Published: 04.07.2017
Sodele, da sind wir dann auch wieder. Endlich. Dieser Beitrag ist ziemlich lang geworden. Also setzt euch mit eurem Laptop oder Handy ins Freie, schnappt euch ein kühles Bier oder ein Glässchen Wein und genießt es die Zeilen zu lesen 😊
Wie ihr ja vom vorherigen Beitrag wisst, hatten wir in Melbourne unser neues Hauptquartier errichtet. Melbourne gefiel uns gut. Die lockere Mentalität der Leute, das teilweise kostenfreie und gut ausgebaute Verkehrsnetz, die unterschiedlichen Vororte wie Chinatown oder little Italy, welche immer wieder für große Abwechslung sorgten und natürlich unser komfortables Zimmerchen hoch oben im 38. Stock.
Eigentlich fühlten wir uns pudelwohl…Eigentlich. Eines Abends saßen wir – bei dem ein oder anderen Gläschen Wein – zusammen und unterhielten uns über Melbourne und unser Empfinden hierzu. Wir fanden Melbourne top und dennoch fehlte Thimo & mir etwas. Und das obwohl wir in der lebenswürdigsten Stadt der Welt waren. Im Grunde fühlte es sich so an als wären wir in Deutschland und würden unserem Alltag hinterhergehen. Aber wollten wir das? Wollten wir ans andere Ende der Welt reisen, um genau das zu tun? Nein, sicher nicht. Wir wollten Kängurus, Wombats, Schnabeltiere und Koalas sehen. Wollten das Gefühl von Freiheit erleben und unerwartete Hindernisse aus dem Weg schaffen müssen. Wir wollten Geschichten schreiben😊. Also beschlossen wir unsere Jobs zu schmeißen, unser Zimmerchen zu kündigen und uns auf den Weg in Richtung Sonne zu begeben. Und da beschlossen nun eben mal beschlossen ist, ging es nur noch um das passende Gefährt und den richtigen Zeitpunkt der Umsetzung. Wir begaben uns voller Tatendrang auf die Autosuche und fanden per Internet auch das ein oder andere Angebot. Innerhalb der ersten 2 Tage schauten wir uns vier potenzielle Weggefährten an. Bei zwei dieser Besichtigungen trafen wir auf deutsche Backpacker, welche jeweils zwar keine guten Autos aber jede Menge gute Ausflugstipps im Petto hatten. Bei unser dritten Besichtigung hatten wir ein gutes Gefühl. Ein blauer VW Transporter, Baujahr 1995.
Natürlich etwas in die Jahre gekommen und mit all den alterstypischen und untypischen „Wehwehchen“. Er hatte es uns irgendwie angetan. Er sollte es sein und er wurde es auch.
Gut dachten wir, Auto gekauft und ab geht’s auf die Highways von Australien. Schön wäre es gewesen... mit dem Autokauf an sich war es leider nicht getan. In Australien benötigt jedes Auto eine Registrierung, welche sehr der einfachen Ummeldung in Deutschland ähnelt. Die Registrierung hat eine Gültigkeit von 12 Monaten und kostet um die $700-900. Die Vorbesitzerin des Autos hatte noch eine Restregistrierung von 6 Monaten, sodass wir „nur“ weitere 6 Monate aufstocken mussten. Des Weiteren benötigt jedes Fahrzeug ein Roadworthy Certificate, ein Zertifikat über den technisch einwandfreien Zustand, ähnlich dem TÜV. Auch hier hatte die Vorbesitzerin ein Zertifikat anfertigen lassen, welches wir noch umschreiben lassen mussten. Das Umschreiben kostete dann nochmal stolze $110. In diesem Punkt sind sich Australien und Deutschland also sogar ziemlich ähnlich. 3 Minuten Bearbeitungszeit in einem Verwaltungsgebäude und man ist schwuppdiwupp 100 $/€ ärmer.
Die Städler halt😊. Natürlich wäre es langweilig gewesen in dieses Verwaltungsgebäude zu gehen, alles zu erledigen und wieder abzudampfen. Die Fahrzeugübergabe sollte an einem Freitag, 15.30 Uhr vor der Zulassungsstelle stattfinden. Also kurz vor Schließung und dem wohlverdienten Feierabend der Angestellten. Die Vorbesitzerin kam mit einer halben Stunde Verspätung an und so war dann auch der Drops des anschließenden Verwaltungsganges gelutscht. Leider mussten wir jetzt nicht nur das Wochenende abwarten um dort wieder aufzuschlagen - natürlich nicht! - denn am darauffolgenden Montag war Feiertag und so harrten wir noch weitere 4 Tage in Melbourne aus. Eigentlich ja überhaupt nicht so tragisch. Was sind schon 4 Tage von einer langen Reise? Aber es kribbelte in uns, wir wollten weg. So schnell wie möglich. 😊 Aber gut… so räumten wir nochmals unseren Transporter aus und sichteten mal all die Dinge, die uns die Vorbesitzerin hinterlassen hatte. 90% Schrott, wie zum Beispiel vergilbte Fliegenvorhänge oder Kochutensilien die unbrauchbar oder schlichtweg eklig waren. 10 % hatten aber durchaus Potenzial. Eine super dicke Decke, Kissen, oder auch ein Atlas waren mit an Bord. Also gar nicht soooo übel.
Außerdem musste noch eine wichtige Feierlichkeit vollzogen werden. Unser neues Familienmitglied musste getauft und gebührend in den Mittelpunkt gestellt werden. Mit Luftballons, einem kleinen Gebet und ganzen zwei Gästen (Thimo & mir) wurde dieser Akt vollzogen. „Konrad“ war geboren und offizielles Familienmitglied in wohl einer der irrsten Familien der Welt 😊. Da wir leider keine Videos hochladen können, lest Ihr nachfolgend das Taufgebet unseres Konrads.
„Roadtrip Unser“
Konrad unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Tacho laufe, Deine Pflege geschehe.
Wie im Outback, so auf dem Rastplatz.
Unser tägliches Bier gib uns heute
und vergib uns jeden Rülpser,
wie auch wir vergeben dir jedes Tanken.
Und führe uns nicht auf den falschen Weg,
sondern erlöse uns vor den Heißhungerattacken.
Denn dein ist die Straße, der Rastplatz und unser Zuhause.
Amen.
Wir nutzten die vier Zwangstage in Melbourne und machten uns auch Gedanken darüber, wie wir unseren Transporter etwas wohnlicher machen konnten. Vorhänge! Vorhänge mussten her! Nicht nur weil es in Australien offiziell verboten ist im Auto zu übernachten, sondern auch weil zumindest so ein bisschen Privatsphäre ganz schön ist. Alla hopp. Auf geht’s. Wir gingen in einen Markt kauften nach ungefähr drei Stunden einen 5 Meter langen Stoff, Gardinenstangen, Ösen und alles was dazu gehört. In unserer Vision wollten wir den Stoff umnähen lassen, Ringe in die Ösen einfädeln, Löcher Bohren und ab auf die Stange hängen. Easy going also. Den Stoff hatten wir für einen guten Preis erstanden und so ging es nur noch um das kostengünstige umnähen. Die erste Anlaufstelle war eine Näherei unmittelbar in Nähe des Maktes. Super, super, super teuer!! Insgesamt wurden $200 verlangt. Für einfaches zuschneiden und umnähen! Definitiv zu teuer und so nicht tragbar. So entschieden wir uns diesen Auftrag in private Hände zu geben. Über Kleinanzeigen im Internet war es auch überhaupt kein Problem jemanden hierfür zu finden. Priorität hatte für uns nur der Preis und dass die Vorhänge bis 14:00 Uhr fertig waren. Wir wollten schließlich endlich los! Der Wohnort der Auftragnehmerin war 40 Minuten außerhalb Melbourne und wir sollten dort um 7:00 Uhr morgens aufschlagen. Um nicht gerade um 5:00 Uhr morgens aufstehen zu müssen wollten wir uns einen Schlafplatz in unmittelbarer Nähe suchen. Mittlerweile war die Dämmerung schon eingetreten und im dunklen einen geeigneten Schlafplatz zu finden ist nicht das einfachste. Über eine uns empfohlene App fanden wir einen womöglich geeigneten Spot. Dort angekommen ging es auf einem schmalen Weg ziemlich steil einen kleinen Hügel hinunter. Alles natürlich ohne Straßenlaternen am Weg. Am Fuße des Hügels stellten wir fest, dass der Weg abgesperrt war. Pech gehabt. Also einfach drehen, hoch den Hügel und nächste Option abchecken.
Rechts und links vom Weg befand sich Rasenfläche, welche vom Regenwasser getränkt war. Bei der Dunkelheit mit dem bloßen Auge natürlich nicht erkennbar. Wir setzten also zum Drehen an, fuhren auf die Rasenfläche und schon war es geschehen. Wir steckten fest!
SUPER! Das haben wir gerade noch gebraucht. In der Dunkelheit im Matsch zu stehen, umgeben vom Wald und jeder Menge Getier mit der Gewissheit morgens um 7.00 Uhr Vorhänge abgeben zu müssen. Auch hier mussten wir das Beste rausholen. Mit großer Freude stiegen wir also aus dem Auto aus, standen mit unseren Schuhen im tiefen Matsch und versuchten das Auto wieder raus zu hieven. Das Unterlegen der Reifen, mit Steinen und Ästen blieb leider auch erfolglos. Thimo machte sich dann zu Fuß auf den Weg um Hilfe zu holen. Ich verbarrikadierte mich schön im Auto 😊. Tatsächlich traf er auf einen Mann, welcher direkt zu unserem Auto fuhr, sich das Problem anschaute und uns seine Hilfe anbot. Ein Bekannter von Ihm hatte das passende Fahrzeug und die nötigen Utensilien um uns aus dem Matsch wieder raus zu holen. Dieser Bekannte, Abraham, war auch nach 5 Minuten vor Ort, drückte Thimo eine Schaufel in die Hand und sagte uns was zu tun war.
Nach kurzem ausgraben der Reifen band er das Abschleppseil um unsere Anhängerkupplung und los ging es. Beim Herausziehen schlitterten wir auf dem nassen Grün hin und her und mir fiel das Herz schon ein bisschen in die Hose. Aber es ging alles gut und wir waren wieder back on the road. Die schnelle Hilfe hätten wir so nicht erwartet und waren völlig begeistert und dankbar. Nach einer weiteren dreiviertel Stunde fanden wir dann auch endlich einen geeigneten Schlafplatz.
Am nächsten Morgen standen wir um 7 Uhr an der vereinbarten Haustüre.
Eine indische Frau und Ihr Ehemann machten die Tür auf, ließen uns herein und luden uns auf eine Tasse Tee ein. Mittels Zeichnung zeigten wir Ihr nochmals wie wir uns unsere Vorhänge vorstellten. Nach dem Tee und einem netten Gespräch verabschiedeten wir uns und nutzten die darauffolgende Zeit um uns eine warme Dusche zu suchen. Gegen 13:30 Uhr bekamen wir die freudige Nachricht, dass unsere Vorhänge schon abholbereit waren. Nichts wie hin und endlich raus aus Melbourne. Die Dame war zu dieser Tageszeit leider arbeiten und so öffnete Ihr Mann die Tür und zeigte uns das Ergebnis. Wir versuchten die Fassung zu behalten aber es war falsch! ALLES war falsch. Falsch geschnitten, falsch genäht... einfach falsch. In diesem Zustand unbrauchbar für uns. Er rief seine Frau an und erklärte Ihr die Situation. Leider war Sie selbst ja arbeiten und konnte uns nicht wirklich weiterhelfen. Wir sollten 10 Minuten in den nächsten Ort fahren, dort wohne Ihre Schwester und diese solle sich das Problem anschauen. Wir waren genervt!! Wirklich genervt. Wir wussten, dass wir einen weiteren Tag „vergeudet“ hatten. Wegen Vorhängen. Bei der Schwester angekommen, zeigten wir Ihr das nicht zufriedenstellende Resultat und suchten gemeinsam nach einer geeigneten Lösung. In dem Haus der Schwester befanden sich noch gut 8 weitere indische Familienmitglieder, die tatkräftig an der Behebung des Problems mitarbeiteten. Letztendlich wurden die Säume gemeinsam aufgetrennt und neu vernäht.
Sage und schreibe drei Stunden dauert diese Prozedur. Während dieser Zeit wurden wir wieder schön mit Tee und selbst gebackenen Keksen verköstigt.
Auch wenn es zu Beginn ziemlich nervig war muss man doch sagen, dass die Inder super, super, super freundlich und zuvorkommend sind. Gegen 17:30 Uhr hatten wir dann also unsere nicht ganz so idealen Vorhänge und konnten Richtung Sonne.
JETZT KONNTE ES ENDLICH LOSGEHEN!
Unser erstes größeres Ziel sollte die Great Ocean Road sein. Eine 240 km lange Straße, welche entlang der australischen Südküste verläuft. Über einen kleinen Schlenker kommt man zum Yarra Valley, das größte Weinbaugebiet Australiens. Definitiv ein Muss für uns! Auf dem einstündigen Weg bot sich schon ein ganz anderes Bild von Australien. Der erste Hauch von absoluter Freiheit war zu spüren. Das Yarra Valley bot uns wirklich ein tolles Landschaftsbild, an jeder Ecke waren viele Kühe und Bullen zu sehen, wenig Verkehr und Straßen die teilweise nur mit Allradfahrzeugen befahrbar gewesen wären.
Unser Konrad hat es gut gemeistert 😊. In Yarra Glen, einem ziemlich kleinen aber sehr gediegenen Dorf suchten wir unsere Schlafstätte aus, gingen noch in den Supermarkt und kochten auf unserem Deluxe Gaskocher mal wieder Pasta. Am nächsten Tag standen wir früh auf, schließlich wollten wir Wein probieren. Bevor wir jedoch standesgemäß mit unserem kleinen Bulli auf die noblen Parkplätze vorfahren konnten, wollte dieser nochmals getankt und mit Öl versorgt werden. Bei dem Einfüllen des Öles – natürlich ohne Trichter – ging jedoch jede Menge daneben. Wir fuhren an die angrenzende Selbstwaschanlage und machten eine Motorwäsche. Freunde, ein Fehler. Bitte hört auf mich & macht niemals mit einem Benziner eine Motorwäsche. Vor allem nicht in diesem Alter. Konrad bekam die Nässe nicht so gut und streikte. Der Motor wollte einfach nicht mehr anspringen. Thimo versuchte natürlich alles erdenklich Mögliche um Konrad wieder zum Laufen zu bringen.
Ganze 2 Stunden standen wir wie angewurzelt in dieser doofen Waschanlage und kamen nicht vom Fleck. Unentdeckt blieb das ganze Theater natürlich nicht. Es kamen insgesamt drei verschiedene Leute auf uns zu und boten Ihre Hilfe an. Der eine, ein Hobbybastler mit viel Ahnung, ohne Scheu sich die Hände schmutzig zu machen. Der andere, womöglich ein Farmer, mit entsprechend ausgestattetem Fahrzeug. Er bot uns an das Auto aus der im Schatten gelegene Waschanlage zu tauen, so dass wir den Motorraum in der Sonne trocknen konnten. Er zog uns also von dort heraus und wir warteten….und warteten.
Nichts passierte. Mittlerweile, ich glaube gute 4 Stunden später, hatte es sich logischerweise mit dem Besichtigen der Weingüter erledigt. Da konnte man nichts machen. Glücklicherweise befand sich direkt nebenan, leicht bergab, ein öffentlicher Parkplatz. Irgendwo mussten wir ja schließlich schlafen. Während Thimo den Wagen lenkte versuchte ich den Wagen mit all meiner Kraft anzuschieben. Erfolglos. Ein weiteres Pärchen wurde auf uns aufmerksam, und so schoben wir zu dritt das Auto auf den benachbarten Parkplatz. Jetzt standen wir also dort. Mit Einbruch der Dunkelheit waren wir uns sicher keines der geplanten Weingüter besuchen zu können. Wir machten uns also auf den Weg zum naheliegenden und einzigen Supermarkt. Das Abendessen bestand, wie an mittlerweile 80% der Abende, aus einem Nudelgericht. Gut & vor allem günstig. Wir schlugen unseren Tisch und unsere Campingstühle mitten auf dem Parkplatz auf, kochten, tranken und quatschten. Getrunken wird natürlich nur um die Körpertemperatur zu erhöhen😉. Wir hatten frostige 2 Grad in Yarra Glen. Nicht gerade die schönsten Temperaturen um im Auto zu übernachten. Kurz bevor wir unsere Sachen zusammenpackten um uns in unseren Bus zu verkriechen fiel mir ein Auto mit der Aufschrift „GERMAN AUTO TECH“ auf. Es bog direkt vor uns auf den Parkplatz und hielt etwa 200 Meter weiter an. Ich sagte nur: „Thimo, Thimo….GERMAN AUTO TECH, renn hinterher!“ Und er lief 😊. Tatsächlich waren es zwei Schwaben, Vater & Sohn, welche seit 20 Jahren in Australien zuhause sind. Der Vater, Inhaber einer gut laufenden Autowerkstatt, der Sohn, selbstständiger Zimmermann. Thimo erklärte Ihnen unser Problem und sie guckten sich mit einer Selbstverständlichkeit unseren Konrad an. Mit ersten Prognosen und ohne etwas verrichten zu können zogen sie von dannen. Am nächsten Morgen standen wir gut gelaunt auf, schlugen wieder Tisch und Stühle auf und zelebrierten unser Frühstück. Wir entschieden eine „kleine“ Wanderung zu unternehmen. Irgendwie mussten die Tage ja genutzt werden.
Nach ungefähr zwei Stunden kamen wir an unser erstes Tagesziel. Ein Ciderhaus / Brauerei. Hier genossen wir bei herrlichem Wetter eine kleine Cider,- und Bierprobe. Herrlich.
Danach ging es nochmals eine dreiviertel Stunde weiter in Richtung Weingut „Chandon“. Bekannt von der Champagnermarke „Moet & Chandon“. Die Landschaft war einfach traumhaft und das Wetter hätte für Südaustralische Verältnisse nicht besser sein können.
Ein unglaublich toll gestaltetes Weingut. Durch das ganze Wandern kamen wir leider erst 15 Minuten vor Schließung des Weingutes an und so konnten wir lediglich jeweils nur einen Schaumwein probieren. Dieser war jedoch nicht nur kostenlos, sondern erfreute meinen Gaumen so, so sehr. Mit Einem edlen und prickelndem Tropfen kriegt man mich halt doch immer wieder rum 😊. Nun ja, kurz nach diesem wohltuenden Gefühl machten wir uns aber auch schon wieder auf in Richtung Heimat. Wieder einmal dämmerte es schon und es wurde kalt.
Wir hatten absolut keine Lust nach Hause zu laufen ... 2 ½ Stunden! Und so probierten wir mal wieder etwas neues aus. Trampen. Wir stellten uns an den Straßenrand, hielten den Daumen hoch und schauten was passierte.
Nach den ersten 30 Autos ohne ersichtlichen Erfolg liefen wir dann doch einfach los. Wir gaben nicht auf und streckten immer wieder unsere Daumen aus. Und plötzlich hielt tatsächlich ein Pick Up mit einem jungen Pärchen an. Nach kurzem Smaltalk stiegen wir ein und Sie fuhren uns bis vor unseren Konrad. Wieder einmal Glück gehabt😊 So kamen wir also gegen 17:00 Uhr wieder an unserem Parkplatz an, gingen einkaufen und bereiteten unser Essen zu. Nachdem wir gegessen hatten, versuchten wir auf gut Glück nochmals den Motor zu starten. Und hoppla, er ging an. Ohne zu murren schnurrte der kleine wie ein Kätzchen. Geilo!! Lang anscheinend einfach an einer noch nassen Leitung oder einem empfindlichen Bauteil. Wir machten einige Freuden– Purzelbäume und tranken ein fast gefrorenes Bierchen dazu. Kurz danach fuhr ein uns unbekanntes Auto auf den Parkplatz direkt neben uns. Ausgestiegen ist Alex, der Inhaber von „GERMAN AUTO TECH“ und seine Frau Franka. Mit sehr mütterlicher aber bestimmender Stimme sagte Franka nur; „Hi, ich bin die Franka. Der Alex kam nach Hause und hat mir von euch erzählt. Er hat mir erzählt, dass ihr schon seit 2 Tagen hier in der Eiseskälte campt. Kommt, packt zusammen, wir gehen jetzt. Wir nehmen euch mit zu uns. Wir haben eine Farm, Ihr bekommt eine heiße Dusche & ein warmes Bett. Heute Nacht wird es – 2 Grad, ich lass euch hier nicht schlafen. Auf! Zusammenpacken! Was sollten wir da denn auch noch wiedersprechen. Also nichts wie los, Sachen zusammenpacken, Schlaf- und Duschsachen einpacken und ab ins Auto. Ganz ehrlich, wir waren so perplex und mit der Situation völlig überfordert, wahrscheinlich haben wir wie zwei irre ausgesehen die wirr durch die Gegend rennen. Irgendwie war es zu viel für uns. Zu überrumpelnd. Wir fuhren also 10 Minuten, etwas außerhalb, in das Zuhause von Alex und Franka. Und WOW! Eine riiiiießige Farm. Pferde, Hunde und jede Menge Grünfläche.
Harte Arbeit zahlt sich halt eben aus. Angekommen, wurde uns als erstes das Grundstück präsentiert. Holla die Waldfee…Toll! Während das Badezimmer mittels Heißlüfter auf angenehme 25 Grad geheizt wurde, luden uns die beiden auf einen leckeren Mirabellenschnaps aus der Heimat ein. Danach ging es weiter mit eisgekühltem - und in Australien super teurem - Corona. Es war ein Segen 😊. Abwechselnd gingen wir schön heiß duschen und verbrachten einfach einen wirklich coolen Abend bei Franka & Alex. Wir saßen gemeinsam auf der Couch, quatschten, lachten und lernten uns besser kennen. Es war toll. Gegen 00.00 Uhr fiel die Müdigkeit über uns ein und es ging ab in die Heia. Binnen 3 Sekunden schliefen wir wie die Murmeltiere. Am nächsten Morgen, Alex war schon auf Arbeit, fuhr uns Franka wieder zurück zu unserem Konrad. Wir dankten Ihr gefühlte 1000 Mal und verabschiedeten uns.
Da Konrad auf magische Weise ja wieder fuhr, steuerten wir direkt die Werkstatt von Alex an. Wir wollten einfach sichergehen und Konrad mal überprüfen lassen. Kaum angekommen, stand Konrad auf schon auf der Hebebühne und Alex unten drunter. Er nahm sich ausreichend Zeit und überprüfte das Auto.
Außer kleinen Mängeln, welche nicht zwingend behoben werden mussten, gab es nichts zu beanstanden. Er wies uns aber daraufhin, dass womöglich die Benzinpumpe nicht mehr lange überleben würde und schenkte uns ohne mit der Wimper zu zucken einfach eine neue, sodass wir Sie im Fall der Fälle einfach austauschen konnten. Irre. Selbstverständlich wollten wir die Arbeit und Zeit die Alex für uns aufwandte monetär begleichen. Ohne Erfolg. Er winkte einfach ab und sagte, dass er kein Interesse an unserem Geld hätte. Wo gibt es denn sowas ?! wir waren völlig von den Socken…Franka & Alex, beide ein Herz wie Löwen. Wir sind Ihnen unheimlich dankbar!
Und somit waren wir wieder im Rennen. Franka & Alex hatten uns vor unserem nächsten Etappenziel, der Great Ocean Road, abgeraten. Es wäre dort zu dieser Jahreszeit eisig kalt und nicht sehr angenehmen. Stattdessen sollten wir in die Blue Mountains fahren, ein Gebirge, welches nur ca. 2 Stunden von Sydney entfernt und absolut sehenswert sei. Also gut. Planänderung. Es ging nicht weiter in den Südwesten, sondern hoch in Richtung Norden. Über Shepparton und Canberra ging es in Richtung Blue Mountains.
In Shepparton verbrachten wir zwei Tage. Falls Ihr Shepparton noch nie zuvor gehört habt, macht euch nichts draus.
Einwohner: 43.000
Sehenswürdigkeiten: keine
Lage: 180 km von Melbourne, am A**** der Welt
Hier nutzten wir dennoch die Zeit und brachten unseren Konrad auf Vordermann. Die Vorhänge sollten endlich ordentlich aufgehängt werden und der Blumenschmuck wie auch das Partylicht am Bus angebracht werden. Außerdem, baute Thimo eine weitere Batterie ein, mit der wir autonom rund um die Uhr unsere Handys Laden können. Gute Arbeit!! 😊. Der nächste Stopp war die Hauptstadt Australiens, Canberra. Canberra ist eine Planhauptstadt. Melbourne und Sydney hatten sich jahrelang in den „Haaren“, welche von diesen beiden Städten denn die Hauptstadt Australiens werden solle. Die Regierung entschied daraufhin einfach eine neue Stadt zu erbauen. Canberra. Erst 1927 wurde Sie zur Hauptstadt Australiens erklärt. 2 Tage hatten Thimo & ich hier verbracht. Nett gemacht für uns aber ohne Flair. Nach diesem kurzen Aufenthalt ging es also auch endlich zu den Blue Mountains. Wir waren natürlich gespannt, Alex und Franka hatten uns ja die unglaublichsten Aussichten zugesichert. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir an einem der Aussichtspunkte an. Eine Wanderung war zu dieser Uhrzeit leider nicht mehr zu machen und so erhaschten wir nur einen kleinen Vorgeschmack.
Wir schliefen in der Nähe des Ausgangspunktes unserer geplanten Wanderung und standen am nächsten Morgen ziemlich früh auf. Und Pustekuchen. Nieselregen und 0,0 % Sicht.
Leider hatte sich auch nach unserem Frühstück die Lage nicht verbessert und so fuhren wir unverrichteter Dinge weiter in Richtung Sydney. Sydney überraschte uns von Beginn an mit seinen äußerst hügeligen Straßen. Auf und Ab ging es hier. Und das im Minutentakt. Unerwartet und anstrengend zu fahren, dennoch schön anzusehen. Diese Stadt hatte Flair.
Es gab unzählig viele Parks, außergewöhnlich viel Grünfläche in den Straßen und eine Skyline die sich definitiv sehen lassen kann. In Sydney liefen wir am Tag so um die 10 km, immer schön hoch und runter. Wir hätten auch keine andere Wahl gehabt. Geeignete Schlafplätze und kostenlose Parkplätze zu finden, war schier unmöglich. Eines Abends fuhren wir zum Beispiel geschlagene 4 Stunden umher, um letztendlich am Straßenrand zu übernachten. Niederschmetternd. Das war ein großer und nerviger Minuspunkt für Sydney.
Unsere Zeit verbrachten wir mit ausgiebigem Sightseeing. Das Opera House und die Harbour Bridge waren hiervon für uns die sehenswertesten.
Außerdem nahmen wir an einer kostenfreien Stadtführung teil, schlenderten durch den Botanischen Garten, aßen das erste Mal einen Burger mit Kängurufleisch und genossen das wärmere Wetter.
Während unserer Zeit in Sydney entschieden wir uns dazu, nochmals die Blue Mountains anzufahren und anschließend ziemlich zügig weiter in den Norden zu fahren. Es konnte ja wohl nicht sein, dass wir in Australien sind und Winterjacken und Schal tragen müssen. Nach 4 Tagen verließen wir Sydney und fuhren zu den Blue Mountains zurück. Die Blue Mountains haben Ihren Namen von ihren unzähligen Eukalyptusbäumen. Die Blätter verdunsten ein ätherisches Öl, dessen feiner, blauer Neben über den Bergen liegt. Ziemlich windig aber unter strahlend blauem Himmel zeigte sich uns ein atemberaubendes Landschaftsbild. Ein genialer Tipp von Franka & Alex. Wir wanderten knappe 2 Stunden durch die Wälder der Blue Mountains und es machte einfach Spaß. Sich zu bewegen, Blödsinn zu erzählen und diese herrliche Aussicht genießen zu können.
Nach unserer kleinen Wanderung mussten wir natürlich noch die weltbekannten „Three Sisters“ besichtigen. Die „Three Sisters“ sind eine Felsformation aus frei gewitterten Sandsteinen und die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit der Blue Mountains.
Gegen Mittag setzten wir uns wieder in unseren Konrad und fuhren noch weitere 1 ½ Stunden in Richtung Sonne. Auf einem Rastplatz mit Grillmöglichkeit hielten wir an, grillten unser Abendessen und verzogen uns in unseren Bus.
Am nächsten Morgen suchten wir zu allererst ein Schwimmbad auf. Nicht zum gemütlich planschen, sondern zum Duschen – es wurde mal wieder Zeit 😊 Gegen eine relativ geringe Gebühr von $2-4 kann man dort heiß und ausgiebig lang duschen. Danach nahmen wir, mal wieder im Stehen, unser Frühstück ein – Zeit sparen und so… - und fuhren schnurr stracks weiter in den Norden. Angekommen waren wir in Port Macquarie. Einem idyllischen Örtchen, voll auf den Tourismus ausgelegt. Unseren Schlafplatz hatten wir direkt am Meer und verbrachten dort auch einen schönen Abend.
Früh morgens ging es weiter. Unweit unseres Schlafplatzes legten wir einen kleinen Zwischenstopp ein und schauten uns das Koala Krankenhaus an. Hier werden verletzte Koalas wieder aufgepäppelt und werden danach wieder in die freie Wildbahn gelassen. Ursachen für Ihren Aufenthalt im Krankhaus waren unter anderem Buschbrände, Autounfälle, Hundeattacken oder auch Augenkrankheiten.
Nachdem wir uns davon also ein Bild gemacht hatten, fuhren wir weiter nach Byron Bay. Byron Bay ist DER Surfer Spot in Australien. Also ein absolutes „must see“. Auf dem Highway bemerkten wir jedoch das unser Batterie- Kontrolllämpchen. Kein gutes Zeichen. Um eine erste Prognose des Problems zu bekommen, durchforstete Thimo schnell das Internet.
Konnte das sein?? Schon wieder ein Problem mit Konrad…
Mit den Infos aus dem Internet und einem kurzen Blick in den Motorraum war klar, dass die Lichtmaschine kaputt war. NA TOLL! Nun gut, eine Lösung musste her und Byron Bay musste leider ausfallen. Den Weg dorthin hätten wir niemals geschafft. Wir hatten noch genug Saft auf der Batterie um zumindest noch fix etwas einkaufen zu gehen und einen geeigneten Rastplatz zum Schlafen anzusteuern. Wir entschieden uns am nächsten Morgen auf gut Glück einfach weiter zu fahren. Vielleicht hatten wir ja noch genug Ladung in der Batterie um es doch noch nach Byron Bay zu schaffen.
Hatten wir nicht!
Wir kamen, nach immerhin 7 Minuten Fahrt, auf dem Highway zum stehen. Gott sei Dank in einer Haltebucht. Halb so wild, wir waren jetzt im australischen „ADAC“ angemeldet und konnten uns kostenfrei abschleppen lassen. Der Weg dahin war aber ein langer….
Man muss ja sagen, dass wir endlich einen wunderschönen Tag erwischt hatten. 23 Grad und pralle Sonne. Gefühlt waren es locker 30 Grad und im Auto, indem wir uns zum Telefonieren befanden, gefühlte 45 Grad! Der Schweiß tropfte aus allen Poren aber das sollte wohl einfach so sein – Karma 😊 2 Stunden telefonierten wir in der Weltgeschichte herum, bis endlich der Abschleppdienst da war.
Während wir im Auto saßen, schaute Thimo sich im Internet schon nach Ersatzteilen um.
Nächstes Problem: Es gab sehr, sehr, sehr wenig Auswahl. Nach einigem stöbern ist er auf einen Schrotthändler gestoßen, welcher zwar 170 km entfernt war aber das richtige Ersatzteil hatte. Da mussten wir also hin. Nur wie? Der Abschleppdienst zog uns nur an die nächste Werkstatt und nicht in die 170 km Entfernte Stadt…Fragen über Fragen.
An der Werkstatt angekommen, schauten sich die Mechaniker unseren Konrad an und auch Sie verwiesen darauf, dass wir hier in der Gegend wohl wenig Glück haben würden ein Ersatzteil zu finden. Ziemlich ernüchternd. Sie boten uns aber an unsere Autobatterien über Nacht zu laden, sodass wir am nächsten Tag versuchen konnten die 170 km zu fahren. Gesagt, getan. Wir schliefen also am Straßenrand vor der Werkstatt, spielten Ball und verbrachten im Industriegebiet unsere Nacht.
Der nächste Tag sollte besser werden. Wieder früh auf den Beinen, besorgten wir uns unser Frühstück und warteten auf die Mechaniker. Die Batterien waren vollgeladen und wir konnten einen weiteren Fahrversuch starten. Stu, einer der Mechaniker hatte für uns etwas herum telefoniert uns eine vermeintlich, passende Lichtmaschine in nur 40 km Entfernung gefunden. Cool, dachten wir uns und fuhren natürlich erst einmal dorthin. Je näher, umso besser. Es war viel los auf dem Schrottplatz und so mussten wir eine Stunde warten bis unser Anliegen erhört wurde. Als wir dann endlich an der Reihe waren, offenbarte sich die schlimmste Vermutung. Diese sch*** Lichtmaschine passte nicht in unseren Konrad hinein. Es war die falsche…SUPER, SUPER, SUPER nervig war das. Vor allem, weil wir nicht wussten ob wir jetzt noch die restlichen 130 km zum Schrottplatz schaffen würden. Wir mussten es versuchen. Und Konrad hat tatsächlich durchgehalten !! YIPPI !! Dort angekommen, machte sich Thimo auch direkt an die Arbeit und baute eine Lichtmaschine aus einem alten VW Transporter aus und in unseren Konrad ein. Mit Erfolg! Er ist einfach ein unglaublicher Schlaukopf😊
Wir waren also mal wieder zurück auf den Straßen Australiens. Wir fuhren noch gute 2 Stunden weiter, suchten uns wieder einen Schlafplatz und tranken ein, zwei Bierchen auf Thimo & Konrad. Das nächste Ziel sollte Noosa sein. Hier befinden wir uns auch gerade in einer Bibliothek um endlich unseren Blog online stellen zu können. Noosa ist ein wirklich herrlicher Ort. Angekommen waren wir um 12 Uhr bei unfassbar gutem Wetter. 30 Grad zeigte das Thermometer. Ein auf den Tourismus ausgelegter Ferienort mit all den kleinen schönen Strandgeschäften, gediegener Atmosphäre, tollen Stränden und unheimlich viel Grünfläche. Wir parkten unser Auto und dackelten auf direktem Weg zum Strand. Endlich wie die Brathähnchen brutzeln lassen. Außerdem war es auch das aller erste Mal seit Ankunft in Australien, dass wir im Meer badeten. Auch bei den noch etwas frischen Wassertemperaturen konnten wir uns dieses nicht entgehen lassen! Es war ein tolles Gefühl!!
Wie unsere Reise weiterhin verlaufen wird, wissen wir nicht. Was wir wissen ist, dass wir in jeder noch so dämlichen Situation locker bleiben müssen. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Mal früher, mal später. Wir freuen uns darauf euch mit einem kühlen Schorle in der Hand alles bis ins kleinste Detail selbst erzählen zu können. Diese Blogeinträge sind immer nur klitzekleine Ausschnitte aus unseren Erlebnissen. Es gibt noch soooo viel mehr.
Haltet die Ohren steif, seid nett zueinander & habt euch lieb.
Bis die Tage…
Eure Glücksritter Thimo & Jessy