Jana auf dem Jakobsweg
Jana auf dem Jakobsweg
vakantio.de/jana-unterwegs

Ein toller Tag, mit einer tollen Erkenntnis 😍...

Whakaputaina: 20.08.2018

Nach einer wundervollen Nacht, habe ich Punkt 6:30 Uhr das Hotel in Goiriz verlassen um meinen heutigen Zielort Baamonde anzusteuern.

Bereits 45 min dannach sah ich schon 10 weitere Pilgerer. Sehr ungewöhnlich, aber klar, denn wir sind kurz vor der 100 km-Marke bis Santiago. Wer die Urkunde will, muss mindestens 100 km gehen, also wird es ab sofort voll, weil einige erst hier beginnen.

Ich hatte gehofft, dass ich heute an den Grenzstein vorbei komme, der nur noch eine zweistellige Kilometerzahl bis Santiago anzeigt. Aber meine Herberge liegt ca. 1 km davor. 😔 Nach meinen eigenen Aufzeichnungen bin ich in den bisherigen 8 Tagen 218,62 km gegangen!!!

Ich war heute früh sehr froh, dass ich keinen Muskelkater hatte, denn es hatte gestern Abend, wegen des steilen Aufstiegs, ziemlich in den Waden gezogen. Mein japanisches Minzöl hat jedoch mal wieder Wunder bewirkt. Ich benutze dieses auch viel für den Nacken, der durch den schweren Rucksack oftmals schmerzt.

Nachdem ich heute bereits 10 km unterwegs war, traf ich auf einen jungen Mann, den ich gestern schon mal sah. Kurz drauf holte er mich ein, weil ich an einer Weggabelung vor einem Schild stand und nicht wusste ob rechts oder links gemeint war. Es stellte sich heraus, dass er Deutscher ist. Martin, 29 Jahre aus Halle. Er ist bereits seit 7 Wochen unterwegs. Wow.

Zwischen uns hat direkt die Chemie gestimmt; gemeinsame Ansichten, Einstellungen etc. so dass wir die 16 km bis zu meinem heutigen Zielort gemeinsam weiter gelaufen sind. Auch er hatte gestern mit Jesus gesprochen. 😆

Unterwegs trafen wir ein Pärchen, welches er kannte und machten kurz Pause. Das Mädel wohnt derzeit in Weimar, ist aber ebenfalls in Erfurt geboren. Witzig.

Kurz drauf trafen wir auf eine weitere Bekannte von Martin. Valerie, die am kommenden Samstag 37 Jahre wird und vor 8 Jahren in Baden Würtemberg begann den Jakobsweg zu gehen. Jetzt hat sie es fast geschafft. Wir sind bei Facebook sogar in der selben Gruppe (Camino del Norte) und ich hatte auch schon mal Beiträge von ihr gelesen. Die Welt ist und bleibt ein Dorf.

Als wir Baamonde erreichten, war es erst 11:45 Uhr. Die Herberge öffnete aber erst 13 Uhr, also aßen wir noch zusammen mit Valerie eine Pizza, bevor Martin weiterzog.

Die heutige Herberge hat 94 Betten, als ich 13 Uhr eincheckte, waren noch ca. 20 weitere Pilgerer da. Inzwischen dürften alle Plätze belegt sein.

Jetzt beginnen tatsächlich die Kämpfe um ein Bett. Ab sofort gibt es auch mal 20 km keine Herberge, so dass man seine Tagestour genau planen muss und dann immernoch die Gefahr besteht, kein freies Bett mehr zu bekommen.

In der Herberge heute sind sehr viele Deutsche. Ich unterhielt mich mit einer Frau und es stellte sich heraus, dass sie in Oberfranken lebt, also gleich um die Ecke.

Die heutige Strecke war überwiegend ebenerdig und war sehr gut gehen.


Heute, bevor ich auf Martin traf, hatte ich über die 3 Symbole an meiner Halskette nachgedacht:

Kreuz - "Glaube": Mir fällt es schwer, an einen Gott zu glauben, bin aber davon überzeugt, dass es Schutzengel gibt und weiß, dass ich einen habe.

Aber letztendlich, so heißt es, sind die Engel, Untertanen von Gott.


Herz - "Liebe": Ein schwieriges Thema. Ich habe sie mein Leben lang gesucht und bin gleichzeitig vor ihr weg gerannt.

Ich weiß (theoretisch) schon länger, dass ich erst einmal bei mir anfangen muss. Wer sich nicht selbst liebt, kann auch niemanden anderes lieben.


Anker - "Hoffnung": Das setze ich mit "einem Ziel oder Wunsch haben" gleich. Und die letzten Tage hier wird es immer deutlicher, wie wichtig dies im Leben ist.


Mir ist heute bewusst geworden, was für ein wunderbarer, toller Mensch ich bin.

Und möchte mir selbst danken, weil ich so bin wie ich bin! Ich mag meine Charktereigenschaften und ich bin sehr stolz darauf, was ich in meinen Leben bisher erreicht habe. Es sind keine großen Dinge (ich bin weder Millionär, noch Firmenbesitzer und habe auch mit keiner Erfindung die Welt verbessert), aber ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben, verdiene mein eigenes Geld, bin unabhängig, frei und flexibel. Es stört mich nicht, dass ich "nur" im Mittelstand lebe, ich habe alles was ich brauche - ich bin ABSOLUT glücklich. Ich liebe mein Leben, so wie es ist. Das Leben hat es mit mir bisher sehr gut gemeint, alles hat sich positiv gefügt, mir wurden keine großen Stolpersteine in den Weg gelegt, ich bin gesund und ich musste bisher keine schweren Schicksalsschläge erleiden. Hierfür bin ich sehr, sehr dankbar.

Ich habe festgestellt, dass ich mich schon immer auf mich bzw. meine Entscheidungen verlassen konnte und meinem Bauchgefühl vertrauen kann. 

Ich habe keine meiner Lebensentscheidungen je bereut, hierrüber bin ich sehr glücklich.

Hier auf dem Camino habe ich erfahren dürfen, wie stark und ergeizig ich bin um mein Ziel zu verfolgen. Wie toll mein Körper, mit dem ich mein lebenlang gehardert habe, diese Strapazen mit macht. Ich bin stolz auf mich, wie gut ich hier mit meinen paar Spanischkentnissen, zu Recht komme, egal ob es um eine Zimmerreservierung, eine Bestellung im Restaurant oder allgemein die Orientierung in einem fremden Land geht. Hier her zu kommen, war eine große Herausforderung für mich, ich bin sehr froh, diese angenommen zu haben, denn ich habe bereits gemerkt wie gut sie meinem Selbstbewusstsein tut...

Jana

Whakautu (2)

Inge
Wir waren schon immer stolz auf Dich. Bloß gut, dass Du es jetzt auch bist. Dazu hast Du nicht mal 300 km gebraucht. Glückwunsch, und verlass Dich weiter auf Dein Bauchgefühl. Das hat eigentlich noch nie getrübt. Barbara und Inge

Doris
Ich bin stolz auf unsere 3 Töchter. Nicht allen Eltern sind solche tollen Kinder beschieden. Jede Tochter steht fest im Leben und geht ihren eigenen Weg. Wobei die Wege sich unterscheiden, aber jede Tochter ist glücklich mit ihrer eigenen Wahl.