प्रकाशित: 02.03.2021
Kurz und knapp: ziemlich viel. Ist immerhin fast ein Jahr her, dass ich dieses Tagebuch geschrieben habe. Man könnte zwar meinen, die weltweite Pandemie hat das ganze Leben gestoppt und es hat sich nichts mehr getan, aber der Schein trügt. Natürlich geht das Leben weiter. Ben und ich haben uns im 200 Jahre alten Elternhaus Haus meines Papas eingenistet, den Garten umgegraben und bepflanzt, einen neuen Job gefunden (ich), Urlaub mit dem Reisebus gemacht, gestrickt (auch ich) und auch sonst ist einiges geschehen. Klar, wir saßen auch sehr viel zuhause herum und haben uns eingesperrt gefühlt, eingeschränkt in unseren Freiheiten, gestrippt von unseren Privilegien. Wir als Teil unserer Erste-Welt-Gesellschaft haben hauptsächlich psychisch gelitten, aber der Perspektivenwechsel war durchaus nicht ganz unnütz. Aber ich schweife ab, das hier ist ein Reisetagebuch.
Schnell vorgespult: Ben und ich sind seit Mitte Januar auf Fuerteventura und arbeiten von hier. Daheim ist uns die (kalte, feuchte) Decke auf den Kopf gefallen, und da wir seit einem Dreivierteljahr nicht mehr im Büro waren (ich noch nie im neuen Job), haben wir uns nach ausführlichem Abwägen auf den Weg gemacht. Vier Wochen wollten wir bleiben, heute sind wir bereits in der fünften Woche. Über unsere bisherige Zeit hier gibt es nur Stichpunkte, aber ich habe mir fest vorgenommen, wieder regelmäßiger zu schreiben. Hauptsächlich für mich, denn die normalen, esoterischen Journaling-Aufgaben haben bei mir einfach nicht gegriffen. Und vielleicht dient es dem ein oder anderen ja zur Unterhaltung und Belustigung.
Vorerst zu den Rahmenbedingungen: wir arbeiten beide in Teilzeit (50-75%) von Montag bis Freitag und haben dadurch einiges an Flexibilität was die Gestaltung unseres Alltags betrifft. Das war eine ganz bewusste und bisher sehr zufrieden stellende Entscheidung. Für größere Aktivitäten nehmen wir uns meist die Wochenenden, aber auch tagsüber wird die Zeit bestmöglich genutzt. Ich mache gerne ein paar Stunden Mittagspause und gehe raus in die Sonne, auch wenn ich dann abends dafür spät arbeiten muss. Da ist es eh dunkel, so ist mein Tag sinnvoller genutzt.
Zu Fuerteventura und der Pandemie: Die Regelungen sind teilweise strenger, teilweise lockerer als in Deutschland. Es herrscht im gesamten öffentlichen Bereich Maskenpflicht, auch zum Spazieren an der Promenade oder auf der Straße auf dem Weg zum Supermarkt. Dafür haben fast alle Geschäfte und sogar Restaurants geöffnet. Bars und Clubs sind auch hier geschlossen. Die Restaurants haben die Plätze verringert und die Tische entzerrt, man darf sich maximal zu viert dort treffen. Ich empfinde die Situation als sehr angenehm und fühle mich trotzdem sicher. Wir haben unsere Unterkünfte langfristig gebucht und versorgen uns selbst, es ist also wie in der eigenen Wohnung.
Damit die folgenden Einträge Sinn ergeben und man Kontext zu den Fotos hat, folgt nun die lieblose Auflistung der wichtigsten Erlebnisse hier auf Fuerteventura. Wir wohnen übrigens in Corralejo und sehr glücklich hier.
Wir haben einen Kite Surf Kurs zusammen begonnen. Da die Küste hier hauptsächlich aus rauem Stein besteht, werden Anfängerkurse auf dem offenen Meer abgehalten, um mehr Platz zu bieten und die Kites nicht zu beschädigen. Um dorthin zu kommen muss man allerdings mit einem kleinen Motorboot 20min über ziemlich hohe Wellen flitzen, was Ben wegen Seekrankheit gar nicht vertragen hat. Er musste den Kite Surf Kurs hier also abbrechen.
Ab und an gehen wir Wellenreiten, bisher aber mit mäßigem Erfolg (bei mir).
In den Dünen südlich von Corralejo waren wir auch schon spazieren, genau wie auf dem nahe gelegenen Vulkan.
Durch die ganzen neuen körperlichen Betätigungen haben wir oft Muskelkater und ich bin einmal zum Chiropraktiker gegangen, um mich wieder einrenken zu lassen.
Es ist natürlich noch einiges mehr passiert, aber ich habe keine Lust, das rückwirkend ausführlicher aufzuführen, deswegen endet die (Wieder-)Einführung in mein Reisetagebuch mit dieser Auflistung.
Schöner, anstrengender Tag. Für typisch deutsche Seelen vermutlich nicht großartig, für entspannte Gemüter aber absolut gut genug. Mentalität des Tages: “Immerhin haben wir’s versucht”. Mit dem Mietwagen von gestern wollten wir heute Surfen gehen, das war der Plan. Sightseeing geht auch zu Fuß oder öffentlich, aber zu den Surfspots mit den Brettern ist ein Auto schon die beste Lösung. Aber erstmal ausschlafen, da wir von gestern ziemlich kaputt waren.
Ganz entspannt machen wir uns also gegen 11 Uhr mit Angelo auf die Suche nach Leihbrettern, was sich schwieriger erweist, als gedacht. Die meisten Surfshops haben doch sonntags geschlossen, und die, die geöffnet sind, haben nicht die richtige Ausrüstung da. Nach einer knappen Stunde und einer Kaffeepause haben wir zwei Boards gefunden, die klein genug sind, um ins Auto zu passen (Seat Leon). Mit neu gewonnener Motivation fahren wir los, über die Schotterpiste an der Nordküste entlang, und müssen feststellen, dass die vollgeparkten Spots vom letzten Mal jetzt alle komplett leer sind. Die Wellen sehen an den meisten Stellen wild und ungemütlich aus und die Parkplätze sind verlassen.
Gegen 13 Uhr (jetzt hätten wir das Auto abgeben sollen) finden wir eine Hand voll Autos am Punta Blanca, schon kurz vor El Cotillo, mit ein paar Surfern, die in der Bucht gegen die Strömung ankämpfen. So ein Roadtrip ist ja nett, aber wir sind schließlich zum Surfen hier, also rein in die Wetsuits und raus ins frische Nass. Die Jungs fangen an, und ich steh auf dem freigelegten Reef und versuche, ein paar Fotos zu machen. Ich erkenne keinen der Surfer, aber immer, wenn einer eine Welle erwischt, drücke ich ab. Später muss ich feststellen, dass ich nur einmal Ben erwischt habe. Nach einer Stunde kommen die Jungs zurück und ich bin dran. Bin vom kühlen Wind recht durchfroren, trotz der Sonne, die ab und zu durchscheint. Der Sturm mit Starkregen gestern hat die Luft extrem abgekühlt. Ich geh also auch noch eine Weile planschen, aber nur mit mäßigem Erfolg. Eineinhalb Wellen gesurft, würde ich behaupten. Die Strömung zieht stark und ich bin hauptsächlich am paddeln und kämpfen, um nicht irgendwo ins Nirgendwo abzudriften. Danach bin ich noch mehr durchfroren und wir fahren zurück nach Corralejo.
Die Bretter und Angelo schmeißen wir an der Surfschule am Punta Elena raus und geben den Mietwagen nach Waschen und Tanken ab. Dann geht’s direkt wieder quer durch die Stadt zur Surfschule, auf dem Weg gönnen wir uns schnell zwei Empanadas. Es ist halb fünf, das war unser Mittagessen. Da wir einen satten Tagespreis für die Boards bezahlt haben, zwänge ich mich nochmal schnell in den nassen Wetsuit und strample noch eine gute halbe Stunde am Punta Elena gegen die Wellen an. Sie haben Kraft, sind aber nicht riesig. Das Wasser ist sehr flach. Man muss beim absteigen also echt verdammt auf den Boden achten, teilweise ist es nur ein halber Meter Wasser bis zum scharfkantigen Riff. Auch hier bekomme ich nicht wirklich was auf die Reihe. Eine Welle erwische ich ganz gut, hab dann aber nicht mehr die Kraft, um aufzustehen, und fahre in der Cobra (Yoga) eine Weile mit. Kurz vor sechs gebe auch ich auf.
Wir stehen noch kurz vor der Surfschule, klamm und durchgefroren, und trinken ein Bierchen, bevor es nach Hause geht. Dort wartet die allheilende heiße Dusche und im Anschluss gönnen wir uns ein Festmal im “Avenida”. Frische Dorade und Tintenfisch für die Jungs, Ratatouille und Papas Arrugadas (Kartoffeln) für mich, dazu köstlichen Weißwein. Zuhause schmeißen wir noch schnell eine teure, halb leere Riesentrommel Wäsche an und gehen kurz nach zehn endlich ins Bett. Die typisch deutsche Seele würde behaupten, nichts hat so geklappt wie geplant und der Erfolg blieb aus, aber eigentlich war es ein total schöner, entspannter, überraschender Tag mit zwei Surfsessions, ein bisschen Sonne, gutem Essen, schönen Ausblicken und netter Gesellschaft.