Brigitte
Schön wie du wieder schreibst. Man hat das Gefühl dabei gewesen zu sein. Da können wir ja froh sein dass das WLan wieder da ist. Habt eine schöne Zeit. Gruß Brigitte und Norbert ተሓቲሙ: 18.06.2019
Der Morgen begann um acht Uhr mit einem von Ingrid geschmetterten Satz.
„Da liegt die immer noch im Bett! – Los raus jetzt. Ich habe Hunger und will frühstücken. Da liegst Du noch immer hier faul im Bett herum. “ Denn sie war schon fast zwei Stunden mit den Hunden unterwegs. Schlagartig war ich wach und sprang recht schnell aus dem Bett, um mich fertig zu machen. Genau so ist Ingrid! Lach.
Wie immer war ich schnell geduscht und fertig und gemeinsam gingen wir zum Frühstück. Mit dem Buffet waren wir zufrieden und deckten uns auch gleich noch mit Proviant für ein Picknick ein. (Immer diese schlimmen Hotelgäste) Zwischenzeitlich ging ich raus um eine zu rauchen und Ingrid war total lieb und reichte mir durch das Fenster einen Kaffee an. Nach einem gemütlichen Frühstück, ein paar Fotos und einigem hin und her räumen, gingen wir dann um viertel nach zehn wieder auf die Piste. Frohgemut starteten wir, aber….
Das Wort Stau können Ingrid und ich jetzt vorwärts und rückwärts buchstabieren. Die Autobahn war dicht und wir wurden mal wieder mit einer dahinrollenden Blechlawine umgeleitet. Patrick, der unsere Fahrt über eine Live Standortfreigabe verfolgte schrieb: „Ey voll krass! Was ist das denn bitte für ein never ending Stau?“ Und so war es für eine ganze Weile. Wir durchschlichen die verschiedensten Ortschaften mit dem Ziel Unser Navi war auf Imst programmiert und irgendwann erreichten wir den Ort tatsächlich. Auf der Weiterfahrt nach Sölden nahm der Verkehr langsam ab und Ingrid kutschierte uns nun in Richtung Sölden. Die Ötztaler Ache rauschte wild und laut neben der Straße und natürlich machte ich ein Fotoshooting von dem reißenden Gewässer, während Ingrid sich schon wieder mit Louis die Füße vertat und brachte mir wilde Anemonen mit, die nun in einem Buch zum Pressen liegen.
Als wir Sölden erreicht hatten ging es nun zum Timmelsjoch und in 44 Kehren schraubten wir uns über 45 Kilometer auf eine Höhe von 2509 Meter. In einer der vielen Kehren machten wir halt und ich war etwas enttäuscht, denn ich vermisste die hoch aufragenden Schneewände zu beiden Seiten der Straße. Auf einem großen Stein sitzend, nahmen wir unser Picknick ein und bestaunten die verschneite Bergwelt um uns herum. Wacholderbüsche krochen über den Boden und Moose und Flechten verzierten die Steinwelt unter unser unseren Füßen. Ein kleiner, grüner Schmetterling ließ sich neben uns nieder und später schaute ich in meinem Buch nach und stellte fest, dass es ein Brombeerzipfelfalter war. (Wie ein grüner Schmetterling allerdings zu diesem Namen kommt, verstehe ich nicht so ganz.)
Motorräder brausten an uns vorbei aber auch ein Fluch von Ingrid zerschnitt die Ruhe, denn beim Öffnen ihres Joghurts spitze sie sich das T Shirt und die Hose voll. Doch mit Wasser würde sich das Problem ja lösen lassen. Als wir weiterfuhren gab es endlich erste, schmutzige Schneereste in Straßennähe, die aber nicht unbedingt so verlockend aussahen, dass ich einen Schneemann bauen wollte. (Denn das mache ich ja immer, wenn ich Schnee sehe, aber nur ganz kleine) Doch der Schnee auf den Bergen wurde im mehr und der am Straßenrand kam immer näher, bis er auf einer Seite eine beachtliche Höhe hatte. Also der nächste Halt und mit eisigen Fingern baute ich einen kleinen Schneemann, was nun Ingrid mit der Kamera dokumentierte. Und dann kamen sie! Die Schneewände wuchsen nun zu beiden Seiten zu einer Höhe von bis zu ca. drei Metern an. Was war das schön. Wir waren beide begeistert und stoppten erneut. Diesmal baten wir einen Motorradfahrer uns vor der Schneewand zu fotografieren. Ein irres Gefühl! Es fasziniert mich immer wieder, dass der Schnee in dieser Höhe nicht wegschmilzt und verstehen will ich das gar nicht wirklich, denn für mich ist das einer der vielen Wunder die ich sehe. Ein Stückchen weiter sprang aus einem Gletscher munter eine Wasserquelle hervor und eine ganze Weile fuhren wir staunend und glücklich mit geöffneten Seelen weiter. Als es dann wieder talwärts ging, wurden die Schneewände kleiner und kleiner, bis sie uns ganz verließen. Aber noch lange faszinierte uns die Bergwelt, in der ich nun die Kurven nahm. Durch das Passeiertal näherten wir uns unaufhörlich unserem Ziel, streiften Meran und folgten den Anweisungen den Navis. Doch da gab es wohl eine Irritation mit der Adresse, denn ich erkannte nichts wieder und als wir einen Einheimischen nach dem Oberplatzer fragten, bekamen wir die ernüchternde Auskunft, dass wir völlig falsch seien. Es ging also den Berg wieder herab nach Algund um dann eine spätere Auffahrt zu nehmen. Wir schraubten uns höher und nun erkannte ich das Haus Tschigat, in dem wir einmal einen Familienurlaub gemacht hatten und sahen endlich auch den Kirchturm von Vellau und Hinweisschilder zu unserem Feriendomizil. Ingrid wurde stiller und erklärte plötzlich:
„Hier fahre ich nicht.“ Und damit war die Sache wohl entschieden. Die einspurige Straße hatte nicht wirklich eine Befestigung, aber hier ist ja auch glücklicherweise nicht so sehr viel Verkehr, denn wenn sich hier zwei Auto begegnen, muss einer zurückfahren. Meistens machen das hier die Einheimischen, da sie solche Strecken gewohnter sind, als die Urlauber. Dann hatten wir endlich unser Ziel erreicht und bezogen eine sehr schöne, neue Wohnung, denn wir hörten, dass der Hof vor 10 Jahren abgebrannt war und nun dieses Haus errichtet wurde. Als ich nach dem WLan erfuhr ich zu meinem Entsetzen, dass der Blitz vor drei Tagen eingeschlagen hatte und wir keinen Empfang hätten, bis die Anlage repariert wäre. Oh man, und das wo ich doch meinen Blog schreiben möchte! Doch so ist es nun mal. Wir räumten unsere Taschen leer und was machte Ingrid, sie ging mit den Hunden sich die Beine vertreten und kam ziemlich fertig wieder, denn der Forstweg, den sie gelaufen war, war recht steil und fordernd und beim Zurücklaufen begannen ihre Knie zu schmerzen. Sie sagte: Hätte ich das gewusst…..“ brach dann aber ab. Ich denke, sie wollte sagen, dass sie dann nicht mitgefahren wäre. Doch auch dafür werden wir eine Lösung finden. Es gibt ja noch die Waalwege, den Meran 2000 und andere Wandermöglichkeiten.
Den Abend ließen wir dann mit Schwatzen ausklingen und ich genoss den Blick auf Meran, auf die Berge rundum und auf die Terrasse unseres Gasthauses, wo ich seinerzeit mit Jürgen eine Pause gemacht habe, als wir von der Leiteralm herunterkamen. Die Lichter in Meran gingen an, der Vollmond schaute herunter und der erste Urlaubstag ging zu Ende.