E phatlaladitšwe: 16.05.2018
01. - 6. April
Bereits einige Zeit im voraus waren wir uns einig das die kleine Insel Chiloe, in der Nähe von Puerto Montt ein guter, erster Anlaufpunkt sein könnte.
Ohne viel Zeit zu verlieren brachen wir am nächsten Morgen auf.
Die übliche Prozession am Busbahnhof und schon saßen wir im Bus auf dem Weg in unser erstes Abenteuer im Süden von Chile. Doch die Busfahrt verlief etwas anders als wir es vorher gesehen hatten. Nach ungefähr einer Stunde machte der Bus an einem kleinen Hafen halt und wir bretterten in einer Geschwindigkeit auf die kleine Fähre, bei der jeder deutsche Fährangestellte vor Schreck das Schiff verlassen hätte.
Ich meine hätte man sich ja denken können das wir irgendwann mit einer Fähre übersetzen werden... Naja. Auf eine Insel kommt man ja auch normalerweise nicht per Esel.
Als wäre die Fähre nur wegen uns noch im Hafen verblieben nahmen wir auch schon Fahrt auf. Es war ein wunderschöner Tag.
Blauer Himmel, Sonnenschein und Chiloe direkt vor uns.
Angekommen. 150.000 Einwohner sollen laut der letzten Zählung auf Chiloe leben. Also vermutlich ein bisschen mehr als in Jena. Das nur mal zur Anregung der Vorstellungskraft.
Aber wo waren wir eigentlich angekommen? In Ancud.
Ancud wo? Eine kleine Stadt im Norden mit ca 30.000 Menschen.
Bereits beim durchqueren der Stadt gefiel mir überaus gut, dass statt der üblichen Steinbauden viele kleine bunte, fast schon wild zusammengewürfelte Holzhäuschen an ihre Stelle traten.
Bevor wir jedoch auf die Suche nach einem Platz für die Nacht gingen brachten wir unsere Geschmacksnerven in das Vergnügen eines kleinen kulinarischen Ausflugs.
Kurzer Exkurs:
Chiloe gilt als einer der wahrscheinlichen Ursprungsorte der Kartoffel. Liebe Kartoffelliebhaber aufgepasst; Heute werden ungefähr zweihundert verschiedene Kartoffelsorten angebaut. Zweihundert!!!
Da soll mal jemand sagen die Auswahl der Kartoffeln fiele in Deutschland schwer. (Zwinker Smily)
Aber zurück zu unserem kulinarischen Kurztrip. Der Busbahnhof, ebenfalls eine kleine Holzkonstruktion, war voll mit kleinen Imbissbuden und da unsere Mägen, wie ein Kleinkind nach Essen schrien kauften wir kurzerhand ein paar Teigtaschen.
Hinter her stellte sich heraus das es Kartoffeltaschen waren. Super lecker! Fand ich zumindestens. Und satt machten sie auch.
Jetzt aber schnell zur nächstbesten Unterkunft. Dank Offline Karte gar kein Problem. Glücklicherweise hatte ich DEN Camping Platz ausgewählt der nicht nur am nächsten war, sondern auch gleichzeitig der einzige der überhaupt Gäste empfing. In der Nebensaison, so erfuhren wir später, ist die Auswahl der Unterkünfte auf ein Minimum beschränkt.
Der Camping Platz... Naja... War jetzt nicht der Oberkracher. Auf mich wirkte es eher als hätte man einen kleinen Garten kurzerhand umfunktioniert. Der große Schuppen als Aufenthaltsraum und ein paar einfach gehaltene Toiletten mitten im Grünen. Wenigstens nahm man es mit der Pflege der Toiletten ein wenig ernst.
Der Tag war aber noch nicht vorbei. Er ging gerade erst richtig los. Die Zelte aufgebaut und ab gehts.
3 Forts standen heute auf dem Plan. Nein liebe Freunde der grölenden Umweltschleudern ich spreche nicht von 3 besonders schönen Autos, sondern von 3 alten Befestigungsanlagen aus Kolonialzeiten.
Fort Nummer 1
Fuerte San Carlos.
Naja was soll ich sagen. Also meine Vorstellungen und Erwartungen gingen etwas weiter, als das was wir vorfanden.
Die Treppe, die wohl den Eingang zu dem kleinen Park makieren sollte, wurde flankiert von 2 Kanonen. Ziemlich beeindruckend.
Das war es dann aber auch schon.
An für sich war es einfach nur eine große, schöne Wiese, wo mal vor vielen Jahren vermutlich das Fort San Carlos gestanden hatte.
Eine erste tolle Aussicht hatten wir aber trotzdem.
Auf zu Fort Nummer 2
Fuerte Ahui.
Es ging in einen kleinen Stadtteil hinein. Viele bunt aneinander gereihte Häuser füllten die kleinen Straßen. Aber irgendwie war hier nicht wirklich ein Fort... Zumindest sahen und fanden wir schlussendlich keins. Naja was solls.
Ich fand dieses kleine Stadtviertel mit Sonnenschein und blauem Himmel hatte auch etwas besonderes an sich.
Wir hatten ja immerhin noch eines in petto.
Bevor wir jedoch unser Glück beim letzten Fort versuchen sollten erlebten wir noch einen dieser einzigartigen Momente einer solchen Reise.
Conny äußerte auf dem Weg zum nächsten Fort den Wunsch eine Kirche zu besuchen und da direkt eine in der Nähe war... Klar wieso nicht.
Leider geschlossen... Schade!
Von außen machte die kleine Holzkirche einiges her.
Zu unserem Glück sah man eine weitere gleich um die Ecke. Aber irgendetwas war anders an dieser Kirche. Ein gekonnter Blick mit Conny's geschultem Auge offenbarte uns das es sich hier um eine Mormonenkirche handelte.
Ich hatte vorher keine Ahnung dass "La Iglesia de Jesuchristo de los Santos de los Ultimos Dias" (Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage) ein Hinweis auf das Mormonentum ist.
Naja wieder was dazu gelernt.
Wir überlegten: Können wir da einfach rein gehen?
Ja, wir können. Ein langer Flur mit verschiedenen religiösen Bildern und Gemälden zeichnete sich vor uns ab. Zur rechten ein größerer Saal, durch den wir verstohlen hinein blickten. Augenscheinlich hatte man uns bemerkt, denn es dauerte nicht mal 3 Atemzüge und 5 Herzschläge da standen 3 Frauen vor uns.
Eine sprach Englisch, und ich kann nicht mehr sagen wieso, aber irgendwie übernahm ich das Sprechen.
Im Laufe des Gespräches erklärten wir den Grund unseres Besuches und so lud man uns kurzer Hand zu einer Konferenz ein.
Diese Konferenz war letztenendlich eine Ansammlung von, ich vermute Mormonen, die eine Live Übertragung mit verfolgten. Ich glaube es ging um verschiedene Reden von Aposteln.
Keine Ahnung was das genau alles war. Ich konnte nicht alles voll und ganz durchblicken.
Nach etwa 15 Minuten waren wir uns einig das es reichte, doch das sollte noch nicht alles gewesen sein.
"Wir haben noch ein paar Nudeln und Tomatensosse übrig", teilte mir die englisch sprechende Frau mit.
Tja und
so kam es das wir ein wenig später mit Schwester Dougal aus Idaho, Schwester
Caballero (bedeutet soviel wie Ritter übersetzt und Mama Vivi zusammen Nudeln aßen und Cafe
tranken.
Alles drei herzensgute Menschen!
Wieder einmal war diese Herzlichkeit und enorme Gastfreundschaft gegenüber Fremden überwältigend für mich.
Die Sonne stand bereits tief als wir das dritte und letzte Fort erreichten.
Ein glücklicher Umstand denn so hatten wir nicht nur die wunderschöne Kulisse des Pazifik , sondern auch den bisher schönsten Sonnenuntergang.
Ob nun oberhalb der Klippen oder unterhalb in einem kleinen Strandabschnitt blieb uns dabei überlassen.
Doch der Tag war noch nicht ganz zu Ende. Es war Ostersonntag, also beschlossen wir mal Essen zu gehen. Hier in Chile ist es weitaus preiswerter als in Argentinien.
Die Auswahl war beschränkt, denn ein Großteil der Läden hatte zu. Nach kurzer Suche offenbarte sich uns ein kleines Fischrestaurant als die richtige Entscheidung.
Gesellschaft bekamen wir schlussendlich so schnell serviert, wie unser Essen. Wir erkannten eine Frau aus der Mormonenkirche wieder.
Mit gut gefüllten Mägen, interessanten Gesprächen und einem fast schon unheimlichen Glückshormonspiegel ging es ab in den gemütlichen Schlafsack im Zelt.
Die restliche Zeit auf Chiloé verbrachten wir in Castro, der größten Stadt. Die Hostelsuche erwies sich unproblematisch und Ratz fatz hatten wir ein gemütlichen Schlafplatz gefunden.
Natürlich blieb die Zeit nicht ungenutzt und so besichtigten wir an einem Tag Castro. Seine Stelzenhäuser, verschiedene Plätze und als abschließendes Highlight die Kathedrale, welche übrigens UNESCO Weltkulturerbe ist.
Zurecht, wie ich finde.
Eine Kathedrale komplett aus Holz. Nirgendwo sah man nackten Stein. Dies schuf eine sehr warme, gemütliche Atmosphäre, im Gegensatz zu Stein.
Für mich ist dies die bisher schönste Kathedrale auf unserer Reise. Wer einmal in Castro vorbeischaut, und sei es auch nur für ein paar Stunden, so rate ich diese Kirche nicht ohne einen Blick hinein vor bei ziehen zu lassen.
Anderntags besuchten wir den Parque Nacional de Chiloé. Eigentlich war geplant unsere Unterkunft von Castro nach Kakao... Entschuldigung Cucao zu verlegen, doch irgendwie kam vor Ort die Erleuchtung das ein Tagesausflug besser gewesen wäre.
Zwar ein bisschen zu spät, denn nun standen wir einmal mit 20 kg auf dem Rücken da, aber Probleme sind schließlich da um sie zu lösen.
Nach dem wir die Idee einer neuen Unterkunft und dem umher wandern mit den Rucksäcken verworfen hatten grübelten wir über die Eintrittspreise für den Park nach.
Es war schon ein wenig teurer...
Die Gelegenheit, wo wir schon einmal hier waren, wollten wir uns trotzdem nicht entgehen lassen.
Wie sich später herausstellte:
Die womöglich beste Idee die man hätte treffen können.
Nach ein bisschen rum fragen und dabei mitleidig aussehen zeigte uns eine Angestellte eine Möglichkeit wo wir unsere Rucksäcke für den Tag unterbringen konnten.
Der Beginn des Parques erwies sich als eine Art kleines Dorf mit verschiedenen Holzhäusern.
Restaurants, Ausstellungsräumen und anderer touristisch geprägter Orte.
Die Wege waren hier fast ausschließlich Holzstege.
Ich kann leider nicht mehr genau sagen welcher Präsident von Chile dies einführte, aber es wurde als behinderten und altersgerechte Maßnahme in allen Nationalparks Chile eingeführt.
Top 👏👍
Vom Eingang führten mehrere Wanderwege weg. Nach kurzem abstauben der Gehirnzellen war der zeitlich optimalste Weg ermittelt.
Ein Weg der zu beiden Seiten gesäumt war mit einem wunderschönen Grün.
Die Stelle die wir fürs Mittag aussuchten ist in Worte kaum zu beschreiben...
Wir setzten uns einfach auf den Weg. In diesem Falle auf die Holzplanken, ließen die Beine baumelten und genossen die kleine Kraut - und die im Gegensatz dazu stehende riesige Baumlandschaft.
Der zweite Teil des Weges führte in eine etwas andere Welt. Bisher waren wir schon einigen verschiedenen Landschaftstypen begegnet, jedoch noch keiner regenwaldähnlichen Umgebung.
Der Weg wirkte immer schmaler und die Pflanzenwelt immer dichter.
Die Sonne tauchten die Bäume, kleinere Kräuter und vereinzelte Blumen in ein helles und freundliches Licht.
Ich für meinen Teil vergaß die Zeit und konnte gar nicht mehr aufhören Fotos zu machen, aber schaut doch einfach selbst 😉
Anschließend wählten wir einen Weg der direkt zum Pazifik führen sollte.
Durch die Dünenlandschaft, zu beiden Seiten manchmal ein paar Sträucher, ein kurzes Waldstück und wir standen ein paar hundert Meter entfernt vom wilden Pazifik.
Auf den letzten hundert Metern die uns von einem gigantischen Ozean begegnete uns noch etwas greifbares, realistisch erscheinendes;
Kühe.
Aber nicht irgendwelche Kühe, sondern riesige. Da hätte locker eine einzige für ein Jahresvorrat an Asados gereicht.
Der Pazifik.
Riesige Wellen peitschten gegen die Küste. Kein Vergleich zum Atlantik.
Ich glaube wenn es die Zeit zugelassen hätte wären wir mindestens einen ganzen Tag hier geblieben, doch leider mussten wir rechtzeitig zur Schließzeit zurück sein.
Den Kopf voller Erinnerungen, Augenblicke und Momenten die wahrscheinlich niemals verschwinden werden fuhren wir samt Rucksäcke zurück nach Hause, in das schon allzu bekannte Hostel.