Oh Comedy!

Manchmal schau ich mir so zum Spaß das Wetter in Leipzig an und dann schwitze ich gleich ein bisschen weniger. Nicht, dass es hier nicht auch heiß wäre, aber eben nicht "Straßen schmilzen" heiß. Ich hoffe, ihr esst alle genügend Eis und cremt euch fleißig mit Sonnencreme ein!
Hier gibt es ja sowas wie Klimaanlagen, die super funktionieren, wenn man nicht vorhat das Haus zu verlassen, denn außerhalb ist es dadurch dann immer gleich noch wärmer und man muss noch mehr schwitzen. Deshalb war es auch ganz schön, dass ich die letzte Woche in Montréal verbracht habe. Dort war es auch ziemlich warm, aber ich bin die ganze Woche immer nur abends draußen gewesen und damit der Hitze zum Großteil entgangen. In Montréal war das "Just for laughs" oder auch nur JFL oder Hahaha. Zu diesem Festival kommen  Comedians aus aller Welt , aber die meisten aus den USA, England und Kanada. Die erste Woche des Festival hatte hauptsächlich französischsprachige Shows und Ende Juli, als ich dort war, waren alle Shows englischsprachig. 

Der Couchsurfer schrieb mir, da es ja ein sehr spontaner Urlaub ist, kann ich trotzdem bei ihm übernachten und er schmeißt mir einfach seinen Schlüssel in den offenen! Briefkasten. Ich soll nur seiner älteren Nachbarin nicht sagen, dass ich eine Couchsurferin bin, sondern eine Freundin, sonst bekommt sie Angst. 

Bad aus einer anderen Zeit :) 

Tja, da stand ich also in dieser super sauberen Wohnung in Montréal. Ich habe noch nie eine so saubere Wohnung bei einem Couchsurfer gesehen. Ich hatte also eine Art Airbnb, für das ich nicht bezahlt habe und ich durfte die Blaubeeren im Kühlschrank aufessen :) Ich bin total dankbar für das Vertrauen, bin mir trotzdem noch nicht so ganz sicher, ob ich das auch gemacht hätte. Ich habe zwar mittlerweile 30 Referenzen auf Couchsurfing, die sagen, dass ich ganz OK bin und man sich mit mir abgeben kann, aber für mich würde das glaube ich trotzdem nicht reichen.
Außerdem hat das nicht mein "Ich bin ganz allein und keiner hat mich lieb und geht mit mir zum Comedy Festival "- Problem gelöst. Ich war nicht nur nicht (mein Deutsch ist kaputt) in einem Hostel, wo meist potenzielle Kurzzeit-Freunde rumlaufen, ich hatte auch einen Couchsurfing Platz ohne Host. Die ersten beiden Tage habe ich auch mehr oder weniger alleine verbracht und nur ab und zu mit Leuten im Bus gesprochen, wenn es wirklich dringend war.
Ich hatte mir für das Comedy Festival einen Pass für 3 Shows geholt: Dylan Moran, "OH Comedy" a Canadian perspective (damit ich ein wenig kanadische Kultur mitbekomme) und "The Ethnic Show". Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand in Deutschland auf die Idee kommen würde eine Comedy Veranstaltung "die ethnische Show" zu nennen. 

Da ich dieses Ticket gekauft hatte, konnte ich mir noch beliebig viele weitere Shows aussuchen, die dann in meinem Ticket mit inbegriffen waren. Ich habe also das Festival voll ausgenutzt und 10 Shows in den 6 Tagen gesehen, die ich in Montréal war. 

Einer der schönsten Orte in Montréal ist eindeutig 'Eva b' ein Second Hand shop auf dem St. Laurent Boulevard. Der Laden ist riesig, geht über 3 Etagen und man findet hier vermutlich jede Art von Kleidungsstück, die man je in seinem Leben gebrauchen könnte. Außerdem gibt es billiges Essen und eine schöne Terasse. 

Donnerstag gab es noch ein Couchsurfing Event mit kleinem Farmer Market in einem Co-op, zu dem auch ein kleines Café, eine Galerie und jede Menge Raum gab. Leider war die Veranstaltung schlecht besucht, obwohl sie drinnen stattfand, denn draußen goss es in Bächen. Den Veranstaltern war es nicht erlaubt draußen an die Tür des Gebäudes Plakate zu hängen, weil der Farmers Market eine Konkurrenz für den Supermarkt an der nächsten Ecke war. Also habe ich mir die Flyer genommen und mich in alter FreiDenker-Tradition vor die Tür gestellt und Leute angequatscht. Hat bei 2 Leuten funktioniert und einer von beiden stand dann wieder draußen und hat dem Rest der an der Bushaltestelle begeistert von dem Farmer Market erzählt :D 

Bei der "Stand up show with Katherine Ryan" hab ich dann Kyla kennengelernt. Wir haben schnell festgestellt, dass unsere Veranstaltungskalender fast genau die gleichen sind und Pläne für die nächsten Tage gemacht. 

Wir haben uns dann am Samstag wiedergesehen zu "Political comedy in the pre-apocalyptic world", bei der 5 Comedians darüber gesprochen haben, dass man keine Show mehr mit US-Präsidenten Witzen füllen kann, da der Präsident selbst eine Witzfigur ist und keiner mit seinem Wahnsinn mithalten kann. Auch schön war, dass gleich in den ersten 10 Minuten Hitler erwähnt wurde. In der "Fragen von Publikum"- Runde konnte ich also die Frage stellen, ob die Trump Administration auf dem Weg in die Diktatur ist. Ich hab mich natürlich auch vorgestellt mit: "Hello, my name is Lea and I am from Germany. Thanks for bringing up Hitler in a political discussion in the first 10 minutes". Nobody seemed uncomfortable :D 

Nach so viel Politik zum Mittag , war ich dann mit Kyla und Freunden von ihr im Park und zusammen haben wir beim Slacklinen darüber philosophiert, ob der 'Into the wild' ein guter Film ist. 

Da im Sommer in Montréal gefühlt 20 Festivals gleichzeitig stattfinden, war ich abends noch beim Feuerwerk Festival. 

Außerdem fanden in der Zeit in der ich da war noch ein Metal-Festival, ein Holi-Festival, das Fantasia Film-Festival und vermutlich noch einige mehr, von denen ich aber nichts mitbekommen habe. Ich vermute mal, dass im Sommer jeder Ort, der einen etwas größeren Raum hat, für eine dieser Festivals genutzt wird, anders kann ich mir das :

nicht erklären.

Sonntag (29.7) war dann mein letzter Tag in Montréal und ich habe brav meine Couchsurfing/Airbnb Wohnung aufgeräumt und den Schlüssel bei der kleinen weißhaarigen Dame von nebenan abgegeben, die mich auf französisch und mit Pantomime darauf hingewiesen hab, dass ich ein Trampel bin. Anscheinend bin ich abends zu laut die Treppe hinaufgelaufen. Naja, sie hat mir trotzdem gezeigt, welche Mülltonne die richtige ist :) Nachmittags war ich noch beim Tam Tam event. Klingt doof, beschreibt es aber eben genau treffend. Jeden Sonntag treffen sich begeisterte Trommler auf dem Mont Royal und Trommeln :D 

Danach war ich bei meiner letzten Show "Netflix Special mit Ivan Decker und DeAnne Smith" und natürlich war auch Kyla wieder dort :) Bei ihr konnte ich dann auch meinen ganzen Krempel lassen, denn die Show endete gegen 9 und meine Mitfahrgelegenheit ging 23:30 Uhr. In der Zeit hätte ich es nicht zu meinem Couchsurfing Haus und zurück in die Innenstadt geschafft. Nach der Show hat Kyla mit ihre umfassende Spielesammlung gezeigt, ein "Geschichts-Kartenspiel" gespielt und wir haben unsere Begeisterung für das Musical Hamilton geteilt. Eben ein richtiger "Mädelsabend" :D 

Meine Mitfahrgelegenheit hat dann wieder all meine Erwartungen übertroffen. Der Fahrer war ein orthodoxer Jude aus Frankreich, daneben saß ein junger Mensch aus Indien und neben mir saß eine Afro-Amerikanerin. Während ich mich mit dem Fahrer über Politik unterhalten habe, hat der Inder neben ihm immer wieder versucht lustige Einschübe zu machen, die keinen Sinn ergeben haben. Es war nicht nur seine erste Mitfahrgelegenheit, sondern er war auch zum ersten Mal high. Wir haben also nach 1 Std an einer Tankstelle angehalten, damit er sich was zu Essen holen konnte. Auf der Toilette habe ich ihn dann darauf hingewiesen, dass er hier auch gehen kann, er sich aber bei den Männern drüben vielleicht wohler fühlt. Er ist panisch rausgerannt :D Beste Mitfahrgelegenheit! 

Ich habe außerdem eine neue Jahreszeiten-Einteilung für Kanada gehört: Neben Winter und Construction, gibt es auch Hockeyseason und July :)

Jetzt bin ich gerade wieder in Mississauga und warte darauf abgeholt zu werden, von 2 deutschen blondhaarigen Mädchen mit denen ich dann nach British Columbia fahre. Das wird ein Spaß oder vielleicht auch nicht :D

An dieser Stelle möchte ich noch über eine "10 Dinge..."- Liste sprechen, die ich vor ein paar Wochen gelesen habe. 10 Dinge über work and Travel in Kanada und Australien. Da standen dann so Sachen wie: Ja, es ist hart einen Job zu finden und oft ist es Farm Work und die macht keinen Spaß, aber du solltest auch nicht die ganze Zeit arbeiten, denn wir haben herausgefunden, dass das Reisen viel mehr Spaß macht...Wirklich? Krass.

Hier mal meine 10 Arten Liste:
"10 Arten die dir bei einem Work and Travel Aufenthalt in Kanada passieren"

1. Duschen: Jede neue Dusche, die du antriffst ist anders. Manchmal steht dran wo warm und Kalt ist, manchmal bist du aber auch in Québec und denkst 'c' steht für cold, aber es steht für das französische 'chaud', was 'heiß' bedeutet.
2. Du verlierst Sachen, merkst es aber immer zu spät und bist dann schon an einem anderen Ort und überlegst, ob du auch ohne die verlorene Sache zurechtkommst. Meist kaufst du dir aber ein neues Handtuch.
3. Du planst etwas und dann fragt dich jemand, ob du mit Segeln kommst. Natürlich kommst du mit segeln.
4. Du reist mit jemandem zusammen, merkst aber, du wärst lieber alleine.
5. Wenn du wandern gehst, brauchst du "Bear-Spray" in Kanada. Viele Leute verkaufen unbenutztes Bear-Spray in Facebook-Gruppen. Niemand verkauft benutztes.
6. Deine Tasche ist immer zu schwer. Wenn man mich fragt, wie ich die überhaupt tragen kann, dann denke ich mir meist: Psycholgie. Den Rucksack nie länger als 10 Minuten tragen, an die 10 Minuten kann man sich eh nicht erinnern und dann hat man beim nächsten Mal schon wieder vergessen, wie schwer der Rucksack war. Diesen Prozess wiederholen.
7. Du verliebst dich.
8. Du erfährst welche Stereotype stimmen und welche nicht.
9. Ich muss nochmal über Duschen sprechen. Mit allen Formen von Betten kann ich super umgehen und einfach schlafen, aber Duschen. Wenn es keinen Punkt gibt, zwischen heiß und kalt gibt, der eine Mischung von beidem ist, sondern nur wirklich heiß und eiskalt.
10. Du triffst Leute, die du gern hast, siehst sie aber vermutlich nie wieder und das ist ok.

Joar, das wars dann eigentlich schon :)
Bis bald!

die Lea 

*Bonusmaterial*