Jana auf dem Jakobsweg
Jana auf dem Jakobsweg
vakantio.de/jana-unterwegs

Ich bin angekommen... in Santiago und bei mir!

Whakaputaina: 23.08.2018

Meine Nacht endete um Punkt 4 Uhr, als der Wecker der 3 jungen Männer an ging. Echt jetzt? Keine Ahnung, warum die sich heute noch so einen Stress machten. Nach exakt 42 min hatten sie es ENDLICH geschafft, ihr ganzes Zeug zusammen zu packen und das Zimmer zu verlassen.

(Ich, gut organisiert wie ich bin, hatte bisher immer alles bereit liegen: Rucksack fertig gepackt, nur die Kleidung zum Anziehen und die Kulturtasche lagen draußen, lediglich der Schlafsack, Schlafzeug und der Kulturbeutel musste dann noch eingepackt werden. Ohne umziehen und Zähneputzen bin ich vermutlich in max. 3 min fertig. Man muss bedenken, dass man früh im Dunklen(!) packt. Man macht nicht das Deckenlicht an, weil die meisten noch schlafen wollen, manche nehmen aber die Stirnlampe zur Hilfe, so ein Lichtstrahl ist für die Schläfer aber gar nicht schön. Warum legt man(n) sich also nicht alles am Vorabend bereit?)

Na ja egal. Zurück zu heute Morgen...

An einschlafen war auf jeden Fall nicht mehr zu denken. Ich verließ die Herberge gegen 5:30 Uhr. 1 Stunde früher, als ursprünglich geplant.

Es war noch stockdunkel und ich musste mehrere Kilometer an einer Bundesstraße entlang laufen. Da ich mir 2 kleine Schlänker vom Jakobsweg sparen wollte, die letztendlich wieder auf die Straße führten, blieb ich die ganze Zeit drauf und brachte mich mit dieser Entscheidung jedoch für einen kurzen Moment in eine gefährliche Situation.

Denn plötzlich ging meine Stirnlampe aus. Akku leer. Und ich stand mitten in der Dunkelheit am schmalen Rand einer normalerweise sehr stark befahrenen Straße. Dank der Uhrzeit kamen jedoch nur wenig Autos. Ich nahm sofort mein Handy um vor mich hin zu leuchten, um überhaupt etwas sehen zu können. Bei der ersten Gelegenheit verließ ich die Straße und holte aus meinem Rucksack meine Powerbank und das Ladekabel. Ab sofort hing das Ladekabel vor meiner Nase und führte von der Stirnlampe in meine Hosentasche zur Powerbank.

Egal. Hauptsache Licht!

Vor 1-2 Tagen dachte ich noch kurz dran, dass ich die Stirnlampe aufladen muss, hatte es aber wieder vergessen. Eine sehr leichtsinnige Situation.

Kurz vor 7 Uhr kam ich an einer Bar vorbei, die bereits geöffnet hatte und gönnte mir den ersten Kaffee für diesen Tag.

Zu diesem Zeitpunkt waren schon zig Pilgerer unterwegs. Alle wollten endlich ihr Ziel erreichen.

Der heutige Tag war noch einmal sehr anstrengend, da es mehrfach bergauf ging. Ab ca. 10 Uhr wurde es auch wieder sehr warm.

Kurz vor den Toren von Santiago machte ich noch einen kurzen Abstecher zu einem Pilgerdenkmal, welches ich in meiner App entdeckt hatte.

Die Freude und Nervosität war sehr groß, als ich endlich Santiago erreichte.

Die Pilgermassen hatten nur ein Ziel: die Innenstadt bzw. Kathedrale erreichen.

Auf den Weg dort hin, traf ich an einer Ampel Fernando, einen Pilger, den ich gestern schon mehrfach unterwegs begegnet war. Unglaublich. Es gibt tausende von Menschen in dieser Stadt und wir stehen zeitgleich vor der selben Fußgängerampel.

Gemeinsam gingen wir zu dieser wunderschönen, riesigen Kathedrale und als ich vor ihr stand, liefen bei mir auch schon die Tränen. Freude. Erleichterung. Dankbarkeit.

Fernando wollte direkt seine Pilgerurkunde abholen, mir war die Warteschlage jedoch viel, viel zu lang. Ich wollte nur eines: DUSCHEN.

Bevor ich jedoch in mein Hotel eincheckte wollte ich mir noch schnell etwas zum Essen besorgen und ging deshalb nicht den direkten Weg zur Unterkunft. Ich komme aus einer Querstraße und wer kommt mir entgegen? Die beiden Ulmerinnen von der gestrigen Herberge.

Unfassbar. Vor Freude begrüßten wir uns mit einer Umarmung.

Ich kaufte mir in einer Konfiserie 3 Teilchen und aß zwei direkt.

Anschließend checkte ich in meinem Hotel ein und war total hin und weg, von dem schönen Zimmer. Das Beste sah ich aber erst auf dem zweiten Blick: Wasserkocher, Tassen + Granulatkaffee. Wie geil ist das denn? Gut, dass ich noch 1 Teilchen übrig hatte, mit einer Tasse Kaffee war dieses natürlich noch leckerer.

Das Hotel, nur 200 m von der Innenstadt entfernt, war eine sehr gute Wahl.

Wahnsinn. Ab dem ersten Tag lief alles absolut PERFEKT. Ich fühlte mich rundherum beschützt und bin unglaublich dankbar, dass alles glatt gelaufen ist und ich gesund, munter und schmerzfrei mein Ziel erreichte und dann auch noch 1 Tag früher als geplant. Verrückt.

Nachmittags ging ich noch mal in die Stadt und kaufte einige Souviniers. Erinnerungen an diese tolle Zeit hier auf dem Jakobsweg. Unvergesslich. Lebensverändernd.

Auf dem Platz vor der Kathedrale traf ich wieder auf den Spanier Fernando. Wie viele "Zufälle" sind eigentlich möglich?

Wir sahen uns diese unglaublich schöne Kathedrale von innen an und er lud mich anschließend noch auf eine Tasse Kaffee ein.

(Ich bedauere es übrigens sehr, dass mein englisch so schlecht ist, ich hätte mit ihm und anderen Pilgern viel mehr Gespräche führen können. Schade.)

19:30 Uhr nahm ich an der Pilgermesse teil. Der Abschluss dieser ist, dass ein riesiger Weihrauchkessel durch die Kirche geschwungen wird, zum Hochziehen und Schwenken sind 6 Personen vonnöten. Wow. Faszinierend.

Morgen früh 8 Uhr öffnet das Pilgerbüro, wo man die Urkunde bekommt, die sogenannte "Compostela".

Den Resttag werde ich die Stadt erkunden. Was ich bisher sah, war sehr schön.

Mein Flug geht erst kurz vor 18 Uhr.

Ich bin sehr gespannt wie sich die Erfahrungen vom Jakobsweg auf mein reales Leben auswirken werden.

Ich kann es noch gar nicht glauben, dass die Zeit hier in Spanien zu Ende geht...

Aber wer sagt denn, dass ich nicht wieder komme??? 😉

Jana

Whakautu (3)

Inge
Herzlichen Glückwunsch! Du hast es geschafft! Genieße dieses Hochgefühl und hab noch schöne Stunden. Guten Flug und komm heile wieder zu Hause an. B+I

Doris
Ist ein persönliches Ankommen wirklich auf den Punkt genau so festzustellen? Wie wichtig doch manche Details sind wenn Menschen mit einem Minimum an Hilfsmitteln unterwegs sind. Diese Gotteshäuser sind für mich auch immer!! (auch Friedhöfe) Anziehungspunkte. Die Tränen kann ich mir aus lauter Rührung oft nicht verkneifen. Das alles so gut gelaufen ist, hast du deinen positiven Gedanken auch mit zu verdanken. Dieser Weihrauchkessel wurde schon im Mittelalter geschwenkt. Der Duft ist zum desinfizieren ursprünglich gedacht. Riecht es wirklich so gut, der Weihrauch? Wenn dir Spanien so gut gefällt, du hast ein Jahr vor dir in dem du spanisch und englisch lernen kannst. Eine neue Aufgabe für die kommende Zeit.

Doris
Ich finde diese Reiseberichte sehr interessant. So kann ich Gefühle und Geschehnisse lesen, die mir sonst verborgen geblieben wären.