Nai-publish: 15.09.2018
Für all jene, die dieses Update nur zwecks Titel lesen: da müsst ihr einiges an Text überspringen. Denn hier wird der Reihe nach erzählt.
Nach unserem gestrigen Supermarkt-Shopping, kamen wir zurück ins Hostel und wurden keine 30 Sekunden darauf von dem laut schnarchenden Chinesen aus unserem Dorm-Room überrumpelt. Jetzt schnarchte er nicht, jetzt war er aufgebracht: "Do you have my keys? The keys?" Ich mal so in aller Ruhe natürlich dementiert. "The key with your bed number? Did you check?" Hab ich ihm erklärt, ich hätte beim Abziehen des Schlüssels nur auf dessen Anhängerfarbe geachtet, nicht aber auf diese Bettennummer, die daran vermerkt ist (jeder Gast hat ein Bett, jedes Bett eine Nummer, ... ). Schlüssel aus meiner Tasche gezogen, er hat danach gegriffen, als ob die Welt dem Untergang nahe wäre und erklärte, dass die Rezeption eine Angestellte verdächtigt hätte. Tja, dem war wohl nicht so. Ich war die Böse.
Nachdem dieses Chaos geklärt war, wollten wir uns für das Hostel-BBQ anmelden. Weit gefehlt, denn 10 schlaue Personen waren vor uns da und somit war die Grillliste voll. Mit Augenzwinkern und netten Worten brachten wir den Grill-Boy dazu, auch für uns noch einen Teller Fleisch zu produzieren. Toastie-Toast und Grillteller, dazu ein kaltes Bier gegen die Eiseskälte in Windhoek. Ich muss an dieser Stelle erwähnen: Wir sitzen mit Andys roter Zauberdecke (die heißt so, weil sie so schnell wärmt), festen Schuhen, Socken, 1 T-Shirt, 1 Langarmshirt, 1 Fleece UND 1 Softshelljacke im INNEREN des Hostels. Ja, uns ist kalt.
Wir hatten heute ein über 4-stündiges, sehr ertragreiches Meeting mit Monica Pläne schmieden, Zukunft gestalten, Risiken bereden, Finanzierungsmöglichkeiten besprechen. Wir sind bis zu unserer Abreise aus Windhoek gut eingedeckt: Peacemaker treffen, Schulkinder ausführen und mit ihnen über ihre Pläne sprechen, Bankzeugs erledigen, neue, potentiell wichtige Leute für das Projekt treffen.
Und dann kam, was kommen musste. Was ist Windhoek schon ohne "THE WINDHOEK EXPERIENCE"? So nennen die Locals hier liebevoll die Tatsache, dass Überfälle an der Tagesordnung stehen. Andy und ich, beides durchaus Afrika-erfahrene Menschen, durften heute mal wieder feststellen, wie schlau und tricky die Windhoeker Gangster Boys sind. Egal wieviel Erfahrung, es erwischt einen IMMER. Was ist das Maximum, was man in einer afrikanischen Großstadt bei sich hat? Schlüssel, Geld (und zwar genauso viel wie man braucht) und eventuell das Handy. Wo hat man das Zeug? Am Körper. Reißverschlüsse zu. Keine Tasche, kein Rucksack, kein Schmuck - NICHTS. Tja. Und während wir in unserem Supermarkt herum schlendern, merkte Andy plötzlich, dass die Jackentasche offen und das Handy weg war. Natürlich ärgerlich, aber sie nahm's gelassen... ich zitiere: "Hätte ja wie vor 9 Jahren mit Messer am Hals passieren können." Eben. Schlimmer geht immer. Die heutige Handywegnehmerei war harmlos, gewaltlos und erstaunlich.
Heim zum Hostel, Rezeption informiert, Formulare ausgefüllt, wieder Angestellten bezirzt, um an ein vertrauenswürdiges Taxi zu kommen, welches uns zur Polizeistation führte. Unser Handy war das 16., welches an diesem Tag als gestohlen gemeldet wurde. Beruhigend. Die nette Polizistin mit 3 Schichten Glitzernagellack und umgeben von einer zart duftenden Parfumwolke, schrieb unsere Story fein säuberlich in Handschrift und relativ flott auf das offizielle Formular (d.h. liniertes Papier, wobei die Linien selber mit dem Lineal gezogen waren). Am Montag kommen wir wieder, um für monetäre Gegenleistung die Kopie der Diebstahlserklärung abzuholen. Für die Versicherung. In Deutschland.
Wir trinken darauf jetzt ein oder zwei kalte Bier (auch gegen die Kälte...).
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