प्रकाशित: 16.09.2017
Hola amigo/amiga
Kommen wir nun also zu meiner letzten Etappe meiner Reise. Rechtzeitig in Kopenhagen am Bahnhof angekommen, habe ich mich erstmal wieder für die Busfahrt vorbereitet. Da leider die Frauentoiletten geschlossen waren, musste ich mich also auf der Herrentoilette umziehen, meine Kontaktlinsen gegen meine Brille tauschen, mich abschminken und meine Zähnchen putzen. Manche Blicke der Herren waren wirklich äußerst amüsant, aber was sollte ich denn machen. Nachdem ich das hinter mich gebracht hatte, bin ich direkt zum Bus und obwohl ich super in der Zeit lag, war der Bus schon da und bis zum Rand gefüllt. So kam es, dass ich neben einem jungen Mann umgeben von weiteren jungen Männern sitzen sollte. Da vor mir 12 Stunden Nachtfahrt lagen, hielt sich meine Begeisterung über diesen Sitzplatz zwar in Grenzen, aber so ist das eben. Und plötzlich kam alles anders. Aus dem nichts kam einer der beiden Busfahrer auf mich zu und meinte “hey hey, come with me“. Vollkommen irritiert und völlig ohne Ahnung, was jetzt auf mich zukommt, bin ich also mit Sack und Pack aufgestanden und dem Busfahrer gefolgt. Zugegeben, ich hatte etwas Sorge, dass irgendwas mit meinem Manni ist, denn dieser lag vorne bei den Busfahrern auf dem Sitz und sonderlich freundlich war die Tonlage des Busfahrers auch nicht. Aber als der Busfahrer dann damit begann, den Zweier bei ihnen ganz vorne freizuräumen, hab ich die Situation endlich verstanden und war überglücklich. Obwohl ich als letzte gekommen war und der Bus aus allen Nähten platzte, hab ich dank dem Busfahrer einen ganzen Zweier für mich alleine bekommen. Ich hätte keinen besseren Platz haben können. Total dankbar und erleichert bin ich dann auch relativ schnell eingeschlafen, immerhin konnte ich es mir ja richtig gemütlich machen. Ein paar Stunden später wurde ich dann von den Busfahrern geweckt, da wir auf der Fähre angekommen waren und wir alle aus dem Bus mussten. Die Fähre war ziemlich unspektakulär und kurze Zeit später lag ich auch schon wieder schlafend im Bus. Die Tiefe meines Schlafs wurde viele Stunden später dann erneut bestätigt, denn die Busfahrer mussten mich schon wieder persönlich wecken, da ich durch die Durchsage nicht wach geworden war und die beiden aber nicht wussten, an welche der zwei Haltestellen in Berlin ich aussteigen musste. Zwar kam meine Haltestelle erst 20 min später dran, aber ich war trotzdem total dankbar für diesen netten, absolut nicht selbstverständlichen Umgang der Busfahrer. Also an dieser Stelle nochmal ein Daumen hoch für diese beiden mitdenkenden Busfahrer!
Ich hab mir dann erstmal wieder ein Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel geholt und bin dann mit Straßenbahn und U-Bahn zur Haltestelle in der Nähe meines Hostel gefahren. Da es geregnet hat und ich auf meinen letzten Metern Richtung Hostel an einem ziemlich hübschen Café vorbeigekommen bin, hab ich mich kurzerhand dazu entschlossen, dort einzukehren und erstmal schön zu frühstücken. Mit dem leckersten Frühstück überhaupt, hab ich nochmal mit Yomi und den Jungs geschrieben um alles klarzumachen, wann wir uns wo treffen. Ich hab mich also super auf den weiteren Verlauf des Tages gefreut, weil ich meine beste Freundin endlich wiedersehen würde und ihr meine Jungs, die ich in Amsterdam kennengelernt hatte, vorstellen hätte vorstellen können. Richtig - ,,hätte vorstellen können“ - wäre da nicht dieser Anruf gewesen, der alles auf den Kopf stellte. Immernoch am essen, klingelte mein Handy und meine Mama war dran. An der Stimme hab ich schon gemerkt, dass irgendwas nicht stimmte und so war es auch. Mein Papa hatte einen Schlaganfall und musste ins Krankenhaus. Obwohl meine Mama mir gesagt hat, dass ich ruhig in Berlin bleiben könnte, stand meine Entscheidung eigentlich schon fest. Selbst wenn ich in Berlin geblieben wäre, wäre ich mit meinen Gedanken doch ganz bei meiner Familie zu Hause gewesen. Also hab ich mein Frühstück bezahlt, bin ins Hostel gelaufen und wollte mein Zimmer stornieren. Leider ging das nicht mehr, aber immerhin war das eh das günstigste Zimmer gewesen und somit zu verschmerzen. Ich hab dann nicht weiter lang rumgeeiert, sondern bin direkt weiter zurück zum Busbahnhof. Doch all der Stress war um sonst, denn meinen Bus hab ich trotzdem um 5 Minuten verpasst. So konnte ich aber dann immerhin noch in Ruhe eine Postkarte für meine liebste Freundin kaufen und den nächsten Bus nach Hause buchen. Des Weiteren habe ich dann leider meinen Freunden abgesagt und meiner besten Freundin die Lage geschildert. Diese ließ es sich daraufhin nicht nehmen, sich auf den Weg zu mir zu machen. Durch einen kleinen Fehler stand sie 50 Minuten später allerdings nicht an meinem Bahnhof, sondern an einem anderen und wie es aussah, würde sie es wohl nicht mehr rechtzeitig zu mir schaffen. Da sie es aber trotzdem probieren wollte, bin ich zu dem jungen Herren des Souvenirshops gelaufen und habe ihn drum gebeten, doch bitte meine beschriebenen Karte für meine beste Freundin aufzubewahren. Nachdem ich ihn versichert hatte, dass sie spätestens in 20 Minuten die Karte abholen würde, nahm er die Postkarte aus Amsterdam an. Zu meiner Erleichterung, denn es war mir wirklich wichtig, dass Jojo (meine beste Freundin) die Karte noch mit nach Israel nehmen kann. Während ich auf meinen Bus gewartet hab, hab ich sehen können, wie dieser junge Herr (ca. 25 Jahre) die Karte liest und dann hat er mich dabei erwischt, wie ich ihn dabei erwischt habe. Das war ziemlich witzig und wir mussten beide echt schmunzeln, weil auf der Karte ein paar Dinge draufstanden, die nicht für Dritte (und erst recht nicht für männliche Dritte) bestimmt waren. In der Hoffnung, dass es Jojo doch noch schafft, habe ich jeden anderen vor mir einsteigen lassen und probiert, durch eine Unterhaltung mit dem Busfahrer alles noch ein wenig herauszuzögern. Und siehe da - plötzlich hab ich meine kleine Jojo um die Ecke angerannt kommen sehen und so ließ ich Sack und Pack einfach fallen und bin ihr in die Arme gerannt. Nach dem Schock mit meinem Papa war ich einfach ziemlich froh, sie zu sehen. Der Busfahrer fand das scheinbar so süß, dass er zu mir kam und mir mit einem Lächeln sagte, dass er sich doch erst nochmal einen Kaffee holen möchte. Während also die ganzen Leute im Bus schon gewartet haben, hatten Jojo und ich ein paar Minuten mehr Zeit zum Quatschen. Leider war dann aber wirklich Zeit zum Gehen und so mussten wir uns auch schon wieder verabschieden. Ich war dann ca. 6 Stunden mit dem Bus unterwegs und kam ziemlich erschöpft gegen 19 Uhr in Kassel an. Von dort habe ich dann den nächsten Zug Richtung Melsungen genommen und war kurzer Zeit später da wo alles angefangen hatte. Zurück in meiner Heimatstadt Melsungen.
Natürlich war ich super traurig über das plötzliche Ende meiner Reise und auch darüber, dass ich Yomi und die anderen Amerikaner nicht mehr sehen konnte, aber Familie geht manchmal einfach vor. Und nachher hätte ich mir nur Vorwürfe darüber gemacht, nicht für meine Mama dagewesen zu sein. Das Leben verläuft nun mal nicht immer so wie man es mag, aber dennoch sollte man nie vergessen, dass man immer eine Wahl hat. Immer. Und in diesem Fall habe ich die richtige Wahl getroffen.
Obwohl das der Bericht zu meinem letzten Ziel war, hören die Blogposts nicht auf, also hab bitte Geduld und sei gespannt.
Danke, für deine Begleitung bis hierhin und ¡Hasta pronto chica/chico!