Foilsithe: 15.08.2018
Heute steht ein Besuch im „Namsskogan Family Park“ an. Dies ist eine Art Zoo, in dem Wildtiere Skandinaviens zu sehen sind, mit ein paar Aktivitäten für Kinder am Rande. Im Grunde bin ich kein Fan davon, Wildtiere in viel zu kleinen Käfigen oder Gehegen eingesperrt zu sehen. Für uns ist es aber vermutlich die einzige Gelegenheit, Tiere wie den Elch zu Gesicht zu bekommen.
Die eingezäunten Areale für die einzelnen Tierarten sind immerhin recht großzügig gehalten, was ihre Fläche angeht, zudem befinden sie sich quasi in ihrem natürlichen Habitat. Allerdings von Zäunen begrenzt. Ein zwiespältiges Gefühl bleibt.
Auf dem Weg dahin kommen wir dann aber doch völlig unerwartet zur Ehre, einen Elch in freier Wildbahn zu sehen. Etwa 10 Meter von der Straße entfernt steht eine Elchkuh im niederen Gehölz und kaut vor sich hin. Ich hätte sie übersehen, glücklicherweise hat die Fahrerin sie gerade noch erspäht. Eigentlich ein Unding, aber bei dem dünnen Verkehr im Norden möglich – wir halten prompt an der E6 an und ich versuche, ein Foto zu erheischen. Leider sehe ich nur noch die Hinterläufe im Wald verschwinden. Wir haben sie anscheinend verschreckt.
Gleich am Anfang des Parks gibt es eine Art Streichelzoo, mit „Haustieren“ wie Ziegen, Hühnern, zwei Hängebauchschweinen und Kaninchen. Wir nehmen an zwei Führungen teil, die im Füttern der fleischfressenden Tiere bestehen. Los geht es mit den Fischottern, danach die Füchse und Dachse. Bei der zweiten Führung kommen die Vielfraße, Schneefüchse, Wölfe, Luchse und Bären dran. Außer den Wölfen und Bären scheinen sich alle Tiere an die Gegenwart des Menschen gewöhnt zu haben, denn die Tierpflegerin steht während der Fütterung im Gehege, während die gefütterten Tiere ihr teilweise sehr nahekommen. Bei den Wölfen und Bären wird das Gehege nicht betreten, insbesondere bei Letzteren wäre vermutlich das Risiko zu hoch. Den Wölfen hingegen ist deutlich anzusehen, dass das Fressen in der Gegenwart von Menschen für sie eine absolute Stresssituation ist. Es dauert eine ganze Weile, bis sich der erste Wolf zwischen den Bäumen zeigt, nachdem die ersten Fleischstücke im Gelände verteilt wurden. Er pirscht misstrauisch und angespannt vor, um die Situation zu erkunden. Kurz darauf ziehen die anderen Rudelmitglieder nach, aber die Nervosität bleibt. Man sieht deutlich, wie die Beinmuskulatur vor Nervosität und/oder Ängstlichkeit zittert. Soviel zur Gefährlichkeit des Wolfes für Menschen. Wenn er kann, zieht er es vor, ihm aus dem Weg zu gehen.
Natürlich sehen wir auch Elche, wie wir gehofft haben. Das große Gehege beherbergt zwei männliche Exemplare, ein weibliches und ein Junges. Die beiden Bullen liegen die meiste Zeit über im Schatten zweier Bäume und kauen lässig auf Blättern herum, während eine freche Elster im Geweih des einen hockt und sich auch nicht von halbherzigen Versuchen, sie zu verscheuchen, beeindrucken lässt. Im Zurückgehen steht dann einer der Bullen direkt am Zaun und verlustiert sich an den Blättern von offenbar frisch in das Gehege geworfenen Ästen. Sehr beeindruckend, vor einem solch großen und anmutigen Tier zu stehen. Für die Elchkuh und ihr Junges ist ebenso Mahlzeit angesagt, sie stehen direkt am Zaun vor einem Futtertrog und fressen Trockenfutter. Aus der Nähe betrachtend, wundere ich mich über die für ein Tier dieser Größe doch so grazilen Beine.
Nach dem Besuch des Parks machen wir einen Schlenker nach Westen, genauer gesagt zur Stadt Brønnøysund. In der Nähe gibt es den Berg Torghatten, der direkt am Meer liegt und wegen seines markanten Lochs in der Mitte berühmt ist. Die Fahrt dorthin ist zwar holprig und kurvenreich, aber landschaftlich wieder einmal absolut atemberaubend. Anfangs geht es durch Gebirgslandschaft und einen sehr langen Tunnel, dann folgt ein längeres Stück an einem Fjordausläufer entlang, dessen glatte Granitwände hoch aufragen. Danach kommt ein kurvenreiches Stück an einer zerklüfteten Küste. Geschlaucht von der aussichtsreichen, aber anstrengenden Fahrt kommen wir am Torghatten-Campingplatz an, der sich direkt am Fuß des Berges befindet. Für eine Wanderung ist es heute schon zu spät, aber morgen ist auch noch ein Tag.