ተሓቲሙ: 10.02.2022
06.02.2022 & 07.02.2022
Sonntags gehen wir das erste Mal um acht Uhr an die Morgenmesse. Mit der ganzen Sekundarschule spazieren wir einen Berg hinauf, wo sich die grosse Kirche nach etwa einem halbstündigen Fussmarsch hinter einer Kurve und dichtem Gestrüpp hervorschiebt. In dem Gestrüpp sind noch Mauerüberreste zu erkennen. Dort habe früher ein Waisenhaus gestanden, dass von einem niederländischen Missionar gegründet worden war. Als er Uganda wieder verliess hatten Private das Waisenhaus weiterführen wollen, doch die Kirche weigerte sich, das Land aufzugeben. So zerfielen die Gebäude und die Kinder mussten an andere Orte gebracht werden.
Die Messe dauert etwa zwei Stunden. Gegen Ende werden wir vom Pfarrer gebeten aufzustehen, sodass alle sehen können, dass die Kirche Gäste empfangen hat. Verlegenes Lächeln und Winken, bevor wir uns wieder setzen. Dann möchte er auch nach der Messe noch kurz mit uns reden und bedankt sich, dass wir da sind…
Nach der Kirche gibt es ein ausgebreitetes Frühstück und wir sind noch an eine Debatte der Sekundarschule eingeladen. Das Thema ist, ob COVID das Bildungssystem in Uganda nutzvoller oder nutzloser gestaltet hat. Die ganzen Zuschauer sind mit ihrer vollen Aufmerksamkeit dabei. Mädchen diskutieren gegen Jungen. Pro Seite gibt es vier Haupt- und zwei Nebensprecher. Auch das Publikum darf Einwände und Fragen einbringen. Die Diskussionspunkte sind spannend mitzuverfolgen. Das Hauptargument für den «Nutzen» von COVID ist jener, dass die Kinder durch die Schulschliessungen vielmehr von der Praxis des Unternehmerlebens mitbekommen, als dies während ihrer doch sehr theoretischen Schulzeit der Fall war. Der zweite Umstand, auf den sich die Debattierenden beziehen ist jener, dass die Schüler*innen sich im Umgang mit online Tools, wie Zoom etc. hätten üben können. Hier hängt direkt die Gegenseite ein, mit dem Argument, dass ein Üben von ICT Fähigkeiten schon toll sei, dass aber gerade die Leute in ruralen Gebieten nicht einmal Stromzugang, geschweige denn einen Computer hätten. Auch sagen sie, dass all jene, die durch das plötzliche Unternehmerleben und dem damit verbundenen, schnellen Geld gar nicht mehr in die Schule zurückkehren würden, ihre praktischen Fähigkeiten nicht mit theoretischem Wissen zu untermauern. Ein Mädchen bringt das Beispiel ihrer Schwester, für die ein Vertrag unterzeichnet worden wäre, dass ein Mann sie in zwei Jahren heiraten dürfe. Nun sind diese zwei Jahre vorbei und wegen der Schulschliessung hat sie die Schule nicht fertigmachen können und der Mann fordere nun seine Braut ein. Während COVID seien viele schwanger geworden, sei dies durch Vergewaltigungen, oder weil sie «Zeit» gehabt hatten, um Beziehungen einzugehen. Auch merken sie an, dass es immer schwieriger wird, weil alle zwei Jahre weiter sind in ihrer Entwicklung, als es ihre Schulklasse abbildet. Nach der Debatte werden die Punkte für die Teilnehmenden verlesen. Bewertet wird, die Kleidung, Grammatik, Verteidigung, Argumente und Angriffe. Die Mädchen gewinnen die Debatte mit ziemlichem Abstand.
Am Abend spielen wir mit jenen von der Sekundarschule, die Lust haben noch ein wenig Street Racket. Eine Art Tischtennis ohne Tisch. Erstaunlicherweise tauchen nur Mädchen auf, diese spielen dafür mit umso mehr Elan mit. Wir sind überrascht, wie gut das Ballgefühl und die Schlägerhaltung doch schon funktionieren, waren wir in der Primarschule von diesen Bereichen eher enttäuscht worden. Auch die Motivation und Dankbarkeit, die dem Spiel entgegengebracht werden, machen Spass.
Am Montag ist geben wir am Morgen Schule. Den Nachmittag verbringen wir faul und abends gehen wir mit Regina im lokalen Garten essen. Eigentlich wären wir von unserem Koch zum Abendessen in seinem Haus eingeladen worden, doch Regina rät uns davon ab, da sie durch seine früheren Aussagen noch andere Motive hinter der Einladung vermutet. Also gibt es Rind mit Sauce und Pommes. Im Hintergrund läuft Musik und wir reden mit Regina über Verträge, die die Lehrpersonen unterschreiben müssen, in denen es auch um das Schützen der Kinder vor körperlichem Missbrauch geht. Sie erzählt, wie es unter dem früheren Schulleiter manchmal zu Problemen gekommen war, mit den älteren Mädchen. Versprechen von Stipendien, Geld und Macht führten zu unangenehmen Situationen. Auch das körperliche Bestrafen sei in dieser Vereinbarung als nicht erlaubt deklariert.