ප්රකාශිතයි: 24.06.2023
Am folgenden Tag, Montag, nähte ich mithilfe einer ausgeborgten Nähmaschine unsere Vorhänge, ohne Hilfe hätte ich dabei vermulich doppelt solange gebraucht. Schade, dass ich so ratlos davorsaß, irgendwann hatten wir das mal in der Schule als Unterrichtseinheit, ich weiß nichtmal mehr o es Grundschule oder Gymnasium war. Als ich es endlich geschafft hatte, verließen wir Queenstown, wir fühlten uns Beide recht melancholisch und eigenartig, wir würden nicht wiederkommen.Wir verbrachten eine Nacht am Fluss, im Mondschein sah ich spät abends eine kleine wilde graugetigerte Katze um ein Auto herumschleichen und musste an die ganzen Katzen bei Andrea denken... Ich vermisste sie jetzt schon. Das Wetter zeigte sich von einer ungewohnt sonnigen Seite, die Nächte waren frostig. Wir hielten uns nicht allzu lang in der für Weinanbau bekannte Gegend östlich von Queenstown auf, wir wollten das schöne Wetter beim Mount Cook verbringen. Wir verbrachten eine Nacht auf einem sehr vollen freien Camp am Südende des Tekaposee, einem langgestreckten Gletschersee an dessen Nordende die südlichen Alpen thronen. Am nächsten Morgen wanderten wir ins Hooker Valley, welches ebenfalls von gleichnamigem Gletscher ausgefräst wurde. Der Gletscher hat sich leider in den letzten Jahren immer mehr zurückgezogen und ist auf den ersten Blick nicht deutlich erkennbar, da er bis zum Beginn des Winters von einigem Geröll und Schutt bedeckt ist. Eisstücke, die ab und an von der Zunge abbrechen, schmelzen nach und nach und werden schließlich Teil des Flusses, der aus dem Gletscher herausläuft. Die Farbe des sauberen Eises und auch des Flusses erstrahlen in einem unnatürlich wirkenden milchigen Blau. Statt wieder direkt zum Auto zurückzulaufen, machten wir einen kleinen Abstecher zu einem nur grob markierten Pfad entlang einer Schuttlawine. Wir stießen auf eine sehr schick und neu aussehende Hütte und sahen in der Ferne eine Gruppe Wanderer, die sich auf einem steilen Geröllpfad befanden. Matze sah schließlich eine Hütte, die auf dem Gipfel eines kleineren Berges vor dem schneebedeckten Mount Sefton lag. Es handelte sich dabei um die älteste im ganzen Nationalpark. Es juckte Matze richtig, da auch hochzulaufen, bei mir setzte jedoch schließlich Höhenangst ein und außerdem warfen die vor uns aufragenden Berge immer längere Schatten. Ein kalter Wind setzte ein, bis wir wieder beim Auto ankamen starben nach und nach meine Hände ab. Die Berge um uns herum haben nicht wenige Menschenleben gefordert, wie auf einer Gedenktafel in der Nähe des Parkplatzes zu lesen ist. Als wir bei der Infostelle einen neugierigen Blick auf die ganzen Hütten und Bergsteigerwege warfen, lernten wir einen Mann kennen, der viele dieser irren Touren vor fast 20 Jahren gemeistert hat. Leider rieten ihm im Moment alle Führer, die er kontaktiert hatte, davon ab. Es bestehe Lawinengefahr durch die warmen Tagestemperaturen und einige der Routen seien durch nicht mehr vorhandene Gletscherbrücken (weggeschmolzen) unbegehbar. Krass, wie schnell sich die Landschaft hier durch den Klimawandel verändert. Wir wollten uns noch nicht im Auto verbarikadieren, der Pub hatte jedoch aufgrund von Personalmangel geschlossen. Etwas zögerlich betraten wir schließlich die Lobby eines schicken 4 Sterne Hotels und schlenderten möglichst würdevoll in unseren nicht gerade sauberen Wanderklamotten über einen viel zu sauber aussehenden Teppich Richtung Bar. Niemand hielt uns auf und wir bestellten zwei Bier, mit denen wir uns direkt vor die riesige Panoramafensterfront setzten. Die Umgebung lag bereits im Dunkel, doch Mount Cook wurde noch immer von der Sonne angestrahlt, das Weiß des Schnees wirkte im Abendlicht blutorangenpink. Am nächsten Morgen machten wir uns recht zeitig auf den Weg zur Müllerhütte, einer etwa vierstündigen Wanderung. Während es unten im Schatten erstmal klirrekalt war und die Wiese am Campingplatz voll Raureif glitzerte, brachten uns die 2200 Stufen die uns am Anfang der Tour begrüßten ordentlich ins Schwitzen. Wir legten ein gutes Tempo vor und hatten schließlich nach den Stufen einen richtig schönen Ausblick. Danach ging das richtige Gekraxel los, über dicke Gesteinsbrocken und Geröll. Bei mir gab es dann schließlich eine Stelle, die mir zu sehr Herzrasen verursachte, Matze erkletterte die letzten paar hundert Meter zur Hütte im Alleingang. Der Blick von meiner Position aus war durchaus sehenswert und ich hatte genug Zeit, ihn im warmen Schein der Mittagssonne zu genießen. Am Nachmittag fuhren wir wieder Richtung Süden. Wir machten eine Radtour zu einer imposanten Kalksteinklippen- und Canyonformation, die durch tektonische Faltung entstanden war. Unser nächster Halt war Wanaka, wo wir einige Einkäufe tätigten und zwei Brauereien besuchten, besonders „Wanaka Beerworks“ gefielt uns gut, es gab zwar nur eine kleine Sitzecke aber wir hatten ein supernettes Gespräch mit einem der Brauer und die Biere überzeugten geschmacklich. Wir übernachteten auf einem Campingplatz etwas außerhalb am Fluss, gratis Campen war leider im Umkreis nicht erlaubt. Am nächsten Morgen holten wir zwei ziegelsteinschwere Roggenschrotbrote ab, wir hatten bei unserem letzten Trip nach Wanaka in einem Cafe gefrühstückt und waren von dem hausgebackenen Brot absolut begeistert gewesen. Wir hatten am Vortag bestellt und die guten Stücke waren sogar noch warm! Auf der Weiterfahrt nach Norden durchquerten wir den Haastpass und konnten einige spektakuläre Wasserfälle bewundern. Der Fluss, dessen Verlauf der Pass folgte, schimmerte in intensivem Blau, das Wasser kam direkt aus den Bergen. Als wir dann schließlich die Westküste sahen, freute ich mich sehr. Die Temperaturen kletterten auf für den Monat eher unübliche Höhen, man hätte sicher seine Arme und Beine entblößen können. Wären da nicht die barbarischsten aller Tiere Neuseelands: Die Sandfliegen. Diese recht unscheinbaren kleinen Racker beißen vor allem an Knöcheln, Ohren und Handgelenken und im Gegensatz zu Moskitos trifft man sie eigentlich nie einzeln an, sondern in dicken schwarzen Wolken. Haben sie einmal ein ungeschütztes Stück nackte Haut entdeckt, hilft nur noch, sich mit fiesen Chemikalien einzunebeln, jeden Zentimeter Haut zu bedecken oder zu rennen. Unsere erste Nacht an der Westküste verbrachten wir vermutlich zu nahe an einer Wattlandschaft, denn wir waren eine ganze Weile damit beschäftigt, Sandfliegen und Moskitos zu erschlagen. Zumindest konnten wir das entspannt im Liegen machen, denn die Tiere wurde von den Leselampen an unserem Kopfende angelockt. Am nächsten Morgen hatte ich trotzdem ein paar fiese Beulen an den Handgelenken. Eigentlich hatten wir eine Wanderung mit Übernachtung in einer Hütte zu den „Welcome Flats“ geplant, wo es natürliche heiße Quellen gab, in denen man nach der Wanderung seine müden Muskeln lösen konnte. Leider war eine heftige Schlechtwetterfront im Anmarsch und so bekam ich früh morgens einen Anruf vom DOC (Department of Conservation, die neuseeländische Nationalparkbehörde), dass sie die Übernachtung stornieren müssten, der Track würde wegen Flutgefahr später am Tag gesperrt werden. Wir versuchten nun, trotzdem das beste aus dem Tag zu machen und fuhren zum Lake Matheson, von dem aus man einen wunderschönen Blick auf die Westseite von der Berglandschaft um Mount Cook hatte. Noch strahlte die Sonne und die Temperaturen kletterten fast auf 20 Grad. Später machten wir noch eine Wanderung an einen Aussichtspunkt auf den Franz Joseph Gletscher. Zur Zeit der europäischen Besiedlung Neuseelands hatte der natürlich noch wesentlich größere Ausmaße gehabt und Wanderer waren direkt auf das Eis gestiegen, nun hatte sich das Eis bis an eine Bergflanke zurückgezogen und man kam nur noch per Helikopter auf Tuchfühlung. Die Wanderung bot jedoch spektakuläre Ausblicke auf das vom Gletscher ausgeschabte Tal unterhalb und auf einige Wasserfälle, die von den umliegenden Bergen prasselten. Es gab einige haarsträubend hohe und lange Hängebrücken, die wir passieren mussten. Weil wir ja eigentlich nicht gern dieselben Wege zweimal gehen, fanden wir für den Rückweg eine Route über eine Schutthalde hinunter und dann entlang des Gletschertals, die ganzen Flusszuläufe machten es uns aber nicht leicht. Es war bereits Dämmerung, als wir in unserem Heim für die nächsten zwei Tage ankamen, da das Wetter so ekelhaft werden sollte, hatten wir uns ein Airbnb gegönnt. Wenige Minuten nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, prasselte dann auch bereits der Regen aufs Dach und es hörte den ganzen nächsten Tag nur immer mal für ein paar Minuten auf. Nach unserem ganzen Gewander der letzten Tage verbrachten wir deshalb nicht allzu unglücklich fast den ganzen Tag im Bett, verließen es nur zum Essen und Yoga machen. Als wir dann weiterfuhren, regnete es zwar immer noch, wir machten trotzdem eine Wanderung, denn wir besaßen ja Regenkleidung und sogar Barfußwasserschuhe (aus so eine Art dehnbarem Neoprenmaterial). Die Route durch den Wald war erstmal eine Rutschpartie, am Strand zurück ging es dann, allerdings tosten auf der einen Seite die Wellen und auf der anderen rauschten Wasserfälle von den Steilklippen. Nicht gerade sehr helle, zwischen diesen aufeinanderprallenen Naturgewalten langzulaufen aber dass wir nicht immer ganz vernünftig sind ist ja bekannt. Wir verbrachten die Nacht kostenlos auf dem Parkplatz des „Woodstock“ Pubs, in dem auch Bier gebraut wurde. Die Mädels an der Bar waren sehr sympathisch und wir kamen nach wenigen Minuten mit einem Pärchen aus Australien ins Gespräch. Der Regen hatte endlich aufgehört, zum Glück, denn schon so konnte man den Parkplatz kaum überqueren ohne nasse Füße zu bekommen. Unser Ziel am nächsten Tag war Greymouth, eine ehemalig sehr belebte Goldgräber- und Bergbaustadt, die nun langsam in Verfall geriet. Das Wetter zeigte sich den ganzen Tag von seiner besten Seite, das Früshtück im Park konnten wir im T Shirt genießen. Wir übernachteten auf einem abgelegenen Parkplatz am Strand und schliefen so tief und fest wie wir es eigentlich nur mit Wellenrauschen im Hintergrund können. Wir unternahmen eine Wanderung entlang beeindruckender Kalk-/Sandsteinklippen und konnten unter einigen Felsvorsprüngen Glühwürmchen bei Tageslicht beobachten. Am Meer wirken diese Felsmassive, die ehemalig als Riff von Meerwasser bedeckt waren, besonders beeindruckend weil das Meeresrauschen von ihnen verstärkt wird und widerhallt. Ein weiteres Highlight der Gegend Punakaiki sind die Pancake Rocks (weil sie wie gestapelte Eierkuchen aussehen), die lange ein geologisches Mysterium bildeten. Mit ihrer fast perfekt waagerechter Schichtung bilden sie einen eindrucksvollen Kontrast zu allen anderen Faltungsformationen Neuseelands. Im Laufe der Zeit hat die Kraft der Wellen Höhlen geschaffen und nach und nach werden Teile dieser seltsamen Aufstapelungen vom Meer verschluckt werden. Der Regen hatte wieder eingesetzt, das machte uns aber nicht viel aus, weil wir am Abend dann in Westport ankamen, wo wir uns in die nördlichste Brauerei der Westküste setzten. Als sich am nächsten Morgen die Wolken verzogen hatten, wurde es unerwartet warm und wir genossen eine Wanderung am Cape Foulwind. Der sibirisch kalte Wind, der hier sonst gern im Winter pfeift, hatte sich an dem Tag extra für uns in eine lauwarme Brise verwandelt. Wir hätten vielleicht sogar darüber nachgedacht, baden zu gehen, wäre das Wasser nicht unter 20 Grad kalt und wir nicht garantiert nach wenigen Minuten herumsitzen eine willkommene Mahlzeit für Hunderte von Sandfliegen. An einem kleinen etwas vorgelagerten Felsstrand lümmelten einige Robbenmamas und ihre Babys in der Sonne, zum Teil waren sie so gut getarnt zwischen den schwarzen Felsen, dass man sie erst mit dem Fernglas bemerkte, obwohl sie nur etwa 30 Meter entfernt waren. Durch die Linsen konnte ich sogar beobachten, wie eins der Kleinen gesäugt wurde und sich einige halbstarke Tiere zankten. Später am Nachmittag fuhren wir zur „Denniston Incline“, eine ehemalige Seilbahn für den Kohletransport. Bereits 1879 überwand man mit der waghalsigen Vorrichtung 548 Höhenmeter auf einem Anstieg von bis zu 80%. Während ein voller Wagen ins Tal heruntergelassen wurde, wurde ein leerer hochgezogen, zusätzlich wurde mit einer hydraulischen Bremse dafür gesorgt, dass der tonnenschwere Wagen nicht zu schnell wurde. Leider gab es im Laufe der Zeit ein paar haarsträbende Unfälle, vor allem als es noch üblich war, auf den Wagon aufzusteigen um in die Minenstadt zu kommen oder das Tal zu besuchen- eine Straße gab es erst ab den 1930ern. Wenn gerade keine Wagons in Betrieb waren, machten die Jungs aus dem Dorf manchmal heimlich Rennen mit selbstgebauten Skateboards bäuchlings auf den Schienen, allein von der Vorstellung wird mir hundeelend. Am Abend fing es dann wieder an zu regnen, wir fuhren im Dunkeln noch etwas weiter Richtung Norden, von der eigentlich recht szenischen Strecke hätten wir aber selbst bei Tageslicht bei diesen Wetterverhältnissen nichts gesehen. In Karamea, dem letzten Pfeiler der Zivilisation nach Norden, hatte ich uns eine kleine Ferienwohnung gebucht. Wir fuhren aber erstmal am Morgen zu den Oparara Arches, spektakuläre Tunnel, die vom gleichnamigen Fluss seit Tausenden von Jahren ausgehölt werden. Wir hatten großes Glück, weil die Straße zur Nebsensaison, die offiziell vor 3 Tagen begonnen hatte, wegen Straßenbauarbeiten nur noch am Wochenende geöffnet ist. Da Sonntag war, konnten wir sie befahren, nach dem vielen Regen der letzten Wochen gab es allerdings ein paar Stellen, in denen wir uns in unserem Pajero deutlich wohler gefühlt hätten, deshalb liefen wir das letzte Stück. Wir begegneten die ersten Stunden keiner Menschenseele, dafür bekamen wir unerwarteterweise eine vom Aussterben bedrohte Blue Duck zu Gesicht. Als wir am Nachmittag in unserem temporären Heim ankamen, fühlten wir uns sofort richtig wohl, das Appartment war sehr gemütlich eingerichtet und einige der Möbel und Dekorationen sahen antik aus. Eins meiner Lieblingsstücke war auf jeden Fall die großzügige Löwenfußbadewanne, die ich mir dann auch gleich füllte und zum „Herr der Ringe“ Soundtrack alle Viere von mir streckte. Am nächsten Tag erkundeten wir einige Höhlen, zum Teil mussten wir ganz schön klettern und ein paar Male klopfte meine Höhenangst an, wir hatten aber auf jeden Fall eine grandiose Zeit bei nicht allzu schlechten Wetterverhältnissen. Ehrlich gesagt hätte ich auch nur zu gern noch ein paar Tage in der netten Hütte verbracht, aber es rollte eine fette Regenfront heran und nur fürs Rumsitzen wollten wir unseren Aufenthalt dann doch nicht verlängern. Wir fuhren also zurück über Westport und dann inlandwärts. Wir verbrachten die Nacht in Reefton, ebenfalls eine ehemalige Bergbauhochburg in der 1888 das erste Elektriziätswerk auf der Südhalbkugel in Betrieb genommen wurde. Das geschah mithilfe von Wasserkraft und zunächst wurden damit ausschließlich die wenigen ersten Hausbeleuchtungen betrieben, die es zu der Zeit gab. Die Leute hier wirkten etwas kauzig aber durchaus sympathisch, nach nur wenigen Minuten im ältesten Pub der Stadt waren wir in angeregte Diskussionen vertieft und wurden vehement zum Trinken angestiftet. Die Temperaturen waren über Nacht unangenehm niedrig gefallen, am nächsten Morgen kletterte das Thermometer dann sogar noch weiter nach unten statt nach oben, die Sonne ließ sich nicht blicken. Wir beschlossen, nun erstmal nach Nelsen anstatt nach Christchurch zu fahren, wir hatten keine Lust auf soviel Kälte und Regen, die sich nun erstmal im Osten einnisten würden. Wir machten allerdings einen Zwischenstop in St Arnaud, wo man das schöne Panorama eines Teils des Nelson Lakes Nationalparks bewundern kann. Das geht besonders gut vom Gipfel des Mount Roberts aus, dessen Gipfel auf 1420 Metern liegt. Als wir morgens das erste Mal unseren Van verließen, sah die Welt um uns magisch aus, es hatte über Nacht geschneit. Da die Sonne strahlte, ließen wir uns nicht von unserem Plan abbringen und begannen dick eingepackt unsere Wanderung. Auf niedrigeren Höhenmetern taute die weiße Pracht bereits, je höher wir kamen, desto dicker wurde die Schneeschicht. Uns war aber erstmal noch so warm, dass wir mehrere Lagen ausziehen musste und Matze voller Elan einen Schneemann baute. Oben am Gipfel sah die Lage anders aus, ein sibirich kalter Wind piff uns um die Ohren, der Weg war verweht und die ungefähre Richtung nur dank der orangen Pfeiler zu erahnen. Da es noch keine anderen Fußspuren gab, versackten wir zum Teil knietief im Schnee. Klar, wir hätten auch denselben Weg wieder zurückgehen können, aber der Ehrgeiz den Rundweg zu meistern, war zu groß und so schlugen wir uns weiter tapfer durch die Verwehungen, das Gesicht so weit es ging vom Wind abgewandt, damit uns die umherwirbelnden Eiskristalle nicht zu sehr im Gesicht brannten. Auf wundersame Weise blieben unsere Füße weitestgehend trocken und so beschlossen wir, noch einen Abstecher zu den Whiskey Falls am See entlang zu machen, bevor wir zum Auto zurückkehrten. Durch den vielen Regen der letzten Wochen stand der Weg jedoch nach etwa einem Kilometer unter Wasser und wir mussten das Ganze abbrechen. Wir fuhren dann noch ein Stück weiter nach Norden, um der Kälte nachts etwas zu entkommen. Am kommenden Tag radelten wir 1,3 Kilometer durch den längsten (ehemaligen) Eisenbahntunnel der Südhalbkugel, man konnte nach etwa hundert Metern rein gar nichts mehr sehen, noch nichtmal das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels. An unsere Kopflampe hatten wir natürlich mal beide wieder nicht gedacht, also mussten Handytaschenlampe und nur eine Hand am Lenker als Lösung genügen. Später ging es nach Richmond, wo wir uns einen kostenlosen Übernachtungsparkplatz am Wasser sicherten und dann durch die Stadt zogen. Es gab ein überragendes Angebot an Brauereien in der Gegend, von denen wir gleich mal zwei besuchten. Beide überzeugten uns mit Qualität, Gemütlichkeit und sehr freundlichem Barpersonal. Wir schliefen sehr gut, morgens besuchten wir dann den Markt in Nelson, wo wir unter anderem einen veganen „Fleischerstand“ und lecker lokal angebautes Obst und Gemüse entdeckten. Später checkten wir in unserem kleinen Appartment für die nächsten 3 Nächte ein, Matze wollte ein paar Sachen am Auto herumbasteln und ich hatte Lust, mir im Alleingang die Kunstgallerien anzuschauen. Unsere im Obergeschoss wohnenenden Gastgeber waren Amerikaner, die sich als sehr unkompliziert und hilfsbereit erwiesen, Matze durfte sich sogar einige Werkzeuge ausleihen. Die Wohnung lag auf einem Hügel, sodass wir auf der Terrasse schön viel Sonne abbekamen, jeden Morgen frühstückten wir mit Blick aufs Meer. Nach dieser entspannten Zeit (ok, für mich vermutlich wesentlich mehr als für den fleißigen Autobastler Matze) in Nelson brachen wir dann auf nach Takaka, wo wir erstmal einen vollen Tag auf einem Parkplatz im Auto verbrachten, weil es unentwegt regnete. Als sich das Wetter dann wieder besserte, machten wir eine etwas längere Wanderung über den Gibbs Hill. Auf der Tour ging es immer mal gut rauf und runter, dafür war die Landschaft sehr schön und wir konnten viele menschenleere Strände und buchten erleben. Ich suchte mir sogar eine kleine natürliche Badewanne zwischen einigen Felsen und setzte mich ganz tapfer rein- ganz so warm war selbst das mitten in der Sonne stehende Meerwasser dann auch wieder nicht. Es dämmerte bereits, als wir wieder am Auto ankamen und unsere Beine fühlten sich an wie Betonklötze. Am kommenden Tag begannen wir unser Woofing bei einer Familie in Takaka. Sarah mit ihrem Sohn Dante und Luca mit seinem Sohn Oliver lebten zusammen in einem sehr gemütlichen etwas in die Jahre gekommenen Häuschen. Im Moment hatten sie Lucas Schwester Carla zu Besuch, die eigentlich in Sydney lebte, sich nun aber nach einem anderen Wohnort umsah. Als Italiener hatten beide Geschwister jede Menge Leidenschaft und Matze verstad sich gleich super mit Luca. Weil kein Zimmer im Haus frei war, schliefen wir im Wohnanhänger hinterm Haus. Es muchtete darin ganz gut nach Gras, weil mal zwei Pflänzchen im Kleiderschrank gewohnt hatten und auch gern mal im Winter darin ein Pfeichen geraucht wurde, und störte das aber nicht zu sehr. Wir hatten darin eine Heizung gegen die Kälte und einen Rückzugsort, wobei ich meistens abends im Haus auf dem Sofa saß. Manchmal ließ sich sogar die meistens knuddelige Katze Gina dazu herab, auf meinen Schoß zu springen, spätestens wenn Jemand ins Zimmer kam verlor sie aber das Interesse an mir, um um Futter zu betteln. Ich habe selten eine Katze erlebt, die so viel redet und so verfressen ist. Außerdem gehörten noch die kleinen Hunde Charlie und Bear zur Familie. Wir fühlten uns sehr wohl, auch wenn es deutliche Spannungen zwischen Sarah und Carla gab. Wir kochten manchmal allein für uns, manchmal mit Sarah zusammen und meistens saß Jemand mit beim Abendessen am Tisch. Einmal gingen wir alle zusammen ins nur wenige Gehminuten entfernte kleine Spa, wo es zwei Whirlpools und eine Sauna gab, außerdem konnte man sich im Eisbecken abhärten. Tagsüber arbeiteten wir meistens im Garten, es gab jede Menge Unkraut zu jähten (unter anderem Frühlingszwiebeln, die sich wie verrückt ausbreiteten!), Holz zu sägen und Bäume zu verschneiden. Die Arbeit machte uns Spaß, vor allem weil die Temperaturen ab dem dritten Tag wieder bis auf knapp 20 Grad kletterten. Einmal wanderten wir zu der lokalen Wasserkraftanlage, die es schon seit 1929 gab und die ein ehemaliges Goldwaschsystem nutzte. Der Weg führte eine ganze Weile direkt an den einbetonierten Kanälen entlang, das Murmeln des Wasser wirkte sehr entspannend und war wahnsinnig klar, denn es stammte aus nahgelegenen unterirdischen Quellen. Nach etwas über einer Woche bei unserer sehr authentischen und lieben Gastfamilie machten wir dann einen Abstecher bis an den nördlichsten Teil der Südinsel, die Farewell Sandbank. In der Ostseite der Bucht, wo das Wasser etwas ruhiger und flacher war, fanden wir zahlreiche Walwirbel und schließlich sogar den Schädel eines Jungtieres. Später lesen wir, dass hier im Februar 2017 mehr als 300 Wale gestorben sind, nachdem sie massenweise gestrandet sind. Da der Tidenhub hier ganz schön groß ist, kann das Flachwasser für die Tiere schnell zur Todesfalle werden. 500 tolle Menschen haben bis zur Wiederkehr der Flut alles gegeben um die Tiere zu retten. Es muss ein herzzerreißenes Schauspiel gewesen sein und so gern ich sicherlich an der Rettungsaktion teilgenommen hätte, wenn ich damals in der Nähe gewesen wäre, ich glaube es dauert eine ganze Weile, bis man so etwas psychisch verarbeitet hat. Die andere Seite der Sandbank ist wellengepeitscht und frei von Knochen sowie Muscheln. Hier kommt von Westen Wasser an, dass zum Teil mehrere Tausend Kilometer auf offenem Ozean zurückgelegt hat, dementsprechend windig ist es auch. Abends gucken wir uns den Whariki Strand an, dort hat die Gewalt der Gezeiten mehrere Bögen und Unterwasserhöhlen ausgespült, in denen sich kurz vorm Sonnenuntergang das goldene Abendlicht im Nebel der Gischt leuchtet. Ein wirklich unreal wirkender Anblick, bei dem man durchaus so abgelenkt sein kann, dass man vergisst, wie schnell die Flut kommt und man den Rückzug antreten muss. Wir verbrachten eine ruhige Nacht mit Wellenrauschen und fuhren dann erstmal wieder nach Takaka, wo wir nochmal eine Nacht bei unserer Gastfamilie verbrachten. Ich hatte die Idee gehab, aus den lokal wild wachsenden lilanen Kartoffeln Gnocchi mit einer Cashin- Kürbiscremesoße und etwas Grünzeug aus Sarahs Garten zu machen, allerdings hatten wir uns dann mit dem Verhältnis von Sarahs glutenfreiem Mehl zu Kartoffelteig etwas vertan und die Gnocchis wurden nicht besonders fest. Alle (außer Luca, dessen italienische Seele schon beim Anblick der „falschen“ Kartoffeln blutete) behaupteten trotzdem, dass es ihnen schmecke. Am folgenden Morgen verabschiedeten wir uns gar nicht so leichten Herzens von diesen lieben Menschen und fuhren in den Abel Tasman Nationalpark, wo wir unser Auto stehenließen, um einen Teil der mehrtägigen Wanderung durch den Park zu machen. Wir mussten die Schlafsäcke, Gaskocher und Essen tragen, ein Zelt zum Glück nicht, da ich uns eine Hütte gebucht hatte und es in dieser Matrazen gab. Das Wetter zeigte sich sehr freundlich und so waren wir trotz unserer ungewohnt schweren Rucksäcke sehr motiviert. Als wir die erste Flussmündung kreuzen mussten- das ging nur bei Ebbe und wir hatten die Zeit gut abgepasst- zogen wir unsere Socken und Schuhe gar nicht so gern aus. Das Wasser war wie erwartet eiskalt und reichte uns zum Teil bis zu den Knien. Die Wattlandschaft drumrum störte uns eher weniger, die scharfen Muscheln die dort überall verteilt lagen schon mehr. Nach einigen schönen Aussichtspunkten kamen wir kurz vorm Sonnenuntergang bei der malerischen Bucht an, in der sich die Hütte befand. Wir hatten gerade erst unsere Rucksäcke abgesetzt, als ein heftiger Wolkenbruch loslegte. Wir hatten insgeheim gehofft, wegen der nicht ganz so optimistischen Wettervorhersage sowie der Nebensaison allein in der Hütte zu sein, doch es tummelten sich viele Menschen in der Küche. Grund dafür war in erster Linie eine Schulklassenexkursion, außerdem gab es noch 5 weitere Individualreisenden. Da es aber 2 Schlafsääle mit je einer großen zweistöckigen Schlafplattform gab, belegte die Schulklasse einen davon und wir anderen teilten uns auf die anderen Plätze auf. Matze und ich schoben unsere Matrazen in eine Ecke am Fenster und hatten somit viel Abstand zu allen anderen. Da die ganzen halbstarken Jungs nicht gerade leise waren, beneidete ich Matze durchaus um seine tollen Kopfhörer, mich auf mein Buch zu konzentrieren viel mir bei so viel Lärm nicht leicht. Schließlich setzte ich mich rüber in die Küche an den Kamin und kam ins Gespräch mit einem der Exkursionsbegleiter. Ziemlich cool, dass so eine Hüttentour mit den Jungs machten, sogar ganze vier Tage. Wir schliefen unerwartet gut und ich war gar nicht ungehalten, dass die Halbstarken nebenan bereits kurz nach um 7 Krach machten, so hatte ich noch Zeit, runter zum Strand zu laufen um mir den Sonnenuntergang überm Meer anzusehen. Ich schaffte es gerade rechtzeitig und der Anblick war grandios, knapp neben der knallorangen Kugel war ein Segelboot am Horizont zu sehen und ich entdeckte einen Seestern im flachen Wasser. Nach einem Pulverkaffee wanderten wir dann auch gleich weiter, wir passierten nach kurzer Zeit ein Urlaubsdorf mit niedlichen „Baches“, wie die Neuseeländer einfache Strandhütten gern nennen, welches jetzt zur Nebensaison praktisch ausgestorben war. Die Lehrer hatten mir einen Abstecher zu einem Wasserfall empfohlen, was unser Tagespensum auf 25 Kilometer erhöhte. Ein paar mehr als gestern aber für das Stück zum Wasserfall konnten wir unsere Taschen an einer Wegkreuzung lassen. Die Jungs allerdings hatten ihre Rucksäcke hochschleppen müssen, bevor sie sich mithilfe von Kompässen und einer Karte durchs Gebüsch den Hauptweg wiederfinden sollten. Ich beneidete sie nicht um diese Aufgabe und genoss die Minuten ohne Gewicht auf den Schultern enorm. Nach einer weiteren Wattwanderung mussten wir uns dann nochmal ganzschön bergauf quälen, bevor wir mit schönen Ausblicken auf eine kleine Insel und schließlich auch auf die zum Teil schneebedeckten Berge hinter Nelson belohnt wurden. Diese Nacht verbrachten wir mit etwas mehr Luxus in einem Hostel an der Grenze zur Zivilisation. Im Sommer war der mit Lichterketten behangene Biergarten sicherlich eine Hauptattraktion, zu dieser Zeit im Jahr fühlte ich mich mehr von dem behaglichen Kamin im Esszimmer angezogen. Wir hatten ein Mehrbettzimmer, statt Doppelstockbetten gab es aber vier gemütliche Einzelbetten und außer uns gab es nur ein nettes deutsches Mädchen die Henriette hieß. Wir unterhielten uns angeregt und verbrachten einen wirklich gemütlichen Abend in dem sichtlich mit Liebe eingerichteten Hostel. Die schöne warme Dusche hat sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen! Da wir nicht zweimal dieselbe Strecke laufen wollten, mussten wir nun am Morgen mit dem Wassertaxi zurück zum Parkplatz am anderen Ende des Nationalparks. Das kostete nicht gerade wenig und deshalb bot ich Matze an, dass ich per Anhalter ins nächste Dorf Kaiteriteri trampen und mir dort ein paar Stunden die Zeit vertreiben könnte. Er fuhr also allein zum Auto und ich hatte recht bald Erfolg und wurde von einem französischen Pärchen mitgenommen. Ich trank einen leckeren Kaffee am Strand und guckte mit die Gegend von einem Aussichtspunkt an, gegen Mittag sammelte Matze mich dann auf. Wir übernachteten an einem Park in der Nähe von Nelson und besuchten am nächsten Morgen nochmal den Samstagsmarkt. Damit wir nicht die Strecke zwischen Blenheim und Christchurch zweimal fuhren, beschlossen wir über den Lewis Pass zu fahren. Es würden zwar fröstelige Temperauten herrschen, aber wir hatten ja notfalls noch unseren Schlafsack zusätzlich zur Decke und mit Mütze zu schlafen half auch schon ganz gut. Wir bekamen nach der ersten Nacht sogar bei einem morgenlichen Saziergang die Sonne zu Gesicht, als wir weiter nach Osten fuhren, wurde sie leider von dicken Nebelschwaden verschluckt. Wir wanderten ein Stück den Lewis Pass hinauf, zunächst nahm die Eiszapfendichte stetig zu aber uns war kein bisschen kalt, es ging die ganze Zeit bergauf. Als wir jedoch die Baumgrenze überschritten, pfiff uns ein eisiger Wind um die Ohren, der schließlich so heftig wurde, dass ich gefühlt fast vom Boden abhob. Wir beschlossen also, noch vor dem eigentlichen Ziel umzukehren, auch weil man von weiter oben sicher nicht mehr gesehen hätte, dicke Schneewolken verdeckten alle umliegenden Berggipfel. Die Landschaft, die immer mal wieder zu sehen war, sah aber sehr malerisch und unberührt aus, wozu der viele Neuschnee sicherlich beitrug. Am Nachmittag erreichten wir dann Hanmer Springs, da es in einem fort nieselte, gammelten wir in unserem kleinen Ferienappartment und stellten die Heizung auf angenehme 24 Grad. Am nächsten Morgen hatten sich die meisten Wolken aufgelöst, wir gönnten dem Auto eine Auszeit und liefen direkt vom Motel zu einem Wasserfall und von da noch ein Stück weiter bis auf den Gipfel beim Mount Isobel. Die Route gefiel uns gut und man hatte einen schönen Ausblick auf die von Therme und Öfen dampfende Stadt und die umliegenden Berge- bis wir beim Gipfel waren, da hatten uns die Wolken wieder eingehüllt. Den Rest des Tages verbrachten wir dann mit dem Herumlümmeln in diversen Pools zwischen 36 und 42 Grad Wassertemperatur. Die heißesten rochen schon echt heftig nach faulen Eiern und tatsächlich musste ich meine Beine aus dem Wasser hängen, weil sonst meine Füße zu kribbeln anfingen. Matze überredete mich schließlich dann dazu, die zwei Rutschen auszuprobieren, es war schon eine ziemliche Überwindung, barfuß bei fast 4 Grad Außentemperatur den Turm zu den Rutschen hinaufzusteigen, das Wasser hatte auch nicht ganz so schöne Temperaturen. Aber man durfte nur zu zweit rutschen, in einem achtförmigen Ring sitzend. Da die meisten anderen Leute nicht so erpicht aufs Rutschen zu sein schienen, musste ich mich überwinden. Die erste Rutsche fand ich noch ganz harmlos, bei der zweiten ging es dann das letzte Stück fast im freien Fall herunter, um anschließend mit ordentlich Tempo eine Rampe hinauf- und rückwärts hinabzuschießen . Mir tränten tatsächlich etwas die Augen von soviel Adrenalin, so berauschend sich das im Nachhinein anfühlte hatte, nochmal machte ich das nicht mit. Nach über zwei Stunden Badespaß stand uns dann noch eine private Saunasession bevor, das hatte ich mit dazugebucht. Wir heizten mithilfe eines Aufgusses die Sauna bis auf 90 Grad hoch, nach zwei Runden reichte es uns dann aber auch. Ich schwamm noch ein paar Runden im komplett verlassenen kältesten Pool- mein Körper strömte so viel Wärme aus, dass mir kein bisschen frisch wurde- dann wurde es Zeit, ins Motel zurückzukehren. Am nächsten Morgen sahen wir uns einen kleinen Skulpturenpark mitten im Wald an und ließen anschließend die Alpenlandschaft hinter uns. Wir besuchten ein kleines Weingut, wo wir von einer sehr netten Französin und ehemaligen Backpackerin ausgiebig die große Bandbreite an Weinen verkosten durften. Als ich den reichhaltigen Likörwein schmeckte, musste ich an meine zwei Urlaube in Portugal denken und verspürte eine unerwartet heftige Sehnsucht nach diesem Land. Vor allem natürlich auch nach Wärme... Unser nächstes vorläufiges Ziel war Christchurch, wo wir dann erstmal bei einer Familie im Austausch für ein eigenes Zimmer mit Bad im Haus und Garten helfen würden. Unsere Antriebswelle musste nun wirklich dringend zu einem Spezialisten und wir wollten uns die Stadt mit ihrer Vielfalt an Kulturangeboten und Brauereien anschauen. Nach wenigen Tagen fingen wir auch an, uns nach Jobs umzuschauen, die Stadt gefiel uns gut und wir freundeten uns sofort mit unserer Mithelfenden Französin Lea an. Die Familie, an die wir geraten waren, schüchterte zumindest mich zunächst ein, bereits als wir die mit hellem Marmorboden ausgestattete Eingangshalle betraten, fühlte ich mich ziemlich schmutzig und unansehnlich. Neben einer pompösen Wendeltreppe, die ins obere Geschoss führte, stand eine Metallskultpur einer Giraffe in Lebensgröße. Die gesamte Inneneinrichtung sah aus, als wäre alles unbenutzt und übermäßig kostspielig. Nachdem wir ein paar unserer Sachen ins Zimmer geräumt hatten- sie standen in einem krassen Gegensatz zu all den schneeweißen und zartrosa Kissen, Decken und Schränken- fingen wir gleich an mit Arbeiten. Fenster putzen stand an, absolut keine unserer Lieblingsaufgaben, aber wir wollten sie natürlich perfekt erledigen. Uns war ziemlich schnell klar, dass hier alles im Haus immer ordentlich und sauber aussehen musste, inklusive wir. Es gab 7 Schlafzimmer und 6 Badezimmer (die beiden Töchter teilten sich eines, ansonsten hatten sie natürlich ihre eigenen großzügigen Zimmer) und der Gesamtwohnraum befand sich vermutlich bei etwa 400 Quadratmetern. Also ohne das gekachelte Innenpoolzimmer und den Dachboden. Es gab einen übergroßen Billardtisch in einem der zwei gigantischen Wohnzimmer und ein separates Prunkzimmer mit zahlreichen Blumenbouquets und einer gigantischen Spiegelwand, in dem sich eigentlich nie Jemand aufhielt. Allein schon, weil dort Teppich verlegt war und man in der Nähe von Teppichen nichts außer Wasser konsumieren durfte. Etwas irgendwo rumliegen zu lassen oder nicht sofort sauberzumachen, das würden Tim und Isabella nicht dulden. Ihre zwei Töchter Adeline (6 Jahre)und Ruffy (3 Jahre) passten irgendwie gar nicht ins Bild, dass es aber zumindet keine Haustiere gab, wunderte mich nicht. Nach zwei Tagen Fensterputzen hatten wir dann zum Glück andere Sachen zu tun, leider auch vorrangig Putzaufgaben. Und das in einem Haus, dass im Gegensatz zu allem, worin wir so gewohnt hatten (und gern wohnen würden!!), eher aussah wie ein Ausstellungsstück als ein gemütliches Heim. Das Wetter zeigte sich jedoch noch unmotivierter als wir, es regnete und war meistens auch ziemlich windig. Wir mussten also wenigstens nicht viel damit in Kontakt kommen und konnten uns nach der Arbeit getrost entspannen. Nach einigen Tagen machten wir einen Spielenachmittag mit Lea und von da an planten wir öfters gemeinsame Akitivtäten. Wir guckten uns im Rahmen des französischen Filmfestivals den lustig-dramatischen Streifen „The Innocent“ an, besuchten eine Brauerei und machten Glühwein. Matze und ich hatten uns einen günstigen zweiwöchigen Schnupperpass in einem Yogastudio besorgt und gingen jeden zweiten bis dritten Tag. Manche der Einheiten beachten uns ganz schön ins Schwitzen uns bereiteten im Nachgang anfangs Muskelkater, wir merkten jedoch, dass es uns gut tat und blieben am Ball. Nach einigen Tagen legte sich auch meine Scheu gegenüber unserer Gastfamilie etwas, die waren nicht überheblich oder unfreundlich, nur relativ realitätsfern und extrem beschäftigt. Isabella und Tim kauften Häuser und Appartments, renovierten und verbesserten sie und verkauften dann gewinnbringend. Im Rahmen dessen mussten sie sich natürlich mit zahlreichen Behörden und Einzeldienstleistern treffen und ständig Probleme und Fragen klären. Ihre beiden Töchter führten daher leider ein zwar sehr luxeriöses Leben mit teuren Kleidern und Spielsachen, aber viele gemeinsame Unternehmungen fanden nicht statt. Wenn die Eltern ans Telefon gebunden waren oder eine dringende mentale Auszeit brauchten, wurden die Kinder nicht zum Klettergerüst im Garten geschickt, sondern vor technische Unterhaltungsgeräte gesetzt. Dementsprechend viel Geschrei gab es dann anschließend, wenn diese wieder ausgeschaltet werden sollen, meist erst nach merhmaliger Ankündigungen. Wir drei Kinder von Eltern, die uns noch viel und ausgiebig im Dreck buddeln lassen hatten, fanden Vieles nicht verständlich oder angemessen, sagten aber natürlich Nichts. Ich schätzte mich glücklich, dass ich hier nicht als Au Pair angstellt war, ich hätte nach wenigen Tagen das Handtuch geworfen. Wir merkten sofort, mit Lea hatten wir eine gute Freundin gewonnen, nun galt es, einen Job zu finden.