Közzétett: 24.08.2020
~ Erster Tag ~
Vancouver – Wildcamping Platz in der Nähe von Boston Bar
Nachdem wir alles eingekauft und richtig verpackt haben, fahren wir ein paar Kilometer bis nach Boston Bar.
Über die App iOverlander haben wir uns den ersten Übernachtungsplatz gesucht. Die App zeigt auch Plätze an, auf denen man wildcampen kann. Das heißt, in der Natur kostenlos übernachten. 😃🏕
Der Weg zu dem Platz ist nur eine Schotterstraße mit vielen Schlaglöchern und großen Steinen. Sieht ein bisschen wie ein Wanderweg aus. Im Schneckentempo fahren wir 20 Minuten bergauf und bergab. Wir werden für unsere langsame Fahrt aber auch belohnt: Auf der Straße hinter einer Kurve ist ein kleiner Schwarzbär, der erschrocken direkt das Weite sucht. Leider bin ich nicht schnell genug und mache nur ein Foto vom Unterholz!
An dem Platz angekommen fahren wir über eine kleine Brücke und schlagen unser Zelt direkt am Fluss auf. Rückblickend gefiel mir dieser Platz am Besten von den ganzen Wildcampingplätzen auf dem Weg zum Yukon.
Während ich mich ums Zelt kümmere, macht Julian ein Lagerfeuer. Weil das Zelt auf Sand steht, ist Julian der Meinung, dass wir keine Luftmatratze brauchen. Nach einem leckeren Essen am Feuer sind wir so müde, dass wir schlafen gehen.
Wildcampingplatz in der Nähe von Boston Bar – Wildcampingplatz am See in Prince George
Morgens werden wir wach und der Rücken schmerzt. Sand ist doch nicht so bequem wir gedacht!
Wir packen das Zelt zusammen und wollen die nächsten Kilometer bis nach Prince George fahren. Auf dem Weg zurück über die Schotterstraße sehen wir ein Reh.
Wir fahren so lange, dass wir an dem nächsten Wildcampingplatz ankommen als es schon dunkel wird. Ich baue schnell das Zelt auf und bestehe diesmal auf eine Luftmatratze! Ist ja auch ganz einfach: die Matratze hat eine integrierte Pumpe, die man nur treten muss, bis die ganze Matratze voll ist. Julian kümmert sich unterdessen um das Feuer. Das besondere hier ist, dass es Feuerstellen aus Metall gibt. Leider hat es die Tage vorher geregnet, sodass es ziemlich lange braucht um richtig zu brennen. Nebenan stehen ein paar Wohnwagen, die aber alle verlassen zu sein scheinen. Nach einem leckeren Essen sitzen wir noch am Feuer zusammen. Der Platz ist direkt an einem See und der Sonnenuntergang und die Dämmerung spiegeln sich sehr schön auf dem Wasser. Plötzlich wummert laute Heavy Metal-Musik über den See und ein kleines Motorboot kommt immer näher. Ein bisschen gruselig wird es mir schon und der Bootsmann hält an den Nachbar-Wohnwagen. Er sagt „Sorry“ und schmeißt seinen Stromgenerator an, der die ganze Nacht läuft. Aus dem Baum ertönt plötzlich ein tierischer Schrei. Ich versuche es zu lokalisieren, sehe aber nichts. Erst Tage später finden wir heraus, dass die Eichhörnchen so schreien, wenn man zu nah an ihren Versteck ist.
Wildcampingplatz am See in Prince Georgee - Stewart
Morgens werde ich wach und der Rücken schmerzt schon wieder! Die Luftmatratze hat ein Loch und die ganze Luft ist raus. Nachdem wir das Zelt eingepackt haben, fahren wir in die nächste Stadt und setzen uns ein paar Stunden in einen Tim Hortons. Hier überlegen wir uns die weitere Route: Prince Rupert fliegt von unserer Liste, da man keine Grizzly-Touren buchen kann und der schöne Nationalpark geschlossen zu sein scheint. Dafür entscheiden wir uns für Stewart als nächsten Stopp. Und so machen wir uns auf den Weg.
Unterwegs halten wir kurz in Moritze Town, um die Einheimischen beim Lachs angeln zu beobachten. Sie stehen dabei auf einem Felsen, der in einem reißenden Fluss liegt, und holen die Fische mit einem Kescher aus dem Wasser. Der nächste wartet mit einer Trage, in die der Fisch kommt und dann einem dritten über geben wird. Nur den Einheimischen ist es gestattet, die Lachse hier so zu fischen.
Danach geht es weiter nach New Hazelton, wo wir ein Picknick machen. Hier gibt es einen Wanderweg zu einem Wasserfall, den wir jedoch nur ein paar Meter gehen, um unsere Beine zu vertreten. Der nächste Stopp soll Kitwanga werden, um hier zu tanken. Das Örtchen ist jedoch geschlossen. Der Grund ist COVID-19. Viele kleine Orte haben kein Krankenhaus und nicht mal einen Arzt. Daher riegeln die Bewohner die Straße in den Ort mit Baumstämmen oder großen Autos ab. Ein Info-Schild sagt, dass Besucher nicht willkommen sind. Wir fahren zur nächsten geöffneten Tankstelle, bevor wir den Highway nach Stewart nehmen. Auf dem Weg sehen wir mindestens fünf Schwarzbären, die am Straßenrand essen. Außerdem fahren wir am Bear Glazier vorbei. Erst sind nur die Spitzen der Berge mit Schnee bedeckt und dann fahren wir nichtsahnend um eine Kurve: Ein riesiger Gletscher liegt zwischen zwei Bergen und endet in einem See. Der Blick ist so atemberaubend, dass wir erst mal anhalten, um das Naturschauspiel zu genießen! Leichter Nebel umspielt die Berge, sodass die niedrigeren Kanten wie ein verwunschendes Schloss aussehen. Als wir aussteigen, um Fotos zu machen, bläst uns ein kalter Windzug entgegen, der wegen des Gletschers so gekühlt wird.
Wir fahren weiter und kommen wieder in der Dämmerung in unserem Zielort Stewart an. Das Städtchen sieht ein bisschen wie eine Cowboy-Stadt aus. Und es ist nicht so richtig einladend. Wir fahren zu dem Wildcampingplatz. Es ist auf einem Gelände, auf dem riesige Baugeräte und Rohre aufbewahrt werden. Da mir der Platz zu gruselig ist, fahren wir zu einem offiziellen Campingplatz. Das Büro ist nicht besetzt. Aber man darf sich auf einen freien Platz stellen. Wir treffen einen anderen Reisenden, der ebenfalls gerade angekommen ist. Er ist auch Deutscher und erzählt, dass er es nicht in den Yukon geschafft hat und deshalb auf dem Weg zurück ist. Dieser Bericht macht uns erstmal nicht so große Hoffnungen für den nächsten Tag, an dem wir die Grenze zum Yukon überschreiten wollen. Julian macht sich richtige Sorgen. Einige Zeit später kommen die Besitzer vom Campingplatz vorbei: Sie sind sehr freundlich und erklären, dass sie morgen früh zum Ein-checken kommen und es ausreicht, wenn wir am nächsten Tag bezahlen. Da es schon so spät ist und ziemlich viele Mücken unterwegs sind, schlafen wir das erste Mal im Auto.
Stewart – Upperliad
Am nächsten Tag sieht die Welt – und Stewart - schon ganz anders aus! Das ist ein richtig süßes kleines Örtchen, das normalerweise vom Tourismus lebt. Die Besitzer kommen zur Abrechnung vorbei, während ich die heiße Dusche nutze und erzählen Julian viele Infos über Stewart und Hyder.
Stewart lebt normalerweise vom Tourismus und es kommen so 2/3 Europäer und US-Amerikaner.
Hyder ist der Nachbar-Ort, der jedoch schon in Alaska liegt. In Hyder leben zirka 40 bis 50 Einheimische, während in Stewart zirka 1.000 Einheimische leben. Da Hyder noch kleiner als Stewart ist, nutzen die Bewohner von Hyder alle Geschäfte und auch die Schule in Stewart. Aufgrund von COVID werden die Schüler jeden Morgen an der Grenze kontrolliert, obwohl sich hier alle Bewohner seit Jahren kennen!
Am Ende empfehlen sie uns ein Frühstück im „Toast Works“. Hier gibt es eine sehr große Toaster-Sammlung. Und das Frühstück ist auch richtig lecker!
Am Ende füllen wir das erste Mal unseren Trinkwasser-Kanister am Campingplatz auf. Das ist das leckerste Wasser, das wir auf der Reise finden! Wir fahren die paar Meter bis zur Alaska-Grenze und machen bei dem Abstecher ein paar Fotos. Die Grenzbeamtin ist richtig entspannt: „Klar könnt ihr Fotos machen. Fahrt ruhig bis zur Schranke und macht dann einen U-Turn.“ So einfach haben wir uns das nach den Erzählungen nicht vorgestellt. 😄
Nach einem kleinen Spaziergang durch den Sumpf fahren wir den Highway zurück und kommen wieder an dem Gletscher vorbei. Dann nehmen wir den Stewart-Cassiar-Highway nach Norden und sehen am Anfang noch ein paar Bären. Alle 100 Kilometer ändert sich die Landschaft. Mal sehen wir weite Graslandschaften, dann wieder Berge, Wälder oder Steppe. Aber alle paar Kilometer kommt auch eine größere Stadt. Nach ein paar Stunden machen wir ein kleines Picknick an einem kleinen See. Außerdem sehen wir das erste Mal einen See mit türkisem Wasser.
Dann erreichen wir die Grenze in den Yukon. Ich suche schnell unsere Pässe und Unterlagen heraus. Wir sind ziemlich aufgeregt, als wir uns der Grenze nähern. Und dann... sind wir im Yukon! Ein „Herzlich Willkommen im Yukon“-Schild begrüßt uns und wir können unser Glück gar nicht fassen. Ohne Kontrolle sind wir in den Yukon gekommen! Oder doch nicht?
Zwei Kilometer weiter sehen wir Blaulicht und die Straße ist gesperrt! Ein Grenzbeamter steigt aus seinem Auto und läuft durch den leichten Regen auf unser Auto zu. Julians erster Kommentar: „Der hat miese Laune!“
Nach einer Begrüßung möchte er wissen, wohin wir wollen. "Whitehorse."
"Und seid ihr Residents (Ortsansässige) oder Touristen?" – "British Columbia Residents!"
"Dann bitte die Ausweise!" – "Leider haben wir es nicht geschafft diese Ausweise zu besorgen. Aber wir haben einen Nachweis von unserem Arbeitgeber, dass wir die letzten Monate in Vancouver gearbeitet haben."
Er sieht sich unsere Reisepässe und die Dokumente an und sagt, dass wir einreisen dürfen, weil wir die letzten Monate schon in British Columbia gelebt haben. Und mies gelaunt war er übrigens auch nicht! Überglücklich, dass wir die Bestätigung vom Arbeitgeber noch besorgt haben, fahren wir in den Yukon!
In Upperliad übernachten wir auf einem alten verlassenen Campingplatz, der direkt am Fluss liegt. Viel zu müde, um noch zu kochen, schlafen wir im Auto. Unser Zelt wollen wir nicht aufbauen, weil es regnet und 1000 Mücken unterwegs sind. #1000MückenGefälltDas!
Upperliad – Whitehorse
Am nächsten Morgen fahren wir nach Watson Lake. Hier tanken wir und bekommen sogar einen Gratis-Kaffee! Danach besuchen wir den Sign Post Forest. Hier haben Reisende ihre Ortsschilder an Pfähle angebracht. Wir sehen auch sehr viele Ortsschilder aus Deutschland. Nach einem kleinen Spaziergang fahren wir weiter Richtung Osten nach Whitehorse - die Hauptstadt vom Yukon. Bevor es aber auf die Straße geht, installiert Julian unsere kleine Kamera im Auto. Wir hoffen, dass wir damit alle Tiere filmen können, die wir die letzten Tage vom Auto aus gesehen haben. Leider ereilt uns ab da der Kamera-Fluch. In den ganzen Tagen im Yukon filmen wir nur ein einziges Tier: ein großer Hirsch.
Auf dem Weg fahren wir einen einzigen Highway, der aber noch zwei Mal die Grenze nach British Columbia überschreitet. Auf einem Rastplatz machen wir erstmal einen Powernap, weil die Nacht im Auto nicht so erholsam war. In Whitehorse angekommen, fahren wir zum Visitorcenter (Besucherzentrum). Die Dame ist richtig freundlich und versorgt uns mit jeder Menge Informationen über den Yukon. Ich nehme jede Menge Info-Broschüren mit. Abends schlafen wir wieder im Auto auf einem Parkplatz vor der SS Klondike. Die SS Klondike war ein Schiff, das Fracht zwischen Whitehorse und Dawson City entlang des Yukon-Flusses lieferte. In der Abenddämmerung putzen wir uns die Zähne und Julian steht vor dem Auto, als ein Fuchs über den Parkplatz läuft. So hektisch habe ich Julian noch nie zum Auto gerufen. Aber Julian trödelt draußen noch rum, damit ich ein Foto machen kann, was ich in der Hektik natürlich nicht mache. Stattdessen läuft ein Horrorfilm vor meinem inneren Auge ab und ich überlege krampfhaft, was Tetanusimpfung wohl auf englisch heißt, wie ich Julian aus den Reißzähnen des Fuchses befreie und wie ich ihn anschließend ins Krankenhaus bekomme. All das passiert in wenigen Sekunden, fühlt sich aber wie Minuten an. Als Julian im Auto ist und mein erschrockenes Gesicht sieht, sagt er, dass er es fünfmal ins Auto geschafft hätte! Leider muss ich danach noch zum Zähne putzen raus. Ich warte aber noch, bis der Fuchs im Rückspiegel nicht mehr zu sehen ist.
Whitehorse – Dawson City
Am Morgen fahren wir zum Yukon Wildlife Preserve. Wir sind ein paar Minuten vor der eigentlichen Öffnungszeit schon vor den Toren und sind die ersten Besucher. Drei Stunden laufen wir durch das riesige Wildtiergehege. Und wir sehen alle Tiere, weil sie direkt nach der Eröffnung gefüttert werden. So sehen wir riesige Elche und kletternde Bergziegen, Karibus, Füchse und Rehe, Bisons und Muskox.
Danach fahren wir weiter nach Dawson City. Unterwegs machen wir eine kleine Kaffeepause in der Nähe der Five Fingers Islands. Es ist ein bisschen bewölkt und ich sage zu Julian, dass ich denke es wird gleich anfangen zu regnen. Nach ein paar Minuten fängt es wirklich an und ich gucke ihn mit meinem "Ich hab´s dir ja gesagt"-Gesicht an.
Weiter auf dem Weg nach Dawson City sind zwei riesige Baustellen, die mich echt zum Schwitzen bringen. Die Strecke ist keine Schotterpiste, sondern besteht nur aus Erde, die durch Regen und LKWs auf der ganzen Breite so tiefe Reifenspuren hat, dass man gar nicht weiß, woher man eigentlich fahren soll. Trotz unseres großen Autos bleibt man in den Spuren stecken und fängt an zu schliddern, wenn man versucht herauszufahren.
Dawson City ist eine berühmte Goldgräberstadt und sieht auch noch so aus, wie damals. Leider bekommen wir keinen Platz mehr auf dem Campingplatz im Stadtkern und so werden wir das erste Mal auf die Government-Campingplätze aufmerksam. Das ist die beste Entscheidung überhaupt: Der Platz kostet 12 Can-$ pro Nacht, man bekommt gratis Feuerholz und jeder Platz hat einen Picknick-Tisch und eine eigene Feuerstelle. Der besondere Clou: man fährt mit einer Fähre über den Yukon-Fluss. Die Fähre ist Teil des Highways und ist kostenlos. Der Campingplatz ist so voll, dass wir einen der letzten Plätze bekommen. Aber er ist perfekt. Man checkt sich selbst ein und legt in einen Umschlag das Geld. Ein anderer Teil wird am Eingang des Platzes festgemacht, damit man sieht, dass der Platz belegt ist. Unser Lagerfeuer hält uns lange warm, denn wir bleiben lange wach, weil es zu dieser Zeit im Norden erst sehr spät dunkel wird.
Dawson City
Mit der Fähre fahren wir zurück zur Stadt und besuchen das Besucherzentrum. Wir werden sehr freundlich begrüßt und erhalten wieder einige Infos, was wir in Dawson machen können. Ein Highlight: An einem etwas abgelegeneren Punkt an einem kleineren Fluss kann man Gold suchen. Den passenden Gold-Pan dürfen wir uns im Besucherzentrum ausleihen. Dabei handelt es sich um eine flache Schüssel oder Pfanne, in die man Dreck und Erde füllt und dann langsam im Fluss alles aus wäscht bis nur noch das Gold übrig bleibt. Das scheint ja wirklich einfach zu sein! Drei Stunden suchen wir, bis wir erfolglos aufgeben. Danach fahren wir zu einem Ausguck und genießen die Aussicht über Dawson City und die Umgebung. Plötzlich werden Steine aufgewirbelt und Kies knirscht laut hinter uns: Die Dawson Jugend kommt auf Mountainbikes an gedüst, rufen irgendwas wie einen Motivationsruf und rasen den Abhang hinunter. Alle Besucher fangen an zu applaudieren und jubeln. Aber nur ein paar Sekunden, weil der erste schon stürzt! Schnell rappelt er sich wieder hoch und auf sein Rad, um dann zwei Meter weiter wieder zu fallen. Danach schiebt er sein Rad weiter. „Denn wer sein Rad liebt, der schiebt!“ Julian verdreht die Augen und geht zurück zum Auto. Ich fand den Spruch gut. 😅
Zurück im Städtchen setzen wir uns in den ältesten Pub der Stadt und trinken ein Bier. Schnell beeilen wir uns, weil unser Plan wie folgt aussieht: Mit der Fähre zurück zum Campingplatz, Auto wegbringen, zu Fuß in die Stadt zurück und in das einzige Casino Yukons, das sehr berühmt für seine Tanzshows ist. Vor der Fähre ist aber so eine lange Schlange, dass wir uns um entscheiden und direkt zum Casino fahren. Im Besucherzentrum wurde uns erzählt, dass nur 100 Leute rein gelassen werden und man schon 30 Minuten vor der Öffnungszeit da sein sollte. Die Schlange vorm Casino ist schon richtig lang und Julian schätzt, dass wir an Stelle 90 stehen. Und so ist es auch: nach einer Stunde in der Sonne, sind wir dem Eingang so nah und sind Nummer 92 und 93. Leider werden nur so 86 Leute rein gelassen und so müssen wir draußen warten, bis die ersten den Laden wieder verlassen wollen. Der Spaß ist zum Greifen nahe! Und jeder Raucher, der raus kommt hat einen anderen Spruch auf Lager. Pünktlich zur Show sind wir dann aber drin: Das Essen und Trinken ist wirklich lecker und das Ginger Ale wird gar nicht berechnet. Aber wir müssen schon schmunzeln! Das Casino besteht nur aus ein paar Spieltischen und Automaten. Dafür ist das Ambiente wirklich schön. Nach der ersten Show fängt eine schrille Glocke an zu schellen! Schnell suchen wir den glücklichen Gewinner an den Automaten, bis wir feststellen, dass es der Feueralarm ist und kein Automat. Alle müssen raus und ich versuche Julian zu instruieren, wie er sein Bierglas mit raus geschmuggelt bekommt. Leider ist die Dame an der Türe wachsam und so muss Julian sein Glas abgeben. Aber nicht ohne vorher es noch schnell aus zutrinken. 😄 Der Feuerwehreinsatz ist dann wirklich spektakulär anzusehen. Leider hält keiner mehr den Corona-Sicherheitsabstand ein. Auch als die Feuerwehr Entwarnung gibt und alle wieder rein dürfen, ist man eng gedrängt. Drinnen schauen wir uns noch die zweite Show an, bevor wir das Casino verlassen. Draußen steht immer noch eine meterlange Schlange mit Wartenden, die rein möchten.
Dawson City
Morgens verlängern wir erstmal unseren Campingplatz, bevor es zu unserem erneuten Goldwasch-Versuch geht. Nach drei Stunden geben wir die Goldpfannen zurück und zeigen unsere Funde! Im Besucherzentrum ist man sich sicher: Das ist echtes Gold! Und wir werden zur Stadtsensation. Jeder der rein kommt, um seine Funde betrachten zu lassen, wird zu uns geschickt, damit wir unser Gold zeigen.
Dawson City – Nähe Hains Junction
Zuerst wollen wir noch die Museen anschauen. Leider sind sie alle geschlossen. Also machen wir nur einen Stadtbummel und laden unseren Laptop ein letztes Mal im Besucherzentrum auf.
Danach geht es zurück nach Whitehorse, dort tanken und kaufen wir nur schnell ein und fahren weiter Richtung Hains Junction. Wir wollen am nächsten Tag nämlich früh zum Kluane Nationalpark! Auf dem Weg steht die Sonne so tief, dass sie mich beim Fahren blendet. Aber wir werden auch entschädigt: Auf einer kleinen Anhöhe steht ein großen Elk! Das ist ein Wapiti oder Rothirsch auf deutsch. Er ist unglaublich groß und wir können ihn mit der Kamera filmen. Sehr spät kommen wir auf einem Campingplatz an und ich baue das Zelt auf Steine auf, weil die Wiese unter Wasser steht. Mit dem Grillen klappt es auch nicht so richtig und so essen wir im Dunkeln. Wir bleiben extra bis zwei Uhr morgens auf, weil eine kleine Chance besteht, dass wir Nordlichter sehen können. Erst sitzen wir draußen, aber als uns zu kalt wird, schlüpfen wir in unsere Schlafsäcke, machen das Fenster vom Zelt auf und suchen den Himmel weiter ab. Ich muss gestehen, ich schaff es nicht bis zwei Uhr und döse schon vorher ein.
Nähe Hains Junction – Whitehorse
Zuerst bauen wir das Zelt ab und packen das Auto. Weil das Zelt ein bisschen nass ist, versuchen wir es in den ersten Sonnenstrahlen zu trocknen. Ich stehe gerade ein bisschen in der Gegend herum und bin keine große Hilfe beim Auto Einräumen, als ich plötzlich merke wie Julian an der Schlaufe meiner Jeans zieht. Er hakt ein Seil des Zeltes in die Jeansschlaufe ein und meint, dass ich dann jetzt einen Job habe, während ich nur in der Gegend herum stehe!
Wir fahren zum Informationszentrum vom Kluane Nationalpark und holen uns Infos über den Park ein. In dem Nationalpark liegt der größte Berg Kanadas: der Mount Logan. Der größte Teil vom Nationalpark ist mit Eis und Gletscher bedeckt. Die Rangerin schaut uns schon ein bisschen fragend an, als wir nach Tageswanderungen fragen. Da denken wir uns noch gar nichts bei. Schnell kaufen wir noch Bärenspray auf Anraten der Rangerin. Leider führt keine Straße in den Park, sondern nur am Rand lang, weil der Nationalpark überwiegend mit Eis bedeckt ist. Unsere erste Wanderung ist wirklich schön und wir laufen über einen Steingletscher. Dieses Steinfeld wurde vor Jahrhunderten von einem Eisgletscher mit ins Tal gezogen, bevor es dann nach der Eisschmelze zurück geblieben ist. Die zweite Wanderung ist so schwierig, dass wir sie abbrechen. Und da wird uns bewusst: Der Nationalpark ist für richtige Wanderer ausgelegt, die über mehrere Tage wandern wollen und nicht nur für Freizeit -Spaziergänger! Zurück in Whitehorse bekommen wir auf dem Campingplatz einen richtig schönen Platz, der direkt an einem Fluss liegt. In der Nacht hören wir die ganze Zeit das Rauschen des Flusses.
Whitehorse – Watson Lake
Früh morgens besuchen wir den Miles Canyon. Eine hölzerne Brücke führt auf die andere Seite und über den reißenden Fluss. Julian soll ein Bild von mir machen, wie ich an der Brücke „hänge“ und scheinbar unter mir direkt der Canyon und der Fluss ist. Leider fotografiert Julian meine Füße mit, die sicher auf dem Boden stehen. Mindestens fünf Minuten beschwere ich mich über Julians Foto-Künste! Der nächste Stopp ist Emerald Lake. Er ist sehr bekannt für seine grüne Farbe. In Watson Lake angekommen fällt Julian der Steinschlag in unserer Windschutzscheibe auf! Zu allem Überfluss ist der Weg zum Campingplatz auch noch lang und von Schlaglöchern übersät! Dort angekommen erwarten uns schon so viele Mücken, dass sie schon beim Zeltaufbau über mich herfallen. Was für ein letzter Abend im Yukon!
Der Plan für die nächsten Tage: Wir wollen die Rocky Mountains und die zwei Nationalparks Jasper und Banff besuchen.
Dazu im nächsten Beitrag mehr!
Fazit: Uns hat der Yukon richtig gut gefallen. Wir sind ein bisschen traurig, dass wir für die Nordlichter eine Woche zu früh waren. Julian hatte sich mehr Wildlife erhofft und ist ein bisschen enttäuscht, dass wir nicht so viele Tiere gesehen haben! Aber dafür ist die Natur wirklich schön! Mir hat besonders gefallen, dass die Städte nicht so groß sind und es hier so viel unberührte Natur gibt. Gerade als Beifahrerin war ich von der Broschüre überrascht, die über viele Sehenswürdigkeiten und interessante Stopps an den Highways informiert hat. Aus dieser Broschüre habe ich Julian oft bei der Fahrt vorgelesen und so haben wir einiges über die Umgebung gelernt. Leider gab es so etwas in den anderen Provinzen nicht. Wirklich positiv fand ich die ganzen Besucherinformationszentren! Obwohl im Moment so eine schwierige Situation ist, waren alle Mitarbeiter immer sehr freundlich und hilfsbereit und konnten uns mit den notwendigen Infos versorgen.
Wir sind sehr froh, dass wir uns für die Fahrt in den Yukon entschieden haben und wollen die Zeit nicht mehr missen. Gerade, weil nur Bewohner aus den Provinzen British Columbia, Nordwest-Territorien oder Nunavut einreisen dürfen, sind so wenig Besucher unterwegs, dass wir die meisten Orte und Umgebungen für uns alleine hatten. Zwar waren auch einige Örtchen und Sehenswürdigkeiten geschlossen, aber wir haben die Reise trotzdem genossen. So fühlte sich unsere Reise wie eine Entdecker-Reise an, bevor der Tourismus startete.