Imechapishwa: 04.08.2018
Regen. Man weiß ja gemeinhin, dass es gerade an der Küste und in der Nähe davon in Norwegen ziemlich viel regnet. Heute ist das hier am Sørfjord der Fall, aus diesem Grund machen wir das Beste, was man an so einem Tag machen kann und gehen ins Museum. In Tyssedal gibt es eines für Wasserkraft und Industrie, und so machen wir uns auf den Weg dorthin.
Tyssedal sowie dessen Umgebung waren und sind stark von Industrie geprägt, vor allem aber durch Wasserkraft. Früh erkannten norwegische Ingenieure das Potential und ließen mithilfe französischer und englischer Investoren ab 1906 eines der weltgrößten Hochdruckwasserkraftwerke errichten. Die Energie wurde zunächst vorrangig für ein in Odda errichtetes Karbidwerk erzeugt, aber auch für die Versorgung der Haushalte. Die in Gang gesetzte Industrialisierung verwandelte in kurzer Zeit eine von Armut und einfacher Landwirtschaft geprägte Region in ein wirtschaftlich florierendes Zentrum. Bemerkenswert ist, dass am Anfang dieser Entwicklung der erste Tourismus stand, der auf der Anziehungskraft der zahlreichen und mächtigen Wasserfälle in dieser Gegend fußt. Dadurch erst wurde die internationale Aufmerksamkeit und damit die von Investoren und Ingenieuren auf die unterentwickelte Region gelenkt.
Das Museum besteht im Wesentlichen aus der großen historischen Maschinenhalle des Kraftwerks, welche immer noch die originalen Turbinen, Generatoren und die Steuerzentrale mit den originalen Schaltpulten beherbergt. In einer interessanten Filmvorführung erfahren wir die Geschichte der Industrialisierung von Tyssedal und Odda, die anschließende Führung durch die Kraftwerkshalle liefert weitere interessante Fakten zum Kraftwerk selber. Beeindruckendstes Faktum: Die fünfzehn Turbinen/Generatoren, die inzwischen alle stillgelegt sind, haben zusammen nicht soviel Strom erzeugt, wie die einzige, daneben neu erbaute Einheit, die auch nur einen Bruchteil des Platzes benötigt (und leider völlig unspektakulär hinter einem Rolltor im Berg verborgen ist).
Nach der anschließenden Besichtigung der Halle auf eigene Faust fahren wir nach Odda, um etwas zu Essen und uns den Ort anzusehen. Arg viel hat er nicht zu bieten, zumindest haben wir in der kurzen Zeit nichts entdecken können, was erwähnenswert wäre.
Zurück in Tyssedal fahren wir hoch Richtung Ausweichparkplatz für die berühmte „Trolltunga“-Wanderung, um zum „Lilletop“ zu gelangen. Hier beginnen die gigantischen Hochdruckfallrohre für das Kraftwerk, nachdem das Wasser durch unterirdische Stollen von einem höher gelegenen Stausee geleitet wurde. Die nicht mehr genutzten Stollen sind heute zur Besichtigung freigegeben. Der Aufstieg ist relativ mühsam, das waschküchenartige Wetter mit dickem Nebel und Niesel tut sein Übriges. Oben angekommen, stellen wir zu unserer Enttäuschung fest, dass die Tunnel nur im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden können.
Auf dem Rückweg nach Kinsarvik werden wir zumindest ein bisschen entschädigt durch malerische Szenerien über der gegenüberliegenden Steilwand, die durch Sonnenstrahlen erzeugt werden, die die tief hängenden Wolken beleuchten.