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10.02.2017

प्रकाशित: 15.02.2017

Gleich nach dem Frühstück (bei dem es dieses Mal nur ein wenig Honig, dafür aber auch Nussnougatcreme gibt) geht es auf einen Stadtspaziergang. Wir machen uns auf zum Startpunkt eines Lonely Planet Rundgangs an der sechsspurigen, viel befahrenen Durchgangsstraße am Hafen. Wir sehen Reis und Bohnen für die Bevölkerung in riesigen Hallen. Ein jineteiro folgt uns und unterhält sich mit uns, lässt aber irgendwann ab, als er merkt, dass wir nicht so leicht zu knacken sind. Ich befürchte, dass es den ganzen Tag so weitergehen wird, aber ich und mein Reiseführer haben uns zum Glück getäuscht. Er wird der letzte sein. Vom Hafen aus geht es vorbei an einigen Fabriken und Manufakturen ins hügelige Viertel El Tivoli. Bei einer Fotopause vor ihrem Haus spricht uns Mirta an. Schnell entsteht ein recht tiefgründiges Gespräch, auch weil wir es forcieren. Sie erzählt, wie kurz sich ihr Leben anfühlt, wie gerne sie frei sein würde und dass sie davon träumt, ein anderes Land zu sehen. Gleichzeitig rechnet sie aber nicht damit, dass ihr Traum sich für sie noch erfüllen könne, weil sie schon 57 Jahre alt sei. Ihre Tochter ist Chirurgin, aber verdient ein Gehalt von umgerechnet etwa 60 Euro. Davon wird sie auch nicht in naher Zukunft verreisen können. Solche Begegnungen machen einen nachdenklich. Vier (mehr oder weniger) junge Europäer stehen mit ihren teuren Spiegelreflexkameras und Smartphones vor ihr, durchreisen ihr Land, können sich alles anschauen. Und alles was sie möchte, ist ein wenig persönliche Freiheit, mal etwas anderes sehen, etwas mehr erleben. Was bleibt uns anderes, als zu sagen, dass wir für sie hoffen, dass sich bald etwas ändert? Wir schreiten weiter die Gasse hinauf und gehen in ein Museum, dass sich dem Untergrundkampf gegen Batista widmet, leider sind die Beschreibungen ausschließlich auf spanisch. Am Parque Cespedes sehen wir die Kathedrale und das älteste intakte Wohnhaus Kubas von 1552. Highlight ist aber für uns die Terrassenbar des Hotel Casa Grande. Wir müssen schon unten bezahlen, dürfen uns dafür aber oben einen Cocktail aussuchen. Der Blick ist fantastisch und reicht über die gesamte Stadt bis weit in die Bucht und die Berge der Sierra Maestra. In der nächsten Gasse, die bekannt ist für ihren Swing und die Jazzmusik (wir beschließen am Abend wiederzukommen), kaufe ich ein Buch mit dem Titel "Obama and the Empire". Es ist eines der ersten Bücher auf Englisch, die ich nicht ungesehen als Schundliteratur abtuen würde. Fidel Castro persönlich kommentiert darin aktuelle politische Entwicklungen (um 2010) und das Verhältnis zu den USA. In einer quirligen Einkaufsstraße gibt es kurz darauf leckere Handpizza und super leckeres Gebäck mit Schokoladencreme-Füllung. Abschluss unseres ausgedehnten Spazierganges ist das Cuartel Moncada, an dem am 26. Juli 1953 die ersten Schüsse der Revolution fielen. Der Angriff scheiterte und wurde von der Batista Regierung genutzt um ein Exempel zu statuieren. Wir bekommen eine tolle, kostenlose Führung auf Englisch über die Hintergründe des Angriffs und Nachforschungen, die zeigen wie skrupellos die Regierung die Rebellen folterte und umbrachte, um sie danach so zu positionieren, als seien sie im Gefecht gefallen. In der ehemaligen Kaserne ist neben dem Museum - so wie fast im ganzen Land - eine Schule untergebracht. Die spielenden Kinder im Hof und die nicht leichte Kost in Form von Fotos der Gefallenen und Gefolterten sowie originaler Uniformen, durchlöchert und voll mit Blut, bilden einen krassen Gegensatz. Insbesondere zum Ende hin verschmilzt die Historie wieder zunehmend offensichtlich mit Propaganda und man fragt sich, wie viel man wirklich glauben darf vom Heldentum der Revolutionäre und der gewonnenen Freiheit des Landes. Insgesamt weiß man in Kuba selten, was wirklich wahr ist und was nicht. Lediglich wenn wie heute Morgen ein Einheimischer auf einen zukommt, der nur reden, sich erklären und mitteilen möchte, hat man das Gefühl, das andere Motive eine untergeordnete Rolle spielen. Abends essen wir preiswert und vernünftig. Danach geht es in eine Terrassenbar, wo wir Alberto treffen. Der jinetero verdient sich seinen CUC, indem er am gleichen Tag Geburtstag hat wie ich. Nach einer kurzen Suche entscheiden wir uns später in die noch leere Casa de la Musica zurückzukehren und erstmal erneut auf die Dachterrasse des Hotel Casa Grande zu gehen. Der Eintritt ist ein wenig teurer als am Mittag, aber der Blick ist auch am Abend spektakulär. Hannes gibt eine gute Cohiba Zigarre für die Runde aus, weil wir uns morgen aufteilen werden. Beim Tanzen geht uns einiges zu schnell, aber wir haben alle Spaß und lernen den Australier Lloyd kennen. Pauline holte eine weitere Runde Bier und sorgt damit für das, was wir in den nächsten Tagen "Turning Point" des Abends nennen werden. Im Club wird uns darauf Lloyd alles bezahlen, obwohl wir versuchen, uns dagegen zu wehren. Die Party ist cool, aber auch sehr ernüchternd. Sobald wir als weiße Europäer hereinkommen, versucht eine Kubanerin nach der anderen an uns heranzukommen. Es ist sehr eindeutig, was sie wollen. Wir versuchen mit Ihnen zu sprechen, aber das ist für uns Jungs eigentlich unmöglich und auch Paulina soll sie nur an uns vermitteln. Irgendwann bekommen ein paar Kubaner, die wie ihre Zuhälter aussehen, mit wie wir Fragen stellen. Wir gehen lieber gegen halb vier zurück in die Casa und ich verwerfe den Gedanken wenigstens ein Mädchen für den Abend zu bezahlen und sie nach Hause zu schicken. Nico redet es mir aus. Man kann auch nicht wirklich etwas an der Gesamtsituation ändern, unterstützt sie damit vielleicht sogar noch. Geknickt bin ich trotzdem.

उत्तरम्‌

अधिकानि यात्राप्रतिवेदनानि