Byatangajwe: 23.06.2019
Hope when the water rises you built a wall […]
Hope that you fall in love and it hurts so bad […]
And I hope that you don’t suffer, but take the pain
Hope when the moment comes, you’ll say
I did it all
I owned every second that this world could give
I saw so many places, the things that I did
With every broken bone I swear I lived
One Republic
... und das innerhalb von einer Woche!
Am 7.6. verließ ich Vancouver Island und setzte ich mit der Fähre von Nanaimo nach Vancouver über. Die Fähren sind riesig! Es gibt 3 Fahrzeugdecks – was da alles drauf passt! Mit Gypsy hab ich ja schon so einige Fährfahrten unternommen und am meisten liebe ich es immer, die vielen Einweiser zu beobachten, die sozusagen Auto-Tetris spielen, damit alle reinpassen. Ich kam am Horseshoe-Bay nördlich von Vancouver an, sodass ich mich nicht mehr durch die Stadt kämpfen musste. Dort schaute ich nur noch den Lighthouse Park an und fuhr dann nach Squamish. Die Straße heißt Sea-to-Sky-Highway und genau das ist sie auch. Kaum lässt man das Meer hinter sich, ist man mitten in den Bergen. In Squamish fuhr ich abends mit der Sea-to-Sky-Gondola und konnte so den Sonnenuntergang auf dem Berg beobachten. Danach ging es weiter nach Whistler. Das ist eigentlich ein sehr beliebtes und überlaufenes Skigebiet, aber man kann auch im Sommer mit der Gondel auf den Whistler Mountain rauffahren und oben wandern. Ja genau, im Sommer. Aber noch nicht im Juni. Da steht man oben nämlich noch mitten im Schnee ;-) Ich war aber nicht die einzige, die zu spät feststellte, dass alle Wanderwege gesperrt waren. Es lohnte sich trotzdem, denn ich fuhr erst mit der Whistler Gondola auf den Whistler Mountain, dann mit der Peak-to-Peak-Gondola rüber auf den Blackcomb Mountain und von dort konnte man dann mit einem Shuttlebus zu einem Sessellift fahren, der einen schließlich ganz hoch auf den Gletscher brachte, wo man eine 360-Grad-Sicht auf das umliegende Gebirge hat. Und nebenbei auch noch Skifahrer beobachten kann. Unglaublich schön. Und es war gut, dass man nicht wandern konnte, denn ich verbrachte auch so schon über 5 Stunden auf diesen Bergen. Auch der Ort Whistler gefiel mir sehr gut; er hat was von einem Alpendorf nur in größer natürlich und mit viiielen Touristen. Ich will nicht wissen, was da in der Hochsaison los ist! Aber ich hatte noch Glück, denn in den Gondeln und im Sessellift war ich teilweise ganz alleine. Und konnte sogar Schwarzbären beobachten, die auf der Wiese in aller Ruhe nach Futter suchten, während direkt neben ihnen auf dem Weg die Mountainbiker herunterbretterten!
Vom Gletscher ging es dann weiter in den steppen-/halbwüstenartigen Canyon. Und ich fühlte mich mitten drin im Wilden Westen. Ich fuhr erst auf dem Highway 99 und bog dann auf den Highway 97 Richtung Norden ab, wo eigentlich alle anderen nach Süden abbiegen, um auf den Trans-Kanada-Highway zu gelangen. Ich aber folgte dem Goldrushtrail bis nach Prince George. Ab Clinton sieht man viele stehende Gewässer neben dem Highway, weshalb ich das erste Mal in Kontakt mit den sehr aggressiven Stechmücken kam, und ab Williams Lake wird die Landschaft wieder waldiger, nur ist das mehr ein Nadelwald und kein Regenwald wie an der Küste. Die wenigsten Ortschaften auf dem Weg sind interessant genug, um genauer erkundet zu werden, aber ich mochte es sie beim Durchzufahren anzusehen. Die einzigen Orte, die ich mir richtig anschaute, waren Provinzparks – Chasm und Pinnacles – und historische Freilichtmuseen – Hat Creek Ranch, 108 Mile Ranch und Barkerville. Im Chasm Park sieht man einen beeindruckenden Canyon und im Pinnacles Park faszinierend Hoodoos. Hat Creek Ranch war in der Goldrauschzeit (ab 1860) eine Raststätte für Postkutschen-Passagiere und durchziehende Goldgräber. Heute stehen dort noch die meisten Gebäude aus dieser Zeit im Originalzustand, die man besichtigen kann. Es gibt v.a. einige Ställe, landwirtschaftliche Geräte, ein Hotel mit Saloon, ein Goldgräbercamp, eine Schmiedewerkstatt mit sehr gesprächigem Schmied und eine alte Pferdekutsche, mit der ich sogar auf dem Kutschbock sitzend fahren durfte – eine sehr holprige Angelegenheit ;-) Also alleine dieser Ort hat mich schon verzaubert. Und dann war da noch Barkerville... Ach ja, diese wundervolle Stadt, die ich am liebsten nicht mehr verlassen hätte. Dort habe ich mein Herz verloren – an die Stadt und den Pastor alias ein Theologiestudent aus Montreal. Ich konnte leider nur zwei Tage in der Stadt bleiben, aber das reichte schon um mir den Abschied unheimlich schwer zu machen. Ich sollte natürlich erklären, was genau Barkerville ist. Es ist keine gewöhnliche Stadt, sondern ein historisches Freilichtmuseum. Dort stehen über 130 (!) erhaltene Gebäude aus der Goldgräberzeit (so um 1862), weil sie eben damals eine berühmte Goldgräberstadt war. Man kann fast alle Gebäude betreten und die meisten haben auch eine originale oder zumindest authentische Inneneinrichtung. Es gibt unter anderem eine Schmiedewerkstatt, eine Kirche, eine Schule, Einkaufsläden, ein Hotel, eine Druckerei, einen Saloon, Wohnhäuser und ein Theater, in dem geniale Aufführungen stattfinden. Ach ja, und ein komplettes Chinatown. Das wäre schon genug, um sich in die Zeit zurückversetzt zu fühlen, aber dazu gibt es auch noch etliche Schauspieler, die in historischen Gewändern herumlaufen, Führungen anbieten und kurze oder längere (meist lustige) Szenen aus der Zeit darstellen. Es gibt zum Beispiel eine Wasserrad-Show, eine Gerichtsverhandlung, Gottesdienste, Schulunterrichtsstunden, … und man kann Kutschfahrten mitmachen und Gold waschen. Und daneben fangen sie auch einfach mal auf der Straße an zu spielen und man hat Glück, wenn man gerade vorbeikommt ;-) Ich fühlte mich zum einen, als wäre ich in ein Filmset gefallen und zum anderen, als würde ich gerade wirklich in der Zeit leben. Ich hätte noch viel länger bleiben und mehr entdecken können, aber schließlich hatte ich noch ganz Kanada vor mir und so fuhr ich weiter nach Prince George. Und danach geht’s dann ab in die Rocky Mountains.