已發表: 31.01.2018
26.01.
die hoffnung ist wie eine droge. sie lässt alles in einem anderen licht erscheinen. vorfreude ersetzt die kräfte zehrende ungeduld, nicht vermutete kraft- und optimismuspotenziale tauchen auf, wie aus dem nichts.
doch wie bei den nachwirkungen einer droge ist es mit nicht erfüllten hoffnungen:
das kartenhaus fällt in sich zusammen und macht nicht den eindruck, dass es sich wieder aufbauen lässt.
so gut die nachricht für sich gesehen ist, die mir lorenzo überbringt, so schlecht ist sie in ihrer konsequenz.
die elektrik sei in ordnung.
zwar ist das beruhigend, aber mehr auch nicht. das gegenteil ist der fall.
die bohrende frage - WAS IST ES DANN ???? - schiebt sich unwiderruflich in den vordergrund.
es läge an der einstellung des motors. der motor müsse wieder ausgebaut und auf seine elementaren einstellungen hin untersucht werden.
lorenzo hat tatendrang. er arbeitet noch schnell zwei aufträge ab und steht dann zur verfügung.
nach nur kurzer zeit liegt der motor wieder auf der werkbank.
die ankerplatte wird freigelegt, der ventildeckel abgenommen, die steuerkette vom ritzel entfernt - und dann?
ich spüre jetzt auch bei lorenzo ratlosigkeit.
es gibt markierungen, die werkseitig vorgeben sind und die eine bestimmte position haben müssen, damit der motor mit seinen unterschiedlich arbeitenden modulen einwandfrei läuft. diese sind aber von modell zu modell unterschiedlich.
lorenzo taucht ins internet ab. immer wieder wird er unterbrochen. zwei neue aufträge kommen herein. er hat kaum eine chance, sich in das für ihn neue thema einzuarbeiten.
ich recherchiere ebenso in den foren, mache fotos und schicke sie wilfried.
er ist zum glück zu hause und steht mir als gesprächspartner zur verfügung.
es ist schon fast feierabend, als wir zu der erkenntnis gelangen, dass alle einstellungen stimmen.
nun ist der topf der möglichkeiten so gut wie ausgekratzt.
wir haben alles gemacht.
das zweite bein des weberknechts tendiert richtung abfluss und nimmt das dritte gleich mit.
ich habe das thema "wegfahrsperre" nicht mehr weiter vertieft. in den foren wird nur dann darüber gesprochen, wenn das blinkverhalten der warnleuchte sind geändert hat, wenn die vepsa nicht anspringen wollte, oder überhaupt keine reaktion von sich gab.
die wegfahrsperre wäre für mich ein hoffnungsträger gewesen, wenn in ihrem zusammenhang auch das stichwort "drehzahlbegrenzung" gefallen wäre. auch wilfried sprach nur davon, dass die elektrik stillgelegt würde.
die vepse springt aber an, der zündfunke ist besser als je zuvor.
nun greift lorenzo das thema wieder auf.
beim ersten mal vor ein paar tagen ging es dabei um die wegfahrantenne, die am zündschloss sitzt.
ob mein schlüssel einen chip habe?
ich bejahe.
dieser chip arbeite mit der cdi zusammen. wenn die cdi gewechselt worden sei, müsse der schlüssel "neu angelernt" werden. dazu gäbe es einen braunen schlüssel.
diesen braunen schlüssel habe ich wohlweisslich aus ritterhude mitgenommen und tief in meinem rucksack verstaut.
wir spielen die varianten durch, aber leider weiss auch renzo nicht, wie sich meine vepse mit aktivierter wegfahrsperre verhält.
noch vor meinem zweiten flug nach puerto maldonado schoss mir der gedanke durch den kopf, den braunen vepsenschlüssel sicherheitshalber mit nach lima zu nehmen. aber nach den rechercheergebnissen war der gedanke nicht mehr präsent und wurde darüberhinaus von den zollamts- und brasilienabenteuern weiter verdrängt.
HÄTTE ICH IHN DOCH MITGENOMMEN!!!
lange halte ich mich mit dem nutzlosen konjunktiv nicht auf.
wieder zurück im hostel buche ich für morgen einen hin- und rückflug, sodass wir gleich am montag wissen, ob wir ein happy end feiern können.
die droge hoffnung zeigt wieder was sie kann - der weberknecht freut sich und befindet sich wieder im sicheren hafen der schadhafen emaillestelle - mit allen beinen.
27.01.
das taxi hat eine viertelstunde verspätung, aber die hat es in sich.
maxilmiliano, der den nachtdienst an der rezeption fast hinter sich hat, ist sehr engagiert. er telefoniert, läuft zur straße und das einige male. meine anfängliche gelassenheit verwandelt sich so langsam in ungeduld und ärger.
soll ich das taxi taxi sein lassen, die 50 m bis zur av. arequipa gehen und eines anhalten? aber um diese zeit ist mir das risiko zu groß. lieber den spatz in meiner hand - auch wenn er noch im anflug ist - als die noch nicht sichtbare taube jenseits des daches.
um 06:15 uhr biegt ein schwarzer suv in unsere straße ein. der fahrer ist südamerikanisch relaxt. schuld - so denke ich mir - ist natürlich die zentrale. max und er ergehen sich in diskussionen, die ich kurzerhand unterbreche. vamos, vamos!!
das hilft und die schwere limousine mit luxeriöser lederausstattung setzt sich in bewegung. der taxista gibt alles - um 06:40 uhr befinden wir uns vor der abflughalle.
es bleibt sogar noch zeit für ein croissant und einen capucchino.
um kurz nach 07:00 uhr bin ich am gate. das boarding in den bus ist pünktlich, bis dieser sich aber in bewegung setzt ist es zwanzig vor 8.
ich bin kein kenner der logistikbranche. mir fällt auf, während ich auf die abfahrt des busses warte, dass die flughafenbusse das logo swissport tragen und kann keine erklärung finden. es kann ja nicht sein, dass die ausrangierten busse nach lima verkauft wurden - sowie die ausrangierten bremer straßenbahnen nach danzig oder leipzig
so nutze ich die zeit und lese in wikipedia nach, dass dieses unternehmen 1996 als tochter der swissair gegründet wurde. schon vier jahre später war es mit 130 standorten in 25 ländern aktiv.
nur 20 jahre später wurde die swissport nach mehren übernahmen an die chinesen verkauft. für 2,7milliarden schweizer franken.
fünf jahre vorher, wurde sie noch von der französischen Beteiligungsgesellschaft PAI partners für nur 657 millionen euro eingekauft.
was für eine rendite in nur 5 jahren!!
trotz der warterei startet der flieger pünktlich und ist anderthalb stunden später in puerto maldonado.
noch direkter kann jetzt nach der ankunft entschleunigung nicht erlebt werden:
noch in lima rasen wir mit 150 km/h über die küstenautobahn, nur anderthalb stunden später und 1.600 km weiter östlich im amazonas erfolgt das aprupte runterbremsen auf 30 km/h.
was sich eben noch vierspurig präsentierte zeigt sich nun in holprigen straßen, deren nebenstraßen sich fast nur noch als sandpisten in der stadt verlieren.
es gibt fast keine autos mehr. nur noch motorräder und die dreirädrigen mototaxis. was sich die großen in lima als drängler auf der autobahn leisten, schaffen die mototaxis genauso. der eine gurkt mit 30 km/h auf der linken spur, der andere mit 39km/h und drängelt genauso. nicht mit der lichthupe, aber mit der signalhupe.
sehr viel zeit habe ich nicht. ich lasse mich zu meinem hostel bringen, wo ich meinen großen rucksack und die anderen sachen geparkt habe, gehe vorher noch bei der wäscherei vorbei und werde dann mit überraschter miene in der rezeption begrüßt. ob ich ein zimmer bräuchte? nein, ich flöge noch heute wieder nach lima zurück. verständnisloser blick.
den schlüssel zur befreiung der vepse aus ihren gefesselten drehzahlen (!?) habe ich schnell gefunden.
der hostelchef fragt mich nach dem fortgang der vepse. ich erkläre ihm wortreich, was wir alles gemacht haben und schließlich unsere hoffnung, dass es nur daran läge, dass der schlüssel neu programmiert werden müsse.
tja - wer offene fragen stellt.... so genau will er es gar nicht wissen, guckt hierhin und dorthin und auch in seine tasche, in der ganz viele kiwis auf weiterverarbeitung warten. aber dann bin ich auch schon fertig. ein erleichtertes hasta luego, und ich verschwinde richtung obstsalatfrühstück.
ich hebe meine zwei finger, der obstsalat, der ja extra zubereitet wird, kommt verhältnismäßig schnell, und ich vertiefe mich in das treffen der wirtschaftsmagnaten in davos. trump ergänzt sein america first mal eben schnell mit not allone und wird von der faz online als "brilllianter verkäufer" beschrieben. die zeitonline ist da schon etwas zurückhaltender.
der sap-boss freut sich und sagt nach einem abendessen mit anderen industriebossen, trump brächte schwung in die wirtschaft.
meine innere uhr bläst zum aufbruch.
eine halbe stunde später bin ich wieder beim flughafen. es ist schon wieder kurz vor halb eins, als ich bei den ticket- und den sicherheitskontrollen bin.
es hilft nichts. ich drängle mich vor, werde aber nicht angeraunzt.
ich kann es erst nicht glauben, aber mein flieger wird aufgerufen, das boarding beginnt pünktlich um 12:35 Uhr.
um 14:30 uhr bin ich wieder in lima.
ich hole den schlaf nach - mehr passiert an diesem tag nicht mehr.
28.01.
heute ist sonntag. die stadt schläft und lässt mich auch schlafen.
auch heute passiert nicht viel. die woche sitzt mir noch in den knochen. die nachfrühstückssiesta ist ausgiebig. danach lese ich ausgiebig den weserkurier und genieße den ausflug in die (wahl)heimat sehr.
die av. arequipa leer wie an einem autofreien sonntag.
aber einen programpunkt gibt es: nach dem schon fast obligatorischen salat im plaza vea - dort wo der papst letzten sonntag mit seinem kovoi vorbeigebraust ist - leihe ich mir vom hostel ein fahrrad aus.
erst streift mich der gedanke, in die innenstadt zu fahren, aber dann erinnere ich mich an die strandpromenade, die auch von fahrrädern befahren werden darf.
der pazifik liegt im dunst, nur am horizont hat die sonne eine lücke gefunden und gleicht einem hochleistungs-punktstrahler.
hulla hoop kommt wieder in mode
hier hat sich die stadt wirklich etwas gutes einfallen lassen.
weite rasenflächen, trimmgeräte, kinderspielplätze und einen superglatten asphalt für die skateboardfahrer.
es handelt sich nicht nur um einige alibi-kilometer erholungsraum, sondern soweit das auge reicht. und es geht noch weiter. der gast, der vom flughafen kommend die küstenstraße entlangfährt, erkennt, an den baumaßnahmen, dass hier keine hochhäuser hochgezogen werden, sondern auslauffläche für die bevölkerung geschaffen wird.
gegen 18:00 uhr bin ich wieder zurück.
leider hat mein stammrestaurant mit den leckeren spinatnudeln sonntags geschlossen.
egal. morgen gibt es wieder ein gutes frühstück.
und morgen wird es wieder richtig spannend!!
29.01.
check out miercoles? check out am mittwoch? fragt mich die rezeptionistin? meine antwort:
no se, espero mucho! ich weiss es nicht. ich hoffe sehr!
das kann doch nicht so weiter gehen, geht es mir durch den kopf.
ich lebe derzeit von einem ceckout zum nächsten check in und wieder zum nächsten checkout.
die vepse bestimmt den lebensrhytmus.
ohne ihr funktionieren ist eine planung nicht möglich.
im taxi konkretisiert sich ganz vorsichtig der plan b:
da von puerto maldonado wahrscheinlich keine trucks richtung uruguay fahren, muss ich das von hier aus organisieren.
wenn die seitenkoffer und die ersatzräder mit den kanistern auf der vepse bleiben können, habe ich neben dem großen rucksack nur den kleinen und die ortlieb-tasche. das würde gehen.
heute ist montag. renzo hat viel zu tun. andere vesepen stehen schon in seiner werkstatt, die aber nur ihre regelmäßigen inspektionen benötigen. eine andere erfordert internetrecherche, um die erforderlichen ersatzteile zu bestellen. dazu kommen immer wieder whatsapp-nachrichten und telefonate.
meine geduld ist aufs äusserste gefordert. kurz vor mittag nehme ich mir den ansaugstutzen und suche einen vulcanizador. zwar sehe ich nicht unbedingt eine notwendigkeit, weil er seinen wasser- und pusttest bestanden hat, aber ich will einfach beruhigt sein, dass von seiner seite aus keine überraschungen mehr zu erwarten sind.renzo ist mit der arbeit es vulcanizadors nicht zufrieden...
nach dem mittagessen geht der montagsstress in der werkstatt ungehindert weiter. gerne würde ich heute abend wissen, woran ich bin. als der motor wieder eingebaut ist, kann ich wenigstens etwas hand anlegen und das hinterrad und den auspuff wieder anbauen. renzo muss noch einen ölwechsel machen und steht dann zur verfügung.
der vergaser ist eingebaut, die cdi und das steuergerät angeschlossen, die kühlschlauche sitzen an ihren plätzen, der zündkerzenstrecker auf der zündkerze - jetzt wird es spannend. die nerven sind zum zerreissen gespannt. lange halte ich das nicht mehr aus!!!
er will die vepse starten - kein zündfunke. kein grund zur beunruhigung. dieses verhalten widerspricht nicht unserer theorie.
jetzt aber kommt der braune schlüssel - der sogenannte masterkey - zum einsatz. er wird die cdi darauf vorbereiten, im nächsten schritt, einen jungfräulichen schlüssel anzulernen.
die vepse startet, der zündfunke ist wieder da.
angesprungen ist sie vorher auch.
jetzt aber kommt der moment. renzo gibt gas und:
SIE HEULT AUF!!
sie jubelt in den höchsten höhen und macht ein mordsgetöse.
das verbliebene werkzeug auf der vibrierenden hebebühne tanzt scheinbar einen freudentanz - der motor ist kaum zu hören.
aber sie läuft nicht nur, sie brüllt.
renzo strahlt. wir schütteln uns die hände und umarmen uns.
die vepse und ich - wir haben wieder eine zukunft.
mein erster weg ist dorthin, wo ich immer eine ceviche esse. dort gibt es auch eiskaltes bier. ich besorge zwei flaschen, und wir stoßen an.
renzo sagt, ich müsse jetzt immer mit dem masterkey fahren, weil der ursprüngliche schlüssel nicht mehr zu programmieren sei. ich müsse mir eine kopie anfertigen lassen, die dann wieder programmiert werden könne.
dank meiner weitsichtigen planung - "damals" in ritterhude, habe ich einen nachschlüssel im gepäck und auch dabei. seine programmierung klappt beim ersten mal. die vepse hört auf ihn und springt an. der wertvolle masterkey, ohne den gar nichts mehr ginge, verschwindet wieder in der versenkung.
das war heute morgen...
ich setze mich erst einmal hin und trinke mein bier, während renzo sich an der lenksäule einer anderen vespa zu schaffen macht.
ich fühle mich wie ein aufgeblasener luftballon, der nach und nach seine luft verliert.
damit ist zwar sein leben ausgehaucht, ich aber erlebe entspannung pur.
jetzt kann wieder geplant werden!!!
manana terminamos, morgen werden wir fertig gibt mir renzo noch auf den weg.
alles abgearbeitet...
henrico ist rehabilitiert. auch er hätte sie wieder zum laufen gekriegt, wenn er die wegfahrsperre hätte deaktivieren können.
aber - meldet sich bei spinatnudeln und einem zweiten bier eine kritische stimme in mir - ist denn jetzt auch das ruckeln dauerhaft beseitigt? und was war die ursache für das ruckeln?
und ist es wirklich beseitigt oder tritt dieses phänomen nach 60 km wieder auf?
ein rest unsicherheit bleibt. rolf sieht den ansaugstutzen als verursacher.
morgen werde ich renzo befragen.
die acht beine des weberknechts orientieren sich gen norden.
dorthin, wo ihm das geöffnete badezimmerfenster freiheit und nahrung verspricht.
30.01.
der vormittag verlangt wieder viel geduld. insgeheim habe ich mir schon vorgestellt, dass schon mehr zu sehen ist, als gestern abend.
ich beherzige renzos kritischen blick auf den ansaugstutzen. zwar hat er im kalten zustand dicht gehalten, aber wie verhält sich das material, wenn es heisse luft durchströmt? es wird warm, dehnt sich und die sollbruchstelle macht ihrem namen alle ehre...?
das jedenfalls dind die gedanken, die mich gestern abend und heute morgen beim frühstück beschäftigt haben.
renzo fragt einen kollegen, der mir einen vulcainzador emfpiehlt.
da die vepse noch nicht weiter behandelt wird, mache ich mich auf den weg.
ich laufe die vierspurige und stark befahrene republica panama entlang und bewundere aufs neue, wie die peruaner den verkehr bewältigen. verkehrsregeln gibt es nicht. jeder fährt wie er meint, die anderen verkehrsteilnehmer wissen das, hupen und passen sich an. da macht es nichts, wenn busse und kleinbusse ohne vorwarnung stehen bleiben, um fahrgäste einzuladen. der nachfolgende verkehr hupt wütend, weil die rechte spur einfach blockiert wird. in den offen türen stehen männer oder frauen, die aus vollem hals das ziel verkünden und neue fahrgäste akquirieren müssen. pro fahrgast ist der am umsatz beteiligt. da geht es zu wie auf dem marktplatz. da kann es schon einmal sein, dass sich ein zweiter und dritter bus dem ersten dazugesellt. mehr oder weniger auf der mittleren spur zum stehen kommt und in den wettbewerb mit den anderen tritt.
dann geht es weiter. aber wer denkt, die busse würden sich vorsichtig einfädeln, der ist die deutschen verkehrsverhältnisse gewöhnt. meistens handelt es sich um völlig ausgediente schabracken, die da unterwegs sind. die blinker und bremslichter funktionieren eher nicht. der fahrer hält seine linke hand raus und fährt einfach los. und es gelingt. zwar stellt sich sofort ein wütendes hupkonzert ein, das aber nicht weiter interessiert.
als beifahrer sind gute nerven gefragt. keiner läßt den anderen vor. auch wenn er schon mit der schnauze fast auf der neuen spur ist, so besteht der peruaner auf seine vorfahrt. beide fahren an und der mit den besseren nerven kommt weiter.
kritisch wird es, wenn ein krankenwagen im noteinsatz unterwegs ist. seine sirenen sind lauter, als die sirenenartigen hupen der pkws, aber er, bzw. der verletzte hat keine chance. so steht der mit blau- und rotlicht versehene und jaulende krankentransporter im stau und kommt nicht weiter. vielleicht könnte eine gasse gebildet werden, aber es wird noch nicht einmal der versuch gemacht. anarchie, die funktioniert. zwar nicht immer im einzelfall - wie gerade jetzt - aber es fahren tatsächlich nur wenig krankenwagen mit blaulicht durch die stadt.
mein taxifahrer heute morgen hat das rechtsabbiegen verpasst. ich sage noch schnell pare, aber da ist er schon fast an der straße vorbei. ihn ficht das nicht an. er nutzt eine rotphase hinter sich und damit die für den moment freie straße. er legt den rückwärtsgang ein. die rotphase ist zu kurz. jeder europäische autofahrer würde sofort wieder den ersten gang einlegen und sehen, dass er wegkommt, aber mein taxista bleibt ganz ruhig. die rückwärtigen autos bremsen und hupen, wechseln auf die linke spur und raz faz sind wir in der gewünschten querstraße.
es gibt zwar so etwas ähnliches wie linksabbiegerspuren, werden aber mal eben auf drei nebeneinander stehene pkws verbreitert.
dass die, die geradeaus fahren wollen die hupe betätigen, interessiert keinen. nach dem motto gemeinsam sind wir stark, tastet sich die dreierreihe langsam auf die gegenspur vor und zwingt den entgegenkommenden verkehr zum langsam fahren oder zum stoppen. und es geht weiter.
polizei ist nirgendwo zu sehen.
für die fußgänger ist gesorgt. die ampeln zeigen kein ampelmännchen, sondern die sekunden, die für die grünphase vorhanden sind.
das funktioniert gut. ansonsten sind die zebrastreifen für die autofahrer ein schöner straßenschmuck - wenn sie überhaupt zu erkennen sind - ,wenn aber fußgänger, insbesondere ich, sich ihr recht der überquerung der straße erzwingen, ernten sie wütende gesichter und energisches hupen. es geschieht selten, sehr selten, dass die autofahrer langsamer werden und gar stehen bleiben, wenn der zebtrasteifen benutzt werden will.
ich erreiche den vulkanizador unbeschadet. ich sage ihm, von wem er mir empfohlen wurde und hoffe auf eine perfekte bedienung.
er schaut sich den ansaugstutzen auch sehr genau an und meint nach einer weile esta bien. ich hätte mir zwar gewünscht, dass er noch einmal überarbeitet wird, verlasse mich aber jetzt auf sein fachmännisches urteil.
renzo, der jetzt tatsächlich mit der vepse beschäftigt ist, nimmt das urteil zur kenntnis. er arbeitet ungemein schnell. er kennt den aufbau der vespen in und auswendig. er hat die schlüsselgrößen für alle schrauben im kopf und muss nicht lange suchen und probieren.
trotzdem ist jetzt mittag.
danach aber geht es in zügigem tempo weiter. fast keine telefonate, nur sehr wenige whatsapp-nachrichten, keine kunden, die stören. ich lasse ihn machen und fahre mit dem putzen der vepse fort. sie steht auf der bühne und ich komme gut an alle teile ran. es ist eher ein zeitvertreib, aber ein sinnvoller.
im grunde bekommt die vepse eine generalüberholung. selbst den antrieb hat renzo auseinander genommen. dieser wird jetzt mit bedacht und ausführlichem einfetten der beweglichen teile wieder zusammengebaut. nichts erfreut einen kunden mehr, wenn er dabei zusehen kann.
zwischendurch zeige ich ihm meine route auf meinem smartie und später auf seinem rechner. klar will er wissen, was so etwas kostet und wie lange ich schon unterwegs sei.
es ist 17:40 uhr und feierabend.
sie ist fast fertig.
morgen wird noch das getriebeöl und das kühlwasser gewechselt und die tachowelle erneuert.
31.01.
morgen ist der entscheidende tag.
als ich in die werkstatt komme hat renzo schon die tachowelle erneuert und ist gerade dabei, das vorderteil wieder zusammenzubauen. bleibt jetzt nur noch das getriebeöl und nach dem mittagessen der wechsel der bremsflüssigkeit.
alles geht reibungslos - für renzo sind das routinierte handgriffe.
soweit sind wir fertig. die vepse hat eine generalüberholung der ersten sorte erhalten!
er setzt sich an seinen labtop und schreibt die rechnung.
als er fertig ist nennt er einen betrag, den ich zweimal hinterfragen muss. wir einigen uns darauf, dass der rechnungsbetrag unverändert bleibt, die anderen 100% so über den tisch wandern. und selbst dabei habe ich kein gutes gewissen. aber renzo ist damit sehr zufrieden. hätte ich mehr draufgelegt, wäre es ihm vielleicht unangenehm gewesen.
er schiebt die vespe raus
und kann nicht von ihr lassen. er lässt sich von seinem kollegen, der gerade die autos wäscht, den wasserschlauch geben und beginnt, die vepse abzuspritzen und später sogar noch mit schwamm und seife hand anzulegen. ein großes leder ist auch zur stelle und sogar ein spray, mit dem er die sitzbank und die seitenkoffer behandelt.in ihrer neu erstrahlten schönheit zieht sie blicke auf sich.
so gut wie alle mecanicos - allen voran einer der weissen poloshirt tragenden chefs - lassen arbeit arbeit sein, um die vepse zu bewundern. der chef macht fotos ohne ende. mit renzo und mir, mit sich selbst und auch nur als vespa ohne begleitung.
ich verstehe nicht so richtig warum, weil hier jeden tag andere vespen auf den hof gefahren werden. vielleicht liegt es an dem gepäckaufbau mit reservekanistern und den beiden reservemänteln?
renzo ist sichtlich stolz und erntet anerkennung. umso schlimmer das deja vu-erlebnis...
renzo dreht auf dem gelände eine runde, und dann erfolgt die übergabe an mich.
schon beim anfahren merke ich, dass dem vorderreifen so viel luft fehlt, dass ich kaum damit lenken kann. das ist schnell behoben. vielleicht musste die spedition die luft reduzieren?
ich verabschiede mich noch einmal und kündige renzo an, dass ich morgen noch einmal vorbeikomme, um den reservekanister abzuholen.
aber dann kommt die ernüchterung: die vepse nimmt nur spärlich das gas an, stottert und spuckt. deja vu!
renzo hebt schon die hand, um zu winken, erstarrt aber in der bewegung, als er merkt, dass etwas nicht stimmt. ich ihn bitte, mit ihr zu fahren.
wenig später ist er zurück und fährt geradewegs in seine werkstatt.
ich komme mir vor, wie am anfang.
sein kopf verschwindet im motorraum, er stellt den vergaser ein und baut schließlich den luftfilter aus und reinigt ihn gründlichst mit benzin. keine veränderung. dann fragt er nach der düse.
de javu II.
das hatten wir doch alles schon einmal. auf dem neuen vergaser sollte die originaldüse sitzen. nein. eine andere hat sich dahin verirrt. wir setzen eine 105er ein. die drehzahlen sind wieder da und renzo macht eine proobefahrt. er kommt zurück und sagt, bei 50 km/h ist schluss.
am ende stellt sich heraus, dass es sich bei dem neuen vergaser wohl nicht um einen vergaser für die 125iger vespa handelt und zeigt mir auf sein innenleben. die nebendüse hat einen anderen sitz - was auch immer das für einen grund haben mag.
er tauscht den vergaser aus, baut ihn ein, macht eine probefahrt und kommt strahlend zurück. alles gut.
ich fahre auch mit ihr und merke, dass ihre alte kraft wieder da ist.
der auspuff ist noch zu laut - ich hoffe, dass renzo einen passenden dichtungsring da hat. zwar hat er schon versucht, die lautstärke zu reduzieren, aber ohne erfolg. morgen nachmittag nach der probefahrt oder freitag werden wir noch einmal danach schauen.
sebastian vom hiesigen vespaclub empfiehlt mir, die panamericana südlich zu fahren. nach 70 km käme ein schönes frühstückslokal.
das ist genau die entfernung, die ich fahren will.
ich habe ihm noch dringend ans herz gelegt, renzos werkstatt auf der website des vespa-clubs lima mit kommentar zu veröffentlichen.
ich bin gespannt, wie sich der vulkanisierte ansaugstutzen ab km 61 verhält und ob es eine premierenfeier gibt...
01.02.
die premierenfeier fand statt. zwar in einemetwas anderen rahmen, als ich mir das so vorgestellt habe.
mit etwas mulmigen gefühl setze ich mich am frühen vormittag auf die vepse und lasse mich von googlemaps durch das chaotische lima richtung panamerirca sur navigieren.
lange bin ich nicht mehr gefahren und muss es fast wieder neu lernen. die ampelphasen sind kurz, aber ich fühle mich noch unsicher und wage es noch nicht, mich durch die wartenden autos durchzuschlängeln. aber irgendwann habe ich genug von den abgasen und den abstrahlenden temperaturen vom asphalt und passe mich der allgemeinen fahrweise an. auch hier stelle ich wieder fest, dass der eindruck über den chaotischen fahrstil der peruaner nur ein oberflächlicher ist. sie fahren immer mit einem auge im rück- oder seitenspiegel. ihnen sind machtspielereien, wie ich sie von deutschlands straßen her kenne, unwichtig. sie machen platz - zu mindest den zweirädern - und lassen sie durch.
verkehrsregeln, so wie wir sie kennen, gibt es nicht oder werden einfach weg "anarchisiert". rechts und links überholen ist erlaubt, ein überraschendes links abbiegen über mehrere spuren hinweg wird toleriert. aber alles muss mit stimmungsvollem gehupe kommentiert werden.
trotzdem werde ich von einem kontrollposten der polizei herausgewunken.
ich bin nicht ganz bei der sache, weil ich mich über den provider claro ärgere, der immer wieder nachrichten schickt, um werbung für seine dienstleistungen zu machen. dass diese dann die navi-informationen einfach überdecken und den darauf angewiesenen fahrer verunsichern, spielt für deren marketingstrategen keine rolle.
ich fahre brav rechts ran und werde gefragt, ob ich extranjero sei. ich bejahe und erfahre dann, dass ich als motorradfahrer die via expressa nicht fahren dürfe. diese sei ausschließlich für pkw gedacht.
ich versuche noch zu verhandeln, weil ich in meinem augenwinkel wahrnehme, dass gerade ein anderer motorradfahrer auf der linken spur vorbei fährt, aber der polizist ist noch jung und verfügt noch nicht über die erforderlichen toleranzen in seiner verhandlungsführung.
wie auch immer diese gestaltet sind. aber so mutig bin ich noch nicht und werde es auch nicht sein, mit einem wie auch immer gearteten geldschein ein besseres verhandlungsergebnis erzielen zu wollen.
so verlasse ich mich auf mein navi und komme doch problemlos auf die ruta 1.
am anfang meiner reise stand ja auch die option an, von chile nach mendoza in argentinien die anden zu überqueren. das hätte aber bedeutet, die mir bekannte panamericana wieder zurückzufahren. langeweile pur.
schon nach wenigen kilometern wünsche ich mir, möglichst bald die autobahn wieder verlassen zu dürfen. zwar komme ich zügig voran und die vepse fühlt sich an alte zeiten erinnert, aber die mich umgebende landschaft und die traurigen bis armseligen randgebiete limas bestätigen mir, dass ich die richtige entscheidung getroffen habe. mein ausgangspunkt nach osten ist jetzt puerto maldonado im amazonasgebiet.
es gibt immer wieder retornos, - umkehrungen, die mich versuchen, schon vorzeitig wieder den rückweg anzutreten, aber ich will wissen, wie sich die vepse auf längerer strecke verhält.
hinter diesem gedanken und wunsch steckt auch eine gehörige portion nicht - risikobereitschaft.
ich möchte einfach nicht mehr improvisieren müssen, mich mit mir zugeworfenen rettungsringen in den hafen oder an den rettenden strand zurückbringen lassen.
dazu liegen einfach noch zu viele kilometer bis nach uruguay vor mir, als dass ich diesem wunsch hätte nachkommen können.
irgendwie befinde ich mich jetzt schwimmenderweise in einem baggersee und wünsche mir sehnlichst, dass mich kein wadenkrampf mehr erwischt.
die ausschilderung ist beispiellos. mein navi sagt mir, dass in 500 metern die abfahrt nach santa maria kommen solle. 300, 200, 100, 50, 30, 20 m - keine ausfahrt in sicht. die route wird neu berechnet. entschleunigungssspuren gibt es hier nicht. also hilft nur der rückspiegel und apruptes bremsen, um noch eine 90° abbiegende holperstraße zu erwischen.
hier will ich nicht wohnen, aber die magische grenze von 61 km ist bewältigt
zwar ist der pazifik nur wenige hundertmeter entfernt, aber es herrscht tristesse pur. mich umgeben sandberge, minengelände, armselige arbeiterhäuser, baumlose staubwege, eine brütende sonne und menschen, die das genaue gegenteil des mondänen miraflores darstellen und leben.
ich habe die magische grenze von 61 km geschafft. zwar ist die vepse durch den in die monate gekommenen dichtungsring zwischen motor und auspuff recht laut, aber sie schnurrt. sie genießt ihre freiheit und macht ihr versprechen wahr, das sie mir vor ein paar tagen gegeben hat.
ich stoppe an einem verfallenen restaurant, das mittagstisch anbietet, und auf dessen tische die abgefressenen chufa teller (reis mit huhn oder meeresfrüchten) noch stehen. aber das ficht mich nicht an. eine cola, eine zigarette und in gewisser weise die freude genießen, dass sich so langsam wieder vertrauen zu meiner weggefährtin aufbaut.
die nachmittagswolken kommen vom pazifik rüber. es wird dunstig und damit auch frischer. mich zieht es nach lima zurück. ich möchte noch nachtanken und bin überrascht, dass beide reservekanister einfach nur leer sind. die tanknadel steht auf reserve. ich weiss zwar, was sie noch kann, aber sicher bin ich mir über den aktuellen verbrauch der vepse auch nicht. also zurück auf die panamerica norte und ausschau nach einer tankstelle halten. mit den zufahrten zu den tankstellen verhält es sich genauso wie mit den nicht vorhandenen ausfahrten. der aufmerksame autofahrer muss darauf gefasst sein, dass ihm von jetzt auf gleich eine 90° drehung seines lenkrades bevorsteht. so geht es mir auch, und ich freue mich, dass ich die vepse mit bestem 97iger sprit belohnen kann.
überraschungsei auf peruanisch. ein plaggiat oder rechtmäßig erworben?
bald hat mich das verkehrchaos von lima wieder mittlerweile fühle ich mich sicherer und passe mich in jedweder richtung dem verkehrsverhalten der peruaner an. es wird respektiert,vielleicht deswegen, weil ich ein auffälliges nummernschild habe. doch es gibt ein paar laute gringo-rufe. ob diese nun freundschaftlich gemeint sind?
ich habe genug zeit bis feierabend, so dass ich noch schnell bei renzo vorbeifahre.
vielleicht hat er einen neuen dichtungsring in seinem fundus oder eine andere idee, wie wir den motor wieder leiser bekommen? ich lasse mich wie ein stammkunde gleich in die werkstatt rollen. dort sitzt er in internetrecherchen vertieft.
er freut sich über mein kommen und erlaubt mir, die vespe hier stehen zu lassen. einen dichtungsring kann er mir leider nicht anbieten, obwohl er sich bemüht und auch seine kollgen vom kfz-bereich befragt. so schickt der mich zur avendida angamos, wo sich kfz- und motorrädhändler einer neben dem anderen befinden.
ich bin guten mutes, muss aber nach bestimmt 10 oder 15 tiendas einen improvisationsversuch unternehmen. mir fällt der name abrazzo ein. das ist ein stahlschwamm, mit dem wir als kinder früher unsere rostigen fahrradlenkstangen wieder auf hochglanz geputzt haben.
ich treffe auf eine art ferreteria, die etwas ähnliches im angebot hat.
damit kehre ich knapp nach feierabend zu renzo zurück in der hoffnung, dass ihm etwas einfällt, wie man daraus einen hitzebeständigen und dichthaltenden dichtungsring bauen kann. dem material schenkt er nur vorübergehend beachtung und berät sich mit einem anderen kolllegen. schließlich wird eine halbe tube dichtungspaste auf die anschlussstelle aufgetragen und mit vorsicht, das eine rohr auf das andere gesteckt. jetzt müsse es trocknen.
in der zwischenzeit zeige ich renzo meinen aktuellen blogeintrag mit seinen bildern. er fragt mich, wer renzo sei....?
"na du - natürlich!" er heisse aber nicht renzo sondern celso.
ja, aber auf seiner karte, die er mir gegeben habe stünde doch renzo... das sei die karte seines chefs.
im nachhinein muss ich noch immer in mich hineingrinsen.
jedes mal, wenn ich in die werkstatt gekommen bin, habe ich ihn mit renzo begrüßt. keine reaktion, keine fehlerkorrektur.
wir tauschen noch unsere whatsapp-kontakte aus und ich schicke ihm gleich meinen bloglink. dabei erzählt er mir, dass er 3 kinder habe. ausserdem würde im märz eine neue vespa-vertretung eröffnen. er habe ein jobangebot bekommen, aber die bezahlung und die arbeitszeit ständen in keinem verhältnis.
die auspuffbastelei ist nicht von erfolg gekrönt. vielleicht lasse ich mir den ring postlagernd nach rio branco schicken?
wir verabschieden uns, und ich fahre durch den feierabendverkehr zu meinem hostel.
heute ist donnerstag. ich stehe mit sebastian, dem präsidenten des vespaclubs lima, in kontakt und weiss, dass sie heute abend wieder ihre ausfahrt mit anschließendem abendessen haben.
das wäre doch der richtige rahmen für eine mehr oder weniger offizielle premierenfeier.
sebastian hat mich mit dem entsprechenden link versorgt, so dass ich weiss, wo sich alle vespa-fahrer limas treffen, um dann gemeinsam zum essen zu fahren. es werden wieder bestimmt 15 bis 20 vespen unterwegs sein.
ich fahre noch vorher ins hostel, um mich wärmer anzuziehen. zeitlich wird es eng. zwar sind es nur wenige kilometer, aber angesichts der hiesigen verkehrsverhältnisse muss ich bei normaler fahrweise viel zeit einkalkulieren. die aber habe ich nicht mehr. limas hauptstraßen sind vierspurig und geben genug gestaltungsfreiheit für zweiräder, um sich in entsprechendem tempo ihrem ziel entgegenzuarbeiten. aber wie es so mit geschwindigkeiten ist - sie verlangen auch schnelles reaktionsvermögen und multitasking. den blick auf die straße und auf das navi. und schon ist es passiert: wie ein ball, der aus der zentrifuge geschleudert wird, nehme ich eine abfahrt zu früh und das navi sagt mir: die ungefähre ankunfsszeit verlängert sich um weitere 11 minuten. das schaffe ich nicht mehr und schicke sebastian eine whatsapp. er nennt mir den treffpunkt für das gemeinsame abendessen. er liegt glücklicherweise in der nähe meines hostels, so dass ich meinen schweinehund, der nach einem gemütlichen abend giert, einen korb gebe und mich zu dem angegebenen restaurant navigieren lasse.
ich suche die gegend ab und frage einen parkenden autofahrer. dieses restaurant gibt es vielleicht und seine unauffindbarkeit könnte einfach nur damit zusammenhängen, dass es heute abend laut navi geschlossen ist. ich schicke sebastian noch eine whatsapp, auf die er mir später ein anderes restaurant nennt, wo sie jetzt seien. es ist mittlerweile halb 10. bis ich da bin ist es bestensfalls 22:00 uhr und aufbruchstimmung. ich breche das unternehmen nach zwei stunden ab.
so gönne ich mir heute abend vor dem abendessen einen pisco saur und die spinatnudeln. ein guter abschluss dieses mit etwas zurückhaltung erwarteten tages.
die vepse hat die probefahrt überstanden.
02.02.
mit gebremstem schaum - das ist die richtige beschreibung.
wir müssen uns erst wieder aneinander gewöhnen.
der laute schalldämpfer lässt die vepse knattern wie einen zweitakter. jede unregelmäßigkeit im motorgeräusch ist zu hören.
ob das der stop and go verkehr zu der spedition am anderen ende von lima ist? sie macht auf mich nicht den besten eindruck. und mitten im stau, eingerahmt von stinkenden und wärme abgebenden mega-trucks unter praller sonne überlege ich, ob ich zurück in die werkstatt soll? aber dazu müsste renzo, der nicht renzo heisst, die vepse ausführlich probieren und nicht nur auf kurzstrecke.
ich verwerfe den gedanken und beruhige mich damit, dass sie vollständig überholt worden ist und wir wirklich nichts mehr machen können.
und wenn sie dann fahren darf und nicht jedesmal durch den verkehr ausgebremst wird, dann geht sie ab wie nachbars katze.
da ist wieder richtig kraft da.
die fahrt zur spedition ist noch ein entsprechendes finale für lima. jetzt reicht es auch.
zwar erwartet mich in puerto maldonado nicht die beschauliche ruhe wie in miraflores, aber alles ist übersichtlicher und schneller zu erreichen.
die übergabe bei der spedition erfolgt (fast) reibungslos.
diese spedition ist ein familiengeführtes unternehmen. der senor ist zwar noch präsent, hat aber keine richtige aufgabe mehr und sitzt mit seiner frau und seiner tochter in einem büro - vor einem leeren schreibtisch. ein großes buch mit in einer tabelle handgeschriebenen aufzeichnungen. ich vermute, dass es sich um das tourenbuch handelt. er schaut immer wieder rein und zum kalender, der an der wand hängt.
der junior hat mich vorher draussen auf dem hof in empfang genommen.dieses mal müssen die spiegel und der windschutz abgeschraubt und die seitenkoffer abgenommen werden.
erst sollen die spiegel ungeschützt auf den windabweiser gelegt werden, aber da erhebe ich einspruch. jetzt sind sie dick und sicher in plastikfolie eingewickelt und in einem funkelnagelneuen karton verpackt.
im grunde gibt es über den preis nichts mehr zu verhandeln. ich kenne den tarif und bin bereit, etwas mehr zu bezahlen, weil noch verpackungsmaterial verbraucht wurde.
als er mich dann zum büro bringt, stoppt er kurz vor der eingangstür und spricht von 500 soles, aber die verpackung käme dann noch dazu. ich verneine - wir kommen so nicht weiter. wir gehen ins büro. kurz darauf verschwindet er mit seiner schwester vor die tür und versucht ihr wahrscheinlich den neuen preis zu erklären.
ich sitze vor den schreibtischen und warte auf die dokumente, die ich unterschreiben muss. die schwester kommt zurück. ihrer miene ist nichts anzumerken. ich bin gespannt. dann werde ich zur unterschrift gegebeten und stelle mit befriedigung fest, dass der alte preis bereichnet wird. 50 soles kommen - ohne, dass sie auf der rechnung stehen - noch schwarz oben drauf.
auch hier hat meine herkunft, die der junior vorher ganz höflich und interessiert erfragt hat, wohl für den versuchten aufschlag gesorgt...
4 teile müssen auf den truck und in puerto maldonado ankommen.
die beiden koffer, der karton mit dem zubehör und die vepse selbst.
ein risikofaktor mehr...
ein anderer ist die versicherung, die am montag ihre gültigkeit verliert...
dienstag um 10:00 uhr soll sie wieder in puerto maldonado sein.
03.02.
der flug ist gebucht, das online checkin erfolgt, das zimmer in meinem hostel in puerto maldonado vorsorglich bis freitag bestellt.
heute ist ruhetag. nach dem frühstück habe ich ein langes telefonat mit tillmann und karin. dann folgt eine ausgiebige vormittagssiesta.
wo die müdigkeit herkommt ist mir rätselhaft. vielleicht liegt mir die fahrt zur spedition noch in den knochen. zu der konzentration kommt auch noch die qualität der kleineren straßen. schlaglöcher und die huppel. beides nicht auf anhieb zu erkennen.
so verbringe ich den nachmittag noch im kennedy-park, beobachte wieder die tanzenden peruaner, lasse mich treiben und genieße die tragende predigt eines respektablen pastors in der kirche.
hier gibt es einige katzen, bei denen es sich herumgesprochen hat, dass es neben dem eingang zur kirche ein umzäuntes plätzchen mit frischgemähtem rasen und eiiner nahrungsquelle gibt.
keine essensreste, sondern katzenfutter erster qualität. danach legen sie sich auf den rasen, putzen sich, schlafen und fühlen sich sicher vor freilaufenden hunden.
das taxi ist für morgen 06:00 uhr bestellt.