Published: 01.07.2018
Heute war es soweit! In den vergangenen Tagen stellten wir uns oft die Fragen: Haben alle Muscheln die Bearbeitung überlebt? Wie werden sie aussehen? Funkeln unsere Muscheln genauso schön, wie diese aus den Souvenirläden? Voller Angespanntheit und gleichzeitiger Vorfreude suchten wir direkt nach dem Frühstück den „Southern Paua - Factory Shop“ auf. Vor Ort wusste die Mitarbeiterin schnell, wer wir waren und wieso wir heute kamen. Sie verschwand hinter einer Tür und kam mit einer Tüte in der Hand zurück. Sie breitete unsere, eigenhändig gesammelten, Paua Shells auf dem Verkaufstresen aus. Wow! Alles glitzerte und funkelte. Von dem Anblick total überrumpelt, waren wir kaum dazu in der Lage, ein Gespräch zu führen. Auf ihre Frage, ob sie die geschliffenen, polierten und lackierten Schneckenhäuser flugsicher verpacken soll, antworteten wir nur schnell mit einem „Ja.“. Und dann begann sie auch schon unsere Schätze in Luftpolsterfolie einzuwickeln. Mit Hilfe von Tape packte sie drei kompakte Päckchen - das ging viel zu schnell für uns. Doch jede unserer zwölf Muscheln überlebte die Bearbeitung der Schleifmaschine - wir waren erleichtert und restlos glücklich. Nachdem wir uns im Shop umgeschaut und die vielen Kunstwerke, die aus Paua Shells gefertigt werden können, bestaunt hatten, bedankten wir uns für die Arbeit und verließen den Laden.
Die Paua Shell wird von einer Meeresschnecke getragen. Die Innenseite leuchtet - je nach Region - in den unterschiedlichsten Blau-, Grün- und Violetttönen. Die Außenseite ist gelegentlich mit Sand und Gestein verkrustet. Wird diese Schicht von einer Schleifmaschine abgetragen, kommt die wahre Schönheit der Muschel zum Vorschein. Denn auch von außen sind individuelle, funkelnde Farbmuster zu erkennen.
Im Auto ließen wir die Abholung kurz sacken. Zwar hofften wir, dass in der Außenseite unserer Muscheln Potenzial stecke - doch dass sie am Ende so schön aussehen würden, hätten wir nicht für möglich gehalten. Tobi hätte die Pakete am liebsten sofort wieder ausgepackt. Jedoch konnte ich ihn davon überzeugen, dass es wohl besser sei, sie im flugsicheren Zustand zu belassen, bis wir zurück in Deutschland sind. Dort können wir die Unikate gemeinsam mit der Familie und Freunden in aller Ruhe bestaunen! :)
Mit der erfolgreichen Abholung stand nun fest, dass dies unser letzter Tag in „Kaikoura“ sein wird. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, ein letztes Mal die Seebärenkolonie zu besuchen. Zu unserem Glück waren zur Mittagszeit viele von ihnen an Land. Die meisten schliefen zwischen den Steinen, ein paar wenige wählten die bequemere Variante auf dem Holzsteg aus, welcher sich direkt am Parkplatz befindet. Während wir die Tiere beobachteten, wurde uns wieder einmal die Schattenseite von einer leicht zugänglichen Tierkolonie präsentiert. Jugendgruppen und leichtsinnige Touristen umzingelten die Seebären in ihrem Erholungsgebiet.
Sofern sich keine Bedrohung für die Tiere darstellt, schlafen sie. Nähert sich allerdings ein „Eindringling“ in ihr Territorium, werden sie sichtbar nervöser und unruhiger.
In diesem Fall konnten wir beobachten, wie Teile einer Robbenfamilie aufgrund der Menschen (= Eindringling) ihre Liegeposition immer wieder veränderten, sich aufsetzten oder gar ins Meer flüchteten. Dabei ist die Ruhephase an Land für die Säugetiere von hoher Bedeutung! (An jeder Seebär- oder Seelöwenkolonie gibt es Informationstafeln, die darauf hinweisen und einen Mindestabstand von 10m vorschreiben.) Das Unverständnis, aber auch die Wut in uns wurde immer größer. Ein Tourist, welcher sich kurz davor noch zwischen der Robbenfamilie befand, gab auf die Frage „Warum er so rücksichtslos handelte?“ keine klare Antwort: „Ich wollte ein Bild machen.“. Wir finden es schlicht und ergreifend enttäuschend, wie wenig Respekt der Mensch den wilden Tieren entgegenbringt …