प्रकाशित: 13.01.2017
Am Freitagmorgen sind wir dann wieder mit einigen Studenten unseres Kurses zum Ethnographischen Museum von Ruanda gegangen. Sehr amüsant aber auch verstörend für uns war bereits die Bezahlung. Hier wird nämlich strikt danach getrennt, welche Nationalität man hat, daraus ergibt sich dann der zu bezahlende Preis. So mussten wir deutschen 3000 RF zahlen und die Japaner zum Beispiel nur 500 RF. Dies wäre in Deutschland für uns so gar nicht vorstellbar, doch hier geschieht das wohl immer wieder so.
Im Museum haben wir eine Führung bekommen, die circa 3 Stunden ging. Zum Einstieg war dieses Museum sehr interessant, da uns hier viel von der Geschichte der Kultur des Landes erzählt wurde.
Zum Beispiel wie die Einwohner vor vielen Jahren gelebt haben, was die typische Kleidung war, wie sie gekocht haben, wie ihre Häuser aussahen, wie sie gejagt haben etc. Leider durften wir in dem Museum keine Fotos machen, im Außenbereich jedoch schon. Hier werde ich anschließend ein paar Bilder anhängen.
Anschließend sind wir noch in die Stadt gewandert, um uns Handykarten zu besorgen, damit wir mobiles Internet haben, da das Wlan meist mehr schlecht als recht funktioniert.
eine Handykarte kostet hier 500 RF und dann kann man einfach verschiedene Pakete darauf buchen. 3 GB kosten 3000 RF, also deutlich billiger als bei uns, was sehr gut ist, da wir doch einiges an Internet den Tag über verbrauchen. Vor allem die Videoanrufe nach Hause oder das Telefonieren kosten einiges an Internet. Aber bei dem Preis kann man sich das schon mal leisten ;)
Abends hatten wir dann wieder Vorlesung. In dieser mussten wir einen „River of Life“ malen. Einfach die wichtigsten Ereignisse eintragen und somit unseren Werdegang beschreiben. In der Vorlesung dann mussten wir uns immer wieder verschiedene Partner suchen und uns jeweils unsere Geschichten erzählen. Ehrlich gesagt war mir das ziemlich unangenehm, da wir im Vergleich doch recht unbeschwert aufgewachsen sind und unsere Probleme wirklich klein erscheinen, wenn man von den afrikanischen Mitschülern hört, was sie schon alles in ihrem kurzen Leben durchmachen mussten. Die meisten haben bereits Kriege überlebt, sind geflüchtet und haben Familienangehörige verloren. Für mich war diese Erfahrung, auch wenn sie unangenehm war, sehr wichtig und wertvoll. Plötzlich sieht man sein eigenes Leben und seine Probleme anders. Weiß einige Dinge, zum Beispiel unser Schulsystem oder dass in Deutschland Frieden herrscht, viel mehr zu schätzen. Diese Vorlesung hat mich sehr zum Nachdenken angeregt, ich schätze dass dies in Zukunft noch öfter passieren wird, da wir hier einfach Erfahrungen von Menschen mitbekommen, die ein ganz anderes Leben leben und bis dato gelebt haben.
Am nächsten Tag dann haben wir das Murambi Genocide Memorial besucht. Bereits im Voraus hatte man uns vor den Eindrücken gewarnt, die uns da erwarten würden.
Interessant war jedoch schon die Fahrt. Huye besitzt an sich recht gut geteerte Straßen, jedoch befindet sich das Memorial auf einem Berg. Somit mussten wir leider nach einer halbstündigen Fahrt auf einer guten Straße auf eine Straße wechseln, die bei uns vermutlich nicht mal jemand als Waldweg beschreiben würde. Als wir heil angekommen sind, war mir und vielen anderen erstmal schlecht. Doch ich schätze, an solche Fahrten müssen wir uns gewöhnen, da es doch einfach noch viele so unebene Wege gibt, die die einzige Möglichkeit sind manche Dinge zu erreichen.
Im Memorial angekommen, hatten wir zunächst die Möglichkeit, uns durch das Gebäude zu bewegen. Ähnlich wie in einem Museum hingen Bilder und Tafeln an der Wand auf denen die Geschichte des Genozids von 1994 erzählt wurde. Zum Glück alles auch auf Englisch. Ein beklemmendes Gefühl bekam ich erst, als ich auf den Wänden Bilder von toten, zerstückelten Menschen gesehen habe. Den Genozid zu erklären würde zu lange dauern, wer sich dafür interessiert, kann ganz viel darüber im Internet finden. Nur eine kurze Erklärung: in Ruanda gab es verschiedene Klassen, in die die Menschen während der Kolonialisierung eingeteilt wurden. Hutu, Tutsi und Twa. Erst während der Kolonialisierung der deutschen und der Belgier wurde dieser Einteilung eine Bedeutung zugeschreiben. Dies hatte schwerwiegende negative Folgen. Durch die Regierung und die Medien wurden die Hutu, die mehr Besitz hatten, aufgefordert die Tutsi zu töten, da sie nur eine Last für das Land und die Hutu wären. 1994 kam es dann zu einem großen Genozid.
Das Genocide Museum in Murambi befindet sich auf einem Berg. Ursprünglich war dies eine Schule. Viele Tutsis sind in Kirchen geflüchtet, in welchen ihnen Schutz versprochen wurde. Sie wurden auf diesen Berg gebracht und dachten, dass sie dort vor dem Tod sicher wären. In Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass dies nur eine Falle war. Alle Tutsi wurden in dieser Schule getötet. Heute befindet sich dort ein Massengrab in dem circa 50.000 Menschen begraben sind. Die Leichen wurden aus den alten Massengräbern ausgegraben, in denen sie wehrlos und würdelos beerdigt waren und in ein besseres Grab verlegt. Heute dient dieses Grab als Andenken und als Gedenkstätte.
Ursprünglich dachte ich, das wäre die härteste Erfahrung die wir dort erleben würden gewesen, doch da hatte ich mich getäuscht. Das Geländer der Schule ist riesig, mit vielen verschiedenen Gebäuden. Als wir ein Stück gelaufen sind, kamen wir an ein Gebäude in dem uns erste Mal der Atem stockte. In mehreren Zimmern befanden sich präparierte Leichen. Sie wurden mit einer Art weißer Farbe angemalt, damit sie besser erhalten bleiben würden. Der Geruch ist nicht zu erklären, genauso wenig wie das Gefühl, dass uns begleitet hat, als wir durch die Räume gegangen sind. Insgesamt befinden sich 5000 präparierte Leichen in diesen Gebäuden. Schlimm war zu sehen, dass einige der Leichen noch Kleidung anhatten oder ein Teil der Haare übrig geblieben waren. Vor allem die Position in denen die meisten Leichen lagen, lässt erahnen, wie viel Angst sie gehabt haben mussten. So hatten einige die Münder weit aufgerissen, andere schützten ihren Kopf mit ihren Armen, andere hielten die Arme als Schutz von sich weg.
Tränen stiegen mir dann in die Augen, als ich eine Leiche gesehen habe, die auf ihrem Bauch ihr Baby liegen hatte, das sie mit ihren Armen fest umschlungen gehalten hatte. In mehreren Räumen befanden sich ausschließlich Baby- und Kinderleichen.
Ich war etwas froh, als wir zurück zum ursprünglichen Gebäude gelaufen sind. Anschließend hatten wir gemeinsam mit den anderen Studenten und Anne (eine Sozialarbeiterin und Dozentin) eine Diskussion, in der es möglich war die gemachten Eindrücke und die damit verbundenen Gefühle zu benennen und darüber zu reden. Die Stimmung war ziemlich erdrückend.
Anschließend mussten wir aber wieder zurück zu der Hochschule, da wir Deutschen eine Geschichtsstunde hatten, in welcher ein Geschichtsdozent uns noch mehr über die Geschichte von Ruanda erzählt hat. Das meiste hatten wir jedoch schon von Anderen, dem Museum und dem Memorial erfahren.
Dieser Tag war irgendwie ziemlich erdrückend. Nach dem Besuch der Gedenkstätte war ich innerlich ziemlich aufgewühlt, auch am Abend habe ich mir noch einige Gedanken darüber gemacht.
Doch ich denke, dass diese Eindrücke sehr wichtig waren um ein besseres Gefühl und auch Mitgefühl für die ruandische Geschichte und die Menschen hier zu entwickeln, da dieser Genozid eben doch erst wenige Jahre zurückliegt und man spürt, dass es immer noch ein großes Thema in der Gesellschaft ist.