Ein ganzes halbes Jahr Kanada
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Die ersten Tage in Vancouver

Published: 02.04.2019

Well I left my happy home
To see what I could find out
I left my folk and friends
With the aim to clear my mind out

Well I hit the rowdy road
And many kinds I met there
And many stories told me on the way to get there

So on and on I go, the seconds tick the time out
So much left to know, and I'm on the road to find out

                                                                                        Cat Stevens


Endlich komme ich dazu, diesen Blog richtig anzufangen. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber es war so viel los und die Zeit verfliegt so schnell. Dazu dann mehr in den nächsten Einträgen.

Mein Flug am 26.3. klappte problem- und reibungslos. Mit 12 Stunden reiner Flugzeit flog ich mit Icelandair über Reykjavik (Zwischenstopp ca. 1 Std.) nach Vancouver. Icelandair ist meiner Meinung nach eine gute Airline; man hat auch in der Economy Class einen ausreichenden Sitzabstand, eine gute Film- und Musikauswahl und freie Getränke, nur Essen müsste man kaufen (aber das Flugzeugessen finde ich eh zum Davonlaufen). Man hat die Möglichkeit einen bis zu 7-tägigen Stopover in Island zu machen, was ich auf dem Rückflug ausnutzen werde – als ich beim Landeanflug auf Reykjavik das Land von oben sah, freute ich mich schon sehr darauf.

Die Einreise nach Kanada verlief unerwarteterweise (ich hatte mit allem gerechnet) problemlos und es dauerte auch gar nicht so lange, das Work Permit zu bekommen, da ich abends ankam und somit wenige andere auch eine Arbeitserlaubnis wollten. Mein Border Service Officer (der im Übrigen aussah wie ein Double von Ryan Gosling :-)) wollte nur meinen POE Letter of Introduction sehen und schon bekam ich mein Visum für ein Jahr.

In Vancouver angekommen, hatte ich dann die ersten Tage ein paar Startschwierigkeiten. Mein Englisch ist sehr eingerostet und ich bekam wohl einen leichten Kulturschock. Alles ist irgendwie doch komplett anders als zuhause und überall liest und hört man nur Englisch. Dabei hab ich vor allem mit den Lebensmittelbezeichnungen Schwierigkeiten; wenn ich mir irgendwo was zu essen kaufte, wusste ich eigentlich nie, was genau ich jetzt bekommen würde ;-) Ich musste mich sowohl in der Stadt als auch dem Hostel erst zurecht finden – ich verbrachte laaange Zeit mit der Suche nach einer SIM Card und trinkbarem Wasser (dazu mehr im nächsten Eintrag).

Etwas gedankenlos hatte ich für 6 Tage das Samesun Hostel in der Granville Street gebucht – dass das die Partymeile von Vancouver ist, hatte ich damals nicht gewusst. In meinem Vierbettzimmer war ich diejenige, die um spätestens 22 Uhr im Bett war (Jetlag…) und um 7 Uhr wieder aufstand. Die anderen kamen teilweise erst um 5 Uhr heim und standen nicht vor 11 Uhr auf. Der große Vorteil war dafür, dass das Hostel perfekt zentral in Downtown lag. Am ersten Tag fühlte ich mich allerdings erstmal richtig eingesperrt zwischen den riesigen Hochhäusern und war erschlagen von den Menschenmassen und tausend aneinandergereihten Läden mit bunten Neon-Schildern. Ich fand alles total unübersichtlich und beschloss erstmal zum Hafen zu gehen. Von da aus lief ich das ganze Ufer entlang zum Stanley Park, wobei ich am Canada Place vorbeikam – laut meinem Reiseführer das ikonische Wahrzeichen von Vancouver, da beliebtes Postkartenmotiv. Den Park hob ich mir für später auf und lief stattdessen über den English Bay Beach und Sunset Beach zur Granville Island, wo es zahllose kleine Geschäfte gibt, die alles Mögliche anbieten, und besonders den Granville Island Public Market – eine riesige Halle mit tausend kleinen Lebensmittelständen, wo es absolut alles gibt, von Obst/Gemüse und frischem Fisch (auch noch lebendigem) über internationale (besonders asiatische) Gerichte bis hin zu kunstvollem Gebäck und Pralinen.

Am nächsten Tag hatte ich eigentlich vorgehabt, erstmal im Hostel zu bleiben und im Internet nach einem Auto zu suchen, traf dann aber beim Frühstück eine Österreicherin mit der ich spontan nach Chinatown ging. Von dort fuhren wir mit dem Bus zur UBC (University of British Columbia), weil sie dort vielleicht anfangen kann zu studieren. Das ist mal ein Unicampus! Eigentlich ist es ein eigenes Stadtviertel, alles ist sehr weitläufig und grün und direkt angrenzend sind mehrere Strände, wie unter anderem der Wreck Beach, zu dem wir hinuntergingen. Da kann man die Vorlesungspausen einfach mal am Strand verbringen! Gut, wenn einen die gefühlt 1000 Stufen nicht stören, die man danach wieder hochschnaufen muss. Bekommt man gleich ein gratis Workout.
Abends war im Hostel Trivia Night, also es gab ein Quiz, wo man in Gruppen gegeneinander antritt. Das machte zwar Spaß, aber ich konnte praktisch keine Frage beantworten. Und das lag nicht nur daran, dass ich extrem müde war – Jetlag lässt grüßen…

Am Freitag machte ich mit der Österreicherin und einer Deutschen eine Radtour im Stanley Park bzw. drum herum. Nach kurzer Zeit fragte ich mich, wieso wir eigentlich mit dem Rad fuhren… wir blieben eh gefühlt alle 20 Meter stehen, um Fotos zu machen ;-) Abends wollten wir dann hochmotiviert selber was Gesundes in der Hostelküche kochen. Bis wir zum Einkaufen gingen, war es aber schon recht spät und wir hatten Probleme ein gutes Lebensmittelgeschäft zu finden, in dem man frische Sachen bekommt. Also warfen wir die guten Vorsätze über Bord und kauften Nudeln und Tomatensoße. In der Küche war dann gerade Rushhour – man musste kämpfen, um einen Topf und eine Herdplatte zu bekommen. Glücklich, wer zum Schluss noch Besteck ergattern konnte. Dosenöffner waren zwar vorhanden, aber nicht funktionstüchtig. Jetzt weiß ich wenigstens, wie der Dosenöffner an meinem Taschenmesser funktioniert ;-) Wurde anfangs erst noch untereinander Englisch gesprochen, wechselten plötzlich alle ins Deutsche, als wir herausfanden, dass von den 11 Leuten in der Küche 9 aus Deutschland kamen.

Am Samstag musste ich mir endlich überlegen, wie es ab Montag weitergeht und entschied Vancouver den Rücken zu kehren – endlich raus aus der Stadt – und suchte mir ein Airbnb-Zimmer in Victoria auf Vancouver Island. Auch für das Hostelleben bin ich auf Dauer nicht gemacht und deshalb hoffte ich so ein bisschen mehr Privatsphäre zu finden. Nachmittags wagte ich mich nochmal raus in die Stadt – wieso muss es jeden Tag strahlenden Sonnenschein geben, wenn ich eigentlich mal im Hostel bleiben, meine Gedanken sortieren und Pläne für die nächste Zeit machen will?! Erst lief ich nochmal ein bisschen durch Downtown und dann hielt ich es für eine gute Idee zu einem Park zu laufen, der etwas außerhalb in einem Wohnviertel liegt und den schönen Namen Grand View Park trägt. Das war das erste Mal, dass ich kanadische Entfernungen unterschätzte! Ich lief fast 1 Stunde. Und was soll ich sagen? Es lohnte sich nicht. Gut, man sah von dem Park aus auf der einen Seite die riesigen Berge (weit weg) und auf der anderen Seite Downtown Vancouver (auch weit weg – da muss ich wieder hin???), aber ich hatte es mir irgendwie schöner vorgestellt. Trotzdem hat sich der Ausflug gelohnt, weil ich so das erste Mal durch die Wohngebiete gelaufen war, die ich sooo schön finde. Ich liebe diese Häuser, die alle irgendwie immer noch im viktorianischen Stil gehalten sind.

Der Sonntag war dann der schönste Tag bisher. Um aus der Stadt rauszukommen, hatte ich beschlossen zum Lynn Canyon Park zu fahren. Dazu musste ich mit dem SeaBus (eine Fähre; ganz normal in den öffentlichen Verkehr eingebunden) nach Northern Vancouver übersetzen und noch ein Stück mit dem Bus fahren. Mit den Bussen freunde ich mich nicht so schnell an. Es gibt nirgendwo einen Netzplan, die Haltestellen haben für mich unübersichtliche Namen, wobei auf den Haltestellenschildern dann nur Nummern stehen, und die Ansage im Bus für die nächste Haltestelle ist so leise, dass ich sie nie verstehe, falls es überhaupt eine gibt. Naja, ich fuhr also etwas zu weit, aber der Canyon ist groß, dann fing ich halt von hinten an. Ich wanderte ein paar Stunden durch den Park, zusammen mit einigen Touristen und auch Einheimischen und fand es großartig. So hatte ich mir Kanada vorgestellt. Und das war direkt neben der Stadt, gleich anschließend an ein Wohnviertel. Um den letzten Tag in Vancouver noch ganz auszunutzen, ging ich anschließend nochmal in den Stanley Park, um unter anderem die Totem Pfähle zu fotografieren. An diesem Abend fand ich Vancouver dann doch sehr schön (siehe nächster Eintrag), aber ich war auch froh, es morgen hinter mir lassen zu können. Meine nächste Mission ist es, in Victoria ein Auto zu finden. Ich hoffe, ich bin erfolgreich…

Keine Sorge, die nächsten Blogeinträge werden nicht so ausführlich! Ich werde nicht mehr jeden Tag beschreiben. Ich dachte nur, manche von euch interessiert es schon, wie meine ersten Tage hier so abliefen. Falls ihr zu irgendwas gerne noch mehr Infos hättet, hinterlasst einen Kommentar ;-)

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