Jana auf dem Jakobsweg
Jana auf dem Jakobsweg
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Kurz vor dem Ziel

Whakaputaina: 22.08.2018

Die Nacht im Kloster war nicht das Highlight, wie erwartet.

Unser Zimmer war sehr dunkel, hatte kein richtiges Fenster (eher nur ein Oberlicht), und der Raum roch eigenartig.

Ab 5 Uhr waren die ersten Pilgerer am herumwurschteln. Als ich das Kloser verließ, war es 6:05 Uhr.

Ich "musste" mal wieder im Dunkeln (mit Stirnlampe) durch ein Stück Wald. Schon eigenatig, dass dies für mich hier kein Problem darzustellen scheint, ich mir dies aber zu hause nicht traue.

Als ich kurz nach 7 Uhr, es war immer noch düster, durch einen Ort durch kam, stand vor einem Haus ein Mann vor der Tür. Ich grüßte freundlich mit "buenos días" und er antwortete etwas in englisch oder spanisch, ich verstand es akustisch jedoch nicht. Ich betrat sein Grundstück und ging ein paar Schritte auf ihn zu, um ihn zu sagen, dass ich nur wenige Wörter spanisch spreche und aus Deutschland bin.

Daraufhin kam er mir entgegen und tippte dann mit seinem Zeigefinger auf seine Lippen und sagte irgend etwas mit "... kiss".

Alle Alarmglocken gingen an und ich dachte nur: nix wie weg hier! Mit einem "no, no, no, no" drehte ich mich schnell um und ging weiter. Eine sehr unangenehme Situation, die hätte schief gehen können.

Ich ging um die nächste Ecke und sah einige Meter weiter entfernt einen anderen Mann stehen, neben ihm etwas großes schwarzes. Zuerst dachte ich an einen liegenden Hund, sah dann aber, dass es ein Ruckssack war. Ein Pilgerer, zum Glück.

Als ich näher kam, erkannte ich den Japaner, mit dem ich vor ein paar Tagen mehrmals aufeinander traf. Als auch er mich erkannte, begrüßte er mich per Handschlag und wir freuten uns beide über das unerwartete Wiedersehen. Gingen aber getrennt weiter.

Heute konnte ich zwischen zwei Varianten vom Jakobsweg auswählen. Einen längeren und einen kürzeren, der an der Straße entlang ging.

Ich entschied mich für den kürzeren.

Leider war dieser überhaupt nicht schön zu laufen. Vermutlich war ich heute 25 km nur auf Asphalt/Straße unterwegs.

Die Straße war stellenweise sehr schmal, und die mir entgegenkommenden Autos hatten auch noch das Problem, dass sie von der tiefstehenden Sonne geblendet wurden, also nicht ungefährlich für mich.

Gegen Mittag wurde es wieder sehr heiß, eine weitere Belastung für den Körper! Hinzu kam, dass ich plötzlich Schmerzen in der rechten Fußspanne hatte. Auch das lockern der Schnürsenkel brachte keine Abhilfe.

Die ersten 20 km des heutigen Tages war ich sehr gut drauf, dann hatte ich aufgrund der Begebenheiten ein kleines Tief und quälte mich die letzten 10-15 km in Richtung Zielort. Eigentlich gab es gar keinen Zielort, denn den musste ich davon abhängig machen, wo ich eine Unterkunft finden würde. Geplant war lediglich, dass ich zwischen 30-35 km gehen wollte und dort anfangen wollte zu suchen.

In der ersten Pension bei der ich nachfragte, war alles ausgebucht. Ich ging auf dieser Straßenseite, parallel zum Jakosweg, weiter und sah auf diesen bereits einen Strom an Pilger. Panik.

Das Problem momentan; 3 verschiedene Pilgerwege treffen hier zusammen.

Keine 300 m später lief ich an einer Herberge vorbei, welche ich in meiner App zuvor nicht gesehen hatte. Ich wollte mein Glück natürlich versuchen und hatte es auch! Mein Vorteil war vermutlich, dass ich allein war, weil er direkt fragte wie viele Personen. Ich traute meinen Ohren kaum, als er sagte, dass er ein Bett frei hat.

Wow. Es läuft!

Ich sollte aber noch einen Moment warten.

Und ich hatte noch mehr Glück. Nur kurz nach mir, kam eine Mutter und ihre Tochter zur Herberge, sie hatten reserviert.

Ich hörte, dass sie sich in deutsch unterhielten und ich outete mich.

Diego, der Hausherr, ließ uns dann gleichzeitig ein und nahm unsere Daten auf. Als er mir danach alles ausführlich erklären wollte, kam ich an meine Verständigungsgrenze. Er bat die junge Frau zu überserzen, was hervorragend klappte. Auf Nachfrage erfuhr ich später, dass sie spanisch unterrichtet.

Den Abend verbrachte ich mit ihr und ihrer Mutter, sie wohnen in Ulmen. Wir aßen in einem naheliegendem Restaurant zu Abend.

Heute schlafe ich mit 3 Männern in einem 4 Bettzimmer. 😄 Für morgen habe ich mir in Santiago ein Hotel reserviert. Ursprünglich war geplant, dass ich erst am Freitagnachmittag ankomme. Nun habe ich von Donnerstagnachmittag bis Freitag ca. 15:30 Uhr Zeit um Santiago unsicher zu machen. 👍

Bis Santiago sind es morgen nur noch 25 km. Seit der 100-km-Marke fliegen die Kilometer regelrecht vorbei. Es ist so unglaublich, wie schnell die Zeit insgesamt verging und es ist noch so irreal, dass ich morgen mein Ziel erreichen werde.

Liebe Grüße von Jana

Whakautu (5)

Inge
Da hast Du Dich aber wacker geschlagen. Bist Du froh, dass es wieder nach Hause geht, oder würdest Du lieber noch ein paar Tage Urlaub dort machen - ohne wandern?

Jana
Würde gern bleiben, weiter wandern, aber die Bedingungen, wegen zu vielen Pilgerern und zu wenig Betten ist unschön.

Doris
Deine Erlebniseinträge habe ich gern gelesen. Das wird mir fehlen. Wenn du nun alles so überdenkst, hättest du auch eine längere Strecke aussuchen können. Es ist eine ewig bleibende Erinnerung, die dich nachhaltig prägt. Du hast dein Ziel früher erreicht als du plantest. Alle Achtung. Mit fremden Menschen und dazu noch Männern in einen Zimmer schlafen für mich unvorstellbar. Bin gespannt wie der Tag in Santiago verläuft. Das ist ja noch einmal ein ganz besonderes Erlebnis.

Brigitte
Liebe Jana! Deinen letzten Tag unterwegs und die Ankunft in Santiago kannst du wirklich feiern und kannst stolz auf dich sein. Du hast bewiesen, dass man alles schaffen kann, was man sich vorgenommen hat. Lass die Stimmung in Santiago auf dich wirken und bringe uns ein bisschen von diesem Hochgefühl mit!!

Jana
Ich bin so froh, schon einen Tag eher hier angekommen zu sein und dieses Erlebnis dadurch relaxt ausklingen lassen kann.