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Ecuador (6): RESTE

E hatisitsoe: 05.03.2018

24.02.

52. Tag

Es läuft hier alles locker, ist ja alles klein und übersichtlich. Ich fliege nach Guayaquil und Pablo, der mich eigentlich in Quito vom Airport abholen wollte, schreibt mir schon, dass es später wird, weil er gerade nicht in Quito ist und sich alles extrem verzögert hat. Um ehrlich zu sein, damit habe ich schon gerechnet, haha. Südamerika.

Ich sage ihm noch, wenn es mit Baños nicht klappen sollte, sei es kein Thema, aber dann würde ich nicht nach Quito kommen, sondern an die Küste fahren. Er sagt, nein, kein Problem, es ist schon alles soweit vorbereitet. Gut. Also steige ich ein in den Flieger nach Quito. Vor Ort nehme ich mir dann direkt ein Taxi zum Plaza Foch. Dort geht es in das superleckere Restaurant El Miskay, was mir beim letzten Mal schon so unglaublich gut gefallen hat. Es gibt wieder ein famoses Abendessen und ich sitze dort sehr lange und schreibe am Blog. 


Mariano, der Argentinier, der in dem Vibes Hostel arbeitet, in dem ich vorher in Quito gewohnt habe, schreibt und fragt, wie es mir geht. Ich erzähle ihm, dass ich nebenan im Restaurant bin, kurz darauf ist er da. Wir unterhalten uns einige Zeit. Um 19 Uhr schreibt Pablo mir, er wird wahrscheinlich so in einer Stunde in Quito sein. Das ist dann auch das letzte, was ich von ihm höre. Da ich nicht irgendetwas oder irgendwem hinterherlaufen will, entscheide ich, nicht länger zu warten und lade meine Sachen im Vibes Hostel ab. Mit Mariano gehe ich in eine Bar, wo ein zugedröhnter Musiker, der im Dunkeln mit seiner Sonnenbrille da sitzt, seine Coversongs auf einer sehr verstimmten Gitarre spielt. 


Mariano erzählt, dass ich Sängerin bin und daraufhin möchte er gerne ein Lied zusammen mit mir spielen. Ich glaube, das ist keine gute Idee… dafür fehlt mir die Dröhnung. Also gehen wir lieber schnell weiter ins Bungalow 6, wo mal wieder ein bisschen rumgeschüttelt wird und ab zurück ins Hostel. Ich buche mir noch für den nächsten Morgen einen Flug zurück nach Guayaquil, um von dort aus weiter zur Küste zu fahren. Ich will noch ein bisschen Sonne tanken. Baños hat sich jetzt ja erledigt.




25.02.

53. Tag

Ich laufe bis zum Plaza Foch, wo ich in das nächstbeste Taxi steige und zum Airport fahre. Um 9:30 Uhr geht mein Flug nach Guayaquil. 


Dort bin ich sehr schnell raus, nehme mir ein Taxi zum Busterminal, laufe ins zweite Obergeschoss, buche mir ein Ticket. In fünf Minuten geht der Bus. Ich laufe schnell mitsamt meiner Sachen bis hin zum Bus und steige ein. Die Fahrt geht wieder drei Stunden.
Als ich in Montañita ankomme, merke ich, dass meine Reisejacke weg ist. Die mit den vielen Taschen und inklusive meines Passes und meines Geldes, ich habe ja gerade extra noch mal 300 $ am ATM abgehoben. Super, Moira.
Ich weiß nicht, ob ich sie auf dem Weg vom Ticketschalter zum Bus verloren habe. Vielleicht wurde sie mir auch gemopst, weil jemand gesehen hat, dass ich in der Tasche mein ganzes Geld hatte… aber ich will niemanden beschuldigen, wenn es mein eigener Fehler war. Das Geld ist ärgerlich na klar, aber meinen Pass zu verlieren ist schon ziemlich fatal. Beim Aussteigen suche ich noch mal alles ab, aber die Jacke ist weg. Der Busfahrerhelfer sagt mir, in einer Stunde ist der Bus wieder hier, wenn er in Olón weiter im Norden alle Leute raus gelassen hat und auf dem Rückweg ist. Wenn der Bus leer ist, würde er nochmal alles absuchen.

Ich laufe zum Hostel, finde es allerdings nur schwer, weil es sich direkt am Strand befindet. Ok… da gab es vielleicht ein Riesenschild an der Straße, aber das kann man ja mal übersehen. Also latsche ich mit dem ganzen schweren Gepäck in der heißen Sonne und dem schlechten Gefühl, keinen Pass mehr zu haben, wie blöd umher… finde dann den Eingang von der Strandseite aus. 


Mit dem Kundalini Hostel habe ich allerdings echt einen Glücksgriff gemacht. Die Zimmer haben zwar etwas Massagepraxis-ähnliches, aber das ganze Gelände ist wunderschön. 



Supergemütlich, groß, mit eigenem Restaurant, vielen Hängematten und so weiter. Echt schön. Noch dazu sind die Mitarbeiter extrem hilfsbereit. Der Rezeptionist ruft für mich direkt bei der Busgesellschaft in Guayaquil an und fragt, ob meine Jacke gefunden wurde. Leider nicht. 

Ich laufe zurück zur Busstation, um auf den Bus zu warten, der auf dem Rückweg ist. Er kommt, aber es heißt allerdings immer noch, es wurde nichts gefunden. Schade.
Erstmal runterkommen. Mariano hat mir ein Stück "Spezialschokolade mitgegeben"... hatte ich im Flieger ganz vergessen, ups... die ist jetzt dran...


Zum Glück habe ich meine Kreditkarte nicht in der Jacke gehabt und mein Handy auch kurz vorher rausgenommen. Das war da vorher nämlich auch alles drin. Die nächsten Stunden verbringe ich damit, mich darüber zu informieren, wie ich jetzt vorgehen muss. Immerhin fliege ich am Donnerstag nach Hause und dafür brauche ich meinen Pass. Heute kann ich allerdings nicht mehr viel tun, weil Sonntag ist, und alle Einrichtungen, die mir weiterhelfen könnten, geschlossen haben. Ich will online einen Polizeireport aufgeben, aber irgendwie geht der nicht durch, der will meine Daten nicht nehmen. Also mache ich das Einzige, was ich machen kann: ich setze mich an den Strand und entspanne.
Allerdings kann ich nicht richtig chillen, weil mir im Kopf rumgeht, wie ich das Problem lösen kann. Witzigerweise bin ich aber trotzdem nicht schlecht gelaunt, ich gehe davon aus, dass sich das irgendwie auflösen wird, auch wenn mir schon klar ist, dass ich diesmal kein Glückskind sein und meine Sachen wieder bekommen werde.

Ich esse einen Happen bei dem veganen Restaurant direkt am Strand, der Kellner quasselt die ganze Zeit und will mich in ein Gespräch verwickeln. Ich bin aber irgendwie nicht so richtig empfänglich heute dafür. Der Kellner geht, der Koch kommt und setzt sich unaufgefordert zu mir an den Tisch und fängt auch an zu reden. Ich will aber immer noch nicht. Ich bin höflich, aber nicht sonderlich interessiert. Endlich geht der Koch auch.

Der Kellner sagt nachher noch viermal, ich solle doch bitte eine gute Bewertung bei Tripadvisor abgeben, dann bekomme ich ein Stück Pizza umsonst. Ahja.. das war es also… allerdings stehe ich auf sowas überhaupt nicht, auf diesen Bewertungkaufkram… Das gibt es hier ziemlich viel.



Am Abend ist draußen in dem Restaurant des Hostels Livemusik. Ziemlich gute sogar, die drei Jungs spielen bekannte Songs in sehr coolen Reggaeversionen. Ich will mir den Tag von den Umständen nicht vermiesen lassen und gehe deshalb abends noch mal raus, einfach um zu gucken, was hier so los ist am Sonntagabend. Natürlich nicht sonderlich viel.

Ich sitze in einer recht leeren Bar, als eine Gruppe von Leuten dazu kommt. Einer der Männer spricht mich an und stellt sich als Christian aus Italien vor. Wir unterhalten uns ein bisschen, er lädt mich ein, sich zu ihrer Gruppe zu setzen. Eine ziemlich bunte Truppe, wobei sich die meisten hier schon jahrelang kennen. Ein Teil wohnt hier. Neben Christian aus Italien sind es noch Raúl aus Neuseeland, Tino aus Kroatien, Alonso aus Spanien, ein Mädel aus Venezuela und noch ein Kerl aus Papua-Neuguinea. 


Als sie alle weiter wollen, schließe ich mich ihnen an, aber irgendwie scheint es so, als könnten Sie sich einfach nicht entscheiden, wohin. Sie sprechen alle ziemlich schnell auf Spanisch und ich komme nicht so ganz mit. 


Nach ziemlich viel Hin- und Hergelaufe und Unentschlossenheit verabschieden sich einzelne Leute und gehen nach Hause. Mit Raúl, der mir als schwuler Neuseeland-Ecuadorianer vorgestellt wurde, sitze ich noch am Strand und unterhalte mich. Er ist wirklich sehr nett, ein interessanter Mensch, der Filmemacher ist und hier zum Surfen ist. Da er viele Jahre für die Regierung gearbeitet hat, versucht er mir ein bisschen zu helfen bei meinem Passproblem. Allerdings kann er um diese Uhrzeit da auch nicht viel machen. Ich hüpfe in meinem Hostel auf meine Massageliege. Gute Nacht.




26.02.

54. Tag

Wow, das Hostel ist echt der Burner. Zum Frühstück gibt es hier ein richtiges Buffet, dazu Eier wie man sie will, eigentlich alles, was man so braucht. Bis auf Käse, damit haben die das hier nicht so… Aber für ein Hostel ist das einfach mal der Hammer hier. 



Die deutsche Botschaft hat mir geantwortet und bittet um Unterlagen, den Polizeibericht und meine Passkopie, sofern ich sie habe. Die habe ich. Allerdings den Polizeibericht noch nicht. Ich versuche es noch einmal online, ansonsten müsste ich nach Olón fahren zur Polizeistation. Aber ich habe Glück, diesmal funktioniert es irgendwie. Ich bekomme den Polizeibericht per E-Mail.

Noch am Frühstückstisch spricht mich Bernhard an, ein asiatisch angehauchter Deutscher aus der Nähe von Stuttgart, der hier zwei Wochen lang Urlaub macht. Wir reden kurz, dann gehe ich hoch in mein Zimmer, wo ich den Dresdener Christoph kennenlerne. 


Nachdem ich eine Zeit lang in der Hängematte gelegen und Blog geschrieben habe, gehe ich mit Bernhard und Christoph in die Stadt, um Mittag zu essen. Wir gehen zu einem recht günstigen Restaurant, viele bieten hier ein Menü an, also Vorspeise, Hauptgericht und Saft für drei oder vier Dollar. Da kann man nichts sagen. Allerdings ist die Unterhaltung zugegebenermaßen nicht so prickelnd. Die beiden sind etwas von der langweiligen Seite her gebaut, nicht böse gemeint, es sind liebe Jungs, nur halt so, dass man denkt… verdammt… ist meine Uhr stehen geblieben?

Ich nutze die Zeit, um noch mal mit dem Konsulat zu telefonieren. Ich soll mir ein „Certificado de Movimiento Migratorio“ von der Migración in Guayaquil ausstellen lassen. Damit müsste ich dann reisen können. Ich habe nämlich einen großen Vorteil: ich bin im Besitz eines zweiten Reisepasses, der mir 2013 vor der Weltreise ausgestellt wurde, da wir vor hatten nach Kuba zu reisen und es zu dem Zeitpunkt nicht klar war, ob man mit einer amerikanischen Stempel im Pass nach Kuba einreisen darf. Diesen zweiten Pass habe ich auch mit. Allerdings hat er natürlich nicht den ecuadorianischen Einreisestempel. So sieht es also aus, als wäre ich illegal ins Land gekommen. Dafür brauche ich eben dieses Dokument von der Migración.
Ich muss also morgen nach Guayaquil fahren, anstatt hier noch ein paar Tage am Strand rumzuhängen. Schade, aber gut. Raúl schreibt mir und sagt, dass er gerade in dem Restaurant meines Hostels sitzt und einen Kaffee trinkt... wo ich denn sei? Wir treffen uns also im Hostel und gehen dann gemeinsam zu „The point“, das Ende des Strandes von Montañita mit hübschen Felsgebilden. Hier schießen wir ein paar Fotos.







Wir treffen uns dann mit den anderen Leuten aus der Truppe in ihrem Geschäft. Die haben hier einen Laden, in dem sie Shirts verkaufen in Montañita. Tino, Raúl und die Venezuelanerin fahren zurück nach Guayaquil. Sie fragen mich auch, ob ich schon mit will, aber ich würde gerne wenigstens noch die eine Nacht hier bleiben und nicht in Guayaquil verbringen. Eine doofe Entscheidung, wie sich noch rausstellen wird.


Mit Christian, dem Italiener, sitze ich noch eine Zeit lang vor dem Laden und wir unterhalten uns über alles Mögliche, gehen dann zusammen in den Caña Grill, wo auch Livemusik ist, wieder eine ziemlich gute Band, allerdings wieder ohne Charisma. Man muss dazu sagen, die Sängerin ist erst 17, Hut ab, sehr geile Stimme!!

So wie immer in Montañita setzen wir uns danach noch an den Strand, Christian holt aus seiner Unterkunft seinen aus Italien mitgebrachten Rotwein im Tetrapack und wir setzen uns auf eine Bank. Wir labern die ganze Zeit bis wir ein Schnarchen hören. Unter der Bank liegen zwei Leute und pennen… und wir haben das nicht gesehen, ups,… wir wechseln die Location, wollen uns zu zwei Holzliegen setzen, ich mache noch einen Witz, dass da sicherlich auch Leute liegen… und dann ist das auch noch so!! Haha.

Nach noch ein bisschen Gequatsche verabschiede ich mich jetzt aber auch, weil ich morgen ja einigermaßen früh raus will und gehe ins Hostel.




27.02.

55. Tag

Eigentlich wollte ich heute früh mit dem ersten Bus zurück nach Guayaquil fahren. Wie sich herausstellt, ist heute aber den ganzen Tag über nationaler Busstreik, da fährt überhaupt nichts. Ich sitze hier fest.
Nein, es gibt eine Möglichkeit. Taxi fahren. Da ich wirklich nach Guayaquil muss, weil die deutsche Botschaft gesagt hat, dass ich mir das Formular bei der Migración einholen muss, bleibt mir nichts anderes übrig, als ein Taxi zu bestellen. 3 Stunden fahre ich mit diesem in die Stadt, dafür ist es allerdings mit 80 € noch verhältnismäßig günstig. Ich penne ein wenig in dem Taxi, werde direkt zur Migración gefahren, hab aber überhaupt keine Ahnung wie das die funktionieren soll. Es ist einfach ein großer Raum, ein paar Schalter, und die Leute stehen da rum. Es sind ungefähr 200 Leute in dem Raum, es hat keiner eine Nummer oder so. Ich frage einen Securitybeamten, wo ich das Zertifikat bekommen kann. Er sagt, ich solle mich in die Schlange stellen. Ich frage, welche Schlange? Er deutet hinten auf die Ecke. Ich frage dort einen Mann, wo das Ende der Schlange ist und stelle mich an. Allerdings ist das ziemlich ätzend, denn ich habe ja meinen dicken Backpack und meinen Rucksack dabei. Nach einer Zeit wird ein ziemlich unübersichtliches System sichtbar. Einige Leute sitzen auf Stühlen, das sind die, die als nächstes dran sind. Die, die stehen, merken sich halt, wer vor einem dran es. Die Leute, die auf den Stühlen sitzen, rücken jedes Mal einen weiter nach links oder rechts, ein bisschen wie Reise nach Jerusalem. Auf jeden Fall scheint es zu funktionieren. Nach natürlich einiger Wartezeit bin ich dran und gehe zu einem der vorderen Schalter.
Ich erkläre mein Problem. Da ich ja aber im Besitz eines zweiten Passes bin, dem aber der Stempel fehlt, und ich nur eine Bestätigung brauche, dass ich eingereist bin, sagen mir die Leute vor Ort, sie stellen mir dieses Dokument nicht aus. Ich bräuchte es aber auch nicht, da meine Einreise ja im System hinterlegt ist. Der Stempel sei dazu nicht unbedingt nötig. Also…
Dafür bin ich jetzt zwei Tage früher aus Montañita abgereist?
Habe ein Drei-Stunden-Taxi bezahlt?
Habe zweieinhalb Stunden in der Schlange angestanden?
Für die Info, dass ich doch nichts brauche?
Naja… Nicht aufregen, alles hat irgendwo seinen Grund. Ich werde diesen hier vielleicht auch noch finden. Ich schnappe mir draußen vor der Tür das nächstbeste Taxi. Ein einheimisches Mädel steigt mit ein. Der Taxifahrer ist wirklich so einer von der Sorte, vor dem einen die Leute warnen. Ein ekliger Typ. Das andere Mädel möchte eigentlich nur auf die andere Straßenseite der viel befahrenen Straße mit Absperrung in der Mitte. Die Fahrt dahin dauert ungefähr 20 Sekunden. Der Fahrer will 4 $ haben. Ich habe zum Glück meinen Preis vorher verhandelt bis zum Hostal. Es ist ein widerlicher Kerl, jedes mal wenn irgendwo eine Frau an der Seite steht, bremst er ab, kurbelt das Fenster runter, pfeift nicht nur, sondern macht auch anmaßende und herabwürdigende Gesten ihr gegenüber. Ich bin froh, wenn ich aus diesem Wagen raus bin. Er will mich auch schon viel weiter vorne rausschmeißen, sagt immer, hier ist das Hostel. Aber ich selbst habe auch Google Maps und sage ihm, nein, es ist noch einen Kilometer weiter und so. A********. Aber wir kommen an.
Ich checke ein ins Hostel, es sieht soweit alles okay aus, nicht das sauberste, das Zimmer riecht ein bisschen schimmelig, aber immerhin hat es einen Pool. 



Ich liege auf meinem kleinen dunklen Bett und der junge Mann, der reinkommt - einer von den anderen sieben in diesem Zimmer - merkt nicht, dass ich hier bin. Er pfeift vor sich hin, zieht sich nackt aus und wühlt in seinen Sachen. Ich mache durch leise Geräusche darauf aufmerksam, dass er nicht allein im Zimmer ist. Wieder in frischer Unterhose dreht er sich verblüfft um und entschuldigt sich vielmals. Es ist Michael aus Frankreich, ein witziger, sehr weiblicher Geselle, der zurzeit in Peru wohnt, um dort Kinder zu unterrichten. Er gibt mir einige Tipps für die Stadt, was mir ganz lieb ist, weil ich bis jetzt nur sehr viel Negatives über diesen Ort gehört habe. Dann gehe ich erstmal raus in die Gegend und schlendere herum, gönne mir einen Kaffee. Ich schreibe an meinem Blog, lese noch etwas über Guayaquil und dann holt Raúl, den ich ja noch aus Montañita kenne, mich später im Hostel ab. Mit dabei hat er einen Freund und eine Freundin aus Kolumbien. Wir fahren zusammen in ein Restaurant im Zentrum der Stadt, dafür dass Raúl immer so auf die Kacke haut mit dem, was er alles hat und verdient (was mir ziemlich lax ist), sucht er sich immer die günstigsten Restaurants aus. Da, wo man für 3 $ alles Mögliche bekommt und seien wir ehrlich, besonders lecker war das nicht. Aber es ist ja alles in Ordnung. Nur muss er dann nicht so tun, als wenn er alles kann und hat. Aber so ist er halt, er redet sehr viel und sehr gerne. Z.B. ist er ja Filmemacher und soll morgen eine Werbung drehen für einen Immobilienanbieter. Dafür ist ihm zufälligerweise die Schauspielerin kurzfristig abgesprungen und er fragt mich, ob ich einspringen kann. Ich bitte ihn um das Storyboard und das schickt er mir auch zu. Irgendwas scheint da schon dran zu sein... aber irgendwie glaube ich ihm nicht so ganz, er labert einfach immer zu viel. Manchmal hat man das Gefühl, er tut so als würde er telefonieren, aber da ist gar keiner dran. Haha. Als wir also in dem Restaurant sitzen, scheint er total entnervt und sagt, er muss das alles für morgen abblasen, da sich der Kunde nicht zurückmeldet. Also telefoniert er mit allen anderen Leuten, die bei der Produktion wohl dabei sein sollten, und bläst die ganze Sache ab. Wie gesagt, was davon jetzt stimmt oder nicht, kein Plan. Weiß man hier nie. Wir gehen noch zum Malecón, der Promenade am Wasser und die ist auch echt ganz nett gemacht. 



Das Riesenrad leuchtet bunt und alles ist relativ entspannt. Um 23 Uhr bin ich wieder im Hostel und penne. Müde.




28.02.

56. Tag

Heute ist der letzte Tag hier. Es gibt ein einfaches Frühstück auf der Terrasse des Hostels, aber ich merke, dass sich genau an den Stellen, wo ich gestern auf dem Sofa dieses Hostels saß, richtig viele schöne Bisse in meinem Bein bemerkbar machen. Ziemlich sicher, dass das die Flöhe sind von dem Hund, der hier rumgeistert und sich die ganze Zeit kratzt... denn das sind eindeutig keine Mückenstiche. Und es juckt wie Hölle. Super. Die ganzen zwei Monate habe ich mich fleißig nicht mit Repellent eingesprüht und bin richtig glimpflich dabei weggekommen mit der ganzen Juckerei. Jetzt am letzten Tag ist es die Hölle. Mit meinem geilen Heizstick gegen den Juckreiz komme ich auch nicht hinterher. Ich höre auf, bei 160 Bissen/Stichen zu zählen…


Also. Gucken wir uns mal an, was die Stadt noch zu bieten hat. Mit cabify, einer App so ähnlich wie uber, bestelle ich mir ein Auto zum Hostel. Ich lasse mich wieder zum Malecón fahren, weil ich den diesmal in hell und im Ganzen abgehen möchte bis hin Nach Las Peñas. 






Ich latsche den ganzen Tag hier sehr gemütlich entlang und esse Empanadas, gehe zur Post, die letzten Postkarten einstecken, gammel rum. 


Ich sitze am Malecón an einer Kiosk-ähnlichen Bar und nehme ein Getränk zu mir, als der Barmann sagt, er schließt jetzt. Wenn ich ausgetrunken habe, soll ich doch bitte das Glas am Tresen abstellen und das Tor abschließen. Es kommen dann noch andere Gäste und wollen, dass ich sie bediene. Ich sage, dass ich jetzt leider Feierabend machen und abschließen muss. Leider habe ich heute nichts verdient. 


An kleine Gartenanlagen und Spieleparadiesen für Kinder vorbei gelange ich dann nach Las Peñas, dem kleinen Stadtteil, der bekannt ist für seine vielen Stufen und den schönen Blick über die Stadt. 





Ich laufe aber nicht ganz hoch, weil es langsam dunkel wird und diese Gegend im Dunkeln als absolut unsicher gilt. Also geht es am Wasser weiter und zum Abendessen noch in ein Restaurant, ich schreibe Blog und genieße den letzten Sonnenuntergang hier. 



Mit einem Taxi fahre ich zurück zum Hostel um halb neun. Michael, der Franzose geht mit mir noch eine Runde in den Pool, wir quatschen über seinen Job und das Reisen. 


Nachdem ich noch ein bisschen mit der Ukulele Musik in der Hängematte gemacht habe, gehe ich auch schon schlafen. Diese Nacht schlafe ich allerdings unheimlich schlecht... Wahrscheinlich will ich einfach nicht nach Hause.




01.03.

57. Tag

Um 6:30 Uhr klingelt der Wecker. Ich packe sehr leise meine Sachen zusammen, weil die anderen sechs im Zimmer noch pennen und lasse mir um 7 Uhr einen Taxi bestellen, das wieder mal ein Privatauto ist. Ich glaube, dass die Leute aus den Hostels immer irgendwelche Familienangehörige schicken, die sich dann etwas dazu verdienen. Ist hier ganz normal.
Wir kommen am Flughafen an, aber es geht mir nicht sonderlich gut. Irgendwie ist mir schlecht. Bin wahrscheinlich einfach kaputt, weil ich nicht gepennt habe. Ich stehe in der Schlange, ich muss noch eine dreiviertel Stunde warten, bis der Schalter überhaupt aufmacht. 

Als ich dann endlich dran bin, wird mir gesagt, ich wurde umgebucht auf einen späteren Flug, damit ich in Bogotá nicht so lange warten muss beim Umsteigen, bevor ich dann weiter nach Madrid fliege (was natürlich nicht der Grund ist. Der Flug ist überbucht.). Ich sage, ich muss unbedingt rechtzeitig nach Madrid kommen, weil ich noch einen Anschlussflug dort habe.

Die Airlinefrau sagt mir, es sei alles kein Problem, ich werde ja genau den gleichen Flieger von Bogotá nach Madrid noch bekommen. Dann druckt sie mir die neuen Tickets aus. Nun ja, der Flieger von Bogotá nach Madrid fliegt aber auf diesem Ticket schon zweieinhalb Stunden später als ursprünglich. Sie sagt nein, es wäre nur eine Stunde später. Ist die doof? Ich kann ja rechnen. Noch dazu sind meine Plätze nun irgendwo in der Mitte und nicht wie gebucht am Fenster. Das kann sie allerdings noch ändern. Ich frage sie, was ist, wenn ich den Anschlussflug nicht bekomme?
„No se preocupe“. Machen Sie sich keine Sorgen. Auf jeden Fall würde ich diesen Flug kriegen, die seien alle bestätigt und das werde alles glatt laufen.
Nun ja, was soll man machen? Nehme ich also das schwere Gepäck wieder mit, allerdings wird mir ein Hotel für die stundenlange Wartezeit hier in Guayaquil angeboten. Ich nehme das wahr und werde vom Shuttleservice des Hotels ins Wyndham Garden gebracht. 


Was für ein Unterschied zu den ganzen Unterkünften in den letzten zwei Monaten… Nichts mehr mit Dorm room und Schimmel und Betten selbst beziehen… Nee. Hier ist mal Feinheit pur angesagt. Ich werde allerdings etwas schräg angeguckt, als ich das luxuriöse Hotel betrete, denn ich habe meine geliebte, gammelige Nepal-Schlabberhose an und als ich im Fahrstuhl in den Spiegel gucke, sehe ich, dass die Hälfte von dem sehr roten Fruchtsaft von heute morgen noch in meinem Gesicht klebt. Ich sehen bisschen aus wie der Joker von Batman. Naja.
Immerhin habe ich ein tolles Zimmer und selbst Frühstück und Mittagessen sind von der Airline bezahlt. Also gehe ich runter und esse mich an dem genialen Frühstücksbuffet einfach mal richtig satt. 



Dann penne ich zwei Stunden, unheimlich gut in diesem wahnsinnig schönen, gemütlichen Bett. 



Obwohl ich keinen Hunger habe, nehme ich auch das Mittagsbuffet noch mit, bevor ich dann auch schon wieder in Richtung Flughafen fahre. Ich möchte ja rechtzeitig da sein, weil es immer noch nicht sicher ist, wie ich durch die Migración komme. Ich stehe ganz vorne in der Schlange beim baggage drop-off, doch als ich dran bin, sagt der Typ:
„Wir haben da ein Problem mit dem connection flight. Wäre es für Sie möglich morgen zu fliegen?“
Ich sage nur: „Nein?“
Er sagt: „Okay.“
Ich sage: „Ja, was ist denn das Problem?“
Er sagt: „Nein, alles ist gut, es kann nur sein, dass wegen irgendwelchen Wetterbedingungen nach Europa die Flüge nicht gehen oder so. Aber wenn ich morgen nicht fliegen kann, dann ist ja gut. Dann fliege ich heute. Kein Problem. Wir fragen alle Passagiere, ob es möglich wäre.“
Ich sage: „Ja äh, gibt es denn jetzt ein Problem mit dem connection flight oder nicht? Was ist, wenn ich die nicht bekomme?“
Er sagt: „Nein, sie bekommen den Flug auf jeden Fall. Wir fragen nur alle Leute immer vorher zur Sicherheit.“
...Ich glaube, der verarscht mich. Es gibt überhaupt kein Problem mit dem connection flight, die haben den Flug nur schon wieder völlig überbucht und versuchen die Leute jetzt auf andere Flüge umzulegen, wie sie es mit mir heute auch schon gemacht haben.
So ist es dann auch.

Auf jeden Fall gehe ich nun zur Migración. In der Tat sucht der Mann vergeblich nach meinem Stempel im Pass. Er spricht leider kein Englisch, ich versuche ihm auf Spanisch alles zu erzählen, aber auch er ist mit dem Thema überfordert und bittet eine Kollegin um Hilfe. Zusammen suchen sie nach meinen Daten, die hinterlegt sein sollen. Und ja, da sind sie. Das ganze dauert keine drei Minuten, dann habe ich meinen Stempel. yeah. 


Hätte ich ja auch noch zwei Tage lang am Strand bleiben können… Aber was soll’s. So hätte ich das Riesenrad ja nicht gesehen…ha...ui toll.
Beim Boarding haben wir schon eine halbe Stunde Verspätung, ich bin sehr gespannt, wie es mit dem Anschlussflug wird. Da es aber von Bogotá nach Madrid die gleiche Airline ist, sollte das eigentlich klappen, mein Gepäck wird ja auch durchgecheckt. Ich sitze, na klar, direkt neben einer Familie mit einem kleinen Baby und ich befürchte Schlimmes. Allerdings bewahrheiten die Befürchtungen sich nicht, das Baby ist supersüß und hält den ganzen Flug über die Klappe, es schläft satt und glücklich. 


In Bogotá werden wir direkt zum nächsten Gate gehetzt, noch einmal durch den Security Check, aber der Flieger wartet auch auf uns und alles geht entspannt. Ich sitze am Fenster, neben mir ein südamerikanisches Mädel, was allerdings ein bisschen breiter gebaut ist und auch mit die Hälfte meines Platzes einnimmt. Der Platz auf der anderen Seite neben ihr ist frei, aber sie bleibt trotzdem neben mir sitzen. Ich glaube, sie hat mich lieb. Gute Nacht.




02.03.

58. Tag


Den Anschlussflug in Madrid bekomme ich problemlos, weil dieser natürlich auch etwas Verspätung hat.
Meine Bisse, Stiche sind so gut wie weg.
Am Ende wird dann doch immer alles gut.
Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Welcome home.



Ich bin sehr dankbar für die letzten zwei Monate, in denen ich so viel erleben, neue Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen durfte und hier und da einen Schritt über meine eigenen Grenzen gehen konnte. Würde ich es wieder tun? Logisch. Morgen?

Araba

Ecuador
Litlaleho tsa maeto Ecuador
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