesten eindruck machen. Wenn der durchmesser stimmt, werde ich morgen alle kühlwasserschläuche – ich hoffe ein letztes mal – auswechseln.
Das hostal ist in unmittelbarer nähe. Es gibt eine cochera, die nur durch den fußgängereingang erreichbar ist. Die temperaturnadel macht mir auf der fahrt hierher sorgen, aber scheinbar unbegründet. Die vepse bildet keinen grünen see. Die senora ist ein schlitzohr. Sie lockt mich wie hänsel und gretel mit 30 sol und als die vepse endlich geparkt ist, sind es aufeinmal 50 sol. ich will das mit ihr ausdiskutieren. sie bekommt unterstützung von ihren gästen und anstatt sich selbst zu verteidigen schaut sie ergeben auf den boden.
später sehe ich, dass ihre beleuchtete aussenwerbung mit 10 soles kunden anlockt. ich lasse mich nur ungern auf diese weise besch... .
Ich esse noch reis und huhn, versorge mich mit gebrannten erdnüssen und verschwinde in mein zimmer.