Spätzle süßsauer
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Unsere „Grenzerfahrung“ von Kambodscha nach Laos

Byatangajwe: 21.06.2019

Liebe Fans unseres Blogs,

was ihr nun mitgeteilt bekommt mag so unglaublich klingen, trotzdem ist es mit jeder Silbe die reinste Wahrheit. Wir haben in den letzten ~13 Stunden (zu dem Zeitpunkt, dass wir diesen Text anfangen zu schreiben) auf unserem Transfer von Kambodscha (Ort Siem Reap) nach Laos (Ort Pakse) Dinge erlebt, die sich schwer in Worte fassen lassen. Man muss sie wahrscheinlich erleben, um es vollends zu verstehen. Aber natürlich wollen wir euch trotzdem unsere „Grenzerfahrung“ nicht vorenthalten.

Dieser Blogbeitrag ist sehr lang, jedoch lohnt er sich bis zum letzten Satz. Dafür geben wir unser Wort.

Alles begann eigentlich vor zwei Tagen, als wir unseren Ausflug zur Tempelanlage Angkor Wat und eben unseren Bus-Transfer nach Laos buchten. Die nette Frau am Schalter versicherte uns, dass es ein Direktbus nach Laos (Pakse) ist. Um uns die Fahrt so angenehm wie möglich zu gestalten, buchten wir außerdem in der vordersten Reihe des Mini-Bus zwei Plätze. Diese bieten in der Regel viel mehr Beinfreiheit. Aus dem Internet erfuhren wir dann, dass das Bus-Unternehmen, welches uns nach Laos bringen sollte, total im Verruf steht. Ein Tourist ist gar mit einem umgebauten Vieh-Transporter gereist. Alarmiert erkundigten wir uns bei unserem Büro, wo wir den Transfer gebucht hatten, ob das wirklich so sei. Sie verneinten mit der Begründung, dass das Management getäuscht worden wäre. Damit gaben wir uns zufrieden, und alles schien in bester Ordnung. Bis heute Morgen…

Es war 7:30 Uhr und damit Abholzeit. Es war 7:45 Uhr, und gerade wollten wir die Frau anrufen bei der wir gebuchten hatten, als unser Tuk Tuk-Fahrer mit der gewohnten Verspätung eintraf. Dieser brachte uns gleich gefühlt sehr weit aus der Stadt hinaus, zu einer zwielichtig aussehenden Busstation - oder ein Hühnerhof?

Unser Bus war noch nicht da, und um 8:00 Uhr sollte eigentlich Abfahrtszeit sein. Nach ein paar Minuten traf jedoch auch dieser ein. Der Busfahrer forderte uns auf unsere Rucksäcke zu ihm zum Bus zu bringen. Nachdem er diese eingeladen hatte, forderte er uns weiter dazu auf, in der letzten Reihe Platz zu nehmen. Sofort machten wir ihm deutlich (so gut es ging, denn er sprach kein Englisch), dass wir zwei Plätze vorne reserviert hatten. Als ihm klar wurde, dass wir auf diese bestehen, wurde er richtig unfreundlich, fast schon aggressiv, und holte prompt unser Gepäck wieder aus dem Kofferraum. Den Bus schloss er ab. Eine Frau und ein Mann von der Busstation sprachen glücklicherweise etwas Englisch, sodass wir von ihnen die Info einholen konnten, dass der Bus jetzt nicht ohne uns fährt.

Es verstrichen noch einige Minuten, bevor wir dann in den Bus einsteigen sollten. Beim Einsteigen erklärte uns die Frau der Busstation jedoch, dass wir nicht in der von uns reservierten Reihe Platz nehmen können, da eine Frau mit Kind oder Baby dort sitzt. Das akzeptierten wir erstmal so, wollten uns aber dann, wenn die Frau einsteigt, ein genaues Bild machen.

Immer noch in Siem Reap fuhren wir komplett an den Rand der Stadt. Nicht einmal unser so freundlicher Busfahrer wusste mehr wohin um die Frau abzuholen, ohne dass ihn Einheimische auf einem Motorroller begleiteten. Angekommen genehmigte sich der Busfahrer erstmal ein Frühstück, während wir im Bus die Dämpfe von verbrennendem Plastik einatmen durften. Traurig, die Menschen in diesen Ländern erfuhren wohl nie eine Aufklärung über "westliche Produkte"...

Dann kam die Frau mit Baby. Und bei ihr blieb es nicht, denn es stiegen noch 6 weitere Personen mit ein. Schnell freundeten wir uns mit der letzten Reihe an, um wie eine Presswurst zwischen Buswand auf der rechten und Gepäck auf der linken Seite zu sitzen. Die Frau mit Baby hätte wahrscheinlich ohne Probleme auf einem anderen Sitz Platz nehmen können (Bevorzugung der Einheimischen an dieser Stelle gerechtfertigt?).

Dann fuhren wir los…aber kurz, denn nach dem Fahrer benötigen ja schließlich auch unsere einheimischen MitfahrerInnen  eine Frühstückspause. Diese bekamen sie nach 20 Minuten Fahrt, denn wir hielten an einem Straßen-„Restaurant“. Sprachlos waren wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, aber wir näherten uns diesem Zustand rapide. In diesem Restaurant arbeitete ein junger Mann, mit dem wir uns nett unterhielten. Wir baten ihn darum, unseren Busfahrer nach dem weiteren Vorgehen unsere Reise betreffend zu fragen. Dadurch erfuhren wir, dass wir den Bus noch zweimal (!) wechseln müssen. Das stimmte uns alles andere als freudig. Aber was sollten wir machen. Eingequetscht ging es weiter zu unserem Halt, wo wir das erste Mal den Bus tauschen sollten. Die Einheimischen ließ der Busfahrer, kurz bevor wir dort waren, an offenbar ihrem Haus raus. Service eben.

An der Busstation kamen wir um ~14:30 Uhr an. Dort trafen wir auf andere Reisende, die ebenfalls nach Laos wollten.

Es war ein wildes Durcheinander. Unser lieber Busfahrer hatte die Kontrolle über sich mittlerweile völlig verloren, und fuhr gefühlt wahllos Leute an. Darüberhinaus meinte er auf einmal, nachdem uns vorher dort mitgeteilt wurde, dass wir den Bus wohl doch erst an der Grenze wechseln, dass wir nun doch das Gefährt wechseln sollen. Und das Wechseln sah so aus: Er stieg ein, parkte den Bus aus dem wir gerade ausgestiegen waren in den Hinterhof um, und meinte, dass wir nun einsteigen sollten. Die Verwirrung war komplett. Aber was blieb uns anderes übrig als diesem Irren zu folgen.

Es ging gen Grenze. Und der Busfahrer schmiss uns vor dem Grenzposten Kambodschas raus. Wenigstens diesen netten Mann waren wir nach weiteren 45 Minuten auf holprigen Straßen los. Zu Fuß machten wir uns die letzten Meter auf zur Grenzkontrolle. Wir hatten vorher im Internet gelesen, wie das normalerweise abläuft. Korrupte Beamte wollen dir für die Ausreise aus Kambodscha zwei Dollar für den Stempel berechnen. Diese zwei Dollar sind so aber nicht vorgesehen. Aus diesem Grund weigerten wir uns am Schalter diese zu zahlen, mit der Begründung, dass wir keine Dollars mehr hätten. Mit Erfolg! Und auch die anderen Reisenden zahlten nicht. Ebenfalls mit Erfolg! Und diese waren uns offenbar sehr dankbar dafür. Eine Bemerkung: Uns ging es nie um das Geld. Wir fragen uns einfach, warum wir derartig korrupte Menschen auch noch in ihrem Tun unterstützen sollen.

Weiter ging es zum Grenzposten von Laos. Und es folgte das gleiche Spiel. Wir weigerten uns die verlangten zwei Dollar für den Stempel zu zahlen. Wofür besorgt man sich vorher bitte eine Visum? Die Beamten dort waren jedoch wesentlich hartnäckiger, und weigerten sich lange Zeit uns die Einreise zu genehmigen. Und jetzt kommt der Clou: Auf einmal meinte ein Beamter, dass wir den Stempel bekommen, aber uns bis zum Ende gedulden sollen, damit die Anderen zahlen. Mehr Enttarnung geht nicht. Die „Anderen“ fielen aufgrund der nun errungen Erfahrung zum Glück auch nicht darauf herein, und zahlten teils ebenfalls nichts.

Parallel zu diesen Ereignissen tat sich allerdings ein weiteres Problem auf: Der einzige Bus, welcher da stand, war ein besagter Vieh-Transporter. Und dieser fuhr nur circa 20km weiter zu den „4000 Inseln“, aber nicht die ~125km nach Pakse. Und wir waren die Einzigen, die nach Pakse mussten. Nun kam der Witz: Es passten niemals alle Reisenden in den Bus. Und deshalb fuhr dieser einfach los. Nun standen wir da. Mitten im Nirgendwo. Mit circa 9 weiteren Leuten, die alle zu den 4000 Inseln wollten. Die netten Beamten meinten, dass ein Bus kommt. Zu der angekündigten Zeit kam aber kein Bus. Und auch nicht eine halbe Stunde später…

Aber dann, mit ungefähr einer Stunde Verspätung und nach zahlreichen Überlegungen, was man jetzt machen kann, kam ein Mini-Bus. Zu den 4000 Inseln, nicht nach Pakse. Wir konnten das nicht fassen. Es war schon ungefähr halb 6 abends und die Dunkelheit brach ein. Max machte dem Fahrer des Mini-Buses richtig Druck, indem er auf ihn einredete und ihm unsere Situation schilderte. So gut es ging, denn dieser konnte nahezu kein Englisch. Außerdem rief er über das Handy des Fahrers die Unterkunft, bei welcher wir gebucht hatten, an. All das schien zu wirken, denn der Fahrer erklärte sich am Ende tatsächlich dazu bereit uns auch nach Pakse zu fahren. Noch nie auf der Reise atmeten wir derartig auf. Unterwegs luden wir noch zwei Mädels und einen Hasen ein, die offenbar auch nach Pakse wollten. Nach insgesamt 13 Stunden Transfer kamen wir gegen 20:30 Uhr in unserer Unterkunft an.

Das war definitiv die letzte Reise mit diesem Unternehmen.

Danke, dass ihr bis zum Schluss durchgehalten und mitgefiebert habt!

Igisubizo