Mexiko - Koloniale Perlen und der Ursprung der Unabhängigkeit

ที่ตีพิมพ์: 06.06.2019

Weiter ging es nach Morelia und danach zu weiteren, schönen, kolonialen Orten etwas nördlich von CDMX. Das ist noch nicht der Norden von Mexiko! Musste ich mir mehrmals anhören. Für mich auf jeden Fall das nördlichste, das ich in Mexiko besuche. Ursprünglich wollte ich hier auch gar nicht her, sondern direkt weiter Richtung Süden fahren, aber alle Mexikaner, die ich gefragt habe, meinten ich sollte die Gegend besuchen. Sie ist auch nicht nur wegen der hübschen Kolonialstädte einen Besuch wert, sondern hat auch historisch eine große Bedeutung. Hier liegt der Ursprung der Unabhängigkeitsbewegung. Und zwar in einer recht ungewöhnlichen Konstellation. Wie immer haben es die Spanier mit den Steuern und Abgaben in ihren Kolonien übertrieben. Zusätzlich geschwächt durch die französische Invasion in Spanien bildeten sich verschiedene geheime Juntas in Mexiko mit dem Ziel die spanische Vorherrschaft zu beenden. Einige von ihnen wurden enttarnt, andere verfolgten weiterhin Pläne zur Unabhängigkeit.

Und so kam es 1810, dass der Schrei von Dolores (El Grito) durch den Priester Hidalgo dazu geführt hat, dass der Kampf um die Unabhängigkeit begann. Die Verschwörung rund um Hidalgo und Allende stand ebenfalls kurz davor enttarnt zu werden, sodass sie die Revolution früher als geplant starten mussten.

Der erste große Erfolg war kurze darauf die Einnahme einer der bedeutendsten Städte der damaligen Zeit - Guanajuato. Entscheidend dabei war, dass der zentrale Kornspeicher, die Alhondiga, eingenommen werden konnte, in dem sich die Spanier verschanzt hatten. 'El Pípila' konnte das Tor anzünden und hat so die Eroberung ermöglicht. Auch ihm wird heute noch mit einer riesigen Statue auf dem Hügel in Guanajuato gedacht.

Zusammen mit Allende und einem Heer von Freiwilligen und Soldaten zog Hidalgo dann weiter und sie haben eine Stadt nach der anderen befreit und für unabhängig erklärt.

Allende hatte einige Militärerfahrung, da er jahrelang der spanischen Krone gedient hat. Somit konnte er einige Schlachten für sich entscheiden. Nach gut zwei Jahren habe die Spanier dann aber zurückgeschlagen und Hidalgo und Allende wurden gefasst und hingerichtet und sind spätestens dadurch zu Volkshelden aufgestiegen.

Morelos, die nächste bedeutende Persönlichkeit dieser Zeit, war von Hidalgo zum Priester ausgebildet worden. Nach dessen Tod führte er seinen Kampf fort und errang mit seinem Heer aus Aufständischen einige militärische Erfolge. Danach verließ allerdings auch ihn ein wenig das Glück. In den Folgejahren verlor er einige Schlachten bis er dann 1815 ebenfalls gefangen genommen und hingerichtet wurde. Die Revolution konnte nach Hidalgo, Allende und Morelos nicht mehr aufgehalten werden. Es dauerte allerdings noch bis 1821, bis die Unabhängigkeit von Spanien erreicht wurde. So viel zur Geschichte.

Morelia

In Morelia war alles top zurechtgestutzt.

Morelos auf einem Wandgemälde im Justizpalast.
Rund um den Plaza de Armas.
Die prächtige Kathedrale von innen.
Und von außen.
Casa de la Cultura.
Sushi auf mexikanische Art. Statt Algen gab es Panade außen rum. War aber richtig lecker und beim Blog ging es dann auch gleich viel besser voran.

Morelia hieß vorher Valladolid, wurde nach der Unabhängigkeit aber zu ehren von José Morelos umbenannt. Es ist ein beliebtes Ziel bei Touristen, die Altstadt ist sehr gut erhalten und bietet viele hübsche Gebäude und Gassen, dazu Cafés und Restaurants. Die Kathedrale ist eine der beeindruckendsten des Landes. Seine Größe von knapp 600000 Einwohnern merkt man der Stadt nur an, wenn man versucht sie zu verlassen. Das dauert mal wieder ewig - wie ich bei meinem Ausflug nach Pátzcuaro zu spüren bekomme. Wieder nur einen 'Katzensprung' entfernt, brauche ich gut zwei Stunden bevor ich dort durch die kolonialen Gassen schlendern kann. Ein netter Tagesausflug in entspannter Atmosphäre. Mir wurde noch empfohlen einen Bootsausflug auf die Insel Janitzio zu machen. Das war allerdings die totale Touristenfalle und eine ziemlich sinnlose Angelegenheit. Die Insel bestand aus nichts außer Verkäufern und einem Aussichtspunkt. Nach einer Stunde war ich wieder weg, hab in Pátzcuaro noch lecker gegessen und dann ging es zurück nach Morelia und von dort am nächsten Tag weiter nach San Miguel de Allende.

Ausflug ins Taubenparadies nach Pátzcuaro.
Das Haus der sieben Höfe.

Die Kathedrale von Pátzcuaro.
Die Bibliothek mit einem riesigen Wandgemälde.
Ausflug auf die Insel Janitzio.
Auf dem Weg nach oben in die Faust des Pipila wurde die Geschichte des Landes erzählt.
Die letzten Meter.
Aussicht auf den See und die anderen Inseln.
Zum Abschluss noch ein leckeres Essen. Diesmal auch gar nicht so ungesund.


San Miguel de Allende

Dieser Ort war dann wirklich mal etwas kleiner mit gut 70000 Einwohnern. Dafür ist die Zahl der Ausländer - vor allem Amerikaner - umso größer. Viele haben sich hier im Ruhestand angesiedelt oder versuchen mit Kunst und Kunsthandwerk von den übrigen Touristen zu leben. Dementsprechend teuer war die Stadt im Verhältnis zum Rest des Landes. Richtige Sehenswürdigkeiten gibt es nicht allzu viele. Wie immer ist die Kathedrale eine davon. Dafür kommt die gesamt Stadt wie ein Museum daher. Sie selbst ist also das Highlight. Mit all ihren Galerien, Restaurants, hübschen Straßen und kolonialen Häusern kann man den ganzen Tag lang Neues entdecken. Historisch gesehen spielt hier natürlich Ignacio Allende die Hauptrolle. Auch er war eine bedeutende Figur im Unabhängigkeitskrieg. Er stammte aus einer wohlhabenden spanischen Familie, ist in Mexiko geboren und hat der königlichen Armee gedient. Er hat sich dann jedoch gegen Spanien gewandt und war einer der Anführer der Unabhängigkeitsbewegung zusammen mit Hidalgo. Die Stadt wurde ihm zu Ehre von San Miguel el Grande zu San Miguel de Allende umbenannt.

Erste Eindrücke aus San Miguel de Allende.
Wunderschöne alte Straßen.
Die ganze Stadt besteht ausschließlich aus Kopfsteinpflaster.

Die Kathedrale ist auch von Weitem noch sehr gut zu erkennen.
Die Form ist schon etwas außergewöhnlich.



Selbst die Autos passen sich dem Straßenbild an.
Naja, es gibt auch Ausnahmen.


Guanajuato

Nur gut eine Stunde entfernt liegt aus meiner Sicht das Highlight der Region - Guanajuato! Der zentrale Busbahnhof liegt mal wieder ein paar Kilometer vor der Stadt, doch der lokale Bus bringt mich mitten in die City. Und schon das ist eine beeindruckende Stadtrundfahrt. Es geht durch Schluchten und Tunnel hindurch und plötzlich fährt man mitten durch die winzigen Gassen der Altstadt. Diese Stadt ist wirklich ein Kunstwerk. Direkt in die Berge gebaut. Verwinkelt, undurchsichtig, bunt, kolonial und auf keinen Fall langweilig. Dazu noch ziemlich touristisch, aber das fällt hier nicht weiter ins Gewicht. Die Stadt selbst ist schon absolut sehenswert. Bekannt vor allem für seine Callejones, also schmale Gassen, die quer durch die Stadt führen und die Wege erheblich verkürzen können. Diese Gassen sind auch Schauplatz des Spektakels, das sich Callejoneada oder Estudiantina nennt. Diese werden jeden Abend von Gruppen von Studenten durchgeführt und sind eine Mischung aus Tanz, Lyrik, Alkohol und Musik. Im Wesentlichen zieht man mit einer Band und Gesang durch die Straßen und taucht auf witzige Weise in die Geschichte dieser Tradition ein. Darüber hinaus gibt es in Guanajuato aber auch noch Museen, Galerien und Kirchen zu bestaunen. Unter anderem das Geburtshaus von Diego Rivera. Und die riesige Statue Pípila, die den Beginn der Revolution mit dem Entzünden der Alhondiga darstellt.

Mit diesem Bus ging es nach der Ankunft direkt in die Innenstadt von Guanajuato.
Das war dann das zweite Gefährt, das ich zu sehen bekam.
Die Basilika mit unversperrtem Blick.
Malerische Gassen.

Die typischen bunten Viertel.
Callejón del Beso.
Selbst in den schönsten Orten schaffen es KFC, McDonald's und Co. ihre Spuren zu hinterlassen.
Unzählige Plätze laden zum Verweilen und Genießen ein.

Das imposante Teatro Juárez.

Templo de San Francisco.

Überall sind Cafés zu finden.

Ebenso wie Kunst und Statuen rund um Don Quijote bzw. Miguel de Cervantes. Die Hauptstadt des 'Cervantismus' in Amerika.


Spektakuläre (An-)Bauten.
Und durch diese Gassen kann man unter den Häusern hindurchlaufen und kommt auf der anderen Seite des Häuserblocks wieder raus.
Der Aufstieg zu El Pipila am Sonntagmorgen.
Denkmal zum Ausbruch der Revolution mit dem Anzünden der Alhondiga.
Der Blick über die Stadt.
An den Berg angepasst.
Die Universität im Hintergrund überragt die Basilika und passt nicht so recht ins Bild.

Auf dem Weg durch die Gassen der Stadt.


So sah das ungefähr auf der Estudiantina aus. Ein Barde vorneweg, der Rest folgt mit Gesang und Getränk.
Rund um den Union Garden.
Ein Ständchen per Geige direkt am Caféfenster.
Auch hier passen sich die Autos...
... dem Straßenbild wieder an.


Das Nachtleben Guanajuatos ist mit seinen zahlreichen stimmungsvollen Bars und Plazas nicht zu verachten.

Die historische Bedeutung der Städte dieser Region geht in den meisten Fällen auf den Abbau von Silber zurück, der diese Städte schnell wachsen ließ und für Spanien wichtige Einnahmen generierte.

Guadalajara

Guadalajara war meine letzte Station in dieser Region. Mit über 5 Millionen Einwohner zugleich zweitgrößte Stadt Mexikos. Bei weitem aber nicht so schön wie Mexiko City. Ein paar Museen und historische Gebäude gab es in der Altstadt zu besuchen, sonst sind die Highlights eher außerhalb der Stadt zu finden. Zum Beispiel Tlaquepaque, das zwar zu Guadalajara gehört, aber trotzdem wie eine eigene kleine Stadt daherkommt. Viele Künstler und Kunsthandwerker versuchen hier ihre Werke an die Touristen zu bringen. In den Restaurants und auf den Plazas gibt es jeden Tag in entspannter Atmosphäre Mariachivorführungen. Und es geht insgesamt deutlich ruhiger zu als in Guadalajara.

In Guadalajara gab es dann wieder hauptsächlich Kirchen, Museen und Kunst zu sehen.
Der Ohrenstuhl.
Die tote Hose direkt vor dem Instituto Cultural Cabañas.
Mit verschiedenster mexikanischer Kunst.
Hier ist die Gründung von Tenochtitlan in dem risiegen Hochlandbecken zu sehen. Dem Vorgänger von Mexiko-Stadt. Deshalb sacken auch viele der historischen Gebäude heute ziemlich ab.
Es gab aber auch Skulpturen...
... und ein paar modernere Werke zu sehen.

Bekannt ist das Museum jedoch für die riesigen Deckengemälde von Orozco.
Diese befinden sich fast alle in der Haupthalle im Eingangsbereich.


Weiter geht es auf dem Stadtrundgang. Hier das denkmal zur Gründung.
Der Justizpalast.
Beatriz Hernández.
Auch im Palacio del Gobierno gibt es ein riesiges Mural von Orozco.

Der Regierungspalast wird auch nach wie vor als solcher genutzt.
Die Kathedrale von Guadalajara.


Auch das typisch mexikanisch. Schwer bewaffnet Patrouille laufen.
Im Auditorio des Kunstmuseum gab es auch noch ein beeindruckendes Mural von Orozco.

Das ist mal ein Unigebäude. Ob hier die zukünftige Finanzelite ausgebildet wird?
Ausflug nach Tlaquepaque. Hier sieht es gleich ganz anders aus.

Der Bus. Aufs Nötigste reduziert.


Am nächsten Tag geht es dann in die Geburtsstätte des Tequila - nach Tequila. Diesmal in einer riesigen Bustour, als Partyevent verkleidet. Nach ewiger Wartezeit und Einsammeln aller Leute geht es dann endlich los. Erste Station die Tequilafabrik 'Tres Mujeres'. Dort gibt es einen kleinen Rundgang durchs Feld und der Prozess rund um die Agavepflanze wird erklärt. Danach kommt dann der kommerzielle Teil mit allerlei Verkostungen und unzähligen Produkten rund um Tequila und Mexiko. Begleitet von guter Mariachimusik. Interessant war es allemal, da auch wirklich nur Tequila genannt werden darf, was aus dieser Region kommt! Technisch ist der einzig große Unterschied zu Mezcal, dass Tequila ausschließlich aus der blauen Agave hergestellt wird, wohingegen Mezcal in fast allen Regionen Mexikos aus einer Vielzahl von anderen Agaven produziert wird. Die Produktionsprozesse sind sehr ähnlich. Mezcal hat jedoch eine deutlich rauchigere Note als Tequila. Danach ging es weiter in den eigentlichen Ort Tequila und zur Nobeldestillerie 'San Jose de Cuervo'.

Kontrastprogramm in Guadalajara. Los geht's mit der Tour nach Tequila. Schon am Ortseingang ist alles auf die Tequilaproduktion ausgerichtet.
Die erste Hacienda ist auch schon mal hübsch eingerichtet.
Die blaue Agave steht top da.
Ordentlich in Reih und Glied. Im Vordergrund die geernteten Agaveherzen - Piñas genannt. Die heißen so, weil sie eben genau wie Ananas aussehen. Und irgendwie auch der gleichen botanischen Familie entstammen.
Je nach Art braucht die Frucht 7 bis 13 Jahre um erntereif zu sein. Wenigstens muss man sich in der Zeit nicht groß um die Pflanze kümmern. Und dann wird sie mit Handarbeit aus der Erde geholt.
Und aufs Nötigste zurechtgestutzt.
Und fertig ist die Piña.
Dann geht's für ein paar Tage in den Ofen.
Danach werden die Herzen platt gewalzt. Früher mir Eseln, heute auch schon motorisiert. Danach startet dann der eigentliche Fermentationsprozess und die Destillation.
Und so sieht dann das Endprodukt aus. Wenn es ein echter Tequila ist, müssen folgende Kriterien auf dem Etikett zu finden sein. 1. Hecho en México 2. 100% de Agave 3. Regionalkennzeichnung CRT
Das ganze gibt's dann in verschiedenen Güte- udn Qualitätsstufen. Blanca, Reposado, Añejo, etc.
Und dann begann der Showteil. Unter bester musikalischer Begleitung...
... floss der Tequila in Strömen.
Und auch das Tanzbein wurde geschwungen.
Bei José Cuervo ging es dann deutlich gemütlicher zu.
Eine hübsche Bar zur Begrüßung.
Der historische Fuhrpark.
An der Sicherheitsstatistik kann man noch arbeiten.
Aber die Prozesse laufen schon mal in die richtige Richtung.
Die Dimensionen der Öfen sind hier schon etwas größer.
So sieht das dann nach den Öfen aus. Diese faserigen Stücke sind ziemlich süß und werden dann in die Vergärung gegeben.

Das Anwesen ist sehr schön und hat viel historischen Charme.
So sieht das ungefähr auf dem Feld aus.


Das sind meine letzten Eindrücke rund um Guadalajara, am nächsten Morgen geht's direkt zum Flughafen und weiter Richtung Süden nach Oaxaca

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