Басылган: 21.03.2018
Die letzte Woche war das reinste Wechselbad der Gefühle. Zwischendurch war ich kurz davor war das Praktikum zu schmeißen und statt dessen erstmal zu Reisen und anschließen eine Yogalehrer Ausbildung in einem Ashram in Indien zu machen. Aber von vorne:
Mittwoch, 23.7.14
Pünktlich um 19.30 betrete ich das Puku und treffe Lam, die gerade dabei ist deutsch zu lernen. Sie ist die Organisatorin der "Free vietnamese lessons". Außer uns beiden ist keiner da. Da ich bisher ja kein Wort ihrer Sprache beherrsche, fangen wir mit einer Aussprache Übung an. Es gibt 6 verschiedene Bedeutungen des Wortes "ma", alle durch Akzente unterschieden, und wenn man nicht aufpasst, redet man schnell von Geistern oder Gräbern wenn man eigentlich was über ein Pferd sagen will. Etwas später kommt Christian dazu, dann Derrick und nach und nach trudeln einige Vietnamesen ein. Derrick ist Amerikaner, wohnt hier seit 1,5 Jahren und spricht fließend vietnamesisch. Es ist irgendwie bizarr einen blonden, weißen Kerl zu sehen, aber vietnamesisch zu hören, wenn er spricht. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass das Ganze weniger Unterricht ist als mehr die Chance sich im Sprechen zu Übern wenn man schon ein bisschen was kann. Die meisten Anwesenden sind Locals, nur ein paar Ausländer haben sich darunter gemischt. Ich frage Lam noch nach ein paar Worten wie "Bitte" und "Danke" und sie schreibt mir die Zahlen auf. Meine Aussprache wird besser und Sie ist erstaunt, dass ich ohne Ihre Hilfe die Zahlen richtig vorlesen kann. Irgendwann setze ich mich zu einem Franzosen, der Momentan in Deutschland lebt und unterhalte mich den Rest des Abends mit ihm auf einem Französisch-Deutsch-Englisch-Mix. So viel zur vietnamesisch Stunde. Trotzdem verspreche ich nächste Woche wiederzukommen.
Donnerstag, 24.7.14
Um aus dem Hotel ausziehen und mir ein WG-Zimmer leisten zu können hatte ich auf der Arbeit um 250$ - 300$ pro Monat gebeten. Meine Betreuerin Ms Cathy nimmt mich heute deswegen mit zum Chef und dieser schickt mich zu Javi, Javi versteht nicht warum er das entscheiden soll und läuft selbst zum Chef. Letztendlich werden mir 200$ zugesagt. Ich sage, dass das nicht reicht und bitte erneut um 250$.
In meiner Mittagspause gehe ich in ein Café, dass gleichzeitig auch eine Reiseagentur ist. Ich komme mit der Chefin und mit Chung, einem Mitarbeiter ins Gespräch. Ich erzähle den beiden von meinen Problemen mit dem Praktikum und Sie sagen, dass es noch viele bessere Agenturen gäbe und ich doch wechseln solle. Chung, der übrigens fast perfekt Deutsch spricht weil er 15 Jahre in Chemnitz gelebt hat, schreibt mir ein paar Namen auf und sagt ich solle doch öfter mal vorbeikommen.
Von der Frau an der Rezeption meines Hotels erfahre ich nachmittags, dass 350$ im Monat für mein Hotelzimmer bezahlt werden. Ich bin genervt, weil ich kein Problem dabei sehe mir diesen Betrag monatlich auszuzahlen.
Abends treffe ich mich wieder mit Chris und wir essen vietnamesischen Obstsalat. Der wird mit süßer Kokosmilch übergossen und dann packt man sich Crushed Ice drauf. Yummie!
Freitag, 25.7.14
Auf der Arbeit gibt es keine Neuigkeiten. Wenn man was will, muss man warten. Nur, dass das Monatsende näher rückt und ich es gerne bis dahin geklärt hätte um dann umziehen zu können...
Abends bin ich mit Dani zum Essen verabredet. Spontan kommen ihr Freund und zwei Deutsche mit, die mich auf Couchsurfing kontaktiert haben. Dani ist super! Wir verstehen uns total gut und sie sagt, sie möge mich mit jedem Mal das wir uns sehen mehr! Wir stellen fest, dass wir beide gerne im Essen der anderen rumstochern um das auch mal zu probieren und beide Second-Hand-Läden mögen. Auch die beiden Deutschen sind super nett und es ist ein schöner Abend.
Samstag, 26.7.14
Ich treffe mich mit Claire, einer Koreanerin die auf Couchsurfing nach einer Begleitung für Wochenendtrips gesucht hat. Wir gehen ins "Café de Paris" wo es wunderbares Steak geben soll und planen übers Wochenende in einen Nationalpark zu fahren.
Außerdem schreibe ich einer vietnamesischen Familie bei Couchsurfing, dass ich für August eine Unterkunft suche, weil es langsam knapp wird für August noch ein Zimmer zu finden und ich im September ja dann gerne ins Partyhaus ziehen würde. Leider habe ich von denen noch keine Rückmeldung. Scott wollte es mit seinen Mitbewohnern besprechen, ist aber noch in Bangkok.
Sonntag, 27.7.14
Heute mache ich einen Kochkurs. Gekocht wird allerdings nicht vietnamesisch sondern thailändisch: Tom Yam Soup.
Ein Vietnamese bietet mir an mich mitzunehmen und ich stehe pünktlich um 10.30 Uhr vorm Hotel. Um 10.50 Uhr bekomme ich einen Anruf, dass er jetzt losfährt....So ist das hier eben.
Der Kochkurs läuft etwas anders als gedacht. Der Koch kocht und wir spielen in der Zwischenzeit Scrabble. Als alles fertig vorbeireitet ist geht einer nach dem anderen in die Küche, schmeißt die vorbereiteten Zutaten für die Suppe in einen kleinen Topf und gießt die vorgekochte Brühe darüber. Jetzt hat zwar jeder seine Portion halbwegs selbst zubereitet, aber keiner weiß wie es wirklich geht.
Trotzdem war es schön und ich habe wieder einige nette Leute kennengelernt.
Abends schreibe ich einen recht direkten Brief an meinen Chef in dem ich erkläre, dass ich gute Arbeit leiste und die einiges kosten würde, wenn sie dafür einen Deutschen Übersetzer einstellen würden. Ich schreibe, dass ich nicht verstehe wo das Problem liegt mir die 350$ Dollar auszuzahlen und erkläre, dass ich mir für mein Praktikum nicht vorgestellt habe, nur zu Übersetzen, denn davon lerne ich nichts und darin liegt schließlich der Sinn für mich. Mir ist klar, dass es vielleicht etwas riskant ist und denke, entweder schmeißen Sie dich jetzt raus oder alles wird besser. Dieses Risiko bin ich bereit einzugehen. Jeder hier, dem ich von der Situation erzähle versteht mich und selbst Vietnamesen sagen, wenn man Ergebnisse sehen will, muss man direkt sein.
Montag, 28.7.14
Den Brief schicke ich als Pdf an Javi, damit er ihn weiterleiten kann.
Eine Rückmeldung erhalte ich nicht.
In meiner Mittagspause treffe ich erst Alex und gehe dann wieder zu Chung in die Agentur, wo ich inzwischen fast täglich vorbeischaue.
Abends gehe ich zum Haus von Kim, die Frau von Couchsurfing, die mir inzwischen geschrieben hat, dass Ihre Tür für mich immer offen steht. Als ich ankomme, stellt sich heraus, dass das ganze eher eine Art privates und (fast) kostenloses Hostel ist. In dem Raum in dem ich untergebracht werden soll sind einige Matratzen und ein Bad. Ich treffe auf eine überraschte Schottin, die davon ausgegangen ist, sie und ihr Freund hätten das Zimmer für sich. Auch ich bin davon ausgegangen, dass ich ein Zimmer für mich haben würde und vor allem, dass ich in dem Zimmer mehr vorfinden würde als Matratzen und ein Ventilator. Damit hat sich die Sache erledigt, denn auch wenn die Unterkunft voll okay wäre, wenn ich nur Reisen würde, so reicht Sie mir nicht wenn ich einem 9 to 5 Job nachgehe.
Anschließend treffe ich mich mit Phuong, auch von Couchsurfing, die mir ein paar Tipps für einen Ausflug nach Sa Pa gibt.
Dienstag, 29.7.14
Immer noch keine Neuigkeiten. Das Übersetzen geht weiter -.-
Mittwoch, 30.7.14
Kurz vor Feierabend richtet mir Ms Cathy aus, dass ich den Chef über meine Pläne, das Marketing und den Verkauf betreffend, in Kenntnis setzen und ihm sagen soll wie viel Geld ich dem Unternehmen in einem Monat einbringen kann.
Schön und gut, dass der Chef das wissen will, aber was das mit meiner Forderung zu tun hat verstehe ich nicht, denn ich will ja nur das Geld, das sie sowieso zahlen. Außerdem, woher soll ich wissen wie viele Reisen wir verkaufen. Es steht alles noch total am Anfang und bevor man was verkaufen kann ist noch einiges zu tun.
Als ich zu Hause ankomme höre ich es neben meinem Bett scharren. Es klingt wie eine Maus, aber ich kann nichts sehen. Wahrscheinlich sind es Kakerlaken unter der Verkleidung. Ich rufe die Rezeption an und sage, dass ich JETZT das Zimmer wechseln muss. Ein Wechsel wurde mir seit Tagen zugesagt, aber immer hieß es "morgen". Ich komme in der 5. Stock. Ein schönes helles Zimmer in dem man sich bewegen kann. 2 Betten und ein Bad, welches den Namen auch verdient hat.
Wegen der aktuellen Lage bin ich total schlecht drauf und überlege alles zu schmeißen. Nach einer 1,5-stündigen Skype Krisensitzung mit Lisa geht es mir etwas besser. Ich werde auf jeden Fall das Meeting abwarten und danach entscheiden wie es weitergeht.
Im Puku ist wieder "Vietnamese Lesson", also gehe ich rüber. Ich setze mich zu Lam, wir üben ein bisschen Deutsch und Vietnamesisch und quatschen.
Donnerstag, 31.7.14
Ich wache etwas angeschlagen auf. Wahrscheinlich habe ich mir durch die ganze Ventilatoren und Klimaanlagen eine Erkältung eingefangen. Zur Arbeit gehe ich trotzdem, schließlich ist ein wichtiger Tag, denke ich...
Es gibt kein Meeting! Ich soll einen Report über die Dinge schreiben. Weil ich nicht weiß wo ich anfangen soll, gehe ich zu Chung und frage ihn um Rat. Er sagt mir, dass ich mich nicht ärgern soll, denn dass mein Chef nach so einem Bericht fragt zeigt, dass großes Interesse an mir besteht. Ich sei jetzt quasi der Kopf der deutschen Departments und habe alles in der Hand. Ein bisschen Input von seiner Seite kombiniert mit dem was ich so in der Uni gelernt habe, überlege ich mir Marketing Strategien. Als mein Report fertig ist, gibt mir Ms Cathy noch 2,3 Tipps was ich noch hinzufügen solle und dann schicke ich ihn ab. Auf eine Antwort meines Chefs warte ich vergeblich.
Ms Cathy sagt ich solle mir keine Sorgen machen, das würde schon klappen, denn 350$ seien nicht viel.
Linh hat übrigens ein Haus für mich gefunden. Da würde ich alleine wohnen, aber das ist schon ok. Hauptsache ich habe Platz und eine Küche. Ich kann schon morgen einziehen und einen Monat oder auch länger bleiben. Die Vermieterin liebt mich jetzt schon, sagt Linh! :D
Den Wochenendtrip mit Claire sage ich ab, weil ich das Gefühl habe, dass ich eine Grippe bekomme und weil ich nicht weiß wie das mit dem Umzug läuft.
Freitag, 1.8.14
Mir geht es nicht besser, aber auch heute gehe ich zur Arbeit um hoffentlich eine Antwort zu bekommen und abends umziehen zu können. Fehlanzeige - der Chef, Mr Dai ist heute nicht im Haus. Ich quäle mich bis 15 Uhr durch die zu übersetzenden Texte, bis es irgendwann gar nicht mehr geht und ich Ms Cathy bitte nach Hause gehen zu dürfen. Zeitgleich mit Ihrem OK renne ich auf Toilette und übergebe mich lautstark. Das kleine Bad ist in unseren Büroraum integriert und alle müssen mitbekommen haben was los ist, trotzdem fragt keiner wie es mir geht, ob man helfen oder mir vielleicht ein Taxi rufen könne. Wahrscheinlich ist es hier höflich sich so zu verhalten. Ich finde es trotzdem alles andere als sozial.
Samstag, 2.8.14
Da ich spontan den Trip mit Claire abgesagt hatte ist natürlich nichts geplant. So viel will ich auch nicht machen, da ich mich ein bisschen schonen sollte, aber raus möchte ich trotzdem. Hier im Zimmer kann ich ja nicht mal einen Tee trinken.
Währen ich im Puku frühstücke schreibt mir Chris. Er ist zurück von seinem Inselurlaub und fragt ob ich später Lust auf einen Kaffee hätte.
Als ich nach Hause komme, begrüßt mich eine tote Kakerlake. Ich verstehe nicht wie sie dahin kommt es waren ja eben noch die Zimmermädchen zum aufräumen drin. Abgesehen davon frage ich mich wie sie plötzlich mitten im Zimmer sterben kann und das auf dem Rücken. Naja vielleicht ist das deren Art, ich sollte es mal googlen...
Ich lasse sie erstmal liegen und treffe mich mich Chris. Auf der Insel muss es toll gewesen sein und ich ziehe in Erwägung dort mit Maika hinzufahren.
Abends ist so ein starkes Unwetter, dass ich das Gefühl habe ich stehe unter einer Zeltplane und nicht in einem Hotelzimmer. Die Lautstärke kommt dem jedenfalls sehr nahe und reinregnen tut es auch. Es gibt mehr Blitze als am Rand des roten Teppichs und zwischendurch zucke ich zusammen so laut ist der Donner. Linh sagt ich solle mich dran gewöhnen, August sei der Monat der Stürme.
Sonntag, 3.8.14
Mein geplantes Treffen mit Carine fällt aus, weil Sie zu verkatert ist. Eigentlich wollte ich mit auf die Party gestern, aber ich muss erstmal gesund werden :/
Dafür habe ich Zeit hier mal weiterzuschreiten und euch auf den neusten Stand zu bringen :)