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E phatlaladitšwe: 24.06.2019

Liebe Freunde,der Bericht unserer Reise geht weiter.In Elista sind wir noch einen Tag laenger geblieben, denn die Wohnung sowie die buddhistische Stadt haben uns gut gefallen. Mit dem Rad besichtigten wir die Parks, Tempel und Pagoden, und zwischendurch kamen wir uns vor wie in China, denn die Menschen sehen sehr mongolisch aus. Auch fuhren wir in das Schachquatier, da in Elista wurden die grossen Schachweltmeisterschaften ausgetragen. Doch in erster Linie wollten wir uns ausruhen, mal wieder Yoga praktizieren und etwas Urlaub im Urlaub machen.Doch es ging weiter. Fuer unsere Verhaeltnisse kamen wir recht frueh los (9 Uhr), und wie es nicht anders zu erwarten war, hatten wir Gegenwind - so schlimm wie noch nie. Zwischendurch habe ich mein Rad geschoben, denn das ging schneller als fahren. Dazu war es noch recht huegelig, und ein LKW nach dem anderem donnerte an uns vorbei. Wenn ich ehrlich bin, dann macht das Radeln so keinen Sfpass.Da kaum Busse und keine Zuege fahren, hatten wir mit dem Trampen richtig Glueck. Nach 6 Stunden und 33 kam nahm uns jemand mit bis zur naechsten Ortschaft. Es gab dort nur ein Hotel, das ein Verhau war, das 10 Euro kostete und eine nette Bedienung hatte. Weiter ging es Richtung Astrachan im Wolgadelta. Zwei Tage hatten wir perfekten Rueckenwind, und es machte mal wieder richtig Spass zu radeln. Die Landschaft dagegen wurde immer eintoeniger, kein Baum, kein Strauch. Da wo ein Bach oder ein Fluss war, war jetzt alles ausgetrocknet und karg. Manchmal sahen wir Erdratten und Igel (leider meistens tot) am Wegesrand, ueber uns kreisten grosse Greifvoegel, und ein Vogelkonzert begleitete uns, wenn es nicht von LKWs uebertoent wurde. Zelten war da nicht moeglich, denn man haette uns von Weitem entdeckt. Eine Nacht konnten wir bei Marina im Garten unser Zelt aufschlagen und wir wurden mit koestlichem Essen verwoehnt. Da ich auch auf dieser Tour meine Perlenarmbaender mache, bekam Marina ein Armband geschenkt. Nach drei Tagen, 60 km vor Astrachan, fragten wir einem Resturant, das aussah wie ein Hotel, nach einem Zimmer, denn ein gewaltiges Gewitter kam auf und es war schon spaet. Aber es war leider kein Hotel. Doch wieder lernten wir die Hilfsbereitschaft der Russen kennen. Eine junge Frau verdonnerte ihren Befkannten uns bis 20 km vor Astrachan in seinem Pickup zu einem Hotel zu fahren. Die Fahrt wurde zu einer Teufelsfahrt, denn der Fahrer hing an seinem Handy, schaute kaum auf die Strasse und raste und ueberholte so waghalsig, das mir ganz schlecht wurde.Doch auf dieser Fahrt veraenderte sich die Landschaft rasant. Sie wurde immer gruener. Seen und Fluesse, mit Schilf umwachsen, wurden sichtbar, und so kuendigte sich das Wolgadelta an.Astrachan ist eine tolle Stadt, trotz ueber 500.000 Einwohnern wirkt sie nicht riesig. Wir hatten unser Appartment (ein Dreckloch, wir putzten erstmal mehr als eine Stunde) fast in der Innenstadt und konnten alles gut mit dem Rad erreichen. Waehrend Stephan eine Telefonkarte besorgte, erregte ich grosses Aufsehen mit den bepackten Raedern, viele Leute stehen und stellten Fragen die ich nicht verstand. Ismail, ein junger Fotograf und seine Freundin Anastasia konnten Englisch, und wir kamen ins Gespraech. Wir verabredeten uns fuer den naechsten Tag.Am Abend fuhren wir an die Wolga-Promenade, beobachteten Angler, die Unmengen von Fischen fingen, und einen wunderschoenen Sonnenuntergang. Wir liessen uns von anderen Spaziergaengern fotografieren.Astrachan hat einen kleinen, ueberschaubaren Stadtkern, und schnell kannten wir uns aus. Das Zentrum ist der Kreml, eine gepflegte Anlage mit einem schoenen Park mit riesigen schoenen Blumenbeeten um den Kreml herum. Schon bei der Einfahrt nach Astrachan flogen tausende Schmetterlinge ueber die Strasse und so auch im Park.Im Ort selber, gibt es die unterschiedlichsten Gebaeude aus der Gruenderzeit und dem Jugendstil, dazu russische Machtbauten und schreckliche Wohnsilos. Dazwischen viele Haeuser, die zerfallen oder kurz davor sind. Fuer uns gab es viel zu sehen und mit dem Rad machte es besonders viel Spass.Abends trafen wir uns mit unseren neuen Bekannten in einem Cafe, welches auch bei uns sein koennte, sowohl vom outfit wie von den Preisen.Da wurde uns nochmals klar, wie gross die Spanne zwischen arm und reich ist. Ein Rentner bekommt im Durchschnitt 80 Euro Rente im Monat, deshalb arbeiten viele nebenher in Minijobs als Muellsammler, Parkplatzwaechter oder Sicherheitsleute. Unsere Bekannten (Studenten) werden von ihren Eltern unterstuetzt und fuehren ein relativ sorgloses Leben.Am Abend entfuehrten sie uns zu einem 13stoeckigen Hochhaus, wo wir heimlich mit dem Fahrstuhl hochfuhren und weiter ueber eine Feuerleiter aufs Flachdach kamen. Der Blick ueber die ganze Stadt war fantastisch.Am naechsten Tag trafen wir uns nochmal mit ihnen und wir besuchten einen muslimischen Markt ausserhalb des Zentrums. Hier war es nicht mehr so gepflegt, die Strassen zum Teil nicht geteert und matschig, und die Auswahl an Gemuese und Obst war bescheiden: es gab Kohl, Zucchini, Kartoffeln, Karotten, Rote Beete, mehlige Aepfel, Birnen, Bananen und mit Glueck auch Erdbeeren. Wir kauften Kaese und Obst und verabschiedeten uns von unseren Freunden.Den letzten Tag verbrachten wir damit, entlang der Kanaele und der Wolga zu radeln, abends zu packen und Kniffel zu spielen (ich habe gerade meine Gfluecksstraehne).Am folgenden Tag, nachdem ich meiner lieben Freundin zum Geburtstag gratuliert hatte, sassen wir um 8 Uhr auf dem Rad Richtung Kasachstan. Schon um diese Uhrzeit war es richtig heiss. Doch schlimmer als die Hitze waren Schwaerme von Moskitos und Eintagsfliegen. Kaum blieben wir stehen, wurden wir ueberfallen, und fuhren wir langsamer als 20 kmh, gingen sie an uns in Nasen, Mund und Ohren.Die Landschaft war ein Traum, alles war gruen und saftig, viel Schilf an den Flussarmen der Wolga. Auf der Strasse sahen wir viele ueberfahrene Schlangen, Froesche und Schildkroeten. Die Strassen wurde immer schlechter, der Verkehr zu unserer Freude immer weniger, und zum ersten Mal ueberquerte ich eine Pontonbruecke, eine sehr wackelige Angelegenheit.Nach 60 km kamen wir, von Hitze und Muecken geplagt, kamen wir zu einem einsamen Hotel, mitten in der Landschaft. Dort trafen wir ein franzoesisches Ehepaar, das mit seinem Wohnmobil unterwegs war. Die Beiden schimpften ueber die Strassenverhaeltnisse und Autofahrer von Kasachstan. Mir wurde ganz schlecht. Deshalb blieben wir ueber Nacht in dem Hotel. Am naechsten Morgen gratulierten wir Astrid und Hickel zum Geburtstag, und um 7 Uhr ging es los. Leider begleiteten uns die Muecken und Fliegen weiter, und an der Grenze nach Kasachstan waren die freundlichen Zollbeamten mit Moskitonetzen geschuetzt. Auch hier sind die Menschen offen und herzlich. Es bestaedigte sich, das die Hauptstrasse nach Atyrau eine reine Katastophe ist. Als Radler konnten wir noch einigermassen die vielen Schlagloecher umfahren, doch fuer Wohnmobile und LKW eine Herausforderung.Auch die Landschaft veraenderte sich zunehmend, das saftige Gruen verschwand, die Greifvfoegel, die toten Schlangen und Schildkroeten blieben, leider auch die Muecken und Fliegen.Nach 45 km kam endlich ein Dorf mit einem Laden. Eiskaltes Wasser und Eis halfen uns, wieder zu Kraeften zu kommen. Im Nu kam das halbe Dorf zu sammen um die zwei Verrueckten zu betrachten. Zum Schluss verliessen wir den Laden, bekamen Wasser und Eis und noch eine Flasche Bier geschenkt.Nach 10 km erreichten wir ein kleines Kaff mit Bahnhof, hier sollte es einen Zug nach Atyrau geben. Es gab ihn tatsaechlich, aber erst um 3 Uhr nachts. Ein Hotel gab es nicht un wir mussten die Zeit von 12 Std. ueberbruecken. Wieder hatten wir Glueck, denn wir trafen eine Frau, die ein Cafe betrieb. Dort durften wir bis spaet in die Nacht bleiben und sogar auf dem Sofa schlafen. Der Dorfpolizist und die Bahnhofsvorsteherin halfen uns wo sie konnten. So bekamen wir und unsere Fahrraeder ein eigenes Abteil fuer 12 Euro im Schlafwagen nach Atyrau. Das halbe Dorf verabschiedete die zwei verrueckten Radler.Mehr schlecht als recht, vollkommen uebermuedet, kamen wir vier Std. spaeter in Atyrau am Uralfluss an. In einem netten Appartment bereiten wir uns jetzt auf die Weiterfahrt durch die kasachische Wueste vor.Fuer uns ist diese Reise ein besonderes Geschenk, auch wenn wir einige Strapazen zu bewaeltigen haben. Uns geht es einfach gut. Das Erleben der freundlichen Menschen, der Hilfsbereitschaft ohne etwas zu erwarten ist fuer uns schon sehr ungewohnt. Es macht nachdenklich, wie bei uns mit Fremden umgegangen wird.Es ist sehr schwierig, ein Internet Cafe zu finden, denn sie gibt es nicht. Ich schreibe gerade an einem Laptop in einem Cafe.Bitte gebt kurz Bescheid wenn ihr die Mail bekommen habt.Es gruessen euch ganz herzlich und wir hoffen ihr seit alle gesund und munter und koennt den anfangenen Sommer geniessen.Die Radler Corrina & Stephan
Karabo