Објавено: 14.03.2021
Außerdem hatte Len, unser Studiengangsleiter, uns Karten an der Hotelrezeption hinterlegt und uns damit beauftragt, während der Quarantänezeit in den beiden lokalen Wäldern Jegersberg und Baneheia wandern zu gehen.
Zuerst bin ich in Baneheia unterwegs. Baneheia grenzt an Kvadraturen (Kvadraturen ist der Stadtteil in Kristiansand, der das Stadtzentrum und den Hafen umfasst) und ist ein Naturpark, der als schönes Wander-, Trimm- und Erholungsgebiet bekannt ist.
Ein paar Tage danach sind wir dann im Jegersberg wandern. Der Jegersberg liegt direkt hinter dem Uni-Campus. Wir machen also unseren Weg vom Stadtzentrum bis hoch zum Campus und in den Wald.
Hier in Südnorwegen sehen die Wälder ganz anders aus als Zuhause! Wie in Baneheia auch schon, sind im Jegersberg überall Seen. Anstelle von Buchen oder Eichen, findet man hier Kiefern, Fichten und Birken vor. Außerdem sind die Wälder hier nur so übersäht von Heidelbeeren und Preiselbeeren.
Die ersten Wochen am Campus
Am Samstag, den 16. Januar, dürfen wir dann das Quarantänehotel verlassen und endlich unsere Wohnung auf dem Campus beziehen! Diesen Samstag verbringen wir damit, all unsere Sachen vom Hotel in die Wohnung zu transportieren, auszupacken, uns in der Wohnung einzurichten und einen großen - und leider sehr teuren - Ersteinkauf zu machen. Maike und ich teilen uns eine Zwei-Zimmer-Wohnung im Studentenwohnheim auf dem Campus der University of Agder. Die Wohnung ist groß und schön hell. Da der Campus am Berg liegt, können wir von hier aus sogar das Meer und die Insel Odderrøya sehen.
Da in der ersten Woche nach dem Einzug noch keine Veranstaltungen in der Uni stattfinden, bzw. nur ein paar Online-Vorlesungen, gehen wir noch ein paar weitere Male in Baneheia und Jegersberg spazieren. Außerdem sind wir einige Male in Kristiansand unterwegs, um die Stadt etwas zu erkunden. Der Campus liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums. Vom Campus bis in das Stadtzentrum sind es zu Fuß gut 30 Minuten und knapp 3 km. Auf unserem Weg in die Stadt laufen wir zunächst den Berg, an dem die Universität liegt, herunter und weiter durch ein Wohngebiet. Dann kann man über verschiedene Brücken die Otra überqueren. Die Otra ist ein 245 km langer Fluss (und damit der neuntlängste in Norwegen) in Agder in Südnorwegen und mündet bei Kristiansand in das Skagerrak, also in die Nordsee. Hat man die Otra überquert, befindet man sich schon fast im Stadtzentrum. Hier findet man dann eine schöne Altstadt mit traditionellen weißen Holzhäusern, eine ebenso schöne Innenstadt mit einer Domkirche und einer Einkaufsstraße, eine Strandpromenade, einen kleinen Stadtstrand, den Fiskerbrygga-Kai (hier verkaufen Fischhändler ihren Fang), den Hafen, und vieles weitere vor.
Nach einer Woche des Eingewöhnens läuft nun unser "Outdoor Education"-Programm in Präsenzform an der Uni und draußen an. Endlich lernen wir Len - unseren "veileder", wie die Norweger sagen würden - und unsere Outdoor Education Gruppe kennen. Bisher kennen wir uns nur über ein paar Online-Meetings, die wir in der Quarantänezeit abgehalten hatten. Unsere Gruppe besteht aus 24 Studenten. In unserer Gruppe sind Studenten aus Deutschland, Dänemark, Belgien, den Niederlanden, Spanien und den USA. Wir sprechen ausschließlich Englisch miteinander. An unserem ersten Tag in Präsenz, dem 24. Januar, bekommen wir von Höhersemestrigen eine kurze Führung auf dem Campus und im Uni-Hauptgebäude. Anschließend treffen wir uns draußen und machen eine Feuer. Es wird sich viel unterhalten und wir tanzen und singen miteinander.
Hier ist der Uni-Alltag sehr viel abwechslungsreicher als daheim. Jeder Tag ist etwas anders, da wir eben nicht nur im Hörsaal sitzen, sondern auch viel draußen sind und praktisch arbeiten. Oft haben wir montags bis donnerstags von morgens bis zum frühen Nachmittag Vorlesungen in der Uni und am Nachmittag dann draußen eine Praxissession. An manchen Tagen haben wir aber auch nur eine Vorlesung in der Uni, und an anderen wiederum verbringen wir den ganzen Tag nur draußen. Die Vorlesungen drehen sich rund um Themen wie "Norwegian Friluftsliv and Society", "Map and Compass", "Field Trips", "Group Dynamics", "Coaching and Leadership", "Children and Nature", "Public Health" und so weiter. In den praktischen Einheiten draußen lernen wir zum Beispiel unsere Ski richtig zu wachsen, Kompass und Karte richtig zu benutzen, Feuer zu machen, Unterschlupfe ("shelter") aus Baummaterial zu bauen und einiges mehr.
Außerdem steht eine Probenacht in dem lokalen Wald hinter dem Campus, Jegersberg, an. Diese Übernachtung ist als Probenacht für alle folgenden Trips, bei denen wir ebenfalls draußen übernachten müssen, gedacht. So können wir testen, ob wir mit unserem Equipment klar kommen und ob es warm genug ist, oder ob man vielleicht doch noch an der ein oder anderen Stelle nachbessern sollte. Wir bauen die Zelte auf, kochen etwas zum Abendessen auf unseren Campingkochern und machen ein Feuer. Anschließend sitzen wir noch einige Stunden alle zusammen am Feuer, bis wir dann schlafen gehen. Sich nachts bei Temperaturen von ca. -6° C bis -10° C, die es in dieser Nacht hatte, vom Feuer weg zu bewegen, ist eine kleine Überwindung. Zum ersten Mal krieche ich nun in meinen guten Daunenschlafsack. Len hat uns den Tipp gegeben, sich im Schlafsack aus- und anzuziehen und während der Nacht die Klamotten im Schlafsack zu lassen. Wollunterwäsche, Mütze und ein Buff um das Gesicht zu bedecken, lasse ich natürlich an. Mir ist leider trotzdem ziemlich kalt und ich habe Probleme einzuschlafen. Ich werde auch oft wach in dieser Nacht. Ich merke richtig, wie die Kälte vom Boden her hoch zieht - trotz zwei guter Schlafmatten und einem sehr guten Schlafsack. Am nächsten Morgen bin ich ziemlich fertig, denn eine erholsame Nacht war das definitiv nicht. Dennoch war es gut, alles einmal zu testen bevor man auf einem Trip ist und ich überlege jetzt, was ich noch verändern kann an meiner Ausrüstung, sodass mir wärmer ist. Denn -10° C ist eventuell noch nicht die niedrigste Temperatur, die mich hier erwarten wird.
Wie es weitergeht, erfahrt ihr im nächsten Beitrag!
Bis dahin, Sara