Alexandra
Ich wünschte, ich hätte Herrn Ärmel meinen seidenen Hüttenschlafsack mitgegeben…Whakaputaina: 29.08.2024
Kanada ist teuer und Vancouver ist die teuerste Stadt in Kanada. Da wir hier 1,5 Wochen verbringen möchten und es mit dem House-Sitting und Couchsurfing leider nicht geklappt hat, haben wir im Internet ein günstiges Angebot etwas außerhalb von Vancouver gefunden. Dass wir dazu von der Innenstadt ca 35min mit der U-Bahn fahren müssen, wussten wir. Dass man nach der U-Bahn-Station noch 15min laufen muss, kam überraschend. Aber wir sind ja mobil. Wir liefen also zu der angegebenen Adresse, nur leider gab es diese nicht. Wir marschierten noch einmal den gesamten Block ab und klingelten schließlich an genau dem Haus, von dem Google-Maps behauptete, hier wäre unsere Unterkunft, obwohl die Adresse abwich. Eine nette Frau öffnete die Tür, die uns aber auch nicht weiter helfen konnte. Diverse Nachbarn beteiligten sich nun an der Suche, da sie entweder uns angesprochen und gefragt hatten, ob sie helfen können oder wir sie angesprochen und um Rat gefragt hatten. So entstand kurzzeitig der Eindruck, dass nun der gesamte Wohnblock an der Suche beteiligt war. Wenn wir auch nicht das Haus gefunden haben, so zumindest die Telefonnummer unseres Hosts, die auf der Internetseite gut versteckt war. Der Host war freundlich aber durcheinander. Zuerst behauptete er, wir hätten nicht reserviert. Dann bestand er darauf, dass wir einen chinesischen Nachnamen hätten. Nachdem Frau Waas sich weigerte, auch noch die chinesische Staatsangehörigkeit anzunehmen, hat er unsere Reservierung doch noch gefunden und erklärte, er hätte aus Versehen die falsche Adresse angegeben. Er korrigierte sie und schickte uns die richtige mit einem Zahlencode für die Box neben der Tür, in der sich ein Schlüssel befinden sollte. Unnötig zu erwähnen, dass der Code falsch war. Vor der Tür warteten bereits vier chinesische Menschen, die das gleiche Problem hatten. Auch ihnen hatte man zunächst, eine falsche Adresse genannt, die allerdings deutlich weiter weg von der eigentlichen Unterkunft war. Die Putzfrau und Concierge in einer Person, die im Haus am Aufräumen war, hörte uns und öffnete uns die Tür. Die Frau sah aus, als hätte sie schon einige Drogen im Laufe ihres Lebens konsumiert. Entweder aufgrund dieses Umstands oder aufgrund der Tatsache, dass sie ihre Instruktionen von dem besagten Host erhielt, war auch sie komplett durcheinander. Es dauerte ewig, bis sie uns auseinander sortiert hatte, ( weil wir ja auch alle 6 sehr chinesisch aussehen) und wir die richtigen Zimmer bekommen konnten. Dazu waren natürlich diverse Telefonate mit dem Super-Host notwendig, der nun doch lieber persönlich vorbei kommen wollte und bei dem Kunststück, wie man 6 Menschen auf 3 Doppelzimmer verteilt, mithelfen wollte. Frau Waas ging fest davon aus, dass er seine Unterkunft nicht finden würde und erschreckte sich regelrecht, als er plötzlich vor ihr stand. Er stellte zufrieden fest, dass das Rechenbeispiel wider Erwarten aufging und wir bereits auf unsere Zimmer verteilt waren. Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, hatten wir Zeit, unsere Unterkunft zu betrachten. Was war das??? Schmutzstarrend wäre noch beschönigend gesagt. Die Putzconcierge trällerte fröhlich, dass sie gleich saubermachen wolle. Gutes Timing so direkt nach dem Check-In. Es soll ja auch Unterkünfte geben, die machen so etwas im Vorfeld. Fürs Putzen fehlte ihr nicht nur die richtige Ausstattung sondern auch das Talent. So wischte sie den Boden mit einem feuchten Feudel, ohne ihn allerdings vorher gefegt zu haben, was nur dazu führte, dass die Haare und die Fussel am Boden festklebten. Na immerhin flogen sie so nicht in dem Raum herum. Das Waschbecken im Badezimmer war regelrecht schwarz. Als wir sie darauf aufmerksam machten, (dieses Detail hatte sie wohl übersehen), nahm sie die (zur Ehrenrettung sei gesagt: NEUE) Clobürste und putzte damit das Waschbecken. Die Kopfkissen waren frisch bezogen, jedoch war das Spannbettlaken dreckig. Ob wir wirklich ein frisches haben wollten? Wollten wir.
Die Bettdecken konnten in Ermangelung an Bettwäsche nicht mehr bezogen werden. Frau Waas war heilfroh, dass ein lieber Mensch ihr noch ein seidenes Inlay für die Reise mitgegeben hatte. So musste sie sich nicht ekeln!
Der Kleiderschrank war selbstverständlich auch verdreckt, ebenso wie die Küche. Die chinesische Familie nahm sich beherzt der Küche an, da sie direkt kochen wollte. Herr Ärmel wollte sich auf den Weg zum Supermarkt machen, um Desinfektionsmittel und Putzlappen zu kaufen. Aber da geschah es wieder: Wir wurden von der netten Familie zum Essen eingeladen, und so saßen wir zusammen und pulten Krabben und aßen rohen Lachs. Gesättigt machte Herr Ärmel sich auf den Weg, um die lebenserhaltenden Putzutensilien zu kaufen, währen Frau Waas auf dem Bett saß und nichts anfassen mochte. Der Absurditäten nicht genug fing es plötzlich im Kleiderschrank an zu vibrieren. Frau Waas weigerte sich nachsehen und erwischte sich bei dem Gedanken, dass nun sicherlich das ganze Haus auseinander brechen würde. Aber die einzige Veränderung, die eintrat, war, dass das Vibrieren wieder nachließ. Frau Waas beschloss auch dieses Ereignis unter der Rubrik "Auch eher merkwürdig" zu verbuchen und nicht weiter darüber nachzudenken.
Herr Ärmel kam nach Hause mit Putz-, Desinfektiondmitteln und eine groß angelegte Putzaktion konnte gestartet werden. Plötzlich kam ein weitere Gast aus einem Zimmer. Dies verwunderte alle, da die Putzconcierge zuvor ganz klar gesagt hatte, dass keine weiteren Gäste hier wohnen würden. Als sie von uns darauf hingewiesen wurde, dass in einer der gemeinschaftlich genutzten Duschen noch Duschgel, Zahnpasta etc liegen würden, behauptete sie, das müsse ein vorheriger Gast vergessen haben und warf alles in den Mülleimer. Der überraschend aufgetauchte Gast fischte nun alles wieder aus dem Mülleimer heraus, breitete die Sachen wieder fein sortiert aus und fragte uns, ob wir ein Taschentuch für ihn hätten. Auch eher merkwürdig!
Zum Schluss teilte uns die Putzconcierge mit, dass sie selbstverständlich hier auch ein Zimmer bewohnen würde. Glück muss man haben...
(Dieser Artikel enthält keine Fotos, da diese von der Redaktion zensiert wurden).