One Way Ticket To Canada
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Stürmische Zeiten

Publikuar: 31.08.2018

Es soll dabei nicht um eine Liebesschnulze gehen, sondern um tatsächliche Stürme. Aber davon später. Ich wurde vor ein paar Tagen gefragt, ob ich immer noch reise und wie ich mir das denn leisten kann, denn soo viel kann ich ja nicht gespart haben. Ich habe tatsächlich auch nicht soo viel gespart, aber es gibt viele Möglichkeiten, um mit wenig Geld zu reisen. Zum einen habe ich fast 2 Monate insgesamt bisher gewooft und beim Woofen zahlt man nicht für Essen und Unterkunft. Das meiste Geld gibt man für Unterkunft und Transport aus. Essen ist bei mir immer außen vor, da ich da einfach nicht so sehr sparen möchte. Jeden Tag Instant-Nudeln ist jetzt auch nicht so gesund. Um die Kosten für den Schlafplatz zu verringern, habe ich wenig in Hostels geschlafen, von denen es auch nur wenige gibt in Kanada und dafür hauptsächlich bei Couchsurfern übernachtet. Transport ist da schon ein wenig schwieriger. Natürlich kann man versuchen oft mit Mitfahrgelegenheiten zu fahren oder zu trampen. Wenn man allerdings in No Funswick ist, wo niemand irgendwo hin will, muss man gezwungenermaßen dann doch den Bus nehmen. Mit Trampen hatte ich ja bisher auch nur Glück, wenn ich bei den Leuten an die Tür geklopft habe oder mit aufs Boot durfte ;) Eine andere Möglichkeit ist, jemanden zu finden, am besten mit einem Auto und sich die Kosten zu teilen. Genau das habe ich gemacht für meine letzten 2 Monate Reisen Richtung British Columbia. Ich habe eine Deutsche gefunden, mit einem Auto, die auch gen Westen möchte. Sie heißt Lea, ist 21 und war, wie ich, schon Neuseeland, aber auch Australien. Außerdem fährt noch Eva (28) mit. Sie hat neben ihrem Deutschen auch einen kanadischen Pass.

Ich, Eva und Lea


Es war nicht geplant mit 2 Deutschen zu reisen, aber der Großteil der Reisenden in Kanada besteht, genau wie in Neuseeland, hauptsächlich aus Deutschen. Wir sind überall! Damit wir uns nicht total verwirren, werde ich Louisa genannt und höre trotzdem auf beide Namen und verwirre so, hauptsächlich mich selbst. Den ersten Tag zusammen haben wir im Walmart verbracht, da wir noch Ausrüstung einkaufen müssten. Lea und Eva hatten sich schon ein paar Tage vorher getroffen und waren aus Montreal nach Toronto gekommen. Wir brauchten also einen 3. Campingstuhl, ein Zelt (weil wir nicht zu 3. ins Auto passten und Lea eigentlich nicht mal 2 Leute im Auto haben wollte), eine Isomatte und einen Schlafsack für Eva und Essen. Nachdem wir das alles hatten, sind wir weiter zu unserem Schlafplatz für die Nacht gegangen. Dem Walmartparkplatz. Es gibt eine tolle Internetseite, die heißt "Freecamps" und diese zeigt einem Plätze in der Umgebung an, auf denen man kostenlos übernachten kann. Dazu gehört auch Walmart, denn diese werben damit, dass sie 24 Stunden offen haben und damit kann man ja da auch theoretisch 24 Stunden parken. Oder nicht? Naja, jedenfalls war das mit dem Zelten dann schon ein bisschen anders. Walmart besitzt überall ein paar kleine 'Grünflächen' am Rand und da passt auch meist ein 3-Personenzelt drauf. Bei einem anderen Freecamp im Wald, haben wir vor ein paar Tagen ein paar andere Camper getroffen, hauptsächlich aus Florida und New York und auf die Frage, wer schon einmal bei Walmart auf dem Parkplatz in seinem Auto übernachtet hat, haben alle genickt. Aber mit dem Zelt hatte noch keiner dort geschlafen und keiner wollte es uns glaube, dass wir komische Ausländer das tatsächlich gemacht hatten.

Kommen wir zu unserer Route. Wenn man sich den Weg von Toronto nach British Columbia anschaut, wird man feststellen, dass man ganz schön lange um sehr große Seen fahren muss. Genau genommen um Lake Huron und Lake Superior. Weshalb wir uns entschieden, den Weg mit dem gleichzeitig kleinsten und größten Widerstand zu nehmen. Durch die USA. Kleinster, weil wir nicht um die Seen müssen, sondern an Ihnen vorbei und größter, weil es eben die USA ist und man Zwiebeln an der Grenze deklarieren muss, sonst bekommt man 5000(0)$ (so grob) Strafe. Über die Grenze sind wir 3 und das Auto relativ problemlos gekommen. Lea hatte schon ein ESTA, ein Visum für die USA, Eva wurde mit ihrem kanadischen Pass einfach durchgewunken und ich musste 6$ bezahlen. Und dann waren wir plötzlich in Detroit. Viel kann ich über Detroit allerdings nicht sagen, denn wir waren nur einen Nachmittag in der Innenstadt und sind dann wieder gefahren. Die Sonne hat geschienen und Detroit hat 150000 Einwohner mehr als Leipzig. Alles was ich sonst über Detroit zu wissen glaube, ist entweder Hören-sagen oder es sind gefährliche Halbwahrheiten. Deshalb hier Bilder, von Detroit:
Die Nacht haben wir in der Nähe von Toledo am Lake Erie verbracht.

Damit waren wir dann schon in 2 Bundesstaaten. Michigan und Ohio, wobei wir von Ohio noch viel weniger gesehen haben, denn nach ein paar Meilen (Jaja, metrisches System ade) waren wir dann schon in Indiana. Eigentlich wollten wir gleich weiter fahren nach Chicago, aber dann haben wir auf der Karte noch den Indiana Dunes Park erspäht und da wir ohne Plan und mit viel Zeit unterwegs waren, haben wir auch einen Abstecher dorthin gemacht. Weil wir jung sind und zu viel Energie haben, haben wir gleich die "3-Dunes-Challenge" gemacht und sind 3 große Dünen hochgewandert. Oder besser hochgeruscht. Wer schon mal versucht hat einen Sandberg hochzulaufen, weiß vielleicht, dass man mehr Schritte zurückruscht, als man vorwärts kommt. 

Nach dieser anstrengenden Route sind wir dann noch eine lange gelaufen und haben uns aber nach der Hälfte mit einem Bad im Lake Michigan belohnt. 

Von den 3 großen Seen (Lake Ontario, Erie und Michigan) ist Lake Michigan bis jetzt eindeutig der schönste. Das Wasser ist total klar und da man am Horizont kaum etwas erkennt, könnte man auch am Meer sein. 

Auf den Indiana Dunes Park folgte dann Chicago. Der Wechsel von Natur zu riesigen Skyscrapern war nicht sehr einfach, aber in Chicago waren wir auch nur für 2 Tage. Da ich einen Plan hatte, mit Dingen die ich besuchen und anschauen sollte, den mir Terry gegeben hatte, war es auch gleich weniger schlimm. Terry hatte mir eine mehrere Seiten lange Mail geschrieben und aus den gefühlt 100 Dingen, die ich alle machen sollte, habe ich dann am Ende 10 wirklich gemacht. Für meine Tour habe ich die anderen beiden kurzerhand abgewimmelt, denn beide hatten keine Lust auf Museen und Buchläden. Den ersten Tag bin ich gleich zum Montrose Beach gefahren und habe noch einmal sehnsüchtig auf den Lake Michigan geschaut und bin durch das 'Bird Sanctuary' gelaufen, was gleich daneben angelegt war. 

Danach war ich schnell was essen und bin gleich weiter zu meinem Highlight des Tages. Es war schön ca. 16 Uhr, da wir erst 13 Uhr in Chicago angekommen waren und zu meinem Glück hatte das 'Chicago Science and Industry Museum' an dem Tag besonders lange auf! Nämlich bis um 9! klingt nach einer Menge Zeit, aber ich musste auch erstmal mit dem Bus 1 Std in den Süden fahren, um überhaupt dorthin zu kommen. Machte aber nichts, denn das Science and Industry Museum, ist eines der besten Museen, die ich je besucht habe. Viele Bereiche waren zwar hauptsächlich auf Kinder zugeschnitten, aber das war (meist) nicht so schlimm:

Im Keller des Museum gab es eine riesige Ausstellung vom 2. Weltkrieg bzw. einem deutsches U-boot aus dem 2. Weltkrieg, was die Amerikaner eingenommen hatten und viele lustige Propaganda-Fotos. Hier eine Auswahl: 

Ich wäre auch gerne in das U-boot reingegangen, aber das hätte nochmal zusätzlich 12$ gekostet und dann hab ich denen am Einlass gesagt, dass ich mir auch zu Hause ein deutsche U-boot von innen anschauen kann. Die sahen auch nur ein bisschen geschockt aus :D
Hier das U-boot:

Außerdem gab es ein Märchenschloss designed von Colleen Moore (Wer sich noch erinnern kann: Sie war ein Star zur Zeit des Stumfilms ;)). Wenn man sich auf die kleinen Stufen um das Märchenschloss herum gestellt hat, wurde erzählt, was es in den einzelnen Räumen gab. Ja, die Stufen waren eigentlich für die Kinder da, aber für mich hat es auch ganz gut gepasst :D 

Wenn man die Augen zusammenkneift, kann man in dem großen Raum mit den Statuen vorne rechts neben dem silbernen Tisch die Glaspantoffeln von Cinderella sehen.
Im nächsten Bereich ging es um Gene und ums klonen. War mir nicht sicher, ob sie die Maus wirklich geklont hatten und dann dort in den Behälter gesetzt hatten. Aber sie war da und sie tat, was Mäuse so machen: 

Außerdem dieses tolle Poster:

Man beachte den Mann oben links :D

Dann kam das absolute Highlight des Museums und zwar der Komplex 'Science Storms' 

Schon von weitem bin ich vermutlich 20 Jahre jünger geworden und dann mit den Augen einer 6-Jährigen durch diesen Raum gegangen. Man konnte Tsunami-Wellen machen :

Ne Menge wind: 

Es gab eine Tesla Cell, in der sie mit einer Apparatur, die an der Decke hing aller 30 Minuten Blitze produziert haben. Und es gab gab einen Tornado!
Man durfte sich sogar in den Tornado reinstellen :D

Kurz gesagt, gab es jede Menge Sachen zum Spielen, sodass ich fast vergesse hätte, dass ich mich mit den anderen beiden ja um 9 wieder am Auto treffen wollte. Was mir dann auch um 8 wieder einfiel.

Der 2. Tag in Chicago.

 Die anderen Beiden haben wieder was anderes gemacht und ich bin gleich los zum Chicago Cultural Center. 

Nicht nur ist es ein total schönes Gebäude, sondern die Ausstellungen sind auch kostenlos und das Cultural Center, was mal eine Bibliothek gewesen ist, war auch von Innen geschmückt bis in die letzte Ecke. 

Im unteren Bereich gibt es eine Blues-und Jazzaustellung mit einem kleinen Telefonhäuschen und einem Wahlscheiben-Telefon. Man die richtige Nummer wählt, kann man sich Musik aus den 20er und 30er Jahren anhören. Ich habe mehrere Anläufe gebraucht um herauszufinden, wie das Telefon funktioniert ...

Besonders gefallen haben mir auch die Bilder von Alexis Rockman, die man unterm Dach fand:

Da ich nicht so viel Zeit hatte alle tollen Buchläden in Chicago zu besuchen, war ich nur bei Quimby's und bei Open Books. Der erste war eine Ansammlung von Kuriositäten, denn der Buchladen verkaufte hauptsächlich kleine selbstgemachte, regionale Heftchen, die wahlweise Comics, Gedichte oder eine Ansammlung von Geschichten enthielten. Es hätte mich nicht gewundert, wenn ich in irgendeiner Ecke auch den FreiDenker wiedergefunden hätte. Sofort als ich den Laden betreten hatte, wusste ich, warum mich Terry hierhin geschickt hatte:

Bei Open Books hätte ich fast die ganze Zeit auf der Toilette verbracht:

Nach der Kultur ging es wieder zurück in die Natur und ich bin einmal quer durch den Lincoln Park gerannt. 

Ich war schon wieder spät dran und wollte noch am Lincoln Beach duschen gehen. Nicht, dass es da öffentliche Duschen gegeben hätte, aber es gab am Strand eine Art Vorrichtung, um sich abzuduschen und da habe ich dann in Badeklamotten geduscht und bin weiter zum Auto gelaufen. 


Das waren meine ersten Abenteuer in den USA und weitere werden folgen...

Bis bald!
Die Lea

*Bonusmaterial*

Ich koche immer und bis jetzt waren noch alle zufrieden ;)
So sieht's im Auto aus


Përgjigju