Atejade: 25.06.2017
Nun haben wir zwei faszinierende Tage in der Haupt- und meiner Heimatstadt verbracht und sind nur noch mehr fasziniert! Aber eins nach dem anderen:
Den ersten ganzen Tag haben wir mit dem kühlen Nass eingeläutet und genossen den Pool an unserer tollen Unterkunft.
Dann zogen ein paar Wölckchen auf und wir entschieden uns, einen längeren Ausflug zu unternehmen.
So stand zunächst der Panfilov-Park auf dem Programm - ein großer Rummelplatz- oder wie es bei uns hieß - Lunapark! Dann ging es weiter zum Eichenpark- einem herrlichen Freilichtmuseum. Dahin auf dem Weg besichtigten wir das Historische Museum und viele tolle Freiflächen- immer wieder erstaunlich- alles sauber, alles akkurat und alle sehr freundlich.
Abenteuerlich natürlich auch die Fahrten mit dem Trolleybus und den Marschrutki
Dann noch ein Besuch beim Ala-Too-Platz und dem riesigen Einkaufszentrum Zum.
Krönender Abschluss am Abend: das Essen in einem georgischen Restaurant.
Am nächsten Tag standen die Spuren der eigenen Wurzeln auf dem Programm. So ging es zunächst mal zum Basar von Osh- ein riesiger Basar, der von Obst, über Gemüse, Fleisch, hausgemachten Nudeln und Gewürzen bis hin über alle möglichen und unmöglichen Klamotten alles bietet. Die Kinder waren völlig überwältigt und wir mit ihnen. Wir probierten uns durch Aprikosen, Kirschen und Pfirsiche. Und zum Anschluss gab es Pirozhki und Chebureki- was kann es besseres geben?!
Und dann wuchs auch meine Aufregung- es ging zu meiner alten Straße. Würde alles so aussehen, wie es meine Erinnerung hergab? Würde ich alte Bekannte treffen?
Das Betreten der Straße ließ so viele Erinnerungen erwachen - hier sind wir den Berg herunter gerast, da die Knie aufgeschlagen. Aber die Hochhäuser, die gab es damals noch nicht....
Da standen die Mülltonnen und hier war unsere Wasserpumpe- nun sind alle Häuser an das öffentliche Wassersystem angeschlossen.... “ Mama, wie sieht so ein Plumsklo eigentlich aus?“ fragt mein Sohn. “Und gebadet wurde nur ob der Banja.“ erzähle ich weiter. Oder in der Sommerdusche... Jetzt, wo man zu Hause mehrere Badezimmer hat- unvorstellbar!
Aufregung wird größer, wir stehen vor dem Tor meines Elternhauses, ein Hund bellt laut aber auf unser Klopfen wird nicht geöffnet. Der Ramadan ist heute beendet worden, alle Muslime feiern- die jetzigen Besitzer sind ebenfalls Muslime, sind wohl deswegen auch außer Haus.
Ich rufe eine alte Bekannte aus der Straße an, sie wohnt nun paar Häuser weiter, sozialen Netzwerken sei dank, habe ich sie vor ein paar Tagen kontaktieren können. So werden wir herzlichen empfangen, alle Neuigkeiten ausgetauscht- wer hat bereits wie viele Kinder, wer wohnt wo... Die obligatorische Einladung zum Tee folgt, mit Honigmelone - lecker! Und dann der spannendste Teil für meine Kinder: Was wächst hier alles im Garten, welche Haustiere gibt es?
Gurke frisch gepflückt, Hühner und Küken betrachtet und dann sagt meine Bekannte: “Lass uns zu euren Nachbarn gehen, die freuen sich bestimmt!“
Puls rast wieder in die Höhe, mit den Nachbarn waren wir sehr vertraut, die Tochter meine beste Freundin. Höre nun, dass sie ein schwer herzkrankes Kind hat,muss zu sehr teurer OP nach Nowosibirks. Ein Hoch auf unser deutsches Gesundheitssystem.
Die Nachbarn treffen wir nicht an, verabschieden uns und gehen noch mal die Straße auf und ab, schlendern, filmen, fotografieren - und dann fährt ein Auto vor, meine alte Nachbarin steigt aus- ich lauf rüber, stelle mich vor und wir fallen einander in die Arme, Tränchen fließen “Meine Kleine!“ sagt sie... Es ist wie nach Hause kommen! Verrückt!!!
Sie klagt ihr Leid, das kranke Enkelkind, meine arme Freundin, das viele nötige Geld, das dort niemand auf der hohen Kante liegen hat... Es ist hart. Und trotzdem ist das Wiedersehen schön, ich verspreche, in 1,5 Wochen wiederzukommen.
Die nächste Nachbarin kommt aus dem Haus, erzählt und fragt, warum wir Geld für ein Hotel ausgeben- wir könnten doch genauso gut bei ihr nächtigen, spätestens doch dann, wenn wir in 1,5 Wochen wieder in Bishkek sind. Wir versprechen, noch mal wieder zu kommen, vielleicht zum Tee...
Voller Emotionen begeben wir uns zur Haltestelle und- verfahren uns damit natürlich!
Aber irgendwie finden wir uns doch noch zurecht und gehen vor unserem Besuch der Banja noch in ein Chaj Chana- noch richtig lokal essen. Es gibt Scharko, Lagman und Pilimeni- in einem Raum ganz für uns allein!
Dann also die Banja im Hotel, mit Eichelblattwedeln zum Peitschen natürlich. Die Kinder völlig aus dem Häuschen! Die Abkühlung wartet dann im Eisbecken - perfekter Abschluss des so perfekten Tages!