Gipatik: 26.01.2017
Ursprünglich dachten wir ja, dass wir in Kigali am Flughafen ein Visum für 90 Tage bekommen würden, das hat uns auch die ruandische Botschaft in Deutschland so mitgeteilt und meinte noch, wir sollen das Visum nicht im Voraus aus Deutschland beantragen, da das deutlich teurer werden würde.
Als wir dann aber in Kigali am Flughafen eingereist sind und nach dem Visum gefragt haben, wurde uns mitgeteilt, dass das höchste, das wir bekommen würden, 30 Tage ist.
Leicht genervt hat man uns dann mitgeteilt, dass wir einfach hier in Huye auf das „Immigration Office“ gehen sollten und dass wir da dann unser Visum bekommen würden.
Das erste Problem, dass sich für uns herausstellte war, dass das Amt für Ausländische nur am Freitagmorgen zugänglich war. Da wir bei unserem ersten Amtsbesuch noch nicht gearbeitet haben, war es zum Glück gut möglich am Freitagmorgen dann zu erscheinen.
Der Mann dort hat uns dann mitgeteilt, dass es nicht so einfach ist, das Visum zu verlängern, wie man uns mitgeteilt hatte und hat uns eine Liste geschrieben, auf der die Dokumente aufgeführt waren, welche wir vorlegen müssen. Kopie des Reisepasses, Kopie des Studentenausweis, Kopie des Abiturzeugnisses (warum ist uns bis heute nicht klar), Schreiben der Hochschule in Deutschland, Schreiben der Hochschule hier in Ruanda und ein Schreiben in welchem wir begründen sollten, warum wir das Visum wollen. Achja, und einen zweiseitigen Antrag mussten wir noch schriftlich ausfüllen. Total genervt über die vielen Anforderungen haben wir uns dann auf den Weg zur Hochschule gemacht, in der Hoffnung, dass wir da die Unterlagen bekommen würden und den Rest ausdrucken könnten. Doch was bei uns in Deutschland so einfach erscheint, dauert hier meist einige Zeit länger, so war es auch in diesem Fall. Der Mann auf dem Amt hatte ernsthaft angefordert, das alles noch am selben Tag zu besorgen und vorbei zu bringen. Mehrfach mussten wir ihm erklären, dass das so nicht möglich ist, da viele Unterlagen daheim in Deutschland sind und uns erstmal geschickt werden müssen. Schließlich hat er nachgegeben, dass wir am Montag drauf vorbei kommen durften. Das Problem hier war nur, dass wir da unsere ersten Arbeitstage hatten, was sich nachher jedoch als sehr hilfreich herausstellte. Am Freitag dann haben wir noch versucht, die ganzen Dokumente zusammen zu sammeln und auszudrucken, natürlich ohne Erfolg. Erst ging der Drucker nicht, dann war das Papier leer, ist eben alles eine Nummer langsamer und entspannter hier. Während einige von uns kurz vor dem Durchdrehen waren, meinten die Einheimischen nur, es reicht ja auch am Montag noch.
Also gut, Montagmorgen hat uns dann Viateur( Vize-Präsident der Hochschule) zum Amt begleitet. Wir mussten draußen warten, während er circa 20 Minuten mit dem Mann diskutiert hat. Als er aus dem Raum kam, teilte er uns mit, dass es Probleme gab. Da wir nicht durchgehend an der Hochschule sind, können wir nicht einfach ein Visum wie die anderen Studenten hier bekommen. Da wir hier arbeiten, müssen wir nun also ein „temporary resident Visa“ anfordern, das anstatt 20.000RWF (ca. 24€) 50.000RWF (ca. 60€) gekostet hat (natürlich immer noch recht billig) und für die nächsten 2 Jahre gilt.
Die Unterlagen, die wir ausgedruckt haben, wollte der Mann gar nicht erst sehen, stattdessen sollten wir online nochmal einen Antrag stellen. Klang einfach, war es jedoch anfangs nicht. Viateur hatte gemeinsam mit dem Mann einen Probedurchlauf gemacht und sich leider nicht jeden einzelnen Schritt gut eingeprägt. So saßen wir erstmal da und haben uns durch die Seite geklickt, in der Hoffnung, dass irgendetwas Sinn ergeben würde. Zum Glück konnte er sich an Einzelheiten erinnern und ruck zuck war der Antrag dann ausgefüllt, jedoch wollte jetzt natürlich die Internetseite nicht so mitspielen, wie wir es gern gehabt hätten. Bei vielen reagierte sie plötzlich gar nicht mehr, andere konnten bestimmte Angaben nicht verändern. Die einzige bei der es komischerweise funktioniert hat, war Johanna. Total genervt haben wir anderen dann über Johannas Handy uns registriert und siehe da - es hat funktioniert!
Nach absenden des Antrags bekam man eine Nummer, mit der man auf die Bank gehen musste, um dort die Rechnung zu bezahlen. Wie das hier auf der Bank abläuft, kann man sich nicht vorstellen, wenn man es noch nie mit eigenen Augen gesehen hat.
Zum Glück hatten wir an diesem Tag einen Fahrer, der uns nach dem wir unsere jeweiligen Einrichtungen besucht und uns vorgestellt hatten, zur Bank begleitet hat. Ohne ihn wären wir definitiv aufgeschmissen gewesen. Zunächst mussten wir eine Art Überweisungsschein ausfüllen, was mit der Hilfe des Fahrers kein Problem war, doch alles, was danach kam, hätten wir ohne ihn vermutlich nicht geschafft. In der Bank warteten gut 70 Menschen. Wir hätten uns vermutliche einfach hinten angestellt und darauf gewartet, dass wir dran kommen, nur hätten wir so Ewigkeiten warten können, ohne dass etwas passiert wäre. Der Mann hat uns dann gesagt, dass wir alle Überweisungsscheine zusammentun sollten. Er lief an einen der Schalter, um den sich etliche Leute gedrückt haben und gab die Scheine ab. Wie genau er das gemacht hat, wissen wir nicht, denn als wir circa 45 Minuten gewartet haben, bis wir dran kamen, konnten wir beobachten, wie immer wieder Menschen diese Überweisungsscheine außerhalb der Glasscheibe auf den Tresen lagen - für jeden offen ersichtlich. Diese wurden dann immer mal wieder nach innen weiter gegeben. Keiner von uns hat das System verstanden, dass da dahinter steckt. Immer wieder wurden Menschen aufgerufen, so leise, dass wir nicht verstanden haben, dass man in dieser Lautstärke überhaupt etwas hören kann, aber scheinbar funktioniert das hier so. Auch von Abstand gegenüber Anderen, vor allem denen die gerade vorne am Schalter stehen, hält man hier recht wenig. Ständig standen circa 5 Leute um den Schalter rum und beobachteten was da so vor sich ging. Naja auf jeden Fall waren unsere Scheine schon mal hinter der Scheibe, was ein großer Vorteil war. So wurden die ganzen Scheine nacheinander abgearbeitet, jedoch kamen immer wieder Menschen mit einer anderen Art von Scheinen, die vorgezogen wurden. Nach einer gefühlten Ewigkeit waren wir dann endlich dran, jeder konnte Bar die Rechnung bezahlen und bekam eine Quittung, die wiederum wichtig für das Amt war.
Wir haben die Bank um 12:35 Uhr verlassen. Was denkt ihr, wann das Amt geschlossen hat?
Richtig, 12:30. Also kamen wir schon wieder nicht wirklich weiter.
Ohne spezielle Einladung, an einem anderen Tag als Freitag zu kommen, sind wir dann Dienstagmorgen auf das Amt und haben uns einfach selbstverständlich dort hingesetzt. Bis wir schließlich dran genommen wurden, dauerte es mehrere Stunden. Im Raum dann wollte der Mann die ganzen Unterlagen, die ich oben beschrieben habe, plus die Quittung der Bank sehen. Er hat alles zusammengetackert und wollte unseren Reisepass sehen, den er dann behalten hat und hat unsere Anträge auf einen Stapel von anderen Anträgen gelegt.
Am Freitag sollten wir wieder kommen, dort könnten wir dann unsere Reisepässe wieder abholen. Also gut, wie befohlen sind wir dann also am Freitag wieder aufs Amt marschiert, dass eigentlich morgens um 7 Uhr öffnet. Da er letztes Mal aber erst um 7:35 Uhr auf der Arbeit erschienen ist, sind wir auf 8 Uhr hingegangen. Zunächst saßen wir wie viele andere in dem Gang und haben uns gewundert, dass seine Tür zu war, irgendwann hat uns dann jemand mitgeteilt, dass er in einem Meeting wäre und erst gegen 10 Uhr zurückkommen würde. Nach kurzem hin und her haben wir uns entschieden zu warten und unseren Arbeitsstellen Bescheid zu geben, dass es leider noch später würde als erwartet. Um 10:15 Uhr, nach dem wir mehrere Stunden auf dem Boden sitzend gewartet hatten (Platz gab es auf den Bänken nicht für alle), wurden wir dann in das Büro nebenan gerufen, in dem ein Mann saß, der uns mitteilte, dass wir heute unsere Unterlagen nicht bekommen würden. Der Fallzuständige sei in Kigali. Einer von uns solle am Montag wieder kommen, da wäre dann der Zuständige wieder da und dann könnten wir dort unsere Unterlagen bekommen. Also sind dann am Montagmorgen zwei von uns, weil niemand Lust hatte mehrere Stunden alleine zu warten, auf das Amt marschiert, um mitgeteilt zu bekommen, dass unser Visum noch immer nicht beantragt werden konnte, da in der Hauptstadt zu viele eines beantragen wollten und es somit noch nicht möglich war, unseres durchzubekommen. Ehrlich gesagt haben wir auch gar nicht damit gerechnet, dass wir unser Visum an diesem Tag bekommen würden, das wäre auch zu schön gewesen.
Wieder hat man uns auf den kommenden Freitag vertröstet, jetzt sollten dann aber wieder Alle erscheinen, da nur jeder jeweils seinen Reisepass zurückbekommen würde.
Also mal sehen was dann Morgen passiert, vielleicht bekommen wir ja nach 3 Wochen hin und her unser Visum beziehungsweise zumindest mal wieder unsere Reisepässe zurück, wenn nicht, dann ist ja auch noch nächste Woche Zeit, würden die Leute hier vermutlich sagen.