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Städte in Siebenbürgen (8. und 9. Stop)

Ishicilelwe: 27.06.2021

Siebenbürgen
Transsylvanien erstreckt sich vom Zentrum Rumäniens in den Nord-Westen. Die Karpaten trennen dieses Gebiet vom Rest des Landes. Lange Zeit wurde das Gebiet von Siebenbürger Sachsen besiedelt. Durch eine sehr starke Emigration in den letzten 30 Jahren sind aber nur weniger als 2 Prozent der Bevölkerung Deutsche. Dennoch finden einige Gottesdienste noch auf deutsch statt, berichtet uns der Pfarrer. Er bedauerte, dass diese Kultur langsam aus dem Land verschwindet. Dennoch sind wir beeindruckt von dem Zusammenspiel der Kulturen.

Timişoara (Temeswar) - die Suche nach dem Mietwagen
Eine Stunde zu spät kommen wir in unserem Airbnb an....Eine Stunde zu spät, warum? Nun ja, könnte sein, dass wir den Zeitzonenwechsel zwischen Serbien und Rumänien übersehen haben. Unser Appartement ist aber sehr schön, wir freuen uns schon drauf, mal wieder kochen zu können. Weil wir unbedingt die Natur Siebenbürgens und die Karpaten entdecken wollen, machen wir uns erstmal daran, online nach einem Mietwagen zu suchen. Das sollte aber ja eigentlich kein Problem sein, dachten wir...Nachdem wir tatsächlich alle (ja alle!) Autovermietungen in Timisoara durchtelefoniert haben, sind wir schon nicht mehr so positiv gestimmt. Wir probieren es danach in Brasov, aber finden tatsächlich in der ganzen Woche kein freies Auto mehr. Ohje...nächste Hoffnung: Tourismusinformation. Am Fluss Bega entlang machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Die Promenade ist sehr schön und wird derzeit noch ausgebaut. Am Eingang zum Stadtzentrum steht die beeindruckende orthodoxe Kathedrale der heiligen drei Hierarchen. Über einen schönen Platz mit Cafés rundherum gelangen wir zur Tourismusinformation. Geschlossen. Na super. Wir schlendern noch ein bisschen durch die Gässchen und über die Plätze und brainstormen. Am Platz der Einheit setzen wir uns in den Schatten und rufen die Tourismusinformationen in Sibiu und Braşov an. Beide sind zwar sehr nett, aber können und bezüglich Mietwagen leider nicht weiterhelfen. Na gut, irgendwas wird uns schon noch einfallen.
Timişoara wird nicht umsonst auch Klein-Wien genannt. In jeder Straße stehen große, bunte, historische Gebäude aus verschiedenen Stilrichtungen. Immer wieder entdecken wir ein neues, das uns besonders gut gefällt. Ausgelaugt von der Hitze machen wir uns auf den Rückweg, wir müssen ja auch noch einkaufen, kochen und Fußball schauen. Nach dem Telefonat mit Babsis Eltern rufen wir noch bei ihrer Oma an, weil sie einen rumänischen Pfarrer kennt. Wir beschließen, ihn gleich in der Früh anzurufen, vielleicht kann er uns helfen. Gesagt, getan. Pfarrer Miklos erinnert sich zum Glück auch noch an Babsi und versucht mit allen Kräften, uns zu helfen. Er ruft einen befreundeten Pfarrer in Timisoara an, zu dem wir gehen sollen. Dieser ist auch sehr nett und gastfreundlich. Er empfiehlt uns unbedingt nach Sibiu zu fahren. Nach eingehender Recherche und ein paar Telefonaten haben wir tatsächlich einen Mietwagen in Sibiu für die kommenden 2 Tage. Wir sind sehr dankbar und auch der Pfarrer betont, wie gern er uns geholfen hat.
Mit großer Erleichterung gehen wir nochmal auf Sightseeing Tour in die Altstadt. In Timişoara fanden die Anfänge der Rumänischen Revolution von 1989 statt, die zum Sturz und zur Hinrichtung des rumänischen Diktators Nicolae Ceauşesceu und seiner Frau und zum Ende des realsozialistischen Systems führten. Vor allem damals als auch heute ist Timişoara noch eine bedeutende Stadt.
In der Mittagshitze machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Es hatte 44 Grad...krass.

Sibiu (Hermannstadt)
Von Sibiu aus starten wir unsere Entdeckungstouren durch Transsylvanien und in die Karpaten - aber dazu mehr in einem eigenen Eintrag.
Wir haben zwei Nachmittage Zeit, die Stadt zu besichtigen. Dabei hilft uns eine eigens für Sibiu angepasste App mit deutschem Audioguide: Sibiu City App. Der Audioguide führt uns durch die wichtigsten Stationen Hermannstadts und erklärt uns dabei auch Hintergründe der Sehenswürdigkeiten. Wir finden es eine richtig coole Idee und Hilfe, um selbst die Stadt zu erkunden. Im 14. Jahrhundert entwickelte sich Sibiu zum einem Handelszentrum von internationaler Bedeutung. Es war somit eine der wichtigsten Städte Siebenbürgen, vielleicht sogar die wichtigste, da sie zudem noch die größten Befestigungsanlagen der Region besaß. Die beiden zentralen Plätze werden großer und kleiner Ring genannt. Der große Ring war ursprünglich der zentrale Marktplatz der Stadt. Außerdem fanden dort auch die Hinrichtungen statt. Heute erzählt uns der Audioguide über die verschiedensten Veranstaltungen und Festivals, die dort über das Jahr verteilt stattfinden. Der Markt befindet sich jetzt nämlich am kleinen Ring. Babsi hat sich aufgrund der tollen Atmosphäre sofort in diesen Platz verliebt. Am Rand gibt es vor den Arkaden schöne, kleine Cafés mit Live-Musik. Besonders schön ist auch die Lügenbrücke. Dazu gibt es verschiedene Mythen, wie sie zu ihrem Namen kommt. Zum Beispiel: die feilschenden Händler, die bei Betrug auf der Brücke öffentlich entlarvt wurden; die Soldaten Österreich-Ungarns, die über die Brücke in die Stadt kamen und den Mädchen falsche Versprechungen machten.
Natürlich haben wir auch noch andere Sachen gesehen, wie zum Beispiel Schloss Brukenthal, die Sporer-Gasse, den Ratturm, die Sagtreppen und die Augen Sibius. Wir finden diese Stadt wirklich unglaublich beeindruckend und schön, und würden jedem empfehlen, dort auch mal hin zu fahren.

Sighişoara (Schässburg)
Nach unserem Ausflug in die Karpaten beschließen wir unseren Mietwagen noch auszunutzen und fahren nach Sighişoara. Ihr einzigartiges historisches Zentrum ist UNESCO-Weltkulturerbe und normalerweise von Touristen überlaufen. Die Stadt war seit ihrer Gründung überwiegend von Siebenbürger Sachsen bewohnt. Auch hier jedoch fand eine große Auswanderungswelle statt, jedoch konnte Sighişoara ihren multikulturellen Charakter behalten. An der Bergschule, welche durch die lange Schülertreppe erreicht werden kann, kann man beispielsweise ein an deutschen Hochschulen anerkanntes deutschsprachiges Abitur ablegen. Das historische Zentrum gefällt uns wieder sehr gut. An den alten Häusern wurde meist nichts verändert außer der farbige Anstrich. In der Innenstadt stoßen wir außerdem auf das Geburtshaus von Vlad Tepes, später Vlad III Drăculea.

Braşov (Kronstadt)
Anders als geplant machen wir keine Übernachtung in Braşov (wir müssen Zugfahrten sparen), sondern legen lediglich einen Stop auf der Fahrt nach Bukarest ein. Wie immer viel zu früh stehen wir um 6 Uhr auf, um den 7 Uhr Zug zu erwischen. Wie wir aber eigentlich schon besser hätten wissen können, hat auch dieser Zug Verspätung. Immerhin lernen wir daraus und kündigen dem Hostel in Bukarest schonmal an, dass es später werden könnte. In Braşov angekommen machen wir uns zu Fuß auf den längeren Weg in die Altstadt, wofür wir eine halbe Stunde brauchen. Wir folgen einer beschriebenen Tour an der Befestigungsanlage entlang in das Zentrum. Wir passieren dabei die drittkleinste Gasse Europas, die Schnur-Gasse. Beeindruckend ist auch die schwarze Kirche im Kern der Altstadt, die ihren Namen durch einen Stadtbrand im Jahr 1689 erhält. Ursprünglich war sie als katholische Kirche geweiht. Mit der Reformation in Siebenbürgen, die wesentlich von Johannes Honterus geführt wurde, wurde sie die Hauptkirche der deutssprachigen evangelischen Gemeinde. Die Bedeutung von Johannes Honterus ist in der ganzen Stadt zu bemerken, es gibt von ihm eine Statue, ihm gewidmet Schulen, Gedenkhäuser,... Der Aufstieg zum weißen Turm fordert unsere Pomuskeln heraus, aber für den Ausblick lohnt es sich auf jeden Fall. Die Stadtburg auf dem Hügel hatte leider geschlossen. Zur Belohnung für die gestrige Wanderung gehen wir heute mal wieder essen, und suchen uns ein traditionelles Lokal am belebten Ratplatz. Babsi isst traditionelles Bohnenmus und eine Gemüsepaste (Zacuscã), Lukas und Veronika essen gefüllten Kuchen mit Gemüse. Über die Strada Republiquii gehen wir zurück zum Bahnhof.

Wir haben viele Städte Siebenbürgens besichtigt, und können sagen, dass jede einzelne einen Besuch wert ist.
P.S. Wir haben hier alpro griechischen Joghurt entdeckt! Mmmmhhhh lecker :)))

Phendula

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