Ein ganzes halbes Jahr Kanada
Ein ganzes halbes Jahr Kanada
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Ein Kapitel geht zu Ende

شائع شدہ: 31.08.2019

Never thought you could fly
You've just done the impossible
Because you were willing to try
You never lost sight of the dream

They told you it couldn't be done
Said you'd need a miracle
But now look what you have become
Do you know how you've made us feel?

Days like these, they come along
Once in a lifetime
This was just a dream yesterday
                                            
SAGA

Ich weiß, ihr müsst immer länger auf meine Einträge warten, aber dafür werden sie auch immer länger und enthalten mehr Fotos… Viele kommen wohl eh nicht mehr, denn langsam geht meine Reise leider dem Ende entgegen. Aber zuerst einmal ging mein Roadtrip mit Gypsy zu Ende.

Mein erster Stopp in Manitoba war der Riding Mountain Nationalpark, wo es angeblich von Schwarzbären nur so wimmelt – ich begegnete beim Wandern aber nur einem und da war ich glücklicherweise nicht alleine unterwegs. Mein zweiter (und auch letzter) Stopp in dieser Provinz war in der Hauptstadt Winnipeg, wo ich zwar ein paar Tage (in einem Airbnb) blieb, die Stadt aber nur kurz erkundete und die Zeit hauptsächlich zum Ausruhen nutzte. Außerdem stellte ich zu der Zeit fest, dass meine Kreditkartendaten gestohlen worden waren, weshalb ich mich darum kümmern musste, sie zu sperren und eine Ersatzkarte zu bekommen. Das funktionierte bei der DKB erstaunlich einfach und schnell – schon am nächsten Tag wurde meine Notfallkarte per Eilbote geliefert :-)

Danach ging es weiter in die letzte Provinz dieses Roadtrips – Ontario. Und plötzlich war da wieder viel Wald, Felsen und Hügel. Und natürlich Seen. Nicht nur die großen (Lake Superior, Lake Huron, Lake Erie, Lake Ontario), sondern auch unzählige kleine Gewässer entlang des Highways, die die Landschaft so wunderschön machen. Auf der Strecke zum Lake Superior kam es mir schon fast so vor, als wäre ich an der Küste und an ebendiesem See dann sowieso. Er ist so groß, dass man nicht zum anderen Ufer sieht und sich wirklich fühlt, als wäre man am Meer. Durch die meist vorhandenen Winde gibt es auch immer Wellen und eine leichte Brandung. Was mir negativ an Ontario auffiel, ist, dass die Provinz ziemlich teuer ist – zumindest in Bezug auf Campingplätze (doppelt so teuer wie in BC) und Provinzparks, in denen man hier auf einmal eine Tagesgebühr bezahlen muss (und noch dazu ziemlich viel… wenn man alleine reist, ist es teurer als in den Nationalparks). Und wie ich beim Autoverkauf feststellte, steht Ontario in bürokratischer Hinsicht Deutschland in nichts nach.

Die Fahrt am Lake Superior entlang war einfach toll und obwohl ich eigentlich ungerne in Seen schwimme, musste ich einfach einmal in diesen hineinhüpfen – um sagen zu können, dass ich mal im flächenmäßig größten Süßwassersee der Erde gebadet habe. In dieser Gegend fand ich auch die schönsten Parkplätze zum wilden Campen – meist direkt am See mit wunderschönen Sonnenuntergängen. Sightseeing-Stopps legte ich unter anderem ein in Thunder Bay (Fort William), im Sleeping Giant Provinzpark, Pukaskwa Nationalpark, Lake Superior Provinzpark und Killarney Provinzpark.

Fort William war wieder ein lebendes Freilichtmuseum, in dem die Schauspieler einen super Job machten und die Besucher in Spiele, gemeinsames Tanzen und Singen und sogar in einen nachgestellten Kampf der North West Company gegen die Hudson's Bay Company eingebunden wurden.

Die Parks waren zwar alle wunderschön und ich konnte viel wandern, aber der Pukaskwa Nationalpark haute mich richtig um. Er ist zwar sehr klein und es gibt nur wenige Wanderwege, aber die Landschaft mit den Klippen am See ist wunderschön. Ein weiterer Vorteil: es verlaufen sich nur sehr wenige Besucher dorthin.

Nach einem kurzen Abstecher nach Toronto wegen des Autoverkaufs (dazu gleich noch mehr) fuhr ich am Lake Ontario entlang mit Stopps in Prince Edward County, Kingston, Fort Henry und im Frontenac Provinzpark.

Und an meinem 27. Geburtstag bin ich dann mal schnell in die USA gefahren – hauptsächlich um sagen zu können, dass ich mal da gewesen bin ;-) Und das war auch schon ein Abenteuer für sich. Hatte ich eigentlich eher Bedenken wegen der Einreise in die USA gehabt, so war die Rückreise nach Kanada dann irgendwie noch aufregender... Um in die USA einreisen zu dürfen, musste ich nur ein paar Tage vorher online das ESTA beantragen, an der Grenze zusammen mit vielen anderen eine Stunde lang warten, um dann ein paar Fragen zu beantworten (Waffen, Drogen, Alkohol, Lebensmittel dabei?) und dann durfte ich weiterfahren. Die Einreise nach Kanada hätte eigentlich schneller gehen sollen, schließlich hatte ich da ein Visum und war ja schon mal hineingelassen worden vor über vier Monaten. Aber irgendwie hatten die Grenzbeamten gerade Lust, mal ein Auto zu durchsuchen und so stellten sie mal schnell Gypsys Innenleben auf den Kopf, nachdem sie mich dreimal gefragt hatten, ob ich wirklich keine Drogen oder Selbstverteidigungswaffen dabei hätte. Es wunderte sie wohl, dass ich alleine unterwegs war und dass das Auto mir gehörte – dass ich ein BC-Kennzeichen hatte und praktisch am entgegengesetzten Ende Kanadas war, war wohl auch nicht hilfreich ;-) Als sie aber wirklich nichts fanden, wurden sie richtig nett und fragten mich interessiert über meine Reise aus.
Auf dem Weg in die USA kam ich an dem Thousand-Islands-Gebiet vorbei und wagte mich auf den Tower, um die herrliche Landschaft von oben zu betrachten. In den USA verbrachte ich dann insgesamt nur drei Stunden und wanderte im Wellesley Island State Park. Ach ja, als ich nach der Kontrolle endlich in die USA reinfahren durfte, sah ich als erstes ein Schild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung von 65, was mir schon etwas komisch vorkam auf einem Highway, aber ich dachte mir noch nicht mal was, als mich alle überholten und fast doppelt so schnell fuhren wie ich… – erst als ich an einer Ausfahrt ein Schild mit „45 mph“ sah, fiel der Groschen und ich musste über meine eigene Dummheit lachen – in den USA wird die Geschwindigkeit in „miles per hour“ gemessen (1 mph = 1,6 km/h) – und ich war froh, dass mein Auto auch eine Skala mit mph hatte ;-) 

So, nun zum Autoverkauf in Ontario: Ich hatte über Facebook insgesamt vier Interessenten gefunden, wobei drei von diesen das Auto erst ab dem 20.8. in Montreal anschauen wollten, was mir etwas zu riskant war, da meine Versicherung nur bis zum 24.8. lief. Somit traf ich schließlich auf dem Weg nach Toronto die vierte Interessenten-Gruppe (4 Backpacker, die mit dem Auto nach Vancouver fahren wollten) und da sie begeistert von Gypsy waren und ich der Meinung, dass sie auch gut auf sie aufpassen würden, war die Entscheidung gefallen und wir machten aus, dass ich ihnen das Auto zehn Tage später in Toronto übergeben würde – vorher musste ich mich nur noch um das SSC kümmern. Das Safety Security Certificate ist so eine Art TÜV und soll die Straßensicherheit des Autos prüfen – jedes gebrauchte Auto, das in Ontario neu zugelassen wird, muss diese Inspektion bestehen. Da Gypsy ja schon etwas älter ist und ich keine Ahnung hatte, wie streng sie prüfen, hatte ich durchaus Bedenken. Aber sie bestand mit Bravour und da fiel eine große Last von meinen Schultern, denn seit ich sie gekauft hatte, hatte ich mir immer ein bisschen Sorgen gemacht, ob ich sie wieder zu einem guten Preis verkaufen können würde – und das konnte ich nun und hatte somit wieder finanzielle Mittel für den Rest meiner Reise ;-)

Der Abschied von Gypsy fiel mir dann natürlich sehr schwer. Ich versuchte jede Minute, die ich in unserer letzten Woche mit ihr verbringen konnte, zu genießen. Aber ich wusste, dass ich sie in gute Hände weitergebe und fühlte, dass ihre nächsten Besitzer sie genauso mochten wie ich. Ich weiß, sie ist nur ein Auto... aber für mich war sie die letzten vier Monate mein Zuhause und wir haben eine Menge zusammen durchgemacht!

Ja, und dann stand ich plötzlich wieder da nur mit Koffer und Rucksack und musste mich wieder mit Zug und Bus fortbewegen. In dieser Zeit verbrachte ich dann aber ein paar Tage in Toronto, wo sich auf eine verrückte Art und Weise eine unerwartete Liebesgeschichte mit einem alten Bekannten ergab, was mich von meinem Roadtrip-Abschiedsschmerz ablenkte und mich meine Pläne wieder einmal umwerfen ließ. Allerdings flog ich am 25.8. dann trotzdem von Toronto nach Halifax, um dort erst eine Woche lang alleine mit einem Mietauto Cape Breton Island zu erkunden und danach in Halifax zwei Freundinnen aus München zu treffen, mit denen ich den letzten Teil meiner Reise antreten werde – drei Wochen Roadtrip von Halifax nach Toronto.

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