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Aufgesattelt 12

E phatlaladitšwe: 31.07.2019

Liebe Geschwister, Familie und Freunde,

mal wieder ein Lebenszeichen von uns, vom 17. - 20.7.waren wir am Issikul-See.

Im Guesthouse, das fast am See lag, blieben wir nur eine Nacht. Wir kauften auf einem kleinen Markt ein, so, dass wir ein herrliches Ratatouille am Abend hatten. Bei einer Flasche Wein verbrachten wir mit Silvia und Michael (zwei Radlern aus Nähe von Dresden).

Am nächsten Tag machten wir uns auf den Weg zur Nordseite des Sees, doch kamen wir nicht weit, denn nach ca. 5 km entdeckten wir einen Strand mit Jurten camp. Da wollten wir die nächste Nacht verbringen. Der Strand lud uns leider nicht zum Baden ein, denn es blies ein starker Wind und das Wasser war sehr aufgewühlt. Nach einem Einkauf in der Stadt, entdeckten wir einen kleinen Pub, wo wir ein erfrischendes, frisch gezapftes Bier tranken. Die Besitzerin, die leidlich gut englisch sprach, hatte ihren Pub erst vor einem Monat geöffnet und war ganz stolz, uns als Gäste zu bewirten. Den Abend verbrachten wir frierend am Strand und bald verkrochen wir uns, dick eingemummelt in die Jurte.

Kurz entschlossen radelten wir am nächsten Morgen nach Byschkek zurück. Dazu muss ich sagen, dass es mir gesundheitlich schon ein paar Tage nicht gut ging. Ein eitriger Herpes hatte sich auf meiner Lippe breitgemacht, und das hieß für mich: ausruhen, Hitze vermeiden, nicht anstrengen. Zurück in Byschkek hielt ich mich vier Tage lang an diese Regel, und siehe da, es wurde immer besser.

Kirgistan ist bestimmt landschaftlich eines der schönsten Länder dieser Reise. Doch waren wir körperlich nicht in der Lage, diese herrliche Berglandschaft zu erradeln. Dadurch haben wir einige Highlights versäumt.

Nach fünf Tagen, am 24.7. ging es wieder weiter mit den Rädern nach Almaty, der größten Stadt von Kasachstans und Zentralasiens. Ganz schnell merkten wir, dass wir wieder in Kasachstan sind: Steppe, Steppe, Steppe, brennende Sonne und weit und breit kein Schatten, nur schwitzende Ratten. Nach 40 km kamen kräftige Steigungen, und so beschlossen wir, mal wieder zu trampen. Nach 5 Minuten hielt ein großer leerer Reisebus. Der Fahrer brachte uns bis nach Almaty.

Ich dachte, dass es hier kühler wäre, doch statt 40 Grad sind es hier `nur´ 38 Grad. Wie immer war der erste Tag, ein Orientierungstag. Wir suchten vergeblich ein Ticketoffice, um unseren Zug nach Astrachan zu buchen und erkundeten ungewollt die riesige Stadt, denn wir wurden ergebnislos von A nach B geschickt. Ganz schön frustriert, kamen wir ohne etwas erledigt zu haben ins Hostel zurück. Mit zwei anderen Radlern gingen wir in ein georgisches Restaurant und aßen lecker, auch vegetarisch.

Spät am Abend entschlossen wir uns, eine zwei Tages Tour an zwei Seen und in den Canyon zu buchen. Unser Guesthouse bot sie an.

Am Samstagmorgen um 9 Uhr ging es mit wenig Gepäck, nämlich Schlafsack, warme Kleidung und Waschzeug los. Unsere Mitreisenden waren zwei Schweizer, Nicole und Ueli und der Sohn von unserem Guesthouse, unser Reiseleiter Oljas. Kaum hatten wir Almaty verlassen, fing auch die klassische Landschaft von Kasachstan an, das heißt Steppe, Steppe, Steppe und kein Schatten. Erst nach fast 100 km kam ein Dorf mit einem großen Markt, wo wir für zwei Tage einkauften und einen Kaffee tranken. Insgesamt fuhren wir 300 km, nach einer gemütlichen Mittagspause erreichten wir unser erstes Ziel, den Kolsay Lake. Im ersten Moment, dachte ich, dass wir am Königsee im Berchtesgadener Land sind. Eingebettet in Berge, mit glasklarem Wasser lag er vor uns. Mit uns waren viele einheimische Touristen unterwegs. Auf den wenigen Wiesenflächen wurde gepicknickt, es wurde getanzt und es floss viel Vodka, und natürlich wurden wir eingeladen, mit zu feiern und mit zu trinken, was die Männer gerne annahmen.

Auf einem nicht sehr guten Weg spazierten wir noch ein Stück um den See. Dann ging die Fahrt weiter zum nächsten See, dem Kaindy Lake, den wir gegen Abend erreichten und der uns auf Anhieb gefiel. Eine mystische Stimmung geht von ihm aus. Im türkisfarbenen klaren, kalten Wasser stehen kahle hohe Bäume, und die Berge um den See sind mit urigen Wäldern bewachsen. Gerne wären wir noch länger geblieben, aber dann hätte uns die Dunkelheit überrascht. Im Lager wurde in der Zwischenzeit eine Jurte für uns gerichtet, und ein Abendessen wartete auf uns. Nicole und ich hatten vegetarisches Gemüse bestellt, was sehr lecker war. Die Jungs bekamen fettige Fleischbrocken mit Reis und wenig Gemüse, für europäische Geschmäcker ungenießbar. Zur Verdauung gab es Vodka, den wir mit Trinksprüchen immer auf Ex und Hopp tranken. Zum Glück war es nicht besonders viel und reichte aus für die Bettschwere in der kalten Nacht. Unter einem herrlichen Sternenhimmel putzten wir uns die Zähne, um dann in die warmen Schlafsäcke zu kriechen.

Am nächsten Morgen gingen wir zusammen mit relativ vielen Besuchern, die schon ab 7 Uhr ankamen, zum See runter, und wir nahmen bei 7-8 Grad ein morgendliches Bad, ganz schön kalt, aber erfrischend. Noch eine kleine Wanderung und ein Frühstück, bevor wir wieder das Auto bestiegen, um zum Canyon zu fahren.

Schon die Hinfahrt zum Kaindy Lake war abenteuerlich, katastrophale Straßen, teilweise überschwemmt, so dass wir durch reißende Bäche fahren mussten. Auf der Rückfahrt wurde dies gefilmt.

Nach ca. zwei Stunden erreichten wir den Charyn-Canyon, der in einem Nationalpark liegt und sich entlang des Charyn-Flusses erstreckt. Der Canyon mit seinem dünn geschichteten roten Sedimentgestein soll dem Grand Canyon in den USA ähneln, doch ist er kleiner und flacher, seine Länge beträgt ca. 50 km. Wir machten eine vierstündige Wanderung zum Fluss (es war richtig heiß), wo wir natürlich nochmal ins Wasser sprangen. Hier war es nicht so kalt wie am Morgen im See, aber trotzdem sehr erfrischend.

Am späten Abend erreichten wir unser Hostel, und da wir alle Vier keine Lust hatten zu kochen, begaben wir uns zum Georgier, aßen sehr lecker und tranken guten Wein. Ueli ist ausgebildeter Weinhändler in Zürich, und so hatten Stephan und er genügend Gesprächsstoff.

Wir hoffen, dass es euch allen gut geht. Von einigen wissen wir es, da sie uns ab und zu berichten. Wir wünschen euch einen – wenn auch zu heißen – Sommer; und bleibt gesundheitlich fit.

Uns geht es, auch wenn es sich zwischendurch nicht so anhört, gut. Diese Reise ist zwar anstrengender als gedacht, sie verläuft auch anders als gedacht, doch sind unsere Erlebnisse so unbeschreiblich ereignisreich und wir werden noch lange von den Eindrücken und Erlebten profitieren.

Es grüßen euch ganz herzlich und hoffen.

Die Radler

Corrina & Stephan

Karabo