ޝާއިޢުކޮށްފައިވެއެވެ: 27.12.2018
26.12.:
wie bestellt klart das wetter wieder auf.
das frühstücksbuffet hier im hostel bietet sogar erdnussbutter als aufstrich an! es gibt noch einen anderen frühaufsteher, mit dem ich am küchentisch sitze. wir beide sind nicht gesprächig. ein kurzes "oi", das brasilianische hallo und jeder driftet wieder in seine eigene welt zurück.
ich genieße die friedliche stille. im innenhof erhoffen sich orangebrüstige amseln frühstücksreste und widmen sich in der zwischenzeit ihrer jagd auf würmer. der frühe vogel...
jeder tag ist nicht nur anders, jeder fahr-tag bietet mir auch unterschiedliche landschaftsbilder. ich weiss nicht, welche mich erwarten. berge oder flaches land? immer wieder etwas anderes, etwas neues, beleuchtung, himmel, wind.
über die straßenverhältnisse mache ich mir hier im südosten nicht mehr so viel gedanken. seit einigen tagen muss ich die autobahn benutzen, die nur wenige schlaglöcher zu bieten hat. aber es gibt sie auch hier...
zwar wird hier der zweite weihnachtsfeiertag nicht gefeiert, aber sao paulo ist noch im feiertagsmodus. viele - so meint mein allgäuer rezeptionschef - verbringen die feiertage am strand. das macht sich bemerkbar.
dank der hohen wolken kann ich das display meines navis gut entziffern und holpere so langsam der hauptverkehrsachse entgegen, die mich zielsicher aus der stadt führt.
um mich herum erstreckt sich eine mittelgebirgslandschaft, die in mir den wunsch wach werden lässt, hier irgendwo einige tage zu verbringen. es gibt steigungen, die eine dritte spur verdienen und später an den straßenrändern verkaufsstände mit palmitos. palmherzen. überall um mich herum, sehe ich regelrechte palmenwälder.
mein nächstes ziel ist caijati, etwa 230 km südöstlich.
es stellt sich heraus, dass diese stadt mit ca. 25. tsd einwohnern nicht mein etappenziel sein wird. sie liegt etwas oberhalb der BR 116. das stadtzentrum ist laut, infrage kommende hotels orientieren sich auch an der autobahn. ich bin auf ankommen, quartiersuche und feierabend eingstelllt.
zum glück habe ich aber 20 km vor caijati noch in einer raststätte "silvester gefeiert", eine art berliner gegessen und einen kaffee getrunken. diese kräfte stehen mir jetzt zur verfügung. von überall her schauen mich saftig grüne und fruchtbare berghänge an. es kann doch nicht sein, dass es nicht irgendwo hier in der nähe eine ortschaft gibt, die mir eine schlafgelegenheit anbietet.
ich muss raus aus dieser stadt und fahre ohne plan einfach bergauf. endlich wird es ruhiger um mich herum. nur noch wenige autos und motos. dafür ist es aber auch immer dünner besiedelt. eigentlich müsste ich hinter jeder kurve halten und fotos machen. wieder haben wir einen blauen himmel, der mit scharfkantigen weissen wolkenbildern übersät ist. es ist halb vier.
ich mache einen halt, als ich eine brasilianerin am straßenrand stehen sehe. sie dürfte um die 50 oder 60 sein und beäugt mich misstrauisch. ich gehe auf sie zu und frage sie, ob sie in der nähe eine possada kenne. ob sie mich versteht, weiss ich nicht. sie reagiert nur sehr zögerlich. ihr haus liegt unterhalb der kleinen dorfstraße. hier ist ihr mann am werkeln, der keine lust hat, sich unterbrechen zu lassen um einem gringo die welt zu erklären. aber dann öffnet sich eine weitere tür dieses hauses und ein junges mädel um die 20 lugt hervor, versteht mein ansinnen und hechtet in wenigen schritten zu uns nach oben. sie schüttelt verneinend den kopf. doch dann hält ein auto, das ihren vater nach hause bringt. der fahrer hat eine idee. nach 500 m gäbe es auf der rechten seite eine pension. das anfängliche misstrauen der hausbewohner ist weg. der werkelnde ehemann ist auch nach oben gekommen und beobachtet mit interesse, wie der gringo versucht, zu verstehen und sich orientierung zu verschaffen.
als ich weiterfahre habe ich alle aus ihrer feiertagsruhe hochgescheucht. jetzt steht da die ganze familie mit den nachbarn, beobachtet, winkt und fotografiert meine weiterfahrt.
16 uhr. aus südlicher richtung braut sich etwas zusammen. nach 500 metern fahre ich auf einen kleinen lebensmittelladen zu und frage den besitzer nach einer possade ganz hier in der nähe. er schüttelt den kopf und will mich erst wieder nach caijati schicken. doch dann fällt ihm die ortschaft eldorado ein. 45 km von hier. das ist nicht viel aber seiner mimik entnehme ich, dass es länger dauern könnte, bis ich da bin.
spatz in der hand oder taube auf dem dach? die taube siegt. ich will nicht zurück zur autobahn. ich fahre weiter, folge eine zeitlang einem stinkenden bus und bin bald allein. riesige bananenstauden begleiten mich, sobald die sicht frei ist sehe ich mit nadelgehölzen bewachsene berge, täler, saftige wiesen und den träge dahin fließenden fluss rio ribeira. die straße ist alsphaltiert, aber recht wellig. ich fahre langsam. das navi kündigt mir eine fahrzeit von knapp 60 minuten an. hm - das könnte viellleicht zeitlich eng werden. aber es wird erst gegen 20 uhr dunkel. was aber ist, wenn dieses eldorado nur ein kleines dorf ist, das auch nicht auf vespafahrende gringos eingestellt ist? ich werde etwas finden.
und dann sehe ich schon von ferne, dass sich der straßenbelag rötlich verfärbt. ich verringere mein tempo und befinde mich auf einer festgefahrenen staubstraße. fahr zurück, thomas. du weisst nicht, was dich nach 5 km oder gleich erwartet. staub!! und denke an die uhrzeit. fahr zurück! noch kannst du fahren...
eldorado: im vordergrund der taxistand
ich überhöre die warnungen. ich wünsche mir ein bergdorf, eingebettet in eine schöne landschaft, mit einer dorfkirche, einer schönen plaza... die fantasie kennt keine grenzen.
...mit einer schönen plaza
sie ist es, die mich weitertreibt. bambusbäume bilden mittlerweile einen tunnel. links und rechts die bananenstauden. jedes schlagloch kann das ende bedeuten. der gepäckträger, den wir in einem kleinen dorf in chile oder peru geschweisst haben, wird stark beansprucht. er muss die gefüllten reservekanister und die reservemäntel mit meinen wanderschuhen schultern. er muss aber auch den bügel halten, an dem der rucksack befestigt ist. nach jedem huppel merke ich, wie der gepäckträger seine solltoleranzen ausschöpft. ein zufälliger blick auf meine rechte hand, die sich am gasgriff befindet, zeigt mir meine anspannung. die adern treten bläulich hervor...
der blick vom früstückszimmer. endlich kann sich das auge ausruhen.
vor mir biegt ein uralter ford auf die "straße" ein. auf seiner plattorm sitzen junge leute, die gerade feierabend machen. interessiert beobachten sie mein näherkommen. ich muss schon ein lustiges bild abgegeben, wie ich da mit 20 bis 30 km/h entlang holpere. it looks unstable, wusste jeff, als ich mich von sandra, rolf und ihm in ecuador verabschiedet und mit der vepse den abschüssigen feldweg richtung küstenstraße geholpert bin...
ich überhole vorsichtig und entferne mich langsam. das navi spricht jetzt von 45 minuten. wenigstens habe ich in etwa eine zeitvorstellung. und dann kommt die überraschung!!! vor mir tut sich eine asphaltierte straße auf. keine löcher, kein verkehr! blick in ein tal und auf den fluss. endlich wieder fahrtwind spüren. zwar bleibt es nicht dauerhaft so, aber eine staubstraße bleibt mir erspart. und so erreiche ich tatsächlich den ort eldorado. schon durch den lichten wald kündigt er sich mit zwei kirchtürmen an.
es hat sich gelohnt!!!
baum bewachsene, schattige kleine alleen, niedrige häuser, kleine werkstätten und dann die plaza und die kirche. und an der plaza ein hotel mit restaurant!! alles wirkt gestriegelt! 15 tsd menschen wohnen hier.
ich bekomme ein zimmer für sage und schreibe 70 reais - 16 euro. die vepse hat ihren platz und wird versorgt. es ist mir zur gewohnheit geworden, dass sie erst auf den hauptständer gestellt wird. das ist nicht mal eben so getan. der eine seitenkoffer muss abgenommen werden, damit ich mit meinem fuß überhaupt an den hebel des hauptständers herankomme. erst dann kümmere ich mich um mich selbst.
symbiose zwischen mensch und maschine... wenn sie auf dem hauptständer steht, kann sie "alle viere" von sich strecken...
das bier, das ich jetzt bekomme, ist verdient. ich sitze auf der veranda mit blick auf das treiben auf der plaza. die sonne wandert langsam nach links ab. ich spüre wie die anspannung abfällt und weiss schon jetzt: hier bleibe ich nicht nur zwei nächte.
wohl verdientes bier in langen hosen und verschwitztem t-shirt. egal!
ein spätes abendessen in form eines kartoffelgratins. um die plaza herum leisten sich ein vw käfer und ein motorrad ein wettrennen... ansonsten herrscht hier entspanntes treiben. alle halbe stunde sagen die kirchenglocken die zeit an.
27.12.:
der deckenpropeller hat mir die ganze nach suggeriert, dass draußen ein mittelstarker landregen runtergeht.
aber zum frühstück empfängt mich ein sonniger tag. ich bin von sao paulo noch moderate temperaturen gewohnt und erwarte sie auch hier. aber weit gefehlt. als ich nach dem blogschreiben voller energie und tatendrang auf die plaza komme reicht es gerade noch für den kauf von bananen und weintrauben und dann ist es wie bei harry potter. ich spüre, wie mir die hitze - den dementoren gleich - die kraft aus den knochen saugt. da hilft nur eines: siesta.
südamerika im winter ist für uns mitteleuropäer einfach besser zu ertragen.
sao paulo liegt höher. ich befinde mich hier zwar in den bergen. es sind aber nur ca. 60 höhenmeter, die mich vom meerspiegel trennen.
unten am fluss
gegen 16 uhr traue ich mich wieder raus. es ist schon besser. ich mache einen gang durch die stadt und finde am fluss ein ruhiges plätzchen. ich beobachte grasende pferde, die strömung und genieße die ruhe.
mehr geht heute nicht.
28.12.:
fast wie zu erwarten verlängere ich meinen aufenthalt in eldorado, dieser goldsucherstadt am fluss ribeiro.
sie gilt wie 28 andere städte in brasilien auch als touristenstadt und wird deshalb mit zusätzlichen mitteln subventioniert.
gleich bei meiner anreise bekam ich einen vierfarb-prospekt in die hand gedrückt, der die beiden hauptattraktionen in dieser region beschreibt:
Die teufelshöhle und ein 200 m hoher wasserfall, die es zu besichtigen gibt.
ich lese weiter, dass ich mich hier im gebiet des atlantischen regenwaldes befinde, der, wie auch der regenwald in den tropen, sehr unter den abholzungen und rodungen zu leiden hat. er erstreckt sich an der ostküste brasiliens und weiter westlich bis zur argentinischen grenze. 1/3 der südamerikaner leben in diesem gebiet. der wwf schreibt, dass nur noch 1% des mata altlantica existiere, dass bemühungen aber fruchten, ihn zu erhalten. die population des jaguar sei indikator dafür, ob sich das gebiet wieder erholt. in den letzten jahren habe sich der bestand von 60 auf 80 erhöht.
ich erkundige mich heute morgen bei der touristeninformation und hoffe, dass es vielleicht einen bus dort hin gibt oder eine organisierte exkursion.
es seien nur 45 km bis zur caverna diabo. ich solle festes schuhwerk mitnehmen.
die vepse wird von ihren seitekoffern, den ersatzreifen und zwei ersatzkanistern befreit. ich erhoffe mir dadurch eine sichere fahrweise.
ich werde wieder die straße zurückgeführt, die ich gekommen bin. zum glück darf ich aber an der abzweigung nach caijati vorbeifahren. die vepse macht seit einigen tagen einen ziemlichen krach, und ich denke mir, dass der auspuff selbst einen riss haben muss. an der dichtung kann es nicht mehr liegen.
ich fahre durch das ribeira-tal und begleite den braun dahin fließenden fluss. es ist kaum verkehr. die straße ist in dieser fahrtrichtung besser zu fahren. nach etwa einer dreiviertel stunde fahre ich auf einen kreisel zu, von dem ich auf einer frisch geteerten straße in serpentinen auf ca. 500 m geführt werde. meine erste sorge bin ich los: es gibt einen großen und bewachten parkplatz. meinen helm darf ich im pförtnerhäuschen abgeben.
wieder bekomme ich etwas von südamerikanischer bürokratie und umständlichkeit mit. die peage-stellen beispielsweise verlangen ungerade geldbeträge, damit man weiterfahren kann. natürlich ein stauverursacher, weil es keine körbe gibt, in die man das kleingeld werfen kann und weil der geldwechselprozess und das ausdrucken und das aushändigen der quittung bestimmt eine halbe minute benötigt. dem wird nur durch viele einfahrspuren und mitarbeiter begegnet. es staut sich trotzdem.
auch hier könnte es sich hinter mir bis zum kreisel stauen, weil ich - wie jeder andere auch - meine daten in eine tabelle eintragen muss. erst versucht sich der pförtner mit dem eintrag meines kennzeichen selbst. dann gibt er auf und überträgt mir auch diese aufgabe. ich bin aber allein...
die anlage ist picobello in schuss. schon fast zu geleckt. ich werde mit großen schildern darüber aufgeklärt, dass hier gelbfiebergebiet ist. das schreckt mich nicht ab, da ich vorgesorgt habe. dann darf ich keine allergien haben und keine sonstigen krankheiten, muss gut laufen und sehen können. ich erfahre auch, dass es eine führung gibt. so melde ich mich ign einer zweiten station an, bezahle lediglich knapp 4 euro eintrittsgeld und warte dann mit den anderen auf den startschuss.
wir sind eine bunt zusammengewürfelte touristengruppe. ich bin der einzige ausländer. alle anderen kommen größtenteils aus dem bundesstaat sao paulo.
das ist für mich der bewachende geist - einen teufel kann ich nirgendswo ausmachen
so laufen wir im gänsemarsch zum eingang der großen tropfsteinhöhle. die stalagmiten und stalagtiten (vom boden und von der decke emporwachsene tropfsteingebilde) sind gut ausgeleuchtet und werfen schatten der unterschiedlichsten figuren an die wand. es sind kinder in unserer gruppe, auf die es unser chef abgesehen hat. immer wieder fragt er sie, was sie sehen und erklärt es ihnen dann. ob ein krokodil mit seinem geöffneten maul, ein raubfisch mit seinen langen zähnen und natürlich zum ende unserer führung der teufel, den ich aber nicht erkenne. es ist bei beeindruckendes naturschauspiel. ich schätze bis zum 30 meter hoch.
die waldwege sind ausgeschildert und führen zu einer kleineren quelle und zu seinem zwei stunden entfernten aussichtspunkt. den habe ich mir für die nächsten tage vorgenommen.
auf dem rückweg reift der entschluss, dass ich mit diesem getöse unter mir nicht weiterfahren will. ich frage unseren hotelsenor nach einer werkstatt. ich befürchte schon, dass diese am samstag nicht mehr geöffnet hat. aber das sehen wir dann morgen.
pünktlich zum abendbrot - es gibt burger mit huhn - beginnen die glocken der nahen kirche zu läuten. irgendetwas stimmt da nicht... am anfang sind es noch die natürlichen glocken, aber das nachfolgende glockenspiel kommt aus zwei lautsprechern, die an den beiden kirchtürmen befestigt sind. ein recht verzerrtes und übersteuertes vergnügen...
als das "glockenspiel" endlich vorbei ist, werden sakrale gesänge angestimmt. so werden die schäflein dieser gemeinde eine weitere halbe stunde daran erinnert, dass nicht nur das irdische maßgeblich ist.
wir senken den kopf und halten durch.
die brasilianische popularmusik wird nicht etwa ausgestellt...
29.12.:
der hotelsenor, der hier wirklich eingespannt genug ist, bietet mir an, mich zur motorradwerkstatt zu eskortieren. gerne nehme ich das angebot an - erleichtert es mir doch die kommunikation um ein vielfaches.
als wir da sind, erkärt er den beiden gesellen mein problem, daumenhoch-geste, und er fährt in seinem weissen pickup wieder davon.
die beiden jungs arbeiten in einer super aufgefräumten, klinisch reinen werkstatt. aber ich erfahre schnell, dass sie kein schweissgerät besitzen. sie verweisen mich auf die werkstatt, die ich gestern auf meinem abendgang schon im visier hatte.
die vepse macht schon von weitem auf sich aufmerksam. alle köpfe drehen sich und beobachten meine ankunft. sofort kristallisiert sich der chef aus den mechanikern heraus. er erkennt mit sicherem blick was zu tun ist.
ich muss mich in geduld üben, bis der auspuff abgekühlt ist. ich nehme schon einmal einen teil der seitenverkleidung ab und stelle dabei fest, dass die schwinge - ein gusseisernes teil, an dem die hinterradaufhängung, stossdämpfer etc befestigt ist, nur noch mit einer schraube gehalten wird.
die beiden anderen sind weg!!
mir läuft es jetzt noch eiskalt den rücken runter! seit wann fahre ich denn schon so? etwa schon seit puerto maldonado? dort hatte die werkstatt - nicht henrico - den auftrag, den neuen dichtungsring in die anschlusstelle des krümmungsrohrs zu setzen. dazu musste der auspufftopf abgenommen werden. nur dort kann es passiert sein, dass der maestro - vielleicht abgelenkt - die schrauben nicht richtig festgezogen hat.
von puerto maldonado bis hierher nach eldorado sind es sage und schreibe 4 tsd km!
ein schweisskranz schmückt nun diese verletzung
rechts unten gähnt ein loch, in dem eine schraube saßhier ist ungestörtes arbeiten möglich. keine schnacker, die im weg stehen und dafür sorgen, dass schrauben nicht festgezogen werden...wenn ich das in meinem club erzähle...
der mechanico nimmt seinen job ernst. das schweissen ist schnell gemacht. mit einem sauberen kranz haben sie den den riss geschlossen und mit schwarzer farbe eingesprüht. für den rest der tour wird es hoffentlich halten.
die montage gestaltet sich schwieriger, da die passenden schrauben erst besorgt bzw. passend gemacht werden müssen.
morgen kann ich also mit sicherem gefühl zu meiner wanderung aufbrechen.
antriebsriemen und vario-rollen müssen nur alle 10 tsd km ausgewechselt werden. das beruhigt mich.
nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn...
meine beiden begleiter haben wieder alles gegeben!
30.12.:
zwei völlig gegensätzliche persönlichkeiten werden bei wikipedia zum einen als sohn dieser stadt und zum anderen als erwähnenswerte person bezeichnet.
carlos lamarca, der sohn eldorados, war erst bei der armee und ist dann während der militärdiktatur desertiert und später als widerstandskämpfer erschossen worden.
jair messias bolsonaro ist der zweite, der ìdeswegen nur als erwähnenswerte person bezeichnet wird, weil er hier mit 5 weiteren geschwistern aufgewachsen ist. nicht geboren.
hier in eldorado!
ich werde neugierig und finde eine art lebensgeschichte von ihm, die von der brasilianischen zeitschrift epoca ins netz gestellt wurde. ich übersetze sie mir mithilfe von google translate und bekomme einen wagen eindruck.
er wird 1955 als dritter sohn in campesinas, im nordwesten sao paulos geboren und verbringt die nächsten 18 jahre hier. er weiss schon sehr früh, dass er präsident werden wird. alle präsidenten, die das land gehabt habe, seien beim militär gewesen, hat er als schüler zu seinen schulkameraden gesagt. sein vater ist zahnarzt. die kinder gehen hier zur schule, und es wird die geschichte erzählt, dass er nackt über die plaza gelaufen ist, um vor seiner wütenden schwester zu fliehen. in diesem zusammenhang fällt ein zitat eines zeitgenossen - er habe schon damals das maschinengewehr auf der zunge gehabt.
mit 18 geht er zur kadettenschule und ist während der militärdiktatur aktiver soldat. in dieser zeit wird carlos lamarca, der schon im widerstand ist, und von dem man weiss, dass er sich in der hiesigen region versteckt hält, vom militär aufgegriffen. bolsonaro, der sich im hiesigen dschungel gut auskennt, soll regen anteil an der festnahme gehabt haben.
so überschneiden sich die lebenswege der beiden aus eldorado.
bolsonaro soll dann direkt von der armee in die politik gegangen sein. nicht ganz freiwillig. es heisst, er habe zum zwecke der durchsetzung höherer gehälter in seiner kaserne eine bombe explodieren lassen...
die familie bolsonaro ist der region treu geblieben und hat sich ein vermögen erworben. ob es der bananenumschlag, der möbel- und elektrohandel, die lottrie oder die immobilien sind. ob mit lauteren mitteln? es werden leute aus der stadt interviewt, die mit ihm groß geworden sind, die mit ihm in der selben klasse und am nachmittag am ribeiro-fluss angeln waren. sie äußern sich zurückhaltend. sein bester freund, der agrarökonom geworden ist, wird heute von der hiesigen bevölkerung gemobbt. in einer polit-talkshow habe bolsonaro dinge über ihn behauptet, die aus der luft gegriffen seien, die aber sein weiteres leben hier zerstört hätten.
übermorgen ist seine amtseinführung mit orban aus ungarn und nethanjahu, der sich erhofft, dass die brasilianische botschaft - nach dem vorbild trumps - nach jerusalem verlegt wird. trump lässt sich durch seinen außenminister vertreten.
jetzt sehe ich die stadt mit anderen augen. den taxistand, wo ein früherer schulkamerad interviewt wurde oder die tankstelle, wo ein zeitgenosse von ihm arbeitet. die lottoläden und der einzelhandel - überall sehe ich die fingerabdrücke des bolsonaro-clans.
das alles habe ich erst heute nachmittag recherchiert.
davor treibt es mich in den wald. zu dem 700 meter hohen aussichtspunkt, der mir einen tollen blick auf den atlantischen regenwald eröffnen wird.
ich bin schon um 09:00 uhr auf dem parkplatz. der pförtner begrüßt mich wiedererkennend. dieses mal muss ich nicht mehr meinen namen aufschreiben. es reicht das kennzeichen. später bekomme ich mit, dass er alle autos, die den parkplatz verlassen auf seiner liste wieder abhaken muss. das erfordert kopfarbeit, weil die brasilianischen kennzeichen kein system haben. so muss er sich sehr schnell die nummernfolgen, die stadt und den bundesstaat merken. und das alles, während das auto am pförtnerhäuschen vorbeifährt. und heute ist besonders viel los. zwar bin ich bei meiner ankunft noch so gut wie alleine, aber später, als ich von meiner wanderung zurückkomme, ist der parkplatz voll.
aus diesem scheinbar verdorrtem stämmchen kämpft sich neues leben ans licht
ich kenne den weg und schaffe mich bald einen steilen pfad nach oben. die naturwerker haben ganze arbeit geleistet, damit die wanderer halbwegs sicher nach oben und wieder nach unten kommen.
lange höre ich noch die stimmen aus dem tal und die ankommenden autos auf dem knirschenden kies. aber ich höre auch schon die ersten tierstimmen, mit denen ich nichts anzufangen weiss. irgendwann aber sind die talgeräusche weg. ich höre aus unterschiedlichen himmelsrichtungen ein pfeiffendes, lang anhaltendes geräusch. es hat nichts natürliches, und ich denke, dass es entweder eine kreissäge oder eine flex ist, die an einem sonntagmorgen ihr unwesen treibt. aber dann merke ich, dass es von oben kommt. den verursacher kann ich nicht entdecken. das zweite geräusch hört sich an wie eine mundorgel, ein metallener ton. er kehrt in regelmäßigen abständen wieder. sonst ist nichts zu hören. ab und zu ein überraschtes, aufgeschrecktes tier, das sich mit lautem rascheln im unterholz davon macht. ich bin allein und freue mich, dass mir keiner entgegenkommt oder noch schlimmer, dass niemand hinter mir her hechelt. der frühe wurm...
die geschichte von den runterhängenden schlangen, die aussehen wie lianengewächse fällt mir wieder ein. verbandszeug habe ich nicht dabei. ich erinnere mich an die wanderung in den diamantinas mit nora und isabell - auch im atlantischen regenwald -. da ist nichts passiert, also wird hier auch nichts passieren. trotzdem bin ich wachsam.
der dichte wald schützt mich vor der kraft der sonne und ich spüre schon fast, welche kraft von dieser vegetation ausgeht. ich kann schon fast dem wachsen zu sehen. sogar aus einem scheinbar verdorrten, aus dem boden ragenden zweigrest haben sich neue und frischgrüne blätter den weg ins licht gebahnt. es duftet nach kräutern, zimt- und curryartig. ich genieße endlich die kühle.
ich schaue mir die hochwachsenden laubbäume an und stelle erst bei näherem hinsehen fest, dass sich aus ihren blätterlosen ästen typisch anmutende und später rotblühende tropenpflanzen herauskämpfen.
tropenpflanzen kämpfen sich aus den ästen eines laubbaumes,
die später mit roten, dicken blüten ausgestattet sind
erst denke ich, dass es um schmarotzer handelt, die sich an den zweigen und ästen hochwinden. aber sie wachsen direkt aus dem stamm. wäre ich tropenbiologe hätte ich eine antwort. so bleibt mir, nur ein foto zu machen und später einen fachmann zu befragen.
nur eine stunde, meinte unser guide gestern, dann wäre ich bei der aussichtsplattform. der weg zieht sich. ich bleibe oft stehen und tanke stille. keine menschlichen geräusche!
dann endlich wird es heller. die baumgrenze ist erreicht. jetzt begleiten mich rot und violettblühende büsche, die stufenabstände werden höher, weil es die natur nicht anders will, die sonne wird jetzt von ein paar hohen wolken in ihrer kraft eingeschränkt, ein kühler wind hat freie bahn.
und dann sehe ich sie. die plattform, die sogar mit holzbänken ausgestattet ist. sie erlaubt mir einen rundumblick in das satte grün. und wieder werde ich - wie auch vom flugzeug - an frischen brokoli erinnert. so sehen die bäume von oben aus. dicht an dicht. es gibt auch einige gerodete stellen. ich kann mir aber nicht vorstellen, dass diese für bananenplantagen genutzt werden, weil diese nur mit unterstützung aus der luft gepflanzt und geerntet werden könnten.
die wolken, die der ribeira-fluss am frühen morgen geschickt hat, machen einem stahlblauen himmel platz. um mich herum mückengeschwirr und ein exotischer schmetterling, den es nur hier gibt. auf den blättern der sträucher ist er nur mit mühe zu erkennen. später gesellen sich noch welche mit größerer spannbreite und anderen farben dazu. ansonsten hält sich die fauna bedeckt. ich verhalte mich ruhig, mache ein paar fotos und kann unter mir den rio ribeira erkennen.
der atlantische regenwald...
der abstieg ist fast anstrengender als der aufstieg. jetzt sind es schlingpflanzen, die sich gerne im schuhwerk verfangen...
unten wieder angekommen treffe ich unseren guide vom gestrigen tag. er freut sich, mich zu sehen. wir begrüßen uns fast wie alte bekannte.
einem demonstrationszug gleich wälzt sich die touristenschaar mir entgegen. richtung teufelshöhle.
gut, dass ich gestern schon da war und gut, dass ich mich jetzt aus diesem gewimmel wieder entfernen darf.
31.12.:
heute ist der letzte tag des jahres 2018.
vor einem jahr habe ich ein wochenende im dschungel verbracht, bloß um vor der knallerei puerto maldonados zu fliehen. in schöner erinnerung ist unsere sehr frühmorgendliche bootstour zu der papageien-kolonie.
zwar ist die vepse jetzt leiser, aber es ist schwer, sie in der spur zu halten. das serpentinenfahren erfordert viel kraft. das kann nicht richtig sein. stimmt etwas mit der lenkung nicht, hat sich der bolzen gelockert, der den motor trägt und die verbindung ist zwischen dem vorderen und dem hinteren teil? an dem aufbau für reinfen und kanister kann es nicht liegen...
ich fahre wieder zur werkstatt und versuche meinem mechanco, der mich sofort zu sich in die werkstatt winkt, mein problem zu erklären. er nickt vielsagend, bockt sie auf und schaut sich den hauptständer an. er entfernt sich und kommt mit einer neuen feder zurück. er baut sie ein und ist fertig. das war zwar nicht die aufgabenstellung, aber ich lasse ihn gewähren.
ich bitte ihn, auf das vorder- und hinterrad luft zu geben und hoffe, dass mangelnder luftdruck für das unsichere fahrverhalten verantwortlich ist. ich kann mich nicht auf ihn konzentrieren, weil ein anderer motorradfahrer da ist, der mich ablenkt. zwar nett, aber nicht jetzt. ich höre nur ein zischen. dann schaut mich der mechanico an und signalisiert mit der daumenhoch-geste, dass alles ok wäre. das ist es nicht. ich habe mir eine mail von meinem reifensponsor heidenau abgesichert und lese jetzt darin, dass der druck auf beiden reifen gleich hoch sein muss. er gibt mir den in südamerika gebräuchlichen wert an. ich zeige diesen dem mechanico und er macht sich erneut an die arbeit. ich weiche ihm nicht von der stelle, und er zeigt mir nach getaner arbeit auf seinem meßstab jedesmal den wert, den die reifen jetzt haben.
jetzt bin ich beruhigt.
um die bolzenschrauben kann ich mich nachher selbst kümmern.
der motorradfahrer, grauhaarig mit langem pferdeschwanz, möchte noch ein foto von der vepse und mir machen. auf einmal versammeln sich alle mitarbeiter der werkstatt und wollen mit aufs bild.
das sind echte kaliber, die mechanicos. der mit dem grünen t-shirt ist der chef, das mädel vorne die tochter des hauses, die angelernt wird und rechts neben mir der mechanico, der sich um die vepse gekümmert hat
schon auf dem weg zurück, merke ich, dass sie sich ganz anders verhält. ich kann "mich wieder in die kurven legen". sie hält die spur.
bevor die hitze mich ins haus treibt, nutze ich den schattenplatz und prüfe den bolzen. sitzt bombenfest. die seitenkoffer haben während des sao paulo - regens nicht dicht gehalten. alles raus, aufhängen, ausbreiten und wieder rein.
mehr geht nicht mehr. vielleicht später.
ich habe glück. die canthina des hotels hat das buffet freigegeben. ich habe zwar kein hunger, aber es gibt salat und frisch gepressste organgensäfte.
von silvester ist in eldorado nichts zu spüren. die ruhe vor dem sturm? es ist siesta-zeit. außerdem denke ich mir,gab es an den letzten abenden bis in die frühen morgenstunden kleine openair-konzerte.
das schlafdefizit muss ausgeglichen werden.
ich lese, plane die weitere tour, schreibe apps und lese. später gehe ich zum essen, bin aber noch von der mango und der banane nicht so richtig hungrig. es gibt patatas und ein bier. das restaurant ist mit einer goldenen 2019 geschmückt. hier werden für heute abend noch gäste erwartet.
ich habe entschieden, dass ich mich - wenn überhaupt - erst später unter das volk mischen werde. ich fühle mich sicherer, wenn kein alkohol fließt. stattdessen muss ich noch einen der hotelleute bitten, mir einen ersatzschlüssel zu organisieren. meiner hat sich aus dem recht lockeren ring gelöst und ist nicht mehr auffindbar.
später gibt es dann den münsteraner tatort, der so packend ist, dass ich zeit vergesse und erst durch das laute getöse auf den jahreswechsel hingewiesen werde. verständlich, wenn das herzstück des tatorts gerade im sterben liegt...?
ich schaue mir das feuerwerk vom balkon aus an. so habe ich auch die plaza im blick. es geht schon heiss her. ein stakkato von leuchtraketen und chinaböllern. der himmel wird nicht dunkel, und es dauert bestimmt 10 minuten.
dann kommt aber der hauptteil des abends, der den aktivisten am meisten spass macht. ein laut, in allen tonlagen hupender lkw-konvoi fährt blinkend und mit aufgeblendeten scheinwerfern im schritttempo um die plaza.
es sind super lange bananen-transporter, deren ladefläche mit leeren behältern beladen sind. etwa vom bolsonaro-clan inzeniert...?
der jahreswechsel verläuft friedlich. keine martinshörner, keine rettungswagen. nach abschluss des feuerwerks verteilt sich die menge und ein großteil will noch den rest des openair-konzertes erleben. mittlerweile aber ist hier karaoke angesagt. schräge stimmen von kindern und erwachrsenen sind zu hören. sehr bald ist das auch zu ende.
wo ist das brasilianische temperament geblieben?
01.01.2019
auf der plaza draussen war es die nacht über ruhig. keine wandelnden und grölenden alkoholleichen.
auch heute morgen beim frühstücken sieht alles so aus, als ob nichts aber auch gar nichts geschehen wäre.
heute will ich zum wasserfall und dabei das fahrverhalten der vepse ausprobieren.
es ist bewölkt, aber ich weiss, dass das die restnebel des ribeira-flusses sind. auf der nordhalbkugel stören sie uns, auf der südhalbkugel sind sie willkommene begleiter.
ich gewöhne mich so langsam an die holprige straße. es ist noch kein auto unterwegs.
und ich merke auch jetzt, dass es am luftdruck lag. jetzt fährt sie ruhig und sauber, liegt sicher in den kurven und lässt sich von den längsslinien auf den straßen nicht aus der ruhe bringen. es macht wieder richtig spaß!
ich habe gestern entschieden, dass ich auf meinem weg nach curitiba durch am flug entlang fahre. zwar mit dem manko der nervenden straßen und einer viel längeren fahrzeit als über die autobahn, aber den atlantischen regenwald will noch erleben, so lange es geht.
auf dem parkplatz von wo der weg zu dem wasserfall führt sehe ich zwei youngster. ich frage sie, ob ich alleine laufen darf oder ob ein führer dabei sein muss. ich darf alleine loslaufen. er zeigt mir das gatter und fragt mich, ob ich denn nicht mit der vespa hochfahren wolle... ein klares nein! ich brauche bewegung!
es geht steil bergauf. es ist ein fahrweg, tiefe fahrrillen vom letzten regen, roter staub und steine. für die vepse wäre das nichts gewesen. die wolken sind noch da, sonst wäre ich erst einmal der sonne ziemlich ausgeliefert . die mittlerweile bekannten tierstimmen kommen mir dieses mal viel näher vor. ich höre auch viel vogelgezwitscher, aber sonst genieße ich die ruhe. aber leider nicht lang. einige fahrzeuge - beladen mit touristen - lassen sich nach oben bringen. die beiden youngster mit den motorrädern hinterher, weil sie sie bis zum wasserfall führen müssen. der eine hält noch an und fragt mich, ob ich nicht mitfahren wolle. ich lehne dankend ab. dann ist wieder ruhe, staub und gestank sind verschwunden.
immer dem weg folgen, dann geht es nach links, hat mir noch der eine youngster vor meinem start erklärt. so schwer kann das dann ja nicht sein. eher ein schöner feiertagsspaziergang, aber bestimmt kein abenteuer.
nach ca. einer stunde komme ich an die stelle, wo ich links abzweigen muss. ich höre schon das sprudeln des nahen baches und bin richtig. auch hier haben die naturwerker ganze arbeit geleistet. ich komme immer höher und aus dem sanften bachgestrudel ist ein breiter wildbach geworden. große, blank und rund gewaschene steine liegen in seinem flussbett, an anderen stellen sammelt sich das klare wasser und lädt zum baden ein. aber dann wird mein weg immer schmaler. entweder ich hangele mich an dem felsen entlang oder ich muss zurück. auf die idee, einfach durch den wildbach zu marschieren komme ich nicht. aber dann sehe ich zwei wanderer auf ihrem rückweg, die wie selbstverständlich den wasserweg wählen. ok. schuhe und strümpfe aus und vorsichtig auf die andere seite gehen. es ist natürlich auf den glatten steinen glitschig und was sich darunter befindet, will ich lieber nicht wissen. ein mordgetöse umgibt mich. die wolken sind weg, hohe bäume biegen sich über mir, alles riecht nach leben.
ich erinnere mich an meine tour mit nora. auch hier sind wir mit der hardcore-führerin isabell durch ein trockenes mit hohen steinen bewehrtes flussbett bergauf gelaufen. sie mit ihren siebenmeilenstiefeln, nora mit kurzem abstand hinterher und ich in einem etwas größeren.
auch jetzt muss geklettert werden. ich will meine gut profilierten schuhe nicht wieder anziehen, sondern schaffe mich barfuss und rutschend den hang nach oben. es gibt aber ein tau, an dem sich der wanderer festhalten kann. es klappt und macht spaß.
und dann sehe ich sie. wie ich auf 200 m komme ist mir ein rätsel. 10 oder 20 meter könnten es sein. aber die haben es in sich. die wassermassen lassen sich mit unbändigender kraft runterfallen, um dann mit hoher geschwindigkeit die steine und anderen natürlichen hindernisse zu umfahren. erst dann wird es ruhiger und für den flusswanderer weniger gefährlich. auch hier, direkt unter dem wasserfall kann sich das wasser sammeln und bietet sich als perfekte badestelle an. die touristen, die vorhin an mir vorbeigefahren sind, machen ein mordsgetöse, aalen sich in der sonne oder im wasser. alle körpergrößen sind vertreten. wie haben die das geschafft?, denke ich bewundernd. sogar eine junge mutter mit ihrem säugling in der vor den bauch geschnallten hängetasche balanciert sicher auf den glitschigen steinen.
badefreuden
dann werde ich auf eine gruppe aufmerksam, die mich vor die frage stellt: soll ich doch lieber diskret wegschauen? ich versuche beides. aber als ich merke, dass die begleiter am lachen und am fotografieren sind, werfe ich doch einen oder zwei kurze blicke in die richtung. dort sehe ich eine recht umfangreich geratene übergröße in shorts und t-shirt im wasser sitzen - zwischen zwei großen steinen eingeklemmt. die strömung hilft ihr aber so langsam aus der misslichen lage heraus zu glitschen. sie weiss nicht, wie sie mit der situation umgehen soll. eigentlich ist das richtig peinlich!! ich gehe weiter und hoffe, dass sie den spass ihrer begleiter teilen kann.
ich konzentriere mich lieber wieder auf mich und das fehlende profil und schaue mir später diese naturgewalt in ruhe an. der alptraum eines jeden wassersportlers...
und die krone wächst empor - getragen von vielen säulenich mache fotos und werde auf eine baumkonstruktion aufmerksam, deren deutliche botschaft ist, dass die natur alles dransetzt, um seinen sturz zu verhindern. die stämme sehen aus wie die säulen einer kathedrale, die jede für sich den hauptstamm stützen. ein prozess, der jahrzehnte gedauert haben muss, bis das werk vollendet war.
ich trete den rückweg an. es kommen mir noch einige touristen mit den beiden youngstern entgegen. wieder fragen sie mich, ob ich mitfahren möchte.
insgesamt bin ich bestimmt 3 stunden unterwegs. etwas erholsameres kann es nicht geben. sauerstoff, bewegung, anspannung und entspannung.
die vepse nimmt die holprigen straßen souverän, singt und summt und hat bestimmt nichts dagegen, dass wir morgen etwas länger mit diesem straßenmaterial zu tun haben werden.