प्रकाशित: 21.08.2018
Wir sind mit unseren mittlerweile 6-und 8-jährigen Kindern begeisterte Städteurlauber. 2018 war, nach Berlin 2017,Amsterdam an der Reihe, und ich gebe hier gerne Tipps für alleFamilien, die - prinzipiell oder zur Abwechslung - einenFamilienurlaub im urbanen Umfeld machen möchten.
Was hier in der Liste nicht erscheint –beispielsweise der Zoo oder das Anne-Frank-Museum (für das unsereKinder noch zu jung sind) – haben wir nicht besucht. Das heißtaber nicht, dass das keine guten und lohnenswerten Ziele sind.Probiert es aus.
Es empfiehlt sich schon aus preislichenGründen die Unterkunftssuche im Umland. Wir haben zwei Wochen ineinem Dorf in der Nähe von Amsterdam verbracht (Muiderberg). Unserepreiswerte Unterkunft (100 Euro pro Nacht) war ein Privathaus, daswährend der Ferien der Familie an Urlauber vermietet wird. Der Ortweist alle Notwendigkeiten und Annehmlichkeiten – Bäcker,Supermarkt, Strand, Restaurants und erstaunlicherweise einenhervorragend sortierten Saxophon- und Klarinettenladen – infußläufiger Entfernung auf. Eine unserer Prämissen war, dass wirOHNE Auto Urlaub machen wollen und deshalb alle unsere Ziele mitBahn, Bus und anderen Öffentlichen erreichbar sein müssen.
Zugverbindungen nach Amsterdam sindschnell und – bei entsprechend umsichtiger Planung – auchpreiswert zu haben. Wir sind mit dem Europa-Sparticket der DBgefahren und haben für 4 Personen mit BahnCard 25 inklusivePlatzreservierungen rund 165 Euro pro Strecke bezahlt. Sowohl ausDresden als auch aus Stuttgart reist man mit einem einzigen Umstiegin Frankfurt. Die Bahn hat uns mit den üblichen Späßen beglückt(ausgefallene Klimaanlagen und daraus folgend zugesperrte Waggons,umgekehrte Wagenreihung etc.- uns grundsätzlich aber gut undpünktlich ans Ziel gebracht. Auf beides - sowohl auf die Späße alsauch auf das im Großen und Ganzen heile und bequeme Ankommen –kann man sich verlassen.
Das niederländische Öfi-Netz ist gutausgebaut - trotzdem gibt es natürlich Regionen, in denen nichtaller fünf Minuten ein Bus fährt. Speziell unser Dorf Muiderbergist durch eine Buslinie, die teilweise halbstündlich, größtenteilsstündlich bedient wird, mit der nächstgrößeren Stadt Weesp verbunden (Fahrzeit ca. 17 Minuten). Von Weesp aus fahren praktisch im20-Minuten-Takt Bahn-Sprinter nach Amsterdam (Fahrzeit ca. 20Minuten). Wir haben mit dieser Anbindung gute Erfahrungen gemacht -man muss sich etwas organiseren, weil es bei einem Einstundentakttatsächlich ärgerlich ist, wenn man einen Bus verpasst. Uns ist dasaber nicht passiert, auch weil sich die Bushaltestelle praktisch vorunserer Haustür befand.
Etwas kompliziert gestaltet sich(zumindest anfänglich, wenn man sich nicht auskennt) dasTarifsystem. Ich gehe erst gar nicht auf die ganzen Nachteile ein,sondern erkläre gleich, wie man es am besten machen sollte. Willman, wie wir, 14 Tage lang viel und eventuell etwas großräumingerin und um Amsterdam herumfahren, kauft man am besten dieOV-Aufladekarte, die auch jeder Holländer nutzt. Diese Karte kostet7,50 Euro (erhältlich z.B. direkt am Bahnhof Amsterdam Centraal) ,und sie muss immer mindestens mit 20 Euro aufgeladen sein, um im Zuggenutzt werden zu können. Aufladen kann man sie unkompliziert anAutomaten. Mit dieser Karte fährt man aber nicht nur Zug, sondernauch Bus und Tram in der ganzen Region. Entwertet wird sie beimEinstieg an einem Terminal, und sie MUSS (WICHTIG!!!) beim Aussteigenauch wieder gescannt werden. Wenn man das vergisst, hat man einProblem, weil die Karte dann ungültig wird. Man kriegtsie beim Service wieder instandgesetzt, aber das ist aufwändig undkostet Zeit und Nerven.
Beschließen wir also einfach mal, dassman das nicht vergisst - so schwer ist es ja auch nicht - dann istdiese Karte eine feine Sache. Man zahlt ermäßigte Tarife damit, undsie ist bei häufiger (oder wie bei uns: täglicher) Nutzung durchausdie preiswerteste und angenehmste Methode, um sich mit Öfis in undum Amsterdam zu bewegen - sie schlägt auch die für Touristenangebotenen Tages-Tickets. Ist der Urlaub zu Ende, geht man zumService am Bahnhof und lässt sich dort den Restbetragzurückerstatten. Unter 30 Euro Guthaben geht das sofort in bar, alsosollte man darauf achten, nicht über diesem Betrag zu sein. Über 30Euro wird es überwiesen. Die entladenen Karten kann man behalten undfür einen eventuellen weiteren Besuch in der Gegend aufheben.
Kommen wir nun zu einem eklatantenNachteil dieses Systems. Die kinderfreundlichen Niederlande sindleider unfähig, solche Karten auch unkompliziert für Kinderauszustellen. Es gibt sie zwar, und mit ihnen reisen Kinder (4-11,darunter generell frei) in Begleitung ihrer Eltern sogar kostenlos.ABER: Die Kinder-Chipkarten werden NUR personalisiert ausgestellt,und das dauert natürlich ein paar Tage. Wenn man das – wie wir -nicht weiß und am Anfang seines Urlaubs steht, ist das Ganze alsogroßer Bockmist. Wir hatten somit den Ärger an der Backe, fürjeden Bus, jeden Zug und jede Tram ein Extra-Ticket für die Kinderlösen zu müssen, denn die Trams in Amsterdam haben nichts mit derBahn zu tun, und alle beide wiederum nichts mit der Busgesellschaft,die in unserem Dorf verkehrt. Zwar sind die Preise für dieKindertickets immer noch billig (empfehlenswert sind gleich jeweilsTagestickets), und nach ein paar Tagen hat man auch gerafft, wo manwie welches Ticekt schnell bekommt, aber ein Ärger bleibt es doch -als Erwachsener scannt man sich fröhlich überall ein und aus, undfür die Kinder hatte ich täglich je drei verschiedene Tagesticketsin der Tasche.
Die Fähren in Amsterdam sind teilweise kostenlos.
Tipp an dieser Stelle: Bestellt dieseKinder-Chipkarten VOR Antritt eurer Reise im Netz und lasst sie euchpostalisch zustellen. Das erspart euch viel Stress und auch etwasGeld, denn wie gesagt: Kinder reisen damit größtenteils kostenlos. https://www.htm.nl/deutsch/ov-chipkaart/
Jeder, der sich an seine eigeneKindheit erinnert, weiß: Stadtbesichtigungen sind für Kinder ödeund anstrengend. Ich konnte als Siebenjährige die Schönheiten Pragsbei ellenlangen Durchmärschen auch nicht wirklich schätzen, undunseren Kindern ging es mit Amsterdam nicht anders. Häuser, Kirchen,Grachten, Brücken - na ganz große Klasse. ;-) Natürlich ist dieStadt auch für Kinder auf den ersten Blick faszinierend, des vielenWassers wegen. Aber nach zwei Tagen verfliegt dieser Zauber, denn obman an einer Gracht langlaufen muss oder sonstwo, ist den Kidswurscht, die nörgeln.
Unsere Tipps: Den Kindern klarmachen,dass es ein Urlaub für alle ist - auch für Mama und Papa, und dassauch die Eltern Bedürfnisse haben. Kompromisse helfen hier weiter.Beispielsweise kann man einen Tag ganz auf die Bedürfnisse derKinder einstellen, und einen weiteren sind sie dann im Gegenzugbereit (oder sollten es sein), auch mal einen halben Tag ohnegrößeres Theater ein paar Kilometer durch die Stadt zu laufen.Aufhübschen kann man das Ganze mit Spielplatzpausen zwischendurch(v.a. der Vondelpark ist dafür geeignet, aber auch das kostenloszugängliche Terrassendach des Wissenschaftsmuseums NEMO), einem Eishier und einer Handvoll Gummibärchen da. Ein schönes Essen in einemder vielen Pannekoeken-Restaurants ist für Kinder wie Erwachsenegleichermaßen eine super Pause. Und wenn Mama und Papa dauernd indiesen und jenen Laden unbedingt reinwollen oder auf dem Flohmarkt inaltem Krempel rumwühlen müssen, sollte man im Gegenzug auch bereitsein, die Kinder in einem der unsinnigen Souveniershops nachHerzenslust in dem billigen Pampf und Pofel kramen zu lassen, derKinderherzen höher schlagen lässt. Das bedeutet ja nicht, dass mandann ständig was kauft. Bücher-Antiquariate sind auch sehrgeeignet, da man die Kids dort einfach in eine gemütliche Eckesetzen und ihnen ein historisches Comic in die Hand drücken kann.Unsere zumindest hat das 20 Minuten ruhiggestellt. Unsere Jungs sindsicher keine ganz unkomplizierten Charaktere, aber wir haben die 14Tage Amsterdam-Urlaub auf diese Weise zur Zufriedenheit allerverbracht (von kleinen Nörgelattacken abgesehen).
Spezialtipp: Walkie-Talkies mitnehmen!Hat man das Glück, neben einem Flohmarkt einen kleinen Spielplatzvorzufinden, kann man ältere Kinder dort beruhigt spielen lassen,bleibt aber über Funk mit ihnen verbunden und kann selber in Ruhedie Stände abklappern.
Eine Grachtenrundfahrt haben wirübrigens nicht gemacht, weil unsere eher auf dem Selfmade-Trip sindund, wenn schon auf dem Wasser, dann per Kanu oder Tretboot unterwegssein wollen. Davon raten wir direkt in Amsterdam entschieden ab - derVerkehr auf dem Wasser ist schlicht zu unübersichtlich, und werschonmal verzweifelt strampelnde Touristen beobachtet hat, die mitihrer Tretmühle einem Lastenboot ausweichen wollen, ist von dieserIdee geheilt (erst recht mit Kindern!). Die Wasserwege im Umland sinddafür weitaus besser geeignet, und eine ganztägige Paddeltourbeispielsweise um Weesp oder Muiden herum ist unschlagbar (dazuspäter mehr).
Vorsicht vor den Fietsen! Fahrradfahrer(und auch Mopeds, die auf den Fahrradwegen fahren) sind in Amsterdamschnell und teilweise rücksichtslos unterwegs, und wir hatten eine(glücklicherweise nur schreckhafte) Kollision zu beklagen. Man mussals Ausgleich dazu sagen, dass natürlich auch wir Touristen an derGesamtsituation nicht ganz unschuldig sind, denn man steht gerne malstaunend und selbstvergessen auf irgendwas rum, was ganz klar einRadweg ist, und – wir sind viele! Man kann also die Ungeduld derRadfahrer gegenüber den verträumten Gästen der Stadt durchausnachvollziehen. Es gilt: Radfahrer und Mofas sind schneller da, alsman denkt, sie materialisieren sich aus dem Nichts, und sie haltenauch nicht unbedingt an, wenn sie grade ein Kind gestreift haben.Haltet euren Nachwuchs also fest an der Hand, wenn ihr Straßenüberquert, und schärft ihnen das aufmerksame Links- undRechts-Schauen ein.
Last but not least: Eltern, die mitKindern reisen, sollten nicht die Ansprüche an einen Stätdeurlaubstellen, den sie als Alleinreisende hätten, denn die sind schlichtutopisch und sollte man sich für Zeiten, in denen man zu zweitunterwegs ist, aufheben. Stadtbesichtigungen gehen in Maßen, aberman sollte das nicht übertreiben. Speziell in Amsterdam ist noch zusagen - sollte sich diesbezüglich jemand sorgen - , dass mantagsüber problemlos auch durchs Rotlichtviertel kann. Die Fenstersind nicht besetzt, die Läden mit ihren kuriosen Auslagen nehmen dieKinder (also jüngere zumindest) nicht wahr, und da das Viertelpraktisch direkt am Bahnhof losgeht, kommt man oft gar nicht umhin,es zu durchqueren. Das ist aber tatgsüber wirklich völligunproblematisch.
Die vielbeworbene I-Amsterdam-Cardhaben wir ganz bewust nicht gekauft. Sie lohnt sich nach unserenBerechnungen nur, wenn man viel Besichtigung in wenig Zeit presst,und das ist nicht immer das Empfehlenswerte – wer will schon durchdrei Museen täglich rasen? Ein weiterer Nachteil ist dieZeitgebundenheit. Man erhält diese Karte für einen, zwei oder dreiTage, und dann muss man eben in dieser Zeit möglichst viel„erledigen“, damit sich der auch nicht ganz geringe Preisrechtfertigt. Das widersprach unserem Wunsch, flexibel und entspanntund nach Wetter, Lust und Laune täglich zu entscheiden, was wir tunwollen. Nach zwei Tagen in der Stadt muss man mit Kindern ohnehinpausieren und etwas komplett anderes machen. Hat man, wie wir, dasOV-Ticket für die Öfis, lohnt sich der Kauf der I-Amsterdam-Cardgleich gar nicht, und die angepriesenen Vergünstigungen inbestimmten Restaurants und Läden nutzt man, wenn man ehrlich ist, jaauch nicht wirklich. Bleibt es aber bei einem Museum pro Tag, dannkommt man (sehr viel!) billiger mit dem unermäßigtenEintrittspreis.
Das Rijksmuseum mussten wir unserenKindern erst einreden, denn die Aussicht auf hunderte todlangweiligeGemälde an vielen, vielen Wänden hat sie selbstredend nichtbegeisert. Wie viele Museen in Amsterdam ist auch das Rijksmuseum einteurer Spaß (17,50 Euro für Erwachsene), so dass man sich gutüberlegt, ob man das riskiert, wenn es doch sein kann, dass manaufgrund völliger Unlust der Kinder das Ding nach einer halbenStunde wieder verlassen muss.
Warum es trotzdem geklappt hat, istschnell erklärt. Zunächst mal zahlen Kinder im Rijksmuseum keinenEintritt, es bleibt also bei der Gebühr für die Erwachsenen (plusGebühren für Audio-Guides). Zum zweiten haben wir mit ihnen vorherüber die berühmten Maler gesprochen und ihnen erklärt, dass manaus dem Betrachten dieser Bilder sehr viel vom Leben der Menschendamals erfahren kann, und weshalb es so wichtig ist, solche Gemäldezu kennen und zu erhalten. Man kann das gut an den Interessengebietender Kinder festnageln – wenn sie beispielsweise wie unsere anFotografie interessiert sind, schadet ein Hinweis auf das berühmteund von heutigen Fotografen immer noch verinnerlichte„Rembrandt-Licht“ nicht. Das Rijksmuseum hat zudem nicht nurGemälde, sondern auch Schiffsmodelle, Uhren, historischeSicherheitsschlösser und anderes zu bieten.
Sie haben sich also breitschlagenlassen, und wir haben es nicht bereut. Es gibt einAudio-Guide-geführtes "Familienspiel" (auch auf deutsch),das zu mehreren Gemälden (u.a. die Nachtwache von Rembrandt), zueinem raffinierten Kombinationsschloss und einem "Pisspott"aus herrlich bemaltem Meißner Porzellan samt Erklärung, wie er vonden feinen Damen benutzt wurde, führt. Das hat uns großen Spaßgemacht, es mussten Rätsel gelöst und Aufgaben erfüllt werden, dasGanze interaktiv und sehr originell gestaltet (jedes Kind istglücklich, wenn es auf einem Bildschirm rumdaddeln kann), und fürerfolgreiche Teilnahme gibt es im Museumsshop sogar ein kleinesGeschenk. Im Anschluss habe ich sie dann noch zu einigen wenigenausgewählten Bildern geführt (vorher festlegen!) und ihnen das einoder andere dazu erklärt, und im Nu waren zweieinhalb Stunden rum,ohne dass es langweilig wurde. Wir hatten den Vorteil, dass wir schoneinmal ohne Kinder in Amsterdam waren und das Rijksmuseum allein undohne Zeitdruck besuchen konnten, deshalb fiel es uns nicht schwer, esdiesmal nach so kurzer Zeit schon wieder zu verlassen. Wichtig ist:Unsere Kinder waren interessiert und begeistert bei der Sache.
Machen wir es kurz: Seid morgens beiKassenöffnung da und verlasst das Gebäude erst wieder, wenn maneuch abends rauswirft. Das Nemo ist sündhaft teuer (ab 4 Jahren16,50 Euro pro Person), aber es garantiert einen ganzen Tag langatemberaubende, spannende, lustige und interessante Eindrücke. DasTechnik-Museum in Berlin, das wir ebenfalls schon besucht haben,hatte in unserem Empfinden die Messlatte sehr hoch gelegt – was inBerlin geboten wird, muss erstmal einer nachmachen. Das Nemo schafftes aber problemlos. In dem riesigen, einem Walfisch nachempfundenenGebäude können Kinder und Erwachsene alles anfassen, überalldrauftippen, Kettenreaktionsvorführungen bestaunen, in einemChemielabor ganz echt mit weißem Kittel und Schutzbrilleexperimenieren („Wie funktioniert Sonnencreme“, „Wie kann manein weißes Pulver von einem anderen unterscheiden“ etc.), haushoheVersuchsaufbauten bestaunen und vieles mehr. Wer auch nur einenFunken wissenschaftliches Interesse hat – und welches Kind hat dasnicht? - ist dort hervorragend aufgehoben. Sogar auf der Toilettesitzend erfährt man noch so einiges über die Beschaffenheit von...- ach, lasst euch überraschen. Die Dachterasse des Gebäudes bieteteinen tollen Ausblick auf die Stadt, Sitzgelegenheiten undWasserspielplätze (Badesachen und Handtuch einpacken!).
Der englischen Sprache sollte manmächtig sein, denn hier gibt es keine oder nur sehr wenigeAusführungen auf deutsch. Bei den meisten Exponaten ist das keinProblem, weil es sowieso ums Ausprobieren geht, und dass man alsEltern den Kindern erklärt, was da eigentlich passiert, ist jaohnehin selbstverständlich.
Das Essen im großen Restaurant istleider sehr umweltschädlich nur in Einweggeschirr zu haben (StandSommer 2018). Das ist für ein Wissenschaftsmuseum, das auch dasThema Umweltschutz bietet, ein Armutszeugnis.
Da das Nemo fußläufig in Bahnhofsnäheliegt, bietet sich die kostenlos von außen zugängliche Terrasse alsZwischenstopp und Erholungspunkt bei Stadtrundgängen an.
Auch dieses Museum kann locker einenTag Aktivität bieten – je nach Interessenlage der Kinder. Auchhier sollte man bei Eintrittspreisen von 16 zw. 8 Euro (für Kinderab 4) dem Geld auf dem Konto nicht zwanghaft nachtrauern. Gebt esaus, es ist weg, und es ist okay. Höhepunkt für die Kinder istnatürlich die zu besichtigende Segelschiffrekonstruktion, die vordem Museum vor Anker liegt. Ein besonderes Schmankerl ist der dort ineinem Spezialraum angebotene 3D-“Rundflug“ über das historischeAmsterdam, der wirklich spektakulär gestaltet ist. Unsere Kinderhaben sich anfänglich sogar etwas davor gefürchtet, vor allem derKleinere, der sich zunächst standhaft weigerte, die klobige3D-Brille aufzusetzen. Möglicherweise war ihm das 3D-Fliegen auchunheimlich, denn man sitzt dabei auch auf beweglichen Stühlen, undes kann ja auch sein, dass der ein oder andere das Ganze nicht sosonderlich gut verträgt. Da es aber im Eintrittspreis enthalten ist,kann man es eben riskieren und zur Not abbrechen.
Auch das Schifffahrtsmuseum bieteteinige spezielle Aktivitäten für Kinder, unter anderem eininteraktives Spiel. Hier brauchen sie allerdings die Hilfe derEltern, denn das gibt es nur auf englisch. Wir sind auch mit derTechnik in dem Fall nicht so ganz klargekommen, aber vielleicht habenwir uns nur dumm angestellt. Im Großen und Ganzen sind das Museumund sein großer Shop ein absolutes Muss auf der To-Do-Liste.
Das Hausbootmuseum – einstillgelegtes Boot – ist relativ preiswert zu besichtigen, abernicht wirklich spektakulär und ein Abenteuer von bestenfalls einerhalben Stunde. Kann man mitnehmen – wir sind eher zufällig dranvorbeispaziert -, muss man aber nicht unbedingt. Wer sich brennenddafür interessiert, wie so ein Boot von innen aussehen kann, dem seies anempfohlen.
Das gigantische Freilichtmuseum in derNähe von Amsterdam (gut per Sprinter in einer knappen halben Stundezu erreichen) ist vom Konzept her vergleichbar mit „KarlsErdbeerdörfern“, wer so eins kennt. Man wird durch größtenteilskostenlose und kinderfreundliche Attraktionen angelockt, mit derSpekulation, dass man schon genügend Geld in den Restaurants undLäden liegenlässt. Zaanse Schans erfüllt alle Holland-Klischeesauf engstem Raum – Käserei, Holzschuhmacherei, Bäckerei, Tulpenund Mühlen in allen erdenklichen Formen und Farben – kurz, es istein herrlicher Spaß.
Als Erwachsener kann man sich dieNummer getrost schenken, aber mit Kindern lohnt sich der Ausflugdurchaus. In Zaanse Schans gibt es sowohl kostenlose als auchkostenpflichtige Attraktionen, die allesamt sehr hübsch undliebevoll gestaltet sind. Mit vielen Menschen, die auf die gleicheIdee eines Besuchs gekommen sind, muss man allerdings leben.
Unser Tipp: Verzichtet hier auf das recht teureMuseum (es sei denn, eure Siebenjährigen wollen unbedingt alles überdie holländische Landbesiedlung und Wirtschaftsgeschichte erfahren)und die kostenpflichtigen Attraktionen, es gibt genug Gebäude, dieman kostenfrei besuchen kann. Fahrt morgens hin (auf Öffnungszeitenachten, die variieren bei den verschiedenen Gebäuden!), spaziertdurch, schaut euch alles an, was umsonstzu kriegen ist, macht ein schönes Picknick mit mitgebrachten Sachenund haltet in den Läden euer Geld bei euch. Auf diese Weise kannZaanse Schans einer der preisgünstigsten und vergnüglichstenGanztagesausflüge in der Region überhaupt sein, und das tut dem Ferienbudget einer vierköpfigen Familie im gar nicht preiswerten Holland zur Abwechslung durchaus gut.
Einkaufstipp: Im Holzschuhmuseum kannman neben den teuren bemalten Holzschuhen auch Rohlinge aus denPräsentationen für schlappe 2 Euro kaufen. Das ist tatsächlicheinigermaßen authentisch – und sehr preiswert. Wer ein Faible fürVintage und urige Deko hat, wird damit glücklich.
In Weesp haben wir bei kanohurenholland ein Viererkanu gemietet – schon weil uns derName so gut gefiel. :-) Der Verleiher Peter ist ein cooler undentspannter Typ, der Preis für ein Viererkanu pro Tag mit 50 Europrima, und man kann sich wunderbar durch die Gegend paddeln,inklusive Badeaufenthalten. Peter fährt euch das Kanu auch gegenAufpreis von 10 Euro an einen anderen Ort, so dass ihr eineEinwegstrecke paddeln könnt. Gut erreichbar ist hierbei dasvielempfohlene Schloss in Muiden (Muiderslot), das eine großartigeRitterausstellung beinhalten soll, aber auch sehr teuer ist. Weilunsere Jungs zu dem Zeitpunkt (gegen Ende der Ferien) schon sozugepackt mit Eindrücken waren, haben sie auch auf direkte Nachfragehin gar nicht mehr explizit nach dem Schloss verlangt, also haben wiruns das Geld gespart.
Auch wenn man das Anne-Frank-Museum inAmsterdam jüngeren Kindern nicht zumuten muss – alles zu seinerZeit – kann man doch wenigstens einmal an einer der vielenGedenkstätten und Erinnerungstafeln für verschleppte Judeninnehalten. So ziemlich jede kleine Stadt besitzt so etwas, und mankommt zwangsläufig irgendwann mal dran vorbei. Unsere Kinder sinddurch ihre Ost-West-Prägung (sie sind sozusagen Wossis) und durchden Besuch Berlins und Dresdens im letzten Jahr geschichtlich soweitinformiert, dass es mal einen ziemlich beschissenen Krieg gab, derauch nahezu alles, was darauf folgte, sehr negativ beeinflusst hat. Wirhatten ihnen die Zusammenhänge um die Deportationen bisher erspart,weil man schon mit dem Dilemma des Krieges als solchem und derdeutsch-deutschen Teilung und Wiedervereinigung genug zu vermittelnhat, und weil – auch das spielt eine Rolle – es extrem schwerist, Kindern unter zehn Jahren etwas so Grausames zu erklären, wasman selber kaum begreifen kann.
Trotzdem haben wir ihnen, weil es sichgerade ergab, die Gedenktafel in Weesp gezeigt, auf denen alle ausder Stadt verschleppten Juden namentlich und mit Alter undDeportationsort aufgelistet sind. Man muss dabei auch gar nicht insDetail gehen – wenn man liest, dass eine Familie mit einemachtjährigen Kind (so alt wie das eigene!) nach Sobibor verschlepptwurde, weiß man als Erwachsener, dass sie es nicht überlebt haben –aber man kann erklären, dass Menschen, nur weil sie einer bestimmtendefinierten Gruppe angehörten, von anderen Menschen verschleppt,eingesperrt und sogar umgebracht wurden. Unsere Kinder haben daraufzurückhaltend und mit wenig Nachfragen reagiert, was in ihrem Altersehr normal, gesund und absolut okay ist. Sie haben es mal gehört,und das reicht fürs erste. Es ist aber eine Grundlage, wenn es ganzallgemein darum geht, dass sich so ein Wahnsinn nie wiederholen darfund dass kein Mensch schlechter als ein anderer ist.
Wir hatten ursprünglich vor, während der 13 Tage Aufenthalt in Amsterdam auch noch andere Städte zu besuchen. Das aber war zeitlich gar nicht möglich, weil uns die Stadt selbst und ihre Umgebung den ganzen Urlaub über sehr glücklich gemacht hat.