Published: 03.10.2019
Am Donnerstagmorgen (19.09.2019) nutzen wir die Infrastruktur in unserem Gästehaus in Ayteke Bi. Dann bringt uns unser Vermieter gegen halb zehn frisch geduscht und rasiert zu einer nahen Werkstatt. Während wir warten, kümmert sich der Mann im Gästehaus um unsere Wäsche und wir frühstücken in einem Reifenreparaturservice neben der noch geschlossenen Werkstatt. Als dann der Meister seine Räumlichkeiten aufschließt, kommen noch zwei Fahrzeuge vor uns dran, bis der Mechaniker schließlich einen Blick auf Schrotti wirft. Diagnose: Radlager kaputt, bis nach Almaty geht es aber anscheinend noch. Aller zwei Stunden sollen wir pausieren, damit das gute Stück wieder etwas abkühlen kann. Na dann, auf geht's. So fahren wir am Mittag zurück zum Gästehaus, nehmen unsere gewaschene und fast trockene Wäsche in Augenschein und drehen noch ein Ringel mit Rango um den Block, bevor wir gegen eins in Richtung Osten aufbrechen. Der Versuch Gas zu tanken schlägt erneut fehl, die Dichtungsringe waren nicht die passenden. Der Autogasonkel in Ayteke Bi hat leider geschlossen und so geht es noch 50 km auf Gas die Landstraße entlang, bis wir schließlich auf Benzin umstellen müssen. Kurze Zeit später fahren wir von der Landstraße in Richtung Baikonur ab. Vor der Stadt dann ein Kontrollposten, der uns aufgrund fehlender Genehmigung nicht passieren lässt. So fahren wir zurück nach Toretam, ein Vorort von Baikonur und pausieren ein Weilchen. Dann schlägt auch der zweite Versuch in die Stadt nahe des Weltraumbahnhofes zu gelangen fehl. Auch zu Fuß benötigten wir einen Пропуск, den wir nicht vorweisen können. Also geht es mit Schrotti weiter gen Südosten. Nach einem erneuten Päuschen am Syrdarja erreichen wir Qysylorda am Abend. Es ist bereits dunkel, als wir am Ufer des Flusses unsere Zelte aufbauen und uns umgehend in die Horizontale begeben.
Am Freitagvormittag fahren wir nach dem Frühstück in die Stadt und suchen stundenlang nach einem passenden Radlager für unseren Moskvich, leider wieder erfolglos. Am Nachmittag können wir zumindestens passende Dichtungen für unseren Gaseinfüllstutzen auftreiben und unseren Lichtschalter löten lassen der am Vorabend seinen Geist aufgegeben hatte. Dann geht es mit Schrotti wieder auf die Landstraße, nächster Stopp soll Türkistan sein. Unterwegs steht dann ein ungeplanter Stopp an, wir haben einen Kabelbrand im Fahrzeuginnenraum. Ich kann die Flammen auspusten und den kurzgeschlossenen Stromkreis mit etwas Glück öffnen. Es hatte sich meine improvisierte Verkabelung zu unserem USB-Adapter im Zigarettenanzünder gelöst. Nachdem ich die betroffenen Kabel wieder isoliert habe, kann es weitergehen. Nach etwa der Hälfte der Strecke pausieren wir für ein kleines Abendbrot. Wieder ist es bereits dunkel, als wir am Abend nahe Türkistan unsere Zelte an einem trockenen Flussbett aufbauen.
Am Samstagmorgen, den 21.09.2019, weckt mich dann Rangos Gehechel bereits gegen sieben. Ich versuche meinen Begleiter noch ein Weilchen zu ignorieren, gegen acht gebe ich mich geschlagen und stehe auf. Wir drehen ein kleines Ringel im grünen Flussbett, bevor wir mit Markus frühstücken. Dann bauen wir unser Lager ab und fahren nach Türkistan hinein. An einem schattigen Plätzchen stellen wir Schrotti ab und mäandern zu Fuß in Richtung des Stadtzentrums. Hier befindet sich eine riesige Brachfläche. Wie sich herausstellt werden hier Reste einer historischen Siedlung freigelegt, in direkter Nachbarschaft zum Hodscha Ahmad Yasawi Mausoleum. Mit seinen blauen Kacheln ist es das erste Gebäude, welches in meine Vorstellung von Zentralasien passt. Nachdem wir uns ein Bild vom Mausoleum und der nahen Moschee gemacht haben, suchen wir uns einen schattigen Biergarten und lassen uns ein kleines Mittagessen schmecken. Dann geht es zurück zu Schrotti, der sich mittlerweile sonnt. Nach kurzem Durchlüften machen wir uns auf den Weg nach Schymkent. Die Landschaft, durch die wir nun fahren ist zunehmend grün. Kasachen schaffen auf verschiedenen Feldern und ernten die Früchte ihrer Arbeit. Baumwolle, Tabak und andere Feldfrüchte scheinen hier gut zu gedeihen. Gegen Abend wird die Sicht zunehmend trübe und mit der Dämmerung erreichen wir Schymkent, das sich in regelrechten Smog hüllt. Wir checken im Dream Hostel ein. Ich gönne mir ein kleines Training und eine Dusche, bevor wir den Tag in einem nahen Biergarten ausklingen lassen. Die Wirtin empfiehlt uns zu unserem Kaltgetränk Kurt. Keine Ahnung was das sein soll, aber wir lassen uns überreden. Die dann dargebotenen Käsebällchen erweisen sich als äußert schmackhaft. So geht es voller neuer Eindrücke ins Nest.
Am Sonntag klappern wir nach dem Frühstück mehrere Ersatzteilläden in der Stadt ab und können schließlich auf einem Bazar das gesuchte Radlager ergattern. Endlich! Zurück im Hostel kühlen wir uns im Pool ab, entspannen ein wenig und schmieden Pläne. Dann drehen wir über den Abend noch ein Ringel in Richtung des Bahnhofes, einfach so. Zurück im Hostel bleibt noch Zeit und Kraft für ein kleines Training. Als ich nach der anschließenden Dusche etwas Wäsche im Hostelgarten aufhänge, fällt mir unauthorisierte Betriebsamkeit an Schrotti auf. Der Scheibenwischer geht und auch das Radio scheint zu laufen. Rango muss während unseres Aufenthaltes im Dream Hostel im Auto pennen und hat es sich augenscheinlich gemütlich gemacht. Der Dicke sitzt in der vorderen Reihe, hat die Zündung eingeschaltet (wir sind nach wie vor ohne Zündschloss unterwegs, es waren also nur ein paar Drähte kurz zu schließen) und allerlei andere Hebel und Knöpfe bedient. Ich ermahne das Tier und verweise es wieder auf die hinteren Plätze. Dann geht es ab ins Nest.