Foilsithe: 20.08.2018
Der Tag ist gekommen – für die Überfahrt zu unserem finalen Ziel: die Lofoten!
Ursprünglich hatten wir geplant, die Lofoten über den Landweg zu erreichen. Näher bedacht, war das in Anbetracht der Rückreise etwas ungünstig gedacht, da wir den gesamten Weg vom Westende bis zum Ostende am Ende noch einmal zurücklegen müssten. Somit nehmen wir die Autofähre von Bodø nach Moskenes, ein kleiner Ort auf der westlichsten Insel Moskenesøy des Archipels.
Da die Fähre erst um 16:00 den Hafen verlässt, haben wir noch etwas Gelegenheit, die Zeit bis dahin sinnvoll zu nutzen. Gestern haben wir den einströmenden Saltstraumen gesehen, heute lassen wir es uns nicht nehmen, auch den Rückstrom ins Meer zu erleben. Dieses Mal nicht auf der Brücke, sondern unter ihr. Aus dieser Perspektive ist man überrascht, dass die Strömung sowas wie einen Berg auf dem Wasser formt. Der innere Bereich des Stroms ist erhaben über die Bereiche mit weniger Strömung, am Übergang entstehen die starken Strudel. Ab und zu passieren Fischschwärme, man sieht dann immer wieder welche von ihnen aus dem Wasser springen. Das ein oder andere wird dabei vermutlich im Schnabel einer Möwe enden.
Nach dem zweiten Mal Saltstraumen geht es weiter nach Bodø. Die Stadt wurde 1816 gegründet, um eine Handelsstadt für die nordischen Fischer als Gegengewicht zu Bergen zu entwickeln und den Einfluss der Dänen, unter dessen Herrschaft Norwegen zu dieser Zeit Stand, zu vermindern. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt im Zuge der deutschen Invasion (Operation „Weserübung“) bei Luftangriffen nahezu vollständig zerstört. Somit ist leider keines der historischen Gebäude im Kerngebiet erhalten geblieben. Bodø wurde danach wieder vollständig aufgebaut und besitzt heute ein vollständig anderes, moderneres und in den Augen Vieler sterileres Stadtbild.
Viel Zeit haben wir nicht, wir entscheiden uns für einen Besuch des Nordlandmuseums, in dem die Stadtgeschichte nähergebracht wird. Anschließend schauen wir noch auf den Stadtfriedhof, der direkt am Flugplatz liegt, in der Hoffnung, ein paar der Kampfflugzeuge zu sehen, deren geräuschvolle Starts wir schon die ganze Zeit über vernehmen konnten – vergeblich.
Danach ist auch schon die Zeit für das Boarding gekommen. Die Fähre ist deutlich kleiner als das Schiff unserer Überfahrt nach Bergen, und entsprechend bekommen wir den heute etwas stärkeren Seegang zu spüren. Teilweise rollt das Schiff so sehr um seine Längsachse, dass mir ganz elend zumute ist.
Nach nicht ganz vier Stunden Fahrt erreichen wir die Lofoten. Der erste Eindruck bei der Vorbeifahrt an den westlichsten Ausläufern der Inselgruppe ist gigantisch, dunkle, tiefhängende Wolken über gezackten, hoch aufragenden Bergkämmen. Die Sonne ist nur schemenhaft dahinter erkennbar und lässt ab und an goldene Strahlen wie Spots durch kleine Risse in der Wolkendecke scheinen. Ein wenig fühle ich mich wie ein Entdecker, der auf unbekanntes Land trifft.
Der Campingplatz für heute Abend liegt gleich neben dem Hafen, wie praktisch. Er ist umgeben von Steilküste, also direkt am Meer und bietet eine unglaubliche Aussicht. Dafür bläst der Wind so stark, dass ich in der Nacht einige Male aufwache und mich sorge, dass es uns das Faltdach verzieht.