Foilsithe: 21.01.2020
"Lots of wilderness down there! You know what I mean?" - Das waren die Worte unseres Nachbarn Darren, als ich ihm von unseren Urlaubsplänen in den Süden erzählte. Seine besorgte Miene kostete mich nur einen Lacher. Ja, sicher, das gefährliche Australien mit all seinen giftigen Tieren und dem bösen weißen Hai! Dabei weiß man doch, dass weltweit über eine Million Menschen an Verkehrsunfällen sterben und nur zwischen 5 und 10 Menschen durch eine Haiattacke. Alle anderen Kommentare von Bekannten zu unserem Reiseziel Esperance waren durchwegs enthusiastisch: "Esperance! Those colours! You will absolutely love it!"
Unser erster Zwischenstopp war Hyden, ein Ort zwischen Wheatbelt und Outback, der für seine spezielle über 100m lange Felsformation, den Wave Rock, bekannt ist. Kraxlspaß!
Endlich Esperance, die Stadt im Süden, die uns so oft angepriesen wurde. Und ja, die Farben sind beeindruckend! Bei so vielen schönen Stränden kann einem auch schon mal die Kreativität bei der Namensgebung ausgehen: 9 Mile Beach, 10 Mile Lagoon, 11 Mile Beach - je nachdem, wie weit der Traum aus kristallklar-türkis und strahlend weiß vom Ortskern entfernt ist.
Am wohlklingenden Twilight Beach wurden wir schließlich an einem wunderschönen Surf- und Bodyboardnachmittag aus dem Wasser gewunken. Es war von einer Haiattacke die Rede, keine genaueren Angaben. Wenig später die besorgte WhatsApp-Nachricht einer Chorfreundin aus Perth, ob wir schon von dem tödlichen Haiangriff in Esperance gehört hätten. Bei einer Insel 6km vor dem Twilight Beach war es Stunden vorher zu dem tragischen Tauchunfall gekommen. Betroffenheit.
Trotzdem fahren wir am nächsten Tag in den Cape Le Grand Nationalpark, um einen Tag in der bekannten Bucht Lucky Bay zu verbringen. Dass man mit dem Auto (Allrad sei Dank) direkt am perfekt weißen Strand fahren darf, hat uns überrascht, ist er doch dafür bekannt, einer der wenigen Strände zu sein, auf dem Kängurus anzutreffen sind. Ein Auto parkt neben dem anderen, Kängurus machen es sich im Schatten der Campingzelte gemütlich und man muss schon ein paar Minuten fahren, um ein ungestörtes Plätzchen im Paradies zu ergattern. Die geschütze Bucht ist herrlich zum Surfen für die Kinder, das Wasser kristallklar - für uns eindeutig der schönste Strand Westaustraliens!
Am nächsten Tag wollen wir wieder von Esperance aus in den Cape Le Grand Nationalpark fahren, aber Buschfeuer, die dort über Nacht ausgebrochen sind, halten uns davon ab. Wir waren in Perth ja gar nicht von Buschfeuern betroffen und die verheerenden Bilder im Fernsehen waren aus Gegenden, die fast 4000km entfernt sind! Jetzt waren die Rauchsäulen sichtbar und trübten zumindst für einen Tag unseren blitzblauen Urlaubshimmel. Wilderness...
Als am nächsten Tag auch noch sämtliche Strände in Esperance wegen weiterer Sichtungen eines Great White Sharks geschlossen wurden, war es zum Glück eh schon Zeit zum Abreisen Richtung Bremer Bay, wo eine Orca-Expedition am Programm stand.
Aurel ist unser Wal-Liebhaber und hat uns zu diesem Ausflug überredet: Orcas sehen! Es hat mich einige Überzeugungskraft gekostet, eine Waltouren-Organisation dazu zu bekommen, dass Aurel auch mitkommen darf, denn Kinder unter 10 Jahren nehmen sie normalerweise nicht mit. Der Seegang ist nicht ohne und die Betreiber wollen sich einfach nicht mit speibenden Kindern herumschlagen. Ich konnte sie im E-Mail-Verkehr aber von Aurels "Saumagen" überzeugen, nachdem ich sämtliche erfolgreich absolvierte Boots- und Fährenfahrten der letzten Jahre aufgelistet hatte. Und es stimmt ja auch: Leon wird es schon bei der Autofahrt nach Allerheiligen schlecht, mir auf heftig schwankenden Booten und den anderen eigentlich nie!
Lange Rede kurzer Sinn: die Reisekrankheitsmedizin hat nicht gewirkt und als Aurel sich übergeben musste, fragte die Crew sofort, wie alt er denn sei... so schnell fährt kein 8-jähriger mehr mit zum Whale watching...
Jedenfalls war Aurel extrem begeistert, als wir die Orcas draußen im Meer fanden. Sie tauchten teilweise unter unser Boot durch und wir hatten viele Stunden Zeit, die Orca-Familie zu beobachten. Die Meeresbiologin auf unserem Boot erzählte uns, dass sie letztes Jahr erstmals weltweit dabei waren, als eine Gruppe von Orcas einen Blauwal erlegt hat. Nachdem Killerwale matriachalisch geführt werden, dürfen dann zuerst immer die Kinder und Weibchen essen, erst danach die Bullen. Angeblich haben sie dabei auch noch richtig gute Tischmanieren und geben sich gegenseitig den Vortritt beim Fressen: Du zuerst! Nein, du!
Am Heimweg noch Seelöwen, oder doch Seebären? Sind doch alles nur Robben!
Last stop: Baumhaus irgendwo im Wald zwischen Albany und Denmark! Von hier aus wollen wir die Nationalparks in der Umgebung erkunden. Aber das Baumhaus selbst ist schon ein Juwel: mit Ausblick auf die Baumkronen und Vogelgesang im Ohr könnte man stundenlang im Schaukelstuhl am Balkon sitzen...
Am Little Beach kommen wir wieder einmal mit der australischen "Wilderness" in Kontakt, diesmal in Form von Blue bottles. Unzählige angespülte Portugiesische Galeeren liegen am Strand herum und machen unseren Spaziergang zu einem Hindernislauf. Zum Glück finden wir immer wieder riesige Kletterfelsen, um die Stimmung in der Truppe zu heben!
Der Baumwipfelwanderweg im Walpole-Nornalup-Nationalpark bringt uns 40m hoch auf Augenhöhe mit riesigen Tingle- und Karribäumen.
Tingles und Karribäume gehören zur Familie der Eukalytusbäume und werden 70m hoch. Das Mikroklima hier im Südwesten Australiens sorgt dafür, dass ähnlich wie in Österreich, ca. 1000mm Regen pro Jahr fallen und solche Wälder entstehen konnten.
Am letzten Urlaubstag starteten wir im Baumhaus vormittags mit 17 Grad und kamen in Perth am Nachmittag bei kuscheligen 37 Grad an. Also nix wie an den Strand, Team Maiberg!
Blog beendet! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in der Heimat!