ထုတ်ဝေခဲ့သည်။: 18.02.2020
Wir hatten im europäischen Maßstab bereits einige große Länder wie Kolumbien oder Peru besucht, doch ein Land wie Argentinien ist noch eine Nummer größer einzuordnen. In der Fläche von 2.780.000 km² findet Österreich mehr als 33-mal Platz, weshalb wir es mit entsprechend großen Distanzen zwischen unseren Reisezielen zu tun hatten. Kein Wunder, dass wir trotz unseres Bestrebens möglichst wenig Flüge in Anspruch zu nehmen, uns zweimal am Flughafen zum Einchecken vorfanden – Busfahrten jenseits der 20 Stunden waren dann sogar uns zu mühsam. Nachdem wir bereits neun Tage argentinische Luft in Südpatagonien geschnuppert hatten, ging es für uns von El Calafate in die Metropole Buenos Aires.
Buenos Aires
Wir erlebten eine sehr fortschrittliche und europäisch wirkende Großstadt, welche uns vor allem durch ihre vielzähligen Möglichkeiten sehr gut in Erinnerung bleibt. Von hippen Bars über exklusive Boutiquen und Restaurants, bis hin zu zig Empanada-Buden und unzähligen Märkten ist für jeden Geschmack etwas zu finden. Egal welcher Stadt wir bis dato einen Besuch abstatteten, zumeist fühlten wir uns in den großzügig angelegten Parks und den „grünen“ Vierteln etwas abseits des Zentrums am Wohlsten. Ein riesiger Park, welcher an den modernen Stadtteil im Osten angrenzt ist perfekt, um der Hektik der Stadt zu entfliehen. Zahlreiche Picknickplätze, Liegeflächen und Sportmöglichkeiten machen diesen Ort bei den Einheimischen sehr beliebt. Natürlich haben auch wir uns vom stressigen Sightseeing erholt und die Liegewiesen ausprobiert.
Das Land des Matetees
In diesem Park ist uns der Stellenwert des Matetees für die argentinische Bevölkerung vor Augen geführt worden. Der Tee wird traditionellerweise aus einem ausgehölten Flaschenkürbis – spanisch „Mate“ – mit einem Trinkrohr – „Bombilla“ – getrunken. Das Trinkgefäß wird bis zur Hälfte mit zerkleinerten Blättern befüllt. Damit keine Flankerl im Mund landen, befindet sich ein Filter im Trinkhalm. Sehr ausgeklügelt das Ganze!
Im diesem besagten Park fanden wir tatsächlich kaum eine Person vor, welche keinen Mate in der Hand hielt oder als Umhängetasche bei sich trug. In dieser Umhängetasche befindet sich des Weiteren eine Thermoskanne (mit einer Größendimension bis zu 5 Liter – ohne Übertreibung), welche es ermöglicht sich laufend heißes Wasser nachzuschenken und fröhlich am Strohhalm weiterzuzuzeln. Bereits in El Calafate und El Chalten wurden wir auf die argentinische Leidenschaft (welche bei einigen wohl eher als Sucht zu definieren wäre) aufmerksam. Uns erinnerte es ein wenig an die indianische Bevölkerung, denn ähnlich der Friedenspfeife wird auch das Trinkgefäß anderen Personen angeboten oder im Kreis durchgegeben. Bei einem Ausflug mit dem Bus ging unser Tourguide von vorne nach hinten durch und offerierte jedem Fahrgast an seinem "Bombilla" anzuziehen. Nachdem wir in der vorletzten Reihe Platz nahmen, lehnten wir dieses verlockende Angebot dankend ab – man muss es mit den Keimen ja nicht auf die leichte Schulter nehmen. Für uns war es auf jeden Fall sehr amüsant mitanzusehen wie die Argentinier mit der Thermoskanne in der einen und dem Trinkgefäß in der anderen Hand durch den Park spazieren. Wenn doch einmal eine Hand für das Smartphone freigemacht werden muss, wird die Thermoskanne gekonnt unter die Achsel gezwickt. Obwohl Mate eine sehr aufputschende Wirkung hat und vom Koffeingehalt mit Kaffee vergleichbar ist, wird auch schon den Kleinsten der Behälter in den Kinderwagen gereicht. Aufgrund des enormen Teekonsums in Argentinien (98% trinken regelmäßig Matetee) gibt es an vielen öffentlichen Plätzen und in jedem Kiosk heißes Wasser zu kaufen. Auch im besagten Park gab es zahlreiche Wasser-Automaten, um die Tee-Lust zu stillen.
Einen Tagesausflug mit dem Zug unternahmen wir in die Stadt Tigre, welche leicht außerhalb des Ballungsraums von Buenos Aires liegt. Ein wahres Paradies für Wochenendausflüge mit einem wunderschönen Flussdelta und einem nahegelegenen Freizeit- und Wasserpark sowie diverse andere Attraktionen.
Jubiläum
In Buenos Aires fand am 17.01. unser 5-monatiges Reisejubiläum statt. Gebührend feierten wir dieses mit einem gemütlichen Restaurantbesuch bei – wie könnte es anders sein – Rotwein und Steak. Da Restaurantbesuche bei uns eine Seltenheit darstellen, genossen wir die schicke Location, das Service und den Gaumenschmaus umso mehr. Am Ende waren wir so begeistert, dass dieser Abend zu unserem kulinarischen Highlight unserer gesamten Reise ernannt wurde. Der gute Wein an diesem Abend leistete vermutlich seinen Beitrag, dass uns dieser Abend so wunderbar in Erinnerung blieb.
Fünf Monate sind eine wirklich lange Zeit, in welcher wir uns glücklicherweise noch nicht gegenseitig an die Gurgel gesprungen sind, obwohl wir jeden einzelnen Tag fast rund um die Uhr miteinander verbringen. Außer der ein oder anderen kleinen Meinungsverschiedenheit (Anm. der weibl. Redaktion: und kurzen spinnaden Phasen des weiblichen Reiseparts – so ehrlich muss ich sein) verlief bisher alles sehr harmonisch zwischen uns. Meist waren die kleinen Reibereien und angespannten Stimmungen das Resultat von Schlafmangel nach Nachtbusfahrten oder großem Hunger. Ein weiterer Stimmungskiller trägt den Namen „Jolly“. Das Kartenspiel bzw. eine Niederlage darin führte bereits einige Male zu einer Grant-Attacke. So entwickelten wir im Laufe der Reise eine gewisse „Hass-Liebe“ zu diesem Kartenspiel. Wir feierten in Buenos Aires noch ein zweites Jubiläum, den 50sten Jolly-Spieltag während unserer Südamerikareise. Also im Schnitt wird jeden dritten Tag gekartelt, voller Emotion und Ehrgeiz, denn schließlich zählt jedes einzelne Spiel zur Reisegesamtwertung. Das Endergebnis werden wir euch in unserem letzten Blogeintrag natürlich nicht vorenthalten.
Da wir uns in Buenos Aires sehr wohl fühlten und uns die sonntags stattfindenden Messen und Märkte nicht entgehen lassen wollten, verlängerten wir unseren Aufenthalt um eine Nacht. „Sonntag ist Markttag“ gilt nicht nur in Österreich! Die Größe der hier vorgefundenen Märkte übersteigt jener uns von zu Hause bekannten um ein Vielfaches. Nicht nur Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Käse, Saucen, sondern vor allem viel Handgemachtes wird hier angeboten. Besonders groß ist das Meer aus Marktständen im Viertel San Telmo mit einem großen Bereich, an dem die diversesten Antiquitäten ausgestellt und verkauft werden. Alles was man brauchen kann und noch viel mehr was man nicht brauchen kann ist hier zu finden. Aber seht selbst…
Im wohlhabenden Stadtviertel Recoleta, welches für seine prunkvollen ehemaligen Paläste und Nobelboutiquen bekannt ist, besuchten wir die Hauptattraktion, den Friedhof „El Cementerio de la Recoleta“. Von wichtigen Politikern, Schauspielern und Wissenschaftlern bis zu bekannten Sportlern finden hier alle Argentinier mit Rang und Namen ihre letzte Ruhestätte. Ein Grab ist größer und monströser als das andere, zumeist mit riesigen Skulpturen, Nachbildungen der Verstorbenen oder es wurde gleich eine ganze Kapelle hingestellt.
Wie kommen wir an argentinische Währung? – Challenge „Geldabheben“
Ein für Touristen sehr spannendes und nicht unwesentliches Thema in ganz Argentinien ist die Frage rund ums glänzende Münzerl. Es stellte sich als schwierig heraus an Bargeld zu gelangen, denn unsere Bankomat- und Kreditkarten wurden zumeist nicht akzeptiert. Vier von fünf Bankomaten spuckten unsere Karte prompt wieder aus und jenes Fünftel der ach so toleranten Automaten stellt dann satte 20 % Gebühren in Rechnung. Noch dazu kommt, dass man pro Transaktion meist nur 2000 Pesos abheben kann. Dies entspricht rund 30 Euro, mit denen man nun wirklich nicht weit springt. So kann man sich vorstellen, dass Bargeld bei den meisten Touristen eher Mangelware ist. Diesen Umstand machen sich vor allem Unterkünfte, Restaurants und Touranbieter zu Nutze – diese schlagen bei Kartenzahlung gleich mal 10 bis 20 % drauf. Besser vermarktet: „Wir gewähren Ihnen 20 % Rabatt, wenn Sie bar zahlen“.
Wie sind wir nun halbwegs kostengünstig an Bargeld gekommen?
Einige (oder mehrere) chilenische Pesos im Geldbörserl übersehen, wechselten wir diese vorerst in El Calafate in einer Wechselstube zum regulären Kurs. Kurz vor Erschöpfung unserer argentinischen Geldreserve machten wir uns in Buenos Aires auf die Suche nach einer Möglichkeit günstig an Bargeld zu gelangen. Da wir als Notreserve noch einige Euro und Dollar bei uns hatten, recherchierten wir im Internet nach den besten Wechselstuben bzw. Banken der Stadt. Der reguläre Kurs für 1 Euro waren 66 argentinische Pesos und auf offiziellem Weg bekam man etwa 63 Pesos pro Euro. So machten wir uns auf den Weg zu der recherchierten Bank, fanden diese nicht gleich und landeten auf einmal in der Straße „Calle Florida“. Von rechts und links wurde uns das Wort „Cambio“ (spanisch für „Wechsel“) ins Ohr geplärrt. Auf einmal konnten wir uns erinnern: Haben wir nicht auch davon gelesen, dass man auf leicht illegalem aber vom Staat toleriertem Wege in irgendeiner Straße Geld umtauschen kann? Das muss dann wohl die Calle Florida sein!!! So verächtlich dürfte diese Art des Geldwechselns nicht sein, nachdem es so laut beworben wird. Leicht skeptisch entschieden wir uns dazu, uns zumindest einmal zu informieren und suchten nach einer vertrauenswürdig wirkenden Person. Wir entschieden uns gegen den muskulösen 2 Meter Hünen und fragten stattdessen bei einer zierlichen Frau nach dem aktuellen Kurs. Sie bot uns sofort 85 Pesos für einen Euro an und wir wurden stutzig. Auf Anhieb ein Drittel mehr als den regulären Wechselkurs zu bekommen erschien uns höchst dubios und wir waren uns nicht sicher, ob sie die Differenz nicht im dunklen Kammerl wieder aus uns rausprügeln würden. Wir diskutierten rege in deutscher Sprache, als uns die Dame plötzlich unterbrach und ihr Angebot nach oben revidierte. Sie dachte offensichtlich wir wären mit dem erst genannten Kurs nicht zufrieden und bat uns 86 Pesos an. Nach weiteren Beratschlagungen entschieden wir uns zumindest einen 100 Euro Schein wechseln zu lassen. Wir konnten dem zu verlockenden Angebot einfach nicht widerstehen und folgten der Dame in ein heruntergekommenes Einkaufszentrum und weiter in einen Raum mit kleinen Kabinen. Sie forderte uns auf in eine Kabine zu gehen und schloss die Schiebetür hinter uns. Hinter einer Glaswand befand sich ein Schalter, an dem eine weitere Dame mit ihrer Geldmaschine und vermutlich genügend argentinischen Pesos saß. Nachdem wir uns erneut den ausgemachten Wechselkurs bestätigen ließen, gaben wir misstrauisch den 100 Euroschein durch die Öffnung und warteten. Sie verschwand kurz und kam nach wenigen Sekunden mit einem dicken Stapel an Geldscheinen zurück, zählte ihn vor unseren Augen mit der Geldmaschine durch und überreichte uns das Packerl mit 86 Scheinen zu je 100 Pesos. Wir bedankten uns, kontrollierten ob es sich um Spielgeld oder echte Banknoten handelt und verließen vollgepumpt mit Adrenalin das Gebäude. Die nächsten 2 Minuten gab es folgende Konversation: „Was ging da gerade ab?“, „Des gibt’s ned, da hats an Haken!“, „Werd ma verfolgt?“ „I fühl mi beobachtet.“, „Des Geld is sicher ned echt“, „Warum wechseln die zu so einem Kurs?“, „Hast des Geld eh nu?“, „I wü ned in Argentinien eingesperrt werden“, … Nachdem wir uns wieder beruhigt hatten, zogen wir mit angefüllten Hosentaschen und einem Mega-Grinser von Dannen. Da das Bezahlen mit den neu erworbenen 100 Pesos Noten überall möglich war, stellte sich nun die Frage: „Warum eigentlich nicht unsere restlichen Euro und Dollar dort wechseln?“ So wechselten wir am darauffolgenden Tag im gleichen Kämmerchen unsere letzten Euro. Der einzige Unterschied war, dass wir uns nicht von einem Schreihals vermitteln ließen, sondern gleich direkt zum versteckten Schalter gingen. Dies bescherte uns einen noch besseren Wechselkurs von sage und schreibe 88 Pesos. Unverschämterweise wollten wir noch etwas mehr rausholen, die Dame lies aber nicht mit sich verhandeln. Das Prozedere lief ab wie am Vortag und nach gut einer Minute ging es mit noch volleren Hosentaschen ab nach Hause, wo wir erst mal alle unsere 100 Pesos Scheine bestaunten und zählten.
Noch immer fassungslos begannen wir zu recherchieren: Wie ist es nur möglich, dass man am Schwarzmarkt rund ein Drittel mehr bekommt als auf regulärem Weg über Wechselstuben oder Banken? Die Antwort liegt in der verheerenden Wirtschafts- und Finanzkrise, welche das Land in den letzten Jahren bereits zum dritten Mal erfasst hat. Die aktuelle Inflationsrate von 51% droht weiter fortzuschreiten und viele Argentinier versuchen ihre Heimatwährung in Euro oder Dollar zu wechseln, um einer weiteren Geldentwertung zu entgehen. Aktuell ist das Leben sowohl für Arme als auch für die Mittelschicht kaum leistbar und es wird versucht sich mit Tauschgeschäften gegenseitig zu helfen. In Gesprächen mit Einheimischen bekamen wir einen kleinen Einblick über die vorherrschende wirtschaftliche Krisensituation und ihre Folgen auf Arbeitslosigkeit, Armut und Kriminalität. Wir waren überrascht in einem sehr entwickelten Land wie Argentinien doch relativ viele Obdachlose und Bettler (auch Kinder) zu sehen. Seit Dezember 2019 befindet sich eine neue Regierung im Amt – wir hoffen für Argentinien, dass Herr Fernandez das Land bald etwas aus der Misere ziehen kann.
Die Weinregion Mendoza
Die in Buenos Aires für exzellent empfundenen Rotweine haben uns in unserer Entscheidung bestärkt als nächsten Reiseabschnitt die Weinregion Mendoza zu besuchen. Hier wollten wir die Chance nutzen etwas mehr über das schmackhafte rote Elixier zu erfahren. So machten wir uns mit dem Bus auf eine 12-stündige Reise in Richtung Westen, nahe der chilenischen Grenze. Unser erster Stopp war die gleichnamige Hauptstadt der Provinz: Mendoza. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, als wir mit dem Bus durch die Stadt anreisten. Überall fanden sich riesige Anwesen mit prunkvollen Häusern vor – hier konnten wir nicht auch nur ansatzweise einen Hauch von Armut oder Wirtschaftskrise spüren. Wir unternahmen eine Radtour durch die wunderschönen Weingärten von Lujan de Cuyo und verkosteten bei diversen Winzern ein paar edle Tropfen. Bei fast 40 Grad Außentemperatur genügten auch wirklich ein paar Tropfen, um am späten Nachmitten leicht beduselt den Drahtesel zum Fahrradverleih zurück zu chauffieren.
In Mendoza durften wir unsere ersten Erfahrungen mit dem traditionellen spanischen Mittagsschlaf alias „Siesta“ machen und die doch etwas anderen Öffnungszeiten der argentinischen Geschäfte kennenlernen. In dem Glauben wir könnten uns gleich nach dem Frühstück beim Bäcker Brötchen besorgen, um uns einen Snack für den Tag vorzubereiten, starteten wir um 10 Uhr in Richtung unseren Bäcker des Vertrauens. Die Gitterstäbe vor der Eingangstür verrieten ziemlich schnell, dass wir uns diesen Plan in die Haare schmieren können – geöffnet wird erst um 11:30 Uhr. Nagut…dann halt wieder zurück in die Unterkunft. Dort vertrieben wir uns so lange die Zeit, bis es 11:30 Uhr war und wir vor unserem Ausflug nochmal beim Bäcker vorbeischauen konnten. Die Tür war bereits halboffen, wir klopften, wurden hineingelassen und durften dann erfahren, dass man eigentlich noch nicht wirklich etwas kaufen kann. Das Brot ist zwar im Ofen, aber erst in einer Stunde fertig. Na Gratuliere! Ein ähnliches Szenario am Abend: Wir kamen kurz nach 18 Uhr heim und wollten Brot für den nächsten Tag kaufen (wir lernen ja aus unseren Fehlern 😊). Wieder standen wir vor verschlossener Tür und dachten uns „Ah zu blöd… kurz nach 18 Uhr – klar, da haben die Geschäfte, wie auch in Österreich, meist schon geschlossen“. Wir nahmen das Öffnungszeitenschild nun genauer unter die Lupe: 11:30 bis 14:00 Uhr und 18:30 bis 22:00 – WAS? Etwas irritiert aber dennoch sehr happy über diese seltsamen Öffnungszeiten kauften wir eine halbe Stunde später 2 Laib Brot – die letzten 2, denn gebacken wurde am Nachmittag nicht mehr neu…hart erarbeitetes Brot könnte man meinen. Am nächsten Tag gingen wir aufmerksam an Restaurants, Kleidungsgeschäfte und Co. vorbei. Tatsächlich: die Mehrheit der Geschäfte schließen um 13:00 Uhr und öffnen erst wieder um 17 oder 18 Uhr. Auch die Straßen sind zu dieser Tageszeit wie ausgestorben – nur wir Verrückten waren die ersten 2 Tage auch zur Nachmittagshitze unterwegs. Wir konnten uns den örtlichen Gegebenheiten jedoch recht gut anpassen und gönnten uns ab dem dritten Tag ebenfalls eine Siesta. Gar nicht so übel bei 40 Grad!
Als zweite „Weinstadt“ in dieser Region besuchten wir San Rafael – eines der bedeutendsten Gebiete der argentinischen Weinindustrie. Dort nahmen wir beim ältesten Weingut der Stadt „La Abeja“ an einer spanischen Führung teil. Recht viel können wir euch somit nicht über das Weingut erzählen, außer dass das Weingut von einem französischen Einwanderer erbaut wurde, welcher auch die Stadt San Rafael gegründet hat. Nach der Spanisch-Lehrstunde gab es eine gratis Verkostung obendrauf – also alles nach unserem Geschmack 😊.
Für alle Weinkenner bzw. -interessierten: Das Weinanbaugebiet Mendoza ist für mehr als 70 Prozent der landesweiten Weinproduktion verantwortlich. Die Rebsorte „Malbec“ stellt die bedeutendste dar und wurde 1850 aus Frankreich importiert. Die Trauben haben in der Region Mendoza die idealen Bedingungen, um zu ihrer vollen Reife zu gelangen, da die Temperaturen zwischen Tag und Nacht sehr stark schwanken.
Nach 6 Tagen rund um das Thema Wein fuhren wir wieder Richtung Osten – wir wollten der zweitgrößten Stadt Argentiniens einen Besuch abstatten…
Cordoba
Vielen ist zumindest der Name ein Begriff, denn bei der Fußball-WM 1978 wurde dort der letzte Sieg gegen unseren großen Nachbarn gefeiert. Bedauerlicherweise reden wir vor jeder Begegnung mit den Deutschen noch immer davon. Für alle die sich fragen, ob sich Menschen auch sonst wo auf der Welt an diesen historischen Sieg der österreichischen Nationalmannschaft erinnern – die Antwort ist: Nein! Wir konnten kein Plakat vom Krankl Hans in Cordaba vorfinden, zumal eine Vielzahl der argentinischen Bevölkerung nicht einmal unser schönes Land Österreich kennt oder es zumindest mit Australien verwechselt. In Summe würden wir sagen, dass diese Stadt auf jeden Fall einen kurzen Besuch wert ist, wir sie aber nicht als spektakulär bezeichnen würden. Spektakulär bei unserem dortigem Aufenthalt war jedoch ein ganz besonderer Abend: Der Besuch des Folk-Festivals in der Ortschaft Cosquin (ca. 2 Stunden von Cordoba entfernt). Ein riesiges Folklore-Fest, welches über einen Zeitraum von 10 Tage täglich tausende Besucher anlockt. Dort konnten wir in vollstem Ausmaß Kultur und Lifestyle Argentiniens aufsaugen. Als wir mit dem lokalen Bus im Ort ankamen waren wir sofort vollkommen angetan von der Atmosphäre. Straßenmusiker, Essens- und Antiquitätenstände, gute Laune überall. Gegen Abend hin strömten immer mehr Menschen ins Ortszentrum, um gemeinsam zu feiern – es war spektakulär! Unsere Vermutung, dass montags eher weniger los sein wird bewahrheitete sich nicht. Alle paar Meter eine Band welche Folkloremusik spielte, umgeben von begeisterten Besuchern, welche ihre traditionellen Tänze zum Besten gaben. Wir waren so begeistert vom Treiben und der Stimmung auf der Straße, dass wir uns schlussendlich keine Karten für die große Aufführung kauften, sondern stattdessen das Geld in Bier und Cocktails investierten. Eine Entscheidung die wir an diesem Abend keinesfalls bereuten (erst am darauffolgenden).
Iguazu
Unsere letzte Station auf argentinischen Boden war der Ort Iguazu, weltbekannt für seine gleichnamigen Wasserfälle, welche sich am Dreiländereck mit Brasilien und Paraguay in die Tiefe stürzen.
Da unsere Recherche im Vorhinein eher minimalistisch ausfiel, hatten wir keine konkrete Vorstellung was uns erwarten würde. Ein, zwei, drei oder vielleicht vier beeindruckende Wasserfälle war unsere Vermutung, doch die Realität sah etwas anders aus und ließ uns nicht schlecht staunen. Das gesamte Areal ist ein unglaublich großer Nationalpark der von unzähligen Flussarmen durchzogen wird und das Wasser an den Klippen herabstürzen lässt. Insgesamt gibt es 270 Stellen, an welchen sich die Wassermassen in Mitten des Dschungels rauschend in die Tiefe stürzen. Ein Naturschauspiel der Sonderklasse und für uns bestimmt eines DER Highlights 😊. Nicht nur die einzelnen Wasserfälle waren spektakulär, sondern vielmehr das Gesamtpaket aus wunderschönen Wegen durch den Regenwald und das Panorama mit duzenden Wasserfällen. Natürlich waren wir auch hier nicht alleine, sondern mussten uns die Besichtigung im Nationalpark mit tausenden anderen Besuchern teilen. Da das Wetter an dem Tag unseres Besuches regnerisch war und wir zeitig in der Früh starteten, hielten sich die Menschenmassen dennoch in Grenzen. Für alle die einmal in der Nähe sind, die Iguazu-Wasserfälle sind schon ein Must-See.
Am darauffolgenden Tag fuhren wir mit einem lokalen Bus über die Grenze nach Brasilien. Dort wartete eine 18-Stunden Busreise nach Sao Paulo auf uns, wo wir einen Tag verschnaufen wollen bevor wir unsere nächstes Reiseziel erreichen: Rio de Janeiro.
Wie wir bald feststellen werden, können wir uns unseren erlernten spanischen Wortschatz in Brasilien in die Haare schmieren und wieder bei 0 - das heißt mit einer Verständigung mithilfe von Gestik, Mimik und Google Translator - beginnen. Wir freuen uns darauf, euch unsere Brasilien-Erlebnisse in unserem letzten Südamerika-Blog erzählen zu dürfen.
Bis in Bälde,
Martina und Jürgen