Jana auf dem Jakobsweg
Jana auf dem Jakobsweg
vakantio.de/jana-unterwegs

Über sich hinaus wachsen...

Whakaputaina: 19.08.2018

Heute Morgen bin ich bereits kurz nach 6 Uhr aufgebrochen, weil ich sowieso nicht mehr schlafen konnte. (Ausschlafen am Sonntag, ist was für Weicheier.... 😚)

Ich hatte die Wahl zwischen Originalroute (11,95 km und steilem Aufstieg) oder Behelfsweg (17,08 km an der Straße entlang), bis beide wieder aufeinander treffen.

Ich entschied mich für den sicheren, kürzeren, aber gleichzeitig auch erschwerlicheren Weg und ahnte nicht, was mich tatsächlich erwartete. Es war ÜBEL. Mega anstrengend.

Aber ich wurde belohnt! Als ich oben ankam, ging gerade die Sonne auf. Es war grandios und jeden verflossenen Schweißtropfen wert.

Irgendwann später - mitten in der Pampa - nahm ich links neben mir eine Bewegung war und erschrack mich fast zu tode. Ein streunender Hund.

OH MEIN GOTT. Vor dieser Situation hatte ich richtig Schiss. Ich nahm meine Stöcke direkt an meinen Körper. Erst vor ein paar Tagen bellte mich ein angeleihnter Hund agressiv an, sein Besitzer kam aus dem Haus und deutete auf meine Stöcke und erklärte, das sein Hund davor Angst hat.

Auserdem hatte ich gelesen, dass streunende Hunde hier gern mal zubeißen.

Mir war sehr unwohl, zumal die Hündin ständig um mich drumherum lief, aber immer hinten rum. Von links nach rechts, von rechts nach links.

Ich hatte etwas Angst um meine kräftigen Wadeln, in denen seit Tagen bestes Muskelfleisch "rangezüchtet" wird. 🤣

Ein Hundebiss war das Letzte, was ich heute gebrauchen konnte.

Ich habe grundsätzlich keine Angst vor Hunden, aber vor Streunern großen Respekt.

Ich wollte mit ihr spielen und sie spang hoch und schnappte leicht nach mir. Okay, das war zu viel. Habe meine gesegnete Kette zur Hand genommen und um Schutz gebeten.

Die Hündin schien aber nicht agressiv, wollte aber auch nicht weg. Ich weiß, von meiner Kollegin, das Hunde direkt realisieren, wenn man angespannt ist und sich das dann auf den Hund überträgt. Also versuchte ich mich zu entspannen pfiff ein Lied vor mich hin, später sang ich, in der Hoffnung, sie damit zu vertreiben. 😂 Vergebens.

Als ich (bzw. wir) eine Pause einlegten bot ich ihr aus meiner Hand Wasser an, was sie aber ablehnte. Ich hatte noch eine kleine Rolle Kekse dabei, die wir uns dann teilten. Ich hoffe, dass sie hiervon keine Probleme bekommen wird. Ich hatte 2x ein Stöckchen geworfen, damit konnte sie aber nichts anfangen. Als nach ca. 30 min der nächste Ort kam, lief sie wieder zurück in die Wälder.

Kurz drauf der nächste freilaufende Hund. 2 Nummern größer. Groß und zottelig. Ich direkt wieder die Stöcke an mich gepresst. Er blieb aber brav am Feldrand stehen und ich ging vorbei ohne das er bellte oder knurrte.

Meine Güte, werde ich hier auf dem Camino tatsächlich mit allen Ängsten/Problemen konfrontiert, die ich in meinem Leben mit mir herum trage? 🤔

Ich überlegte kurz, was noch unangenehm wäre und dachte an Spinnen, vor denen ich mich ekele. Ich dachte an Harry Potter, der mitten im Wald in eine Höhle kam, mit einer Riesenspinne und tausenden kleineren Spinnen. Ich hoffe, das bleibt mir erspart. 🙄🤣

Einen Berg musste ich heute noch mal rückwärts runter gehen, ansonsten geht es einigernaßen gut mit dem linken Knie. Ich habe auch hierrüber nachgedacht. Es ist tatsächlich so, dass ich den Schmerz positiv annehmen kann und auf eine gewisse Art und Weise darüber erfreut bin.

Denn dies bedeutet in erster Linie, dass ich überhaupt in der Lage bin, zu gehen! Bei dieser momentanen Belastung Schmerzen zu haben, ist verständlich aber heißt auch, dass mein Körper dennoch fit genug ist, dass ich ihn dies überhaupt zumuten kann. Er ist gesund und belastbar. Dankbarkeit, heißt das Zauberwort. Würde ich im Rollstuhl sitzen, würde mir das Knie nicht weh tun.

Heute habe ich mit Jesus gesprochen.

Nein, keine Sorge, ich habe keinen Sonnenstich. 😉

Am Wegesrand war ein Straßenverkäufer mit selbst gemachten Schmuck. Er fragte nach meinen Namen und stellte sich selbst vor. Der Name ist hier sehr üblich.

Wollt ihr wissen wie er aus sah? Er war groß, schlank, hatte lange Haare und Vollbart. (Kein Scherz!) Er machte seinem Namen alle Ehre. 😉

Wer beim letzten Mal aufgepasst hat, weiß jetzt auch, wie man den Namen (bzw. das "j") hier richtig ausspricht. 😁

Als ich ca. 6 km vor dem heutigen Ziel an einer Bar vorbei kam nutze ich die Gelegenheit um eine Essenspause einzulegen. Ich bestellte mir ein Baguett ohne Fleisch(belag) und bekam dieses gefüllt mit Tortilla (Omelett). Zusätzlich ließ ich mir noch ein Croissant einpacken, da ich wusste, dass ich durch keine großen Orte mehr kam und somit auch Abendessen hatte.

Bis auf den heftigen Anstieg am Morgen, war der heutige Weg sehr schön. Wenig Asphalt, dafür viel Wald- und Feldwege, welche sich sehr gut laufen ließen.

Heute gönnte ich mir erneut ein Einzelzimmer (30 €). Ich habe fast ein bissel ein schlechtes Gewissen. Aber nur fast... 😉

Als ich ankam, war ich körperlich ziemlich fertig. Im Zimmer streifte ich meinen Rucksack ab und ließ mich aufs Bett fallen, dass Duschen musste dieses Mal warten.

Auf den morgigen Tag freue ich mich schon sehr, aber ich verrate erst morgen, warum...

So. Für morgen ist noch kein Bett gesucht/reserviert, ich will mal schauen, wie weit oder wohin mich meine Füße morgen tragen werden.

Ich wünsche euch einen guten Start, in die neue Woche. Ich bin gespannt, was sie mir noch alles bringen wird! 😍

Es grüßt vielmals

Jana

Whakautu (1)

Doris
Ja Chana nun könntest du dich dem "erschrecken" noch stellen. Um in Übung zu bleiben, was willst du hier dann jeden Tag machen? Vorschlag, täglich auf Arbeit laufen und nicht mehr mit dem Auto fahren.....ha, ha