ที่ตีพิมพ์: 02.05.2022
Wir verlassen Santander mit gemischten Gefühlen und wollen nun die Küste auf dem Weg nach Bilbao ansehen. Der Plan heißt, wir trödeln gen Bilbao, suchen uns einen Stellplatz kurz vor der Stadt und fahren am nächsten Morgen früh hinein, um den Tag dort zu verbringen.
Bilbao ist das angedachte Highlight an der Nordküste Spaniens. Alle Berichte und aller Erzählungen schwärmen von der Stadt. Das wollen wir uns aber direkt ansehen und mit den bisherigen Eindrücken vergleichen.
Die Küste bietet einige schöne Ausblicke, aber die sind wir ja mittlerweile gewohnt. Man kann hier überall länger bleiben und sich wohl fühlen. Das Baskenland hat aber auch so seine Eigenarten. Die baskische Sprache wird hier noch sehr stark genutzt und auf den Verkehrszeichen ist alles auch in baskischer Sprache vermerkt - ich verstehe nix davon. Auch wenn die Leute sprechen, kann ich nur abschalten. Wer soll das verstehen. Baskisch wird auch nur hier gesprochen, so wie plattdeutsch oder bayrisch bei uns regional - aber das steht dann nicht auf den Schildern.
Seit 50 Jahren kämpft die baskische Untergrundorganisation ETA für ein unabhängiges Baskenland. In den ersten Jahren geschah dies mit friedlichen Mitteln, seit 1968 setzte die ETA auch Gewalt ein. Friedensgespräche mit der spanischen Regierung scheiterten 2006.
ETA ist die Abkürzung von "Euskadi Ta Askatasuna", was auf Deutsch "Baskenland und Freiheit" bedeutet.
Durch die Tatsache, dass immer wieder völlig unschuldige Menschen bei den Anschlägen ums Leben kamen, verloren sie stark an Sympathien in der Bevölkerung. Das blutigste ETA-Attentat war ein Anschlag auf ein Kaufhaus in Barcelona im Juni 1987 mit 21 Toten und 30 Verletzten.
Davon unbeeindruckt erreichen wir den Ort Zierbena und dort den Strandabschnitt Playa de la Arena, wo wir einer Empfehlung von Park4night folgen und an der Straße zwischen den dort abgestellten Wohnmobilen parken. Das geht zwar in Ordnung, weil es niemanden interessiert, aber der Standort liegt direkt an der Straße, an der bis spät Abends Busse, PKW´s, Auto-Poser, Motorräder usw. verkehren. Die wenigen Nachtstunden sind dann zwar ruhig, aber der Lärm beginnt wieder früh am Morgen.
Erkenntnis des Tages - niemals direkt an einer Straße stehen.
Ansonsten ist der Strand sehr großzügig und schön, der Ort besteht nur aus einigen Appartementhäusern und wenigen Restaurants und Café´s. Eine Buslinie versorgt diesen entlegenen Teil mit Erreichbarkeit aus der Region Bilbao. Das erklärt auch den abendlichen Zulauf von Menschen, die hier nochmal einen Spaziergang am Meer unternehmen.
Bilbao ist nur 20 km entfernt, was uns am nächsten Morgen zugute kommt.
Es gibt in der Stadt für Wohnmobile nur einen einzigen Stellplatz auf dem Monte Caramello - aber der ist so phantastisch, das es auch keinen weiteren braucht. Ausgelegt für 72 Plätze konnten wir früh am Vormittag noch bei freier Auswahl in der 1. Reihe stehen - das ändert sich im Laufe des Tage, weil hier ein reges Kommen und Gehen herrscht.
Bilbao liegt am Fluss mit dem gleichen Namen. Damit liegt der Stadtkern auch eben am Fluss, lediglich die Außenbereiche steigen an und reihen sich an die Hügel, die das Flussbett einrahmen. Der Stellplatz am Monte Caramello liegt auf einem dieser Hügel und hat den charmanten Effekt, dass man von hier perfekt die gesamte Stadt genießen kann.
Einmalige Ausblicke ...
Zum Erreichen der Stadt ist die Buslinie 58 vorgesehen, Haltestelle in 500 m Entfernung. Für 1,35 € fahren wir bis in die Innenstadt und können mit wenigen Schritten die Altstadt erreichen.
Wir haben zwar einiges im Vorfeld über Bilbao gelesen, aber wir wollten uns auch in der Stadt treiben lassen und sie spüren.
Das begann sofort im Altstadtviertel, wo die 7 Straßen im ZickZack zu durchlaufen sind. Hier sind alte und urige Geschäfte ansässig, die man gerne besucht und erlebt. Das Traditionelle hat hier Vorrang, keine Einkaufsketten und moderne Geschäfte, nur kleine Läden und immer wieder eine Bar oder Café.
Irgendwie gelangen wir gegen 13.30 Uhr mit knurrendem Magen an den Plaza Barria, einem viereckigen Innenhof mit einer Bar, Restaurant oder Kneipe neben der anderen unter den Arkaden der Gebäude. Hier finden wir auch die Spezialität von Bilbao, die Pintxos (belegte Weißbrotscheiben mit allen erdenklichen Köstlichkeiten), die wir natürlich unbedingt probieren müssen.
Was soll ich sagen, die 8 Schnitten und eine eine Flasche Wein für insgesamt 25,- € sind ihr Geld allemal wert und fördern die Vorstellung, ob sowas auch in Bremen an der Schlachte funktionieren würde.
Weiter geht`s durch die Stadt in Richtung der Attraktion Guggenheim Museum. Wir sehen uns das Kunstwerk nur von außen an, eine Besichtigung des Inneren würde unendlich Zeit verbrauchen, die wir lieber draußen verbringen.
Bilbao haftete lange das Image einer hässlichen Industriemetropole mit wenig touristischem Flair an. Es war zwar immer eine der größten Städte Spaniens, aber in der Beliebtheitsskala lag sie weit hinten.
Allerdings gelang es der Stadt nach dem Höhepunkt der Krise im Jahr 1985, ihre wirtschaftlichen Aktivitäten zu diversifizieren und seit Anfang der 1990er Jahre vom Image einer hässlichen, grauen, schmutzigen Industriestadt loszukommen.
Der inzwischen Bilbao-Effekt (auch: „Guggenheim-Effekt“) genannte Boom versetzte die durch eine hohe Arbeitslosigkeit belastete Industriestadt Bilbao in prosperierenden Taumel und wirkte sich auch auf das ganze Land aus. Voraussetzung war die Integration der sich über 15 Kilometer entlang der Trichtermündung des Nervión hinziehenden heterogenen Stadtteile, die zusammenhanglos wie in Wuppertal vor dem Bau der Schwebebahn kaum urbane Identität stifteten. Ein wichtiges Element der Modernisierung war die von Sir Norman Foster geplante Metrostrecke. Deren puristisches Design erhielt eine „Liebeserklärung“: Die Bilbaínos tauften die Abgänge „Fosteritos“.
Unabhängig von diesen Erklärungsversuche können wir eindeutig feststellen - der Funke ist übergesprungen.
Man kann hier endlos lange umherschlendern und entdeckt immer wieder neue Straßen und Ecken, die faszinieren.
Gegen 19.00 Uhr qualmen die Füße und wir nehmen den nächsten Bus der Linie 58 zurück zum Monte Caramello.
Ein toller Tag findet sein Ende am Wohnmobil mit einem Glas Wein in der Hand und dem Sonnenuntergang vor Augen.
Wenn das mal kein würdiger Abschluss des Tages ist ...
Einhellig sind wir der Meinung, dass diese Stadt einen weiteren Besuch wert ist und dann mit mehr Zeit im Gepäck auch ein Besuch im Guggenheim Museum angesagt ist.
Die Nacht im Womo auf diesem Stellplatz ist so beeindruckend, dass ich nachts aufstehe und mich vorne auf den Fahrersitz setze und über die Stadt blicke. Wann hat man schon mal so einen Ausblick.