Objavljeno: 25.04.2019
If it takes just a little while
Open your eyes and look at the day
You'll see things in a different way
Don't stop thinking about tomorrow
Don't stop, it'll soon be here
It'll be here, better than before
Yesterday's gone, yesterday's gone
Why not think about the times to come
And not about the things that you've done
If your life was bad to you
Just think what tomorrow will do
Fleetwood Mac
Insgesamt verbachte ich zwei Wochen in Victoria und Umgebung und es war besonders anfangs eine schwierige Zeit für mich, da ich keinen Plan dafür hatte, wie es jetzt weitergehen soll, und erfolglos versuchte ein Auto für meinen Roadtrip (quer durch British Columbia und schlussendlich bis nach Toronto) zu finden/kaufen.
Die erste Woche verbrachte ich in verschiedenen Airbnbs in unterschiedlichen Stadtvierteln von Victoria. Ich blieb jeweils nur zwei Nächte, musste mich also immer wieder von Neuem damit beschäftigen, wo ich als nächstes übernachte und wie ich dahin komme. War etwas umständlich und somit nicht die beste Idee, aber ich wollte ja unbedingt eine Abwechslung zum Hostel und mehr Privatsphäre. Die Unterkünfte waren wenigstens alle schön und die Gastgeber sehr nett und so hatte ich endlich ein bisschen Kontakt zu den Einheimischen. Eine richtige Stadtbesichtigung von Victoria unternahm ich in der Zeit leider nicht, aber ich lief viel planlos durch die Gegend und sah somit schon viel von Downtown, Chinatown und immerhin auch den Beacon Hill Park. Mein eigentliches Anliegen war es ja ein Auto zu kaufen, aber das erwies sich als schwieriger als erwartet. Ich verbrachte viel Zeit damit, das Internet nach gebrauchten Vans zu durchstöbern und die privaten Verkäufer zu kontaktieren. Immerhin zwei Dodge Caravans konnte ich in Augenschein und mit zu einer Testfahrt nehmen. Der eine erschien mir vielversprechend, also ließ ich ihn von einer Werkstatt untersuchen, da ich ja so überhaupt keine Ahnung von Autos hatte (mittlerweile schon mehr ;-) und keinen Mist kaufen wollte. Tja, es stellte sich heraus, dass ich genau das getan hätte – der Wagen hätte einiges an Reparaturen gebraucht, bevor er mich (möglicherweise) nach Toronto hätte bringen können. Mit der Zeit wurde ich immer frustrierter. Immerhin bekam ich dann endlich die Zusage von einer Workaway-Gastfamilie, bei der ich eine Woche verbringen konnte.
Für diejenigen, die nicht wissen, was es ist: Workaway (gibt es weltweit) ist ein mehrtägiger bis mehrwöchiger Aufenthalt bei einer Gastfamilie, bei der die Workaway-Helfer täglich ein paar Stunden arbeiten (ca. 25 Std./Woche) im Austausch für Kost und Logis. Das Ziel ist natürlich der kulturelle Austausch ;-) Die Arbeiten sind je nach Gastgeber sehr unterschiedlich; möglich ist zum Beispiel Farmarbeit, Gartenarbeit, Bauarbeiten, Kinderbetreuung, Unterrichten, Hilfe im Haushalt,…
Ich verbrachte also eine Woche bei Greg und Ingrid in Colwood, einem Wohnviertel von Victoria. Ich arbeitete jeden Tag nur 3-4 Stunden und hatte zwei ganze Tage frei. Das war ein ziemlich guter Deal (in meiner momentanen Workaway-Familie wird mehr gefordert; dazu dann mehr im nächsten Eintrag…). Die Arbeit war dagegen nicht sehr spannend; ich durfte im Prinzip die ganze Wohnung putzen (Fenster, Fensterrahmen „entschimmeln“, Boden, Küche, Bad, usw.). Die Wohnung war wirklich sehr schmutzig und unordentlich, weshalb ich mich fragte, ob da überhaupt mal geputzt worden war ;-) Naja, so sah man dann wenigstens den Unterschied, als ich fertig war. Eigentlich hatten sie ja geplant, dass ich den Garten in Schuss bringe, aber da es in der Zeit viel regnete bzw. wir richtiges Aprilwetter hatten, beschäftigten sie mich halt in der Wohnung.
Die beiden waren sehr nett, besonders Greg, mit dem ich die meiste Zeit verbrachte. Ein paar Mal spielte ich auch Chauffeur für ihn und fuhr ihn nach Downtown Victoria, wo ich bei der Gelegenheit auch das erste Mal einen Thrift Store betrat. Das ist ein Second-Hand-Laden, wo es im Prinzip absolut alles gibt. Je nach Größe des Ladens natürlich (es gibt echt riesige Thrift Stores) und man muss halt danach suchen. Die Gegenstände sind dabei von unterschiedlicher Qualität; oft auch schon sehr gebraucht bzw. fast kaputt.
Bei diesem Workaway-Aufenthalt kam ich dann endlich ein bisschen mehr dazu, Englisch zu sprechen und wurde langsam auch etwas selbstsicherer damit. Allerdings merkte ich, dass mir sehr viele Wörter fehlen. Aber wenn man mit einem Automechaniker auf Englisch darüber diskutieren kann, was an einem Auto zu reparieren wäre und versteht, was er meint, obwohl man von Autos praktisch gar keine Ahnung hat, kann man doch ein bisschen stolz auf sich sein, oder ;-) Außerdem überwand ich meine Unsympathie Hunden gegenüber, denn meine Gastgeber besaßen einen Hund, der irgendwie beschloss mich zu mögen, auch wenn ich ihm eigentlich aus dem Weg zu gehen versuchte. Wenn ich putzte, verfolgte er mich oft auf Schritt und Tritt und wenn ich auf dem Sofa saß, setzte/legte er sich auf meine Füße. So konnte ich dann gar nicht mehr anders als anzufangen ihn auch zu mögen. Die Katze, die dort lebte, mochte mich dafür nicht so sehr; vielleicht weil ich sie immer wieder von meinem Bett vertrieb, wo sie tagsüber gerne schlief ;-)
In Colwood kann man ohne Auto nicht besonders viel anstellen, also lieh mir Greg an meinen freien Tagen (sie gaben mir extra frei, als die Sonne schien) sein Auto und ich fuhr zum Witty’s Beach Park und zum East Sooke Park, der definitiv mein Lieblingsort wäre, wenn ich dort in der Nähe wohnen würde. Der Park liegt am Meer und ich lief den Coast Trail entlang, wo man auf der einen Seite immer die Steilklippen bzw. Strände hat und auf der anderen Seite den dichten Wald, wo es natürlich Bären gibt. Solchen begegnete ich glücklicherweise nicht, dafür sah ich viele Seehunde, aber noch keine Wale (die werden erst in zwei Wochen kommen).
Greg half mir dann auch bei der Autosuche, da er schon oft gebrauchte Autos gekauft hat und sich ziemlich gut damit auskennt. Leider fanden wir nur einen interessanten Van in der Nähe, der uns bei der Testfahrt auch gut gefiel, aber wir konnten ihn nicht in eine Werkstatt bringen, da er ohne Versicherung war. Um ihn einfach auf gut Glück zu kaufen, war er eigentlich zu teuer und wir trauten beide dem Verkäufer nicht so wirklich. Also verließ ich Greg und Ingrid schließlich ohne ein Auto und machte mich mit dem Bus auf zu meinem nächsten Workaway in Cowichan Valley.
Ach ja, das Schönste an meiner Anfangszeit in Victoria war eigentlich die Fährüberfahrt. Auch wenn die ganze Reise von Vancouver nach Victoria sehr lange und anstrengend war (1,5 Std. mit Zug und Bus raus aus Downtown Vancouver zum Fährhafen Tsawwassen Bay, 1 Std. Wartezeit auf die Fähre, 1,5 Std. Fährüberfahrt nach Swartz Bay und 1,5 Std. Busfahrt nach Downtown Victoria) - allein wegen der Überfahrt hat es sich gelohnt. Anfangs blieb ich am Heck des Schiffs und genoss die Aussicht auf Vancouver in der Ferne und die Rocky Mountains, dann lief ich auf dem ganzen Deck umher und schoss gefühlt 1000 Fotos von den Inseln, an denen wir vorbeifuhren. Das Ganze kommt auf den Fotos leider nicht gut raus; aber es war echt unglaublich schön und ich freue mich schon auf die Rückfahrt ;-)